Mittwoch, 2.April 2008, von Kutaisi nach Surami, 98 Kilometer,1199 Höhenmeter:“ Schöner Tag im Sch….regen“, deswegen ohne Bilder

6. April 2008


Dies wird unser erster richtiger Regentag und unter Regentag haben wir definiert, deutlich mehr als 3 Stunden Regen, heute sieht es so aus, als ob es bis zum Abend nicht mehr aufhören wird zu schütten. Unsere Gruppe teilt sich, 10 Mutige wollen den ganzen Tag fahren, die Anderen noch eine Stadtrundfahrt zur Klosteranlage Gelatti mit faszinierenden alten Fresken zu machen. Das Kloster war noch in Betrieb, wunderschön und beeindruckend soll der monotone Gesang der Mönche gewesen sein.

Wir anderen düsen dann nach dem Frühstück im Regen los, die Schlaglöcher sind noch gefährlicher als am Vortag, da man ja jetzt nicht mehr erkennen kann, wie tief das Loch ist und wir umfahren dann also sicherheitshalber die riesigen Pfützen. Nach der Stadt fährt jeder so vor sich hin, es geht wieder an alten ausgedienten Industrieanlagen vorbei. Obwohl die Hauptstraße stark befahren ist, empfinde ich den verkehr als nicht sehr stressig. Gedankeversunken fliegen die Kilometer vorbei, ab und zu sehe ich jedoch auf und freue mich über das Grün, das links und rechts hier hervor sprießt. Wäre heute ein Sonnentag, wäre es wunderschön und auch die Landschaft ist nicht übel. Eine nicht zu große Ebene mit kleinen grünen Hügeln, ab und zu ein Dorf und viele Kühe, die emotionslos an der Straße stehen und uns Radfahrer emotionslos anstarren.

Langsam beginnt es dann zu steigen und die Straße führt in einem anfangs breiten Flusstal nach oben. Inzwischen regnet es nicht mehr ganz so stark wie am Morgen, aber es sieht immer noch nicht so auf, als ob es jemals wieder aufhören möchte. Durch die Berge und Hügel ist man entweder zu kalt oder zu warm angezogen, ich vermeide es zu schnell zu fahren, um so wenig wie möglich zu schwitzen, aber trotzdem wird es irgendwann frisch und frischer. Zur Mittagspause in einer kleinen Gaststätte sind wir dann auch alle richtig durchgeweicht, lediglich die Füße sind noch trocken, dank meiner guten Lederschuhe. Der offene Kamin wird im Handumdrehen in eine Trockenstelle verwandelt und alle dampfen vor sich hin. Das Essen, wieder Schaschlik, Leber, Auberginen, Salat und mit Käse gefülltes Brot, lassen die Anstrengungen der ersten Tageshälfte wieder vergessen, doch nach einer guten Stunde des Aufwärmens müssen wir wieder auf die Straße zurück. Es regnet wieder etwas mehr und es geht nun auch etwas kräftiger aufwärts, wenigstens friere ich dabei nicht, aber vor der Abfahrt werde ich unbedingt eine andere Jacke anziehen müssen.

Der Fluss entlang der Straße wird immer kleiner und schmaler und dann geht es durch zwei kleine Tunnel. Auf der Karte ist der Pass mit knapp unter 1000 Höhenmetern eingezeichnet, aber ein letzter großer langer Tunnel erspart und dann die letzten 80 Meter Anstieg bis zum Pass. Auf der anderen Seite gibt es gleich eine Teestube, der Ofen wird extra für uns mir glühender Kohle angeworfen und die letzten trockenen Kleidungsstücke werden angelegt. Bis zum Ziel soll es nicht mehr weit sein und glücklicherweise auch nicht sehr lange abwärts. Trotzdem komme ich mit gefühllosen Fingern in Surami an, einigen geht es noch schlechter, weil auch die Schuhe durchnässt sind oder der ganze Körper.

Unsere Unterkunft finden wir in einem fast fertigen Haus einer netten georgischen Familie, alle drängeln sich um die Dusche und für Volker und mich bleibt nur noch ein eisgekühltes Zimmer übrig. Doch einige von uns finden den Weg in die Küche und dort gibt es erst einmal ein hervorragendes Hühnersüppchen, sehr heiß und mit sehr viel Knoblauch, eine Flasche selbst gebrannter Trester macht die Runde, wärmt die Seele und öffnet die Herzen. Natürlich benutze ich die Gelegenheit um einige Probleme der Gruppe anzusprechen und vielleicht schaffen es wir doch noch über einige egoistische Angewohnheiten hinwegzukommen.

