Archiv: 2009 Ganz China!

14. Tag: 9. April 2009 „Shopping und Dauerregen“

Donnerstag, den 9. April 2009

Schlaffe 8 Kilometer in der verregneten Stadt Guilin

Es regnet in Strömen, danach Bindfäden, dann eine Nieselpause und dann wieder Blasen bildender Platschregen. Der Blick aus dem Fenster stimmt trübe, draußen ist es grau in grau und alle Moped- und Radfahrer sind in große Regenplanen eingehüllt.

Nach dem späten Kuchenfrühstück schwingen wir uns dann eingehüllt in Gore-Tex auf die Räder und beginnen unseren Tag. Zuerst geht es zum Radladen. Dort wechseln wir Heinos Kurbelsatz und holen nach, was der heimische Monteur verpatzt hat, Hubert legt sich doch wieder ein gehobenes Shimano Schalthebelchen zu und damit sollten dann unsere Räder in bestem Zustand sein.

Danach schlendern wir etwas durchs Zentrum und klappern ein paar Kaufhäuser ab, auf der Suche nach einem Wecker für Heino und werden nach einer Weile auch fündig. Mittag ist ein Großer Teller mit in scharfer Suppe gebrühtem Gemüse und Fleischbällchen, Malatang genannt.

Hubert möchte sich noch ein wenig in den Kaufhäusern umsehen, also fahre ich mit Heino noch ein wenig durch die Stadt. An den zwei Pagoden überrascht uns noch einmal ein Platzregen, dafür nieselt es am „Elefantenrüsselberg“ nur ein wenig. Wir genießen das Spektakel am Berg und beobachten die Touristengruppen und dann geht es wieder zurück zum Hotel.

Bis zum Abendessen bleibt nach einem heißen Kaffe noch ein wenig Zeit zum Schreiben und dann geht es zum Abendessen in ein Restaurant um die Ecke.

Wir beschließen, das Wetter von heute nicht auf morgen zu prognostizieren und hoffen auf Veränderung, viel schlechter kann es ja nicht werden.

13. Tag: 8. April 2009 „Eine Seefahrt, die ist lustig….“

Donnerstag, den 9. April 2009

40 Kilometer mit dem Boot auf dem Li-Fluss und 50 fast flache Kilometer nach Guilin

Das Frühstück ist noch einmal luxuriös, wir haben ein kleines Buffetrestaurant gefunden, danach geht es gleich auf das Boot. Leider ist das Wetter nicht so schön wie gestern, etwas trübe, aber es regnet auch nicht.

Im großen Raum des Schiffes tummelt sich lautstark eine große taiwanesische Gruppe, dann gibt es noch ein paar Franzosen und wir bekommen ein winziges Räumchen zugeteilt.

Mühselig arbeitet sich dann das Schiff den Fluss hinauf, mit den Rädern wären wir wesentlich schneller gewesen, aber dafür ist die Aussicht wirklich grandios. Um Zhaoping und dahinter stehen die schönsten Karstformationen und grüßen majestätisch die Vorbeifahrenden. An den Ufern steht Bambus, die grünen Triebe schießen wie Feuerwerk in die Luft, auf den flussnahen Wiesen weiden Wasserbüffel und je weiter wir vorankommen, um so mehr aus Guilin kommende Schiffe passieren wir.

Bei jeder Begegnung wir von einem Schiff auf das andere gewunken und auf dem Oberdeck tobt die digitale Schlacht. Fotos aus allen Positionen und Winkeln, mit Oma und ohne Oma; besonders begehrt sind wir Ausländer als „Beistellobjekte“. Aber Heino und ich können dem viel Spaß abgewinnen und so spielen wir geduldig mit.

Gegen 15 Uhr legt das Boot dann in Changdi an, wir sind müde vom vielen Nichtstun und freuen uns aufs Radeln nach Guilin. Erst einmal geht es auf ruhigster Straße heftig den berg hoch und dann runter zur Hauptstraße. Diese ist flach und gut ausgebaut, so dass der Verkehr nicht nervt und wir fliegen in Richtung Guilin.

Zwei Stunden später erreichen wir dann die Stadt und ich finde auch meinen Laden mit den besten gedämpften Teigtaschen in der Region wieder und wir verschlingen 7 „Long“, das heißt 7 Dämpfsiebe mit Baotze und Jiaotze.

Ein Hotel mit Internet ist schnell gefunden, 15 Euro kosten die großen Zimmer und wir verbringen den Abend am Computer. Ich gehe zeitig ins Bett und hoffe damit meinen Schnupfen auszukurieren.

