Archiv: 2014 Mekong

19. Tag: Mittwoch der 2. April 2014

Mittwoch, den 2. April 2014

Durchs wilde Kambodscha

105 km von Phnom Penh nach Champong Chhnang, auf Haupt und Nebenstraße, viele schöne Dörfer am Tonle Sap River, leicht bedeckt bei „nur“ 35 Grad

Endlich wieder raus aus dem Glutofen Phnom Penh, doch das ist mit reichlich Gewühl verbunden. gegen 6 Uhr ist es noch ruhig auf den Straßen der Stadt, nur auf der Ausfallstraße wird der Verkehr immer dichter und an einem Markt erleben wir dann den ersten richtigen Stau. Fast zwei Kilometer läuft eigentlich nicht mehr viel, nur mit Moped und Fahrrad kann man sich noch durchschlängeln.

Ein wenig später nutzen wir die Gelegenheit, von der Hauptstraße abzubiegen. Der als Nebenstraße auf der Karte ausgezeichnete Feldweg lässt sich aber sehr gut fahren, nur an manchen Stellen, an denen der Weg ein wenig tiefer liegt und deshalb während der Regenzeit überflutet wird, holpert es ein wenig. Es geht immer an einem Arm des Tonle  Sap River entlang und wir haben einen schönen Blick auf das Flussleben. Am Ufer stehen all Häuser auf Stelzen und man kann sich ungefähr ausrechnen, wie hoch das Wasser in der Regenzeit steht und das ist eine ganze Menge mehr. Nicht umsonst haben viele Familien ihr Boot unter dem Haus geparkt.

Durch die Dörfer geht es von Schule zu Schule und von einem kleinen Tempel zum nächsten, zwei oder drei Dörfer sind wieder moslemisch. Auf den Feldern wird Reis geerntet und dann am Ufer getrocknet und dann gleich auf Boote verladen. Verkehr gibt es auf dem kleinen Weg praktisch keinen, nur ein Händler für Töpfe ist unterwegs, in einem Käfig führt er auch einen Hund mit. Er macht mir per Zeichen klar, dass der Hund zum Essen ist, wahrscheinlich gibt es den beim Kauf von drei Töpfen gratis dazu; arme kleine Töle!

Unsre Fahrt hier auf dieser kleinen Straße ist ein Kambodscha, da wohl nur wenige Touristen zu sehen bekommen, schade, dass wir nicht mehr solcher Streckenabschnitte befahren können. Der weg folgt nämlich  nicht unsrer Richtung, sondern geht immer parallel zum Fluss. Irgendwann machen wir dann wieder den Durchstich in Richtung Hauptstraße. Dabei geht es noch einmal durch einen großen See mit blühendem Lotus und vielen anderen kleinen Dörfern.

Schon gegen 14 Uhr erreichen wir dann nach flotter Fahrt Kampong Chhnang, machen eine kleine Sieesta und sehen uns den Ort an. Auch hier geht es touristenfrei und authentisch zu. In einer Nebenstraße sind alle Haushalte damit beschäftigt Paprikaschoten zu trocken und in der nächsten Straße wird nur Fisch geschnitten. Über eine wackelig Holzbrücke erreichen wir nach einige Umwegen wieder das Zentrum. Auf dem Markt gibt es einen schönen Stand mit Fruchtshakes und man hat einen Blick auf den „Hafen“. Der ist eigentlich ein schwimmendes Dorf und es geht recht rege zu. fast eine Stunde kann man hier verbringen und dem emsigen Treiben zusehen.

Unser Abendessen nehmen wir mit einer Profifußballmannschaft aus Phnom Penh ein, die Jungs waren hier zu einem Freundschaftsspiel und werden von einem Schweizer trainiert.