Beim Abendessen biegen sich die Tische und alles ist mehr lecker, ähnliches Programm wie am Vortage. Ich darf heute die Rolle des Tamada, also des Tischredners übernehmen und Sprüche auf Gott, die Welt, die Freundschaft, unsere Reise, natürlich die Gastgeber, Georgien, die Menschheit und vieles andere ausbringen, natürlich jedes Mal von einem „Gaumachos!“ und einem Glas Wein begleitet. Also wird es heute wieder einmal ein sehr feuchter Abend und auf dem Wege ins Zimmer muss ich noch einmal in die Küche, wo auch schon wieder einige Leute sitzen und ich die Konversation auf Russisch weiter führen darf. An das Ende des Abends kann ich mich dann kaum noch erinnern, nur dass ich irgendetwas so witzig fand, dass ich nach zehn Minuten immer noch nicht aufhören konnte zu lachen.

Dienstag, 1.April, von Ozurgeti nach Kutaisi, 91 Kilometer, 586 Höhenmeter

6. April 2008


ch bin glücklich, mich bei dem gestrigen Weinabend stark zurückgehalten zu haben, denn heute sehen einige von uns aus, wie ich am Vortage. Das Frühstück setzt in der Qualität und Menge das Abendessen fort, Würstchen, Eier, Brot und Käse, Butter, Honig und Marmelade und die leckeren Salate von gestern. Ich gehe noch mal in die Küche und bedanke mich herzlichst für Alles und lobe noch einmal besonders die Salate. Das Paar spricht hervorragend Russisch, es ist ja noch die alte Generation, erstaunlich, dass von den jungen Leuten wirklich niemand mehr die Sprache spricht. Draußen dann noch ein paar Fotos vor dem Haus und dann geht es los einem neuen, interessanten Tag entgegen. Doch noch im Städtchen eine Zwangspause, an Ullis Rad ein Platten, diesmal ein Minuspunkt für die „Unplattbarkeit“ von „Schwalbe“. Im Städtchen werden wir bestaunt und beguckt und man kann sich ganz gut verständigen. Endlich gegen 10 Uhr kommen wir aus dem Kleinstädtchen heraus, am Ortsausgang mehren sich die Ruinen wieder, früher muss hier viel mehr los gewesen sein, doch daran erinnern nur noch leerstehende Fabriken oder die Endhaltestelle für die in der ehemaligen Sowjetunion so beliebten Troleybusse. Hier ist mehr als ein Jahrzehnt kein Fahrzeug mehr gefahren. Ein Dorf weiter wieder ein ruiniertes Dorfzentrum, man kann noch gut sehen, wo das Haus der Kultur, das „Magasin“ (der Dorfladen) und die Post waren, gegenüber ein Denkmal für die während des Zweiten Weltkrieges Gefallenen der Region, viel ist nicht mehr zu erkennen, nur ein weiteres Bild eines jungen Mannes wurde hinzugefügt und eine georgische Fahne, 1993 stand darunter, ein wahrscheinlich in Afghanistan gefallener Soldat. Nur die Schule, auch ein heruntergekommener neoklassizistischer Bau, ist noch in Betrieb.

Das Wetter ist heute nicht ganz auf unserer Seite, es ist trübe und neblig und es sieht ab und zu aus, als ob es regnen möchte. Schade, denn bei Sonne hätte das Grün wieder viele Fotomotive hergegeben, so ist es nur ein Graugrün. Gegen Mittag strampeln wir einen Berg hinauf und auf der anderen Seite machen wir Picknick an einer Wassermühle. Kein historischer Bau, aber das Maismehl wird hier tatsächlich noch mit Wasserkraft gemahlen, am Häuschen plätschert ein munteres Bächlein vorbei, das Wassere aufs Mührad unter dem Häuschen bringt. Oben sitzt ein altes Mütterchen und überwacht den langsamen Vorgang. In der ganzen Zeit unseres Picknicks mahlte sie gerade einmal zwei oder drei Kilo Mehl.

Unser Picknick ist großartig, die Wurst und der Käse sind besser als in der Türkei, es gibt auch noch Bananen und Schokolade, neben den Gurken und Tomaten und der Kocher kocht fleißig heißen Tee, der bei der Kälte mehr als Willkommen ist.

Nach einem weiteren kleinen Berg geht es dann in eine Ebene hinab und auf eine größere Straße mit relativ viel Verkehr, der aber nicht aggressiv ist. An einer Tankstelle werden wir gestoppt und zu einem Tee eingeladen. Die Tankstelle wird von einem Türken betrieben, der Russisch und Deutsch spricht, wir sind schon angekündigt worden, den am Vortage sind „Marco und Polo“, die wir in Griechenland getroffen hatten hier vorbeigekommen. Vielleicht sehen wir die Beiden morgen oder übermorgen auf der Strecke nach Tiblissi.