Auch heute komme ich zu meiner „Guten Tat“, vor dem Hotel verhandeln ein paar Ausländer vergeblich mit einem Taxifahrer, ich helfe ihnen schnell, Fahrziel und Preis zu verhandeln.

12. Tag: 7. April 2008 „Capuccino im Sonnenschein“

Dienstag, den 7. April 2009

Ruhetag in Yangshuo, 17 gemütliche, flache Kilometer

An einem Ruhetag in Yangshuo machen wir Reisenden genau das, was Touristen in Rom, Paris und Sydney tun, ein wenig Sightseeing, ein bisschen Lustwandeln und viel Kaffee trinken. Genauso beginnt unser Tag dann auch mit einem gemütlichen Frühstück.

Bei schönstem Sonnenschein radeln wir dann aus der Stadt heraus. Hier sind wir nicht mehr die einzigen Radler, sondern suchen gemeinsam mit hunderten chinesischer Touristen und ein paar Ausländern das Vergnügen, die Umgebung auf zwei Rädern zu erkunden.

„In“ sind gerade Tandems, die man für 30 Yuan pro Tag ausleihen kann und im Doppelpack gehen die Chinesen dann auf gemütliche Tour. Der schlechte Zustand der Räder verhilft uns dann zu unserer heutigen guten Tat. Ich habe eine „Tradition“ der letzten Tour wieder aufgenommen; wir versuchen täglich etwas Gutes zu tun. Einem chinesischen Pärchen war die Kette herunter gerutscht und hatte sich verkeilt und wir konnten mit professionellem Einsatz helfen und das Rad wieder richten.

Hubert und Heino besteigen den Berg und werden wie immer von den „Wasserträgerinnen“ unaufgefordert verfolgt. Auf dem Parkplatz des wartet immer schon eine Gruppe älterer Frauen auf die nächsten Touris, dann wird aufgeteilt, auf jeden kommt eine Trägerin mit Cola, Bier, Wasser und Postkarten und dann wird der arme Tourist verfolgt und zugequatscht. Die Strategie wirkt, wirklich jeder kauft dann etwas.

Ich bleibe unten im Restaurant und schone meinen gestauchten Fuß bei einem Bier und Schreibarbeit am Computer, damit ich endlich ein paar Artikel ins Blog stellen kann.

Nach knapp zwei Stunden sind Hubert und Heino, versorgt mit Wasser und Postkarten wieder zurück, wir essen den lokalen „Bierfisch“, ein großer Flussfisch geschmort in einer stark bierhaltigen Würzmarinade, angenehm wenig Gräten hat das Tier, also einmal ungetrübter Genuss und danach weitere Kaffee..

Hubert und Hein besichtigen auf dem Rückweg noch eine Wassergrotte, ich mache mich auf den Weg in die Stadt zurück und beende meine Arbeit. Dann schlendere ich noch ein wenig durch den Volkspark und besteige den kleinen Berg mit Pagode, um ein wenig die Aussicht über Stadt und Flusslandschaft zu bekommen.

Abends habe ich dann ein Restaurant organisiert, in dem wir eine giftgrüne Schlange in einer Suppe gegart mit Hühnchen serviert bekommen. Geschmacklich ist es keine Sensation, die Haut ist zäh und es mach Mühe, das wenige Fleisch vom Knorpel zu saugen.

Nach dem Mahl schlendern wir dann noch einmal mit den Hunderten anderen Touristen durch die „Weststreet“ und beenden den Tag, wie wir ihn begonnen haben, mit einem Capuccino.

11. Tag: 6. April 2009 „ Sonnenfahrt durchs Wunderland“

Dienstag, den 7. April 2009

77 Kilometer, flach und leichte Hügel, von Yuantou durch den Kegelkarst nach Yangshuo

In meinem winzigen, fensterlosen Zimmer kann ich nicht erkennen, was wir für Wetter haben und so kleide ich mich nach unserer Prognoseregel, es wird so, wie es gestern war. Recht frisch ist es dann draußen, aber es gibt ein paar blaue, wolkenfreie Flecken am Himmel. Frühstück gibt es gleich um die Ecke, „Youtiao“ und „Doujiang“, frittierte Teigstränge und Sojamilch, das reicht dann für die ersten Kilometer, die es auf der Hauptstraße entlanggeht, aber der Verkehr ist nicht so stressig, denn es gibt ja die Autobahn, die fast parallel führt.