18. Tag: Dienstag, der 1. April 2014

Dienstag, den 1. April 2014

Sozialistischer Buddhismus

Spaziergang und Besichtigung des Königspalastes, der Silberpagode und des Nationalmuseums, mehr als sonnig und über 40 Grad

Heute nun also der zweite Anlauf auf den Königspalast und er hat wirklich geöffnet, leider werden gerade doch beträchtliche Teile renoviert und einige Teile sind für Besucher gesperrt. Trotzdem macht die Anlage einen guten Eindruck, auch wenn man eher weniger Lust verspürt, bei 40 Grad im sonnigen Park umherzuspazieren. Im Vergleich zum Palast in Bangkok ist alles weiter und luftiger, lediglich große Herden chinesischer Gruppentouristen sind an beiden Orten zu finden.

Natürlich drängt sich immer wieder der Gedanke auf, wie denn ein sozialistischer Staat zu einem König kommen kann, aber das ist eher mit den kambodschanischen Eigenheiten zu erklären. Schon seit Angkhors Zeiten wird der König als Gottkönig verehrt und als Reinkarnation eines Boddhisattva verehrt und hat deshalb gerade bei der Landbevölkerung großen Einfluss.  In der wechselhaften jüngeren Geschichte des Landes spielte der Vater des heutigen Königs eine große Rolle durch kluges Paktieren mit allen möglichen und unmöglichen Seiten das Land zusammen zu halten und vielleicht ist es deshalb zu erklären, dass sich der Status bis heute erhalten konnte. Der heutige König ist eher künstlerisch ambitioniert als politisch, eine Verehrung, wie sie in Thailand stattfindet kann man hier nicht wahrnehmen.

Die Silberpagode bekam ihren Namen von den silbernen Fliesen in der Pagode, von denen bekommt man aber nichts mit. Interessant ist trotzdem jedoch die Sammlung schöner und wertvoller Buddhas in dem Gebäude, sowie die Schmuckgegenstände in den Vitrinen.

Nach dem Königspalast gehen wir dann rüber zum Nationalmuseum. hier ist wirklich eine beeindruckende Sammlung von hinduistischen und buddhistischen Skulpturen zu bewundern, leider darf man aber keine Fotos machen.

Inzwischen kann man sich in dem Backofen Phnom Penh kaum noch bewegen, deshalb suchen wir uns ein kleines Restaurant und probieren ein traditionelles Fischgericht mit Limettenblättern und Ingwer, das in Bananenschalen zubereitet wird, vorzüglich und lecker.

Den Nachmittag kann man dann nur im Hotel verbringen, natürlich mit einem kleinen Schläfchen, es ist schon unglaublich, wie viel Schlaf man bei den Temperaturen hier braucht. Am Nachmittag bummeln wir dann noch einmal durch ein paar Gassen und schlendern über den Markt und freuen uns morgen wieder auf den Rädern zu sitzen. Auch wenn es weiter so heiß bleibt, ist das immer noch angenehmer als hier in der Stadt zu schwitzen.

17. Tag: Montag, der 31. März 2014

Dienstag, den 1. April 2014

Im Backofen

Stadtspaziergang und missglückter Versuch der Besichtigung des Königspalastes, bei Sonne und 41 Grad

Schon um 8 Uhr morgens ist es recht heiß, als wir unseren Spaziergang beginnen. Wird man in Saigon von den Straßenhändlern verfolgt, sind es hier die Tuktuk Fahrer, die an jeder Straßenecke lauern und ihre Dienste aufschwatzen wollen. Vor dem Kaiserpalast wartet dann fast ein ganzes Bataillon der Fahrer auf potentielle Kunden, denn wie wir erfahren müssen, hat der Palst heute zu und die Fahrer sehen ihre Chance, die Touris auf andere Ecken und Enden der Stadt zu verteilen.

Wegen einer „Party“ ist der Palst heute geschlossen, ebenso wie das Nationalmuseum, auf den Killing Fields waren wir gestern schon und auf weitere Schreckenslager haben wir keine Lust. Also sehen wir uns die wichtigsten Tempel in der Stadt an und schlendern zum Wat Phnom auf einem kleinen Hügel. Viel Ruhe hat man in dem Tempel nicht, denn er wird von Touristen gut besucht.