Da wir am Morgen so getrödelt haben und noch einen weitere lange Teepause machen sind wir erst gegen halb sechs in Kutaisi, wohl ein gerade so Millionenstadt, aber hier hat sich seit dem Zerfall der Sowjetunion nicht mehr zu viel bewegt, nur wenige der ehemaligen sozialistischen Wohnblöcke haben überhaupt noch Farbe, viele Industrieruinen, eine brach liegende Oberleitung für Busse und eine herunter gekommene Hauptstrasse, mit Resten von Grünflächen erinnern an bessere Zeiten, während wir uns um die Schlaglöcher herumschlängeln. Wir übernachten in einem privaten Guesthouse mit plüschigen Zimmern und teilen die Räume mit und ohne Dusche gerecht auf. Die Dusche ist schön heiß und erfrischend nach der Kühle dieses Tages, dagegen ist die Elektrik nicht sehr stabil, das Licht flackert ständig und schon mehrfach ist das Notaggregat angesprungen. Der Elektriker kann im Moment nicht kommen, weil seine Kuh krank ist, doch es soll noch eine Lösung gefunden werden, auch dafür, dass einige Zimmer noch nicht geheizt sind.

Um 20 Uhr treffen wir uns dann zum abendlichen Essensausflug. Per Bus geht es durch die Stadt in ein mittelgroßes Restaurant, es sind relativ viele Gäste hier, Familien und kleine Gruppen von Georgiern und ein Alleinunterhalter spielt Geige mit Backroundplayback und viel Hall.

Das Essen ist ausgezeichnet, verschiedenen Schaschliks, Auberginen gefüllt mit Walnusscreme und Granatapfelkernen obenauf, Käse und Brot, einfach alles mehr als lecker, dazu natürlich wieder Wein, der Weißwein aus der Karaffe und ein hervorragender Rotwein aus der Flasche. Damit geht dann ein gelungener Tag zu Ende und zurück im Guesthouse gibt es dann sogar stabile Elekrik und warme Zimmer.

Montag, 31.März 2008, von Batumi nach Ozurgeti, 75 Kilometer, 457 Höhenmeter

6. April 2008


Mein Kopf schmerzt ganz furchtbar und nüchtern fühle ich mich auch nicht. Trotzdem sitzen wir dann alle pünktlich 9 Uhr auf dem Rad. Auf zu neuen Abenteuern in einem neuen Land. Noch einmal geht es durch die ganze Stadt, vorbei an renovierten und verfallenen Häusern. Gemeinsam tätigen wir den Einkauf fürs erste Picknick, Früchte, Salate, rote Beete, Brot, Wurst und Käse und dann geht es aus der Stadt heraus. Nach ein paar Kilometern biegen wir von der Hauptstraße ab und haben keinen Verkehr mehr. Auf einer fast schon grünen Wiese machen wir unser Picknick, es ist frisch, aber fürs Picknick kommt die Sonne heraus und der Kocher produziert fleißig heißen Tee.

Anschaulich ist die Landschaft, wir kommen uns in den Dörfern vor , wie in einem Film aus den 70er Jahren, zumindest ist seitdem an vielen Häusern nichts mehr gemacht worden und auch die Fahrzeuge wirken altertümlich, Shigulis, Ladas, Wolgas und ein paar klapprige Saparosh bestimmen das Straßenbild. Jedes Dorf oder jede kleine Stadt hat ganze Teil, die vom Verfall bestimmt werden, alte Industriebetriebe, vergammelte Denkmale und ein überwuchertes Klubhaus.

In Ozurgeti steht ein Theater stalinistischer Bauweise, natürlich nicht mehr in Betrieb, davor ein riesiger Platz ohne Menschen und eine Stalin-Büste. Wir übernachten in einem Familien Domizil, einige Räume sind extra für uns beräumt worden. Es gibt nur zwei Duschen, aber wir kommen zurecht und aus der Küche duftet es unwiderstehlich. Und genauso wird auch das Mahl. Leckere Suppe und supergute Salate, vor allem der Fischsalat ist einfach umwerfend. Geladen wurde auch eine Gruppe von Männern, ein Gesangsensemble mit reicher Auslandserfahrung beeindruckt uns mit wunderbaren Liedern. Jeder der Sänger singt in einer anderen Tonlage, was dem ganzen einen besonderen Reiz verleiht. Auch wir werden nach einem Lied gefragt und wohlweißlich hat Eckhardt eine Liedersammlung verteilt, so dass wir nicht ganz ohne Textkenntnisse dastehen. Auch fließt wieder ein fruchtiger Wein, doch nach der Erfahrung des gestrigen Abends halte ich mich stark zurück und verschwinde nicht zu spät in meinem wackeligen und viel zu weichen Bett.

