19. Tag: Samstag, der 22. Juni 2013

30. Juli 2013

I’m from Vegetaria!

90 Kilometer vom Vanj-Abzweig nach Rushan, 1070 hm hoch und 669 runter, Sonne, Staub und Piste bei 33 Grad

Ordentlich gerädert sind wir dann um 4.30 schon wieder auf den Beinen. Der Chef der Teestube scheint gar nicht geschlafen zu haben und tigert um den ehemaligen Swimmingpool in der Mitte der Anlage und fotografiert die dort in der dunklen Brühe inzwischen wohnhaften Fischlein. Eigentlich hatten wir das Frühstück auf 5 Uhr geordert, doch es passiert gar nix, bei Nachfrage weckt der Chef dann 10 Minuten später den Koch. Wir haben aber die Nase voll und steigen ohne Frühstück auf die Räder und strampeln den ersten Berg nach oben.

Nach 11 Kilometern kommt dann ein recht schöner Ort mit einer Teestube, hier kommen wir dann zu Rührei, Kaffee und Brot und ich noch zu ein paar gebratenen Würstchen. Die Teestube ist wesentlich gemütlicher als unser Absteige und das Zelt hätten wir hier auch gut aufbauen können. Schade, schade, aber vorgemerkt für die nächste Tour.

Bis Mittag geht es weiter hügelig auf der Staubpiste voran, zu sehen gibt es auch nicht viel in dem trockenen Tal, schöne Aussichten sind rar. Dafür treffen wir erstmals auf eine Radlerin, Tamara aus der Schweiz kommt uns entgegen und wir tauschen ein paar Informationen zur Strecke aus. Eigentlich sind wir überrascht, nur so wenig Radfahrer zu treffen, nachdem im Hotel in Duschanbe ein halbes Dutzend Räder herumstanden und alle über den Pamir wollten.

In der schönsten Mittagshitze knackt es dann in meinem Hinterrad und ein Speiche ist gebrochen. Die Reparatur geht recht zügig, da ich den Block nicht runter holen muss, ärgert mich aber doch. Seit dem ich wegen eines beknackten Brandenburger Autofahrers meine hintere Felge wechseln musste, gibt es ab und zu Probleme. In Thailand hatte ich innerhalb von zwei Tagen fünf Speichen zu wechseln, dann war wieder Ruhe im Hinterrad. Aber wenn man zum Händler geht und sagt, sorry, aber das Rad ist nicht richtig eingespeicht und damit schon 30 km gefahren ist, hält der einen für verrückt, trotzdem ist etwas mit der Felge nicht in Ordnung!

 Erst vor Rushon, als sich der Fluss, durch ein natürliches Hindernis anstaut und zum See wird, gibt es auch weniger Hügel und die Straße wird ein wenig besser, inzwischen überwiegen die asphaltierten Straßenanteile fast. Dafür pfeift uns dann der Wind ein wenig entgegen. Vor Rushon wird das Tal dann weiter und überall gibt es Felder und Felder und es wird wieder Grün.

Am späten Nachmittag sind viele Kinder unterwegs, entweder um das Vieh von der Weide nach Hause  zu treiben oder sich zum Fußball zu treffen. Wir haben ein paar nette Begegnungen am Rande des Fußballplatzes.

Einen schönen Zeltplatz können wir nicht finde, dafür gibt es aber einen netten Homestay, der Opa der Familie spricht leidlich Englisch, die Tochter , die selbst schon zwei Kinder hat, dagegen richtig gut. Lediglich als Doro vor dem Abendessen noch einmal Bescheid sagt, kommt es zu einem schönen Dialog: „I’m  Vegetarien.“ versucht Doro zu erklären und Opa schaut sie nachdenklich an und erwidert: „Sorry, I don’t know this country.“ Natürlich ließ sich das Problem noch klären und wir bekamen unsere Nudeln mit einer fleischfreien Soße, aber auch Opa beschäftigte sich noch einmal mit dem Problem und kommt mit dem Wörterbuch vorbei. Auch wenn dann der Begriff geklärt werden konnte, so ist es für einen Tadschiken wohl unvorstellbar, dass es Leute gibt, die kein Fleisch essen wollen: „Nur Gemüse, ein bisschen wie eine Kuh.“ Auch wenn das Essen lecker und fleischfrei war, grummelt es ordentlich in meinem Bauch und ich kann nicht so gut schlafen, wie ich eigentlich müde bin.