Wunderschön ist die Landschaft, gestern hatten wir ja einen ersten abendlichen Blick auf den Kegelkarst werfen dürfen und nun geht es mitten durch, durch diese Landschaft aus Karsttürmen, die vielleicht hundert bis zweihundert Meter hoch und mit dichtem grünen Gestrüpp bewachsen sind. In unserer Fahrtrichtung geht es nun einige Tage durch dieses Gebiet und jeder Hügel hat eine andere Form und erinnert an einen liegenden Hund, an einen stehenden Menschen, ein sich küssendes Pärchen oder an irgend etwas anderes. Dazwischen liegen Reisfelder und auch hier sind die Bauern unterwegs auf den Feldern und Wasserbüffel ziehen gemächlich mit Pflug oder Egge Rehe für Rehe über die kleinen Felder.

Wir kommen zügig voran, denn auch nachdem wir auf die etwas kleinere Straße abgebogen sind, bleibt der Asphalt gut und der Verkehr gering, dafür wird es ein wenig hügeliger. Auch werden die Ortschaften wieder größer und in den kleinen Städtchen tobt das Leben. An den Kreuzungen ist oft ein Gewühl von hunderten Menschen, Straßenhändlern, hupenden Bussen, die auch noch auf ein paar weitere Passagiere warten, ratternde Lastenmotorräder und drei bepackten Radfahrern.

Heino und Hubert lieben die kleinen Geschäfte mit einem großen Angebot an Keksen, Trockenfrüchten, Nüssen und anderem Süßkrams, ich bin aber nicht so begeistert von dem Vielen süßen Zeugs und freue mich schon auf den nächsten Ort, wo wir Mittag essen wollen.

Auf der Karte entdecke ich dann auch gleich ein Hundegericht und das probieren Heino und ich natürlich und es ist einfach lecker.

Bis Yangshuo sind es nur noch wenige Kilometer und die Karstformationen sind hier am schönsten, noch höher und noch bizarrer ragen hier die Karstkegel aus der der grünen Landschaft. Wir strampeln einen letzten kleinen Hügel hoch und rollen dann in die Stadt ein, dem Ruhetag entgegen.

An das kleine Backpackerstädtchen mit fünf kleinen Hotels und genauso vielen Touri-Restaurants erinnert heute nicht mehr viel. Wenn man in die Weststraße einbiegt, schaut man auf ein Meer von Touristen, vor allem Chinesen und hin und wieder ein paar Ausländer dazwischen. Eine Gruppe von vielleicht 20 Franzosen trottet missmutig dem Reiseleiter hinterher, der mit einem Fähnchen vorne wegläuft und ich bin wieder einmal froh, dass ich mir solchen Herdentourismus nicht antun muss. Doch die Vorzüge einer solchen Insel lassen wir nicht an uns vorbei ziehen und so setzen wir uns zuerst in ein gemütliches Kaffee und genießen das Getränk und den Blick auf die vorbei ziehende Masse.

Im Hotel gibt es dann erst einmal jede Menge Arbeit, denn ich habe jede Menge Wäsche zu waschen und auch zu schreiben.

Danach geht es auf einen Spaziergang durch das belebte Städtchen, wir bekommen einen neuen Schalthebel für Hubert, den wir morgen montieren wollen, die Tickets für die Bootfahrt können wir noch nicht kaufen, da wieder einmal unklar ist ob und wie wir die Räder an Bord bekommen.

Auf der Weststraße kann man alles kaufen, was man braucht oder auch nicht, Souvenirs jeder Art, Modeschmuck, Namensstempel, T-Shirts, auch unsere kopierten „China by Bike“ Shirts sind immer noch zu finden.

Vor dem Hotel gibt es eine lange Zeile mit Grillrestaurants und wir grillen uns kreuz und quer durch den Gemüsegarten und durchs Fleischbuffet. Rinderspieße, Fisch, Spatzen, Aubergine, Lotuswurzel, Kürbis und anderes stehen auf dem Programm und danach kann ich mich nur noch in mein Bett bewegen. Obgleich das Hotel sehr schön ist, haben wir aber nicht bedacht, dass draußen die Fressmeile ist und so ist es natürlich bis Mitternacht sehr laut, aber mich stört das heute überhaupt nicht.