Sonntag, 30. März, von Ardesen über die Grenze nach Batumi, 90 Kilometer, 245 Höhenmeter

6. April 2008


Die letzten 50 Kilometer Türkei geht es noch einmal die Autobahn entlang, ein letztes Mal umsorgt von der türkischen Polizei erreichen wir die Grenze. Schon Kilometer vorher kündigt sich diese durch lange Schlangen von wartenden Lkws an. Hinter einem Tunnel dann die grenze, eine große Baustelle und das totale Chaos. Wir stellen die Räder an die Seite, es ist Mittag und Zeit für eine letzte Mahlzeit, noch einmal Käsepizza oder Köfte oder Bohnen. Dann werfen wir uns ins Gedränge, doch wir können die Pässe im Pack zum Stempeln geben und brauchen nicht in der Schlange zu warten. Dann heißt es ein letztes Mal Tschüß und Kasim winkt uns zu und wir überschreiten die magische Linie.

Auf der anderen Seite stürzt eine junge Frau auf uns zu: „Ich bin Ninu und eure Reiseleiterin für Batumi, ich habe das georgische fernsehen mitgebracht und das neue Land beginnt mit Interviews, südländischem Charm und langen Beinen, vor allem die Männerfraktion ist hin und weg. Unter den Augen der Kamera gibt es natürlich keine Probleme mit der Grenzabfertigung, das Gepäckumladen wird perfekt organisiert und wir lernen Mahmuka und Leo von Achi-Tours kennen, die uns bis nach Baku begleiten werden. Kurz darauf rollen wir auf einer kleinen Straße an der Küste entlang, wir dürfen fahren, wie wir wollen, nur der nächste Treffpunkt ist ausgemacht, die Festung Gonio, wo Jason mit seinen Argonauten auf der Suche nach dem goldenen Vlies anlandete. Das erste was wir erfahren ist, das wir zumindest kulturell wieder in Europa angelangt sind, ja sogar in der Wiege Europas, wie archäologische Ausgrabungen beweisen und das der höchste Berg Europas natürlich nicht der Mt. Blanc ist, wie in den Geographiebüchern steht, denn der Kaukasus ist wesentlich höher. An Griechenland fühlen wir uns erinnert, nicht nur weil die Sonne durchkommt und auf der kleinen Straße alles viel grüner erscheint, sondern weil wir wieder Geschichte sehr emotional dargeboten bekommen. Wie betrunken von den vielen Fakten stolpern wir durch die Ruinen von Gonio, vorbei an Orangenbäumen, während der Sowjetunion war das ganze historische Gelände zur Obstplantage umfunktioniert worden.

Dann geht es weiter in Richtung Batumi. Viele kleine Hotels nebeneinander warten auf die nächste Badesaison. Links und rechts neue Gebäude und auch Ruinen aus den Sowjetzeiten. Ein alter Truppenübungsplatz demonstriert deutlich, wo der Eiserne Vorhang früher verlief und alte sowjetische Industriebetriebe sind still gelegt worden. In Batumis Vororten Neubauten im Berlin-Marzahn Stil, bunt angemalt, als ob man die alten Zeiten übertünchen wollte. Zwischen den Wohnsilos bis zu 100 Meter lange Wäscheleinen, die über Rollen bewegt werden können und wie bunte Fähnchen wehen Wäschestücke zwischen den Häusern im abendlichen Wind. Auf den Straßen viel Verkehr, der sich um die Schlaglöcher herumdrängelt und ein Panoptikum von Fahrzeugen, viele Ladas sowjetischer Produktion zwischen chicken Mercedes Benz und auch ein dicker Hummer bläst an uns vorbei. Genauso sieht es in der Stadt aus, ein gewaltiger Kampf zwischen postsozialistischem Verfall und aufstrebender Moderne tobt hier, noch überwiegt das alte und der Verfall, aber die Zeichen stehen deutlich in Richtung Moderne. Unser Hotel liegt oben am berg, mit einer herrlichen Sicht, aber dafür bleibt wenig Zeit, denn im Restaurant sind wir vom Tourismus Competence Center eingeladen. Deren deutscher Berater Kurt Reitz empfängt uns auf das herzlichste und der Tisch biegt sich von Leckereien ungeahnten Ausmaßes, Karaffen mit Weißwein verlocken und ich ahne schon, dass Georgien nicht das geeignete Land ist, um ein oder zwei Kilo abzunehmen. In Georgien gibt es eine Tradition der Tischrede, es wird ein Tamada, Tischredner bestimmt, den nach mehr oder weniger festen Regeln Trinksprüche ausbringt zu denen das Glas gefüllt und geleert wird. So geht es dann auf Gott, die Familie, Georgien, die Frauen, den Gastgeber, die Gäste, unsere Reise, die Freundschaft und vieles Andere. Als wir dann kaum noch stehen können steigen wir in den Bus zu einer nächtlichen Stadtrundfahrt ins Zentrum Batumis, vorbei an erleuchteten Gebäuden, wieder ein Wechselspiel zwischen Tradition, Vergangenheit und Moderne. Danach geht es zurück ins Hotel und der Abend ist noch nicht zu Ende, aber ich kann auch leider nicht mehr berichten, wie er zu Ende ging. Ich weiß nur noch, dass auch noch getanzt wurde und keine der Damen in der Runde ausgelassen haben soll.