18. Tag: Freitag, der 21. Juni 2013

30. Juli 2013

An der afghanischen Grenze entlang

91 Kilometer von Khalaikum zum Vanj-Abzweig, 1200 hm hoch und 900 hm wieder runter, Sonne bei 35 Grad, schlechte Piste und recht öde Strecke

Mit dem Frühstück um fünf Uhr hat es beim Homestay nicht geklappt, aber wir sind trotzdem nicht zu spät wieder auf der Straße. Um 6 Uhr verlassen wir das kleine Städtchen Khalaikum und freuen uns noch ein paar Kilometer über den recht ordentlichen Asphalt, doch lange währt die Freude nicht, es gibt immer wieder richtig schlechte Abschnitte.

Unten im Tal rauscht jetzt der Pani-Fluss entlang, dessen reißende Flut dunkelbraun das Tal herunter rauscht. Vermutlich ist das Wasser aber nicht schmutzig, sondern lediglich von Sedimenten gesättigt. Auf der anderen Seite des Flusses befindet sich Afghanistan. Vor 20 Jahren gab es da nur einen schmalen Trampelpfad und man sah nur Leute zu Fuß und ab und zu auf Eseln. Heute wird in Afghanistan Moped gefahren und der schmale Weg hat sich schon fast auf einen Meter Breite gemausert und scheint fast besser ausgebaut zu sein, als unsere Straße hier. Ab und zu sieht man dann auf der anderen Seite einen Bagger stehen, der den Weg frei hält. Damals, vor 20 Jahren, hatte jeder Afghane ein Gewehr auf dem Rücken, davon ist heute nichts mehr zu sehen. Ebenfalls hatte ich vor allem armselige Steinhütten in Erinnerung, dafür stehen jetzt auf der anderen Seite eher schicke und relativ neue Gebäude, ordentlich mit Fenstern und die Gärten und Felder scheine auch besser gepflegt, als hier auf der tadschikischen Seite.

Doch irgendwann gibt es auf beiden Seiten des Tales kaum mehr etwas Grün. Das Tal ist tief eingeschnitten und trocken und auf der afghanischen Seite gibt es den vielleicht einen Meter breiten Weg und hier die schlechte Straße. Am Fluss entlang zu fahren kann manchmal ein Vergnügen sein, ist es hier aber nicht, denn die Piste hügelt ordentlich vor sich hin. immer wieder geht es kurze bissige Anstiege 50 Meter nach oben und danach gleich wieder runter und das pausenlos und den ganzen Tag. So sammeln wir heute 1200 Höhemeter zusammen, aber unsere abendliche Übernachtung liegt nur 300 Meter höher als Khalaikum. dazu ist es dann auch wieder echt heiß und das Thermometer steigt wieder einmal auf 35 Grad. Zuviel Verkehr gibt es nicht, aber die LKW, die sich dann doch hier durch quälen, stauben uns ordentlich ein. Mitten im Staub bricht dann bei mir wieder einmal eine Speiche. Die Reparatur geht zwar recht schnell, nervt aber in der Mittagshitze, zumal es weit und breit keine Teestube gibt.

So warten wir die größte Hitze im Schatten eines großen Baumes ab, wenigstens gibt es Getränke in einem kleinen Laden, die wir im Bach kühlen können. der Nachmittag ist dann auch nicht viel vergnüglicher und als wir endlich den Abzweig zum Vanj-Tal erreichen kommt auch noch sandige Piste dazu. Am Checkpoint gibt es keine Probleme und wir bleiben dann gleich an der nächsten Teestube. Leider ist das Angebot magerer als erwartet, die Zimmer stickig, es gibt keine Möglichkeit zu Duschen oder sich vernünftig zu waschen und zu guter Letzt kommen dann am späten Abend noch jede Menge LKW, die Fahrer machen ordentlich Krach und kaum sind diese dann eingeschlafen, starten die LKW, die schon eher eingetroffen waren wieder, so dass diese Nacht hier keine Erholung war. Aber in der trockenen Landschaft herum hatte es während der letzten 20 Kilometer auch keine vernünftigen Zeltplatz gegeben.

17. Tag: Donnerstag, der 20 Juni 2013

29. Juli 2013

Der erste Pass im Sonnenschein

59 Kilometer von Qual-I Hussein über den Saghirdasht-Pass (3252m) nach Khalailkum, 1600 Höhenmeter nach oben und 1800 Meter wieder runter, mäßige Piste und tolle Aussichten bei Sonne bis 28 Grad

Am heutigen Morgen gibt es eine Premiere, ich muss mir erstmals eine dünne Jacke anziehen, es ist etwas kühler als wir es bisher kennen. Gegen 6 Uhr sitzen wir auf dem Rad und tauchen in die enge Schlucht ein. Das Wasser kommt hier wild und reißend ins Tal. Unter einer Brücke liegt ein demoliertes Panzerfahrzeug und rostet vor sich hin, auch noch ein Überbleibsel der Auseinandersetzungen, so wie das teil aussieht, vom letzten Jahr.