10. Tag: 5. April 2009 „Das Beste kommt immer am Ende…“

Dienstag, den 7. April 2009

Von Majiang nach Yuantou, 115 hügelige und bergige Kilometer auf unterschiedlichsten Straßen, 973 Höhenmeter

Im Restaurant neben unserer Herberge bestelle ich für uns gebratenen Reis, währenddessen versuchen wir den rechten Schalthebel Huberts zu reparieren, aber es ist zwecklos, den ein kleiner Stift in der Mechanik des Schalhebels ist abgebrochen und die kette rauscht immer wieder in den kleinsten Gang, lediglich schaffen wir es, dass Hubert durch Gegendruck ab und zu einen gang einrasten kann, aber schalten wird dadurch eher zur Tortur und der nächste Fahrradladen ist in Guilin, was hilft es, da muss er durch.

Gegen 8.oo Uhr sind wir dann auf der Straße, es ist frisch und etwas windig, nachdem es die Nacht über ordentlich geregnet und gewittert hat, aber die Straße ist gut und kaum befahren. Immer etwas hügelig geht es am Fluss entlang, eine wirklich sehr schöne Strecke, links und rechts viel schöne Landschaft und Bambushaine. In einem kleinen ort haben wir Glück, es fängt an zu regnen und wir finden Unterschlupf an einem Kiosk, eine halbe Stunde später ist der Guss vorbei und wir fahren weiter bis zur Kreuzung an der Hauptstraße. Gegen den rat der Umstehenden entschließen wir uns zur nördlichen Route, und rollen erst einmal bis Zhaoping, wo wir ein nettes kleines Lokal mit koreanischer Küche finden. Spezialität ist ein mit Kimchi gebratenes Schweinefleisch.

Da es gerade einmal früher Nachmittag ist, beschließen wir noch 25 km weiter, bis in den nächsten ort nach Zouma zu fahren. Es geht einige kleine berge hoch und runter und Hubert leidet an den Schwierigkeiten seiner Schaltung. Zwischendurch gibt es einige tolle Ausblicke auf die berg und Flusslandschaft. Durch das ganze Tal ziehen sich lange, grüne Streifen von Teesträuchern, in der Region werden jede Mengen der anregenden Blätter kultiviert.

Zouma ist wieder nur ein kleines Nest und nach kurzer Beratung fragen wir gar nicht erst nach einer Herberge, sondern beschließen, aus dem kurzen Fahrtag dann doch einen langen zu machen. Yuantou, der nächste Ort ist noch einmal 40 Kilometer weiter, die Straße ist gut, es gibt kaum Verkehr, wir haben genug Keksproviant (….und wir tragen dunkle Sonnenbrillen).

Nach 15 Kilometern kommt jedoch ein Abzweig und dort hört sofort der Asphalt auf und es geht steil bergan. Das kommt sehr überraschend, aber wir nehmen es gelassen und kämpfen uns den berg hinauf. In mehreren mittellangen Stichen geht es 50 Höhenmeter nach oben mit 12 bis 13% Steigung, der kleinste Gang ist unumgänglich und wenn eine etwas schlammige Stele kommt, heißt es schieben, da die Traktion dann einfach zu hoch ist. Neu Aufsteigen und Anfahren ist da natürlich auch unmöglich.

Oben erwartet uns jedoch ein weites Tal mit schönen sauberen Dörfern, Gemüsefeldern, alten Bäumen und Wiesen, etwas, was eigentlich gar nicht in die Region passt. Obwohl die Straße nicht asphaltiert ist, lässt es sich doch ganz gut fahren und irgendwann haben wir dann auch den flachen Pass erreicht. Auf der anderen Seite erwartet uns dann ein beeindruckendes Panorama, denn am Horizont zeichnet sich die typischste chinesische Silhouette nach der chinesischen Mauer ab, nämlich die Kegelkarstformationen um Guilin und Yangshuo.

Abwärts geht es dann bis nach Yuantou, einem winzigen Straßenstädtchen. Es gibt auch eine einzige einfache Herberge wo wir absteigen und welche uns 20 Yuan, also 2 € pro Person und „Einzelzimmer“ kostet. Toilette und Wasserhahn sind auf dem Flur und zu Essen gibt es auf der Straße in einem kleinen Lokal um die Ecke. Die Jiaotze, gefüllte Teigtaschen, sind lecker und außer Nudel und ein paar fetten Schweinshaxen gibt es nicht viel mehr.

Recht müde gehen wir dann zeitig ins Bett, die abendliche Überraschung hat uns recht viel Kraft gekostet, aber dafür sind es morgen bis nach Yangshuo und bis zum Ruhetag nur noch 80 Kilometer, so dass uns morgen ein etwas leichterer Tag gewiss ist.