Samstag, 29. März 2008 von Trabzon nach Ardesen, 125 Kilkometer, 360 Höhenmeter

6. April 2008


Unser letzter ganzer Tag in der Türkei beginnt etwas trübe, aber der Rückenwind bleibt uns treu. Bald heißt es Abschied nehmen von den Schnellstraßen und der Polizeibegleitung, die Erwartungen an ein neues Land, Georgien, bestimmen die Gespräche. Am meisten freuen wir uns auf ein freieres Fahren auf kleinen Straßen, das hier einfach nicht möglich war. In Rize haben wir noch einmal die Gelegenheit zu einem türkischen Teehaus und süße Leckereien aus der Konditorei gegenüber. Die Strecke ist nicht spektakulär, aber es ist schön an den großen Teeplantagen vorbeizuradeln. Jeder Hang und jeder frei Fleck ist mit Rehen von Teesträuchern bewachsen. Noch sind die frische Triebe nicht zu sehen, aber in einem Monat werden auch die Teesträucher frisches Grün treiben und die Blätter von fleißigen Händen gepflückt und zu dem leckeren mit viel Zucker getrunkenen Getränk verarbeitet.

Am Rande der kleinen Stadt Ardesen finden wir unser Hotel mit einer grandiosen Aussicht, auf der Vorderseite Meeresblick, hinten hinaus Ausläufer des kleinen Kaukasus. Leider finden wir kein Restaurant mit Alkoholausschank für den letzten Abend mit Cesmi und Kasim, die uns mehr als drei Wochen begleitet haben, aber die Käsepizza ist vorzüglich und am Abend sitzen wir dann noch im Hotel zusammen bei einem gemütlichen Abschiedsbier. Cesmi, der sich ab und zu ein Fahrrad geborgt hat, um ein paar Kilometer mit uns zu radeln überlegt, ob er im Juli in seinem Urlaub nicht in China für ein Woche zu uns kommen will. Wir laden ihn herzlich ein, einen Teil der Tour aus einer anderen Perspektive mitzuerleben, vielleicht klappt es ja, dass Cesmi dann einen Teil der Seidenstraße mit uns genießen kann.

Die Türkei liegt hinter uns und es ist Zeit für einen Rückblick. Leider hatten wir für die Türkei zu wenig Zeit für die vielen Kilometer, so dass es keine andere Möglichkeit gab, als auf großen Straßen faktisch „hindurchzublasen“ und dass deshalb die Eindrücke nicht so tief wie in anderen Ländern seien würden, war uns allen klar. Trotzdem und trotz aller Schwierigkeiten haben es Cesmi, unser türkischer Führer und Kasim, unser Fahrer geschafft uns kleine Einblicke ins Land und angenehme Begegnungen zu organisieren. Wir denken zurück an einen wunderbaren Tag in Amasya, an die Ruinen von Troja und an das leckere Essen bei Cesmis Familie, an die Begegnung mit den türkischen Radlern, an die Geschichten Von Hodca Nasreddin und an die fast durchweg exzellenten Hotels, an tausend verschieden Köfte-Varianten und vieles Andere. Ich glaube so manch einer von uns ist auch auf den Türkei Geschmack gekommen und wird mit Cesmi und Lupe Reisen irgendwann eine Wandertour im Lande machen, um die ersten Eindrücke von jetzt später zu vertiefen.