Die Piste in der engen Schlucht war steil und steinig, dann öffnet sich das Tal, unten liegt noch einmal ein kleines Dorf und unser Weg geht grüne Berghänge hinauf. Die Piste ist jetzt nicht mehr ganz so steil und recht ordentlich zu fahren. Inzwischen ist es ein toller Morgen geworden. Die Sonne hat sich über die Berge geschoben und mit jedem Höhenmeter wird die Aussicht besser. In der Ferne schein der gesamte Pamir vor uns zu liegen, rundeherum nur Bergketten Schnee bedeckten Gipfeln. man kommt sich vor wie Alice im Wunderland. das sind genau die Strecken, für die man solch eine anstrengende Tour macht.

Unterwegs gibt es noch einmal eine Teestube. Auf ein frisches Brot, grünen Tee und eine doppelte Portion Rührei, lässt es sich gleich viel besser nach oben strampeln und wir sind schon auf 2500 Metern. In weiten Kurven führt der Weg weiter in den Himmel. Menschen und Fahrzeuge treffen wir kaum, aber überall sind Kühe auf der Weide, selbst dort, wo noch Schnee liegt. Nur einmal tauchen zwei Hirtenjunge aus und wir beäugen uns neugierig.

Gegen 13 Uhr haben wir es dann geschafft, die letzten 50 Höhenmeter und wir stehen auf dem 3252,8 Meter hohen Saghirdascht-Pass. Oben gibt es ein paar Ruinen von Gebäuden, eine ehemalige Kaserne, kaum zu glauben, dass ich hier vor 20 Jahren bei einem Offizier schon einmal zu Gast war. Damals haben wir dann hier auch in einem der Gebäude übernachten dürfen. Heute ist alles verfallen und es sieht ein wenig wie in einem apokalyptischen Film aus.

Die Aussicht ist unglaublich. Das Pamir Panorama zieht sich wirklich über den ganzen Horizont und ich verrate es hier schon einmal im Voraus, dass dies hier der schönste Pass im gesamten Pamir ist!

Wir lassen uns oben Zeit. Es ist mit 28 Grad angenehm warm hier oben, wir genießen die Aussicht und eine große Portion Waffeln. dann wird es langsam Zeit für die Abfahrt. Hier erwarten wir straßentechnisch keine Wunder und bekommen auch keine. Die Piste ist wieder rau und steinig und von der anderen Seite wohl noch schwieriger zu fahren. nach einem kleinen Plateau geht es dann in einem engen Tal hinunter. Die Seite hier ist ganz anderes geartet. Obwohl unten im Tal der Fluss rauscht ist es wesentlich trockener und unterwegs gibt es nur eine Quelle. Wir holpern die Abfahrt hinunter, bis auf ein paar Hirtenzelte treffen wir wieder nicht auf Menschen. Erst als wir ganz weit unten im Tal sind taucht eine Brücke auf und ein Militärposten. Hier werden wieder die Pässe geprüft und die Daten in ein Buch eingetragen. Der Posten fragt dann nach einer „Gebühr für die Registration“, ich sage, dass sei kein Problem, ich bräuchte nur eine Quittung. „Was für eine Quittung?“ fragt mich der Posten entgeistert. „Tja, antworte ich, ohne Quittung keine Gebühr!“ Der Posten verdreht die Augen, reicht die Pässe zurück und verscheucht uns mit einer müden Handbewegung. Das lassen wir uns nicht zwei Mal sagen und rollen weiter bergab. Das ist dann bis Khalaikum ein Genuss, denn es gibt ab und zu mal wieder ein vernünftiges Stück Asphalt und das die gesamten 12 Kilometer bis in den Ort. Der Fluss, immer direkt an der Straße führt superklares Wasser und stürzt sich mit einer Kraft durch das Tal, die unglaublich ist. Wer hier ins Wasser fällt hat keine Chance wieder herauszukommen.

Khalaikum ist ein richtiges Städtchen, wir finden auf Anhieb im Zentrum einen Homestay, dann gibt es zur Belohnung für die Anstrengungen eine heiße Dusche und eine dickes Abendessen im Restaurant. Und es bleibt sogar noch Zeit zum Wäsche waschen.