Also bleibt uns nicht viel zu tun übrig, als ein wenig in der Stadt herum zu schlendern. gegen Mittag zeigt dann das Thermometer mehr als 40 Grad, einfach zu heiß, um noch irgendetwas zu tun, erst am Abend trauen wir uns dann noch einmal raus und trinken in einer der zahlreichen Bars ein Bierchen.

15. Tag: Samstag, der 29. März 2014

Samstag, den 29. März 2014

Die Wiege der kambodschanischen Zivilisation

Tagesausflug nach Angkor Borei, Besichtigung eines Tempels, eines Museums und abendlich Rundfahrt, 16 km, sonnig bei 36 Grad

Nach dem Frühstück geht es sofort auf die kleinen Boote, der Motor brüllt und die Fahrt ist rasend schnell. 50 km/h bringt der Khan locker und das Boot fliegt über den breiten Kanal. Links und rechts liegen unendlich weite Reisfelder, ab und an ein Bauer auf dem Feld. Nach der Hälfte der Strecke geht es dann etwas langsamer, denn der Kanal wird schmaler und wir müssen durch dutzende Entenfarmen.

In einem kleinen Dorf steigen wir aus und klettern zu einem Tempel auf einem Hügel. „Aha“-da liegt nun ein einziger Tempel, der nicht einmal besonders schön oder groß ist. Wir wissen, dass er mehr als 1000 Jahre auf dem Buckel hat und das war es dann auch. Wir tampern noch ein wenig durch das winzige Dorf am Fuß des Hügels und dann geht es mit dem Boot noch einmal 10 Minuten nach Angkor Borei.

Hier wartet dann die nächste Attraktion, das „Museum“. Ein einziges kleines Häuschen zeigt ein paar Fundstücke aus der Umgebung, es sind ein paar schöne alte Stücke dabei, aber es mangelt auch an Erklärungen. Schön ist lediglich der Garten davor mit Mangobäumen und viel Schatten. Die Gegend hier gilt als der Ursprung der kambodschanischen Zivilisation, übrig geblieben ist nicht sehr viel.

Auch hier laufen wir noch ein wenig in dem mickrigen Städtchen herum und sausen dann mit dem Boot wieder zurück nach Takeo. Inzwischen ist es richtig schön heiß, also setzen wir uns in ein Lokal am Fluss und bestellen uns eine schöne Fisch und Gemüsemahlzeit.

Interessanter wird unser kleiner Radausflug am Nachmittag rund um Takeo, zuerst steuern wir einen kleinen Tempel an, der noch nicht ganz fertig ist. dann trinken wir an einem kleinen Stand einen Kaffee und genießen die Atmosphäre, denn das halbe Dorf hat sich um den Fernseher versammelt und sieht einen Film.

Etwas weiter gehen alle ihrem Feierabend entgegen. Ein paar Leute hocken um einen Tuch und einen Würfelspieler und verzocken kleine Geldscheine. Auf der anderen Seite wird Reis gedroschen noch wie vor 100 Jahren oder sogar wie vor 1000 Jahren, indem einfach die Garben gegen ein Brett geschlagen werden. Und wenn da nicht die Stromleitungen wären, die in jedes der kleinen Häuser auf Stelzen führt und die Wellblechdächer, dann könnte man sich auch noch fühlen wie vor Urzeiten. Die Kids winken uns überall fröhlich zu und wir sind überall eine willkommene Abwechslung. Auf Reichtum stößt man nicht hier auf dem Land, aber man sieht auch niemanden in Lumpen herumlaufen oder im (leider immer allgegenwärtig werdenden) Müll herumstöbern, unglücklich erscheinen uns die Menschenhier nicht, auch wenn sie nur mit dem nötigsten auskommen. Auch an dicken Menschen fehlt es hier signifikant, aber niemand scheint Hunger zu leiden. Hier zwischen den Reisfeldern fühlt man wirklich das Wesen der kambodschanischen Zivilisation und das ist der Reis und die indischen Kühe, da braucht es keine Tempelbauten längst untergegangener Reiche.