Auch wenn wir heute wieder auf Höhe 1200 übernachten und es ist am Abend doch recht warm, sind wir glücklich, dass wir das Gebirge endlich erreicht haben. Von nun an dürfte es tagsüber nicht mehr ganz so heiß sein. Auch sollen wir angeblich das schlechteste Stück der Straße hinter uns gebracht haben, warten wir’s ab, aber viel schlechter kann es ja eigentlich nicht werden.

16. Tag: Mittwoch, der 19. Juni 2013

29. Juli 2013

Die Radfahrerfänger von Tavildara

55 Kilometer von „Blue Lake“ bis Quala-i-Hussein, 1200 Meter hoch und 800 Meter runter, weiter auf Holperpiste

Morgens werfen wir den Kocher immer noch einmal an, um Wasser für den Kaffee zu machen. Richtigen Kaffe haben wir eigentlich auf der ganzen Tour noch nicht bekommen, obwohl es zu Sowjetzeiten eine richtige Kaffeetradition im ganzen Lande gab. Da gab es nach jeder Mhalzeit eine Tasse mit superfein gemahlenem Arabica Mocca, der einen wieder auf die Beine gebracht hat. Heute gibt es nur noch Nescafé und meist in der Variante “ tri w odnom“, „Drei in eins“, also schon mit Zucker und Milchpulver. Das ist natürlich nicht unbedingt ein Hochgenuss, aber um die Augen auf und den Kreislauf in Gang zu bekommen reicht es.

Auch wieder am Anfang ist es ordentlich hügelig. Dafür ist die Landschaft sehr schön. Wo etwas mehr Wasser von den Bergen kommt, gibt es recht nette Dörfer und viele schöne Blumenwiesen. In den Dörfern findet sich meist ein kleiner Laden, das Angebot ist nicht umwerfend, aber wir bekommen Nudeln für die nächste Abendmahlzeit, Limonade oder Cola, ein paar Kekse und Tomaten. Um Schokolade mitzunehmen ist es noch zu heiß, das wird erst interessant, wenn wir dann richtig mitten im Pamir sind.

Obwohl die Dörfer hier nicht ärmlich aussehen, ist die Welthungerhilfe hier recht gut engagiert oder eine andere Organisation. Eigentlich findet man in fast jedem Dorf eine Tafel, wer sich hier für eine Wohnsiedlung, ein Schulgebäude, einen Brunnen oder eine Wasserleitung  engagiert hat.

Gegen Mittag erreichen wir den Abzweig in das Städtchen Tavildara. Wir überlegen kurz dort hineinzufahren, aber unsere Einkäufe hatten wir schon erledigt und im Ort gibt es bestimmt keine Teestube, in der man ein Schläfchen machen kann, also weiter. Nach drei Kilometern kommt noch einmal ein Dorf mit einer kalten Quelle. Als wir dort unsere Flaschen auffüllen, werden wir von den Kindern des nächsten Hauses heran gewunken und von der Familie auf einen Tee eingeladen. das bedeutet, dass dann sofort noch Kekse, frisches Brot, selbst gemachter Quark aufgefahren wird.

Wie wir schnell erfahren sind wir nicht die ersten Radler hier, an der Quelle hält wohl so jeder an und die Kids winken dann die Leute zum Haus. Stolz zeigt uns die Familie das Fotoalbum mit Radlern aller Nationen und erzählen uns vom Leben hier. Eigentlich möchte die Familie lieber in Duschanbe wohnen, aber sie haben noch die Felder hier in den Bergen und die kann die Mutter nicht allein bewirtschaften. Dazu kommen noch 2 Kühe, ein Esel, acht Schafe und neun Hühner. Der Hausherr zeigt uns stolz sein Diplom als Landwirt, würde aber doch lieber als Taxifahrer in der Hauptstadt fahren. Außerdem nerven die Konflikte aller zwei Jahre, dann kommt die Armee von der einen Seite und die radikalen Moslems von der anderen Seite, Panzer, Gewehre und Hubschrauber und man kann nicht mehr aus dem Haus gehen. im Hof steht noch ein Moskvitsch-Wrack mit  einem schönen Einschuss der letzten Auseinandersetzungen.

Als wir uns dann verabschieden wollen, sollen wir noch über Nacht bleiben, aber wir wollen noch ein Stück weiter in die Berge. Geld lehnt die Familie Nasarow ab, na hoffentlich habe ich im nächsten Jahr Gelegenheit, die gemachten Fotos vorbei zu bringen.

15. Tag: Dienstag, der 18. Juni 2013

29. Juli 2013

Staub und Schweiß

65 Kilometer von Obi Garm bis zum „Blue Lake“, 1200 Meter hoch und 995 Meter wieder runter, auf schlechter Piste mit vielen LKW und Staub bei Sonne und 36 Grad

Wir haben recht ordentlich geschlafen und sind auch zeitig schon wieder wach. Leider haben uns die streunenden Hunde, die heute Nacht zwei Mal vorbei gekommen sind, das Brot gemopst. Warum sie meine Wurst nicht geklaut haben ist nicht nachzuvollziehen, spricht aber wohl gegen die Qualität der Wurst.

Mit der guten Straße konnte es nicht ewig weiter gehen. nachdem wir unser Abfahrt wieder bis ganz unten ins Tal runter rauschen wird die Straße deutlich schlechter. unten ist dann der Asphalt ganz weg und übrig bleibt eine staubige Piste. Die Straße wird hier nicht mehr weiter gepflegt, da hier mit russischer Hilfe an einem Staudamm gebaut wird und das schöne Tal irgendwann in den Fluten des Vaksch versinken wird, natürlich mitsamt der Straße und den Dörfern. Aber bis dahin werden wohl noch ein paar Jahre vergehen, im Moment lässt sich noch nicht absehen, wohin die Staumauer soll.

Wir lassen uns auf den nächsten Hügeln von den häufigen LKW ordentlich einstauben und freuen uns über die erste größere Teestube. Hier gibt es auch mal wieder Plov zu essen. Dann wird es recht anstrengend, denn die Piste bleibt staubig und steinig und es geht immer wieder kräftige Hügel hoch und runter. Die LKW Kolonnen kommen auch nicht schneller voran, kaum sind die 30 LKW mit vorbeigezogen, stehen sie schon wieder und reparieren irgendeine Panne, wenn wir dann vorbei sind, dann ziehen sie wieder mit dichter Staubfahne an uns vorbei. gegen Mittag habe ich das Gefühl, eine Kruste aus Staub und Schweiß auf der Haut zu haben.

Nach nur 40 Kilometer auf der Rüttelpiste machen wir Mittagspause. Leider werfen die Bäume nicht so einen schönen Schatten wie am Vortag und so komme ich in der Hitze nicht zu einem Mittagsschläfchen.

Am Nachmittag wird der Verkehr dann dünner, die Straße aber nicht besser, im Gegenteil. Wenn auf der Piste das Geröll so richtig ausgewaschen ist, hat Doro ordentlich auf ihrem 28er Rad zu kämpfen, vor allem an den bissigen Anstiegen. In den Kurven queren dann ein paar kleinere und mittlere Bäche die Straße und wir holen uns regelmäßig nasse Füße bei der Furt. Wenn es hier einmal richtig regnet, dann kommt man durch einige Bäche nicht mehr so einfach durch.

 Irgendwann knirscht es in Doros Schaltung und das mittlere Kettenblatt ist verbogen. Wie soll ich das nur wieder hinbekommen?  Während ich noch überlege, taucht in der nächsten Kurve ein Dorf auf. Dort reparieren ein paar Arbeiter einen großen Dumper und es liegt genau das Werkzeug auf der Straße für eine echt sowjetische Reparatur: ein Hammer, zwei Stück Holz und ein großer Stein. Der Stein kommt unter Doros Rad, ein Stück Holz als Schutz dazwischen und mittels Hammerschläge, etwas durch das zweite Holzstück abgefedert, kann ich das kettenblatt wieder gerade „schmieden“.  Nicht unbedingt die eleganteste Methode, aber danach funktioniert der Werfer wieder so wie er soll.

Gegen 19 Uhr erreichen wir eine Teestube an einem kleinen See. Früher war das Mal ein kleines Ferienheim, es gibt noch ein paar verwahrloste Bungalows und die Wracks von drei Tretbooten. jetzt ist alles zugewachsen und verwahrlost und ein junger Mann und ein Junge verwalten die Teestube. Die beiden haben eine konstant finstere Miene und können kaum auf Russisch kommunizieren. nachdem aber noch andere Gäste kommen und beim Übersetzen helfen, entscheiden wir uns dann aber zu bleiben. Wir bauen die Überzelte im Garten auf und kochen uns eine Nudelmahlzeit. dazu gibt es literweise Tee und Brot aus der Teestube und ein wenig Kefir. Die Nacht nach dem staubigen Tag ist angenehm ruhig und sternenklar.