Auf dem Rückweg geht die Sonne grandios zwischen Palmen unter und der kleine Ausflug hat den tag gerettet.  Auf dem Rückweg finden wir einen schönen Grillstand in der Stadt und erlauben uns ein paar nette Snacks dort.

14. Tag: Freitag, der 28. März 2014

Freitag, den 28. März 2014

Übers Land

89 Kilometer von Kampot nach Takeo, wie immer schön flach und ruhige Straße, Rückenwind bei Sonne und 37 Grad, schönes Hotel und Stadtspaziergang

Beschaulicher, viel beschaulicher geht es hier in Kambodscha zu, als zum Beispiel in Vietnam. Aber den Menschen bleibt bei den Temperaturen wohl auch gar nichts weiter übrig. Außerdem ist Trockenzeit und die meisten Reisfelder sind abgeerntet, so dass man wohl am besten irgendwo im schatten abwartet, dass die heiße Jahreszeit vorübergeht.

Etwas Bewegung kommt dann in die Leute, wenn zwei ausländische Radler vorbeifahren, alle lächeln und die Kinder rufen uns ein freundliches „Hello“ zu.

Hier im Süden gibt es noch eine größer Minderheit, die Cham, welche Moslems sind, einige Dörfer haben nur ein Moschee und keinen Tempel und die Frauen laufen mit Kopftüchern herum, Konflikte mit den Buddhisten scheint es nicht zu geben, zumindest nicht nach einer kurzen Such im Internet.

Auf halbem Weg kommen wir an einem Fahrradladen vorbei, unter einem Vordach liegen hunderte von Gebrauchträdern auf Stapel, ein Mechaniker schraubt Pedale dran und zwei andere putzen die Räder mit der Zahnbürste. Aus Japan kommen die Gebrauchträder und werden in großen Containern angeliefert, hier hergerichtet und für 30 USD verklingelt.

Schon gegen Mittag rollen wir in Takeo ein, das Hotel überrascht in jeder Hinsicht, es ist neu, sauber und toll eingerichtet und fürs Zimmer mit Frühstück legt man 18 Dollar hin. Die Mittagshitze lässt sich unter der Klimaanlage auch gut überbrücken und gegen 16 Uhr ziehen wir dann los und sehen uns die Stadt an. Die ist nicht sehr groß, aber trotzdem die Provinzhauptstadt, deshalb finden sich ein Gericht der ersten Instanz, gegenüber gleich ein Gefängnis und dutzende „internationaler“ Schulen. Zumindest kann man hier an jeder Straßenecke in mitunter recht schicken und neuen Gebäuden Englisch lernen und Business studieren.

Ansonsten gibt die Stadt nicht so viel her, nach 30 Minuten hat man das Zentrum umrundet, dann kann man noch durch den Tempel streifen und über den Markt schlendern. Johann übt sich im Pflücken von Kokosnüssen mittels einer sehr langen Stange mit Haken, ganz schön kniffelig, aber nach knapp 5 Minuten fummeln fällt die Nuss runter.

Am Flussufer steht eine Skulptur, ein Mann füllt einen kleinen Jungen mit Alkohol ab, und der kleine Junge ist auch noch nackt. Da denkt man doch an ein paar nette Skandale in den deutschen Zeitungen. Hier schert sich keiner drum, hinter der Figurengruppe stehen ein paar Frauen mit ein paar in Bambusrohren vergorenen Getränken und im Schatten eines Baumes werden die von den Lokals auch gut konsumiert. Von nackten Jungs keine Spur. Wir probieren einen winzigen Schluck des Getränks, wohl eine Art Reiswein oder Palmwein, schmeckt aber recht süß nach Kopfschmerzen und Magenbeschwerden, deshalb lassen wir die Finger davon. So endet dann der Rundgang doch wieder bei einem kalten Bier und dem Abendessen.