Archiv: 2013 Ho Chi Minh Pfad

9. Tag: Sonntag, der 10. Februar 2013- Tetfest in Vietnam

Sonntag, den 10. Februar 2013

Tetfest- wir „kruzzen“ (we are cruising)

110 km von Ninh Binh nach Sam Son, gewaltige 55 hm durch Reisfelder und kleine Dörfer, Besichtigung der Kathedrale von Phan Thiet und das Chinesische Meer begrüßen bei wolkigen bis 18 Grad, also optimalen Radelwetter

Am Morgen liegt Ruhe über dem Land, oder zumindest fast, denn die Hähne haben ihre Krähorgie auch im neuen Jahr sehr zeitig begonnen. Um Mitternacht hat das neu Jahr nach dem Mondkalender begonnen, das Jahr des Drachen ist nun zu Ende und wir haben den ersten Tag des Schlangenjahres.

Gestern Abend waren die Jugendlichen alle bis spät auf den Straßen und haben sich in den Kaffees getroffen. in Vietnam ist es nicht erlaubt privates Feuerwerk abzuhalten, aber in jeder Stadt gibt es dann um Mitternacht ein öffentliches feuerwerk, doch das war leider von einem Hochhausbau verdeckt, schade. Gegen 8 Uhr bekommen wir dann Frühstück und schaffen es um halb zehn auf die Räder zu kommen. Heute haben wir auch wieder nur Nebenstraßen vor uns und es geht durch mehr als flache Landschaft immer an viel Wasser, Reisfeldern oder Kanälen vorbei und entlang. In Phan Thiet  gibt es ein große katholische Kathedrale. Das Bauwerk sieht von der Ferne aus wie ein Tempel hat aber schwere fast gotische Portale. leider kommen wir nur in den Park, die Kirche an sich ist geschlossen und Besucher gibt es heute auch nicht so viele. Ebenso wird es schwierig etwas zu essen zu finden, aber dann gibt es doch noch ein Lokal in dem wir eine Nudelsuppe bekommen können. Noch einmal sehen wir schöne Karsthügel. Anfangs geht es auf den Straßen sehr ruhig zu, dann ist aber das Volk erwacht und heute ist Neujahr und damit Tetfest und eigentlich sollten die Familien zu Hause feiern, aber die Jugendlichen zieht es hinaus Freunde zu besuchen und nun sind wirklich alle mit dem Moped unterwegs. Und alle fahren an uns heran und rufen und ein „Happy New Year“ oder zumindest ein „Hallo“ zu, manche versuchen sich mit einer erweiterten Konversation mit Namen und Herkunft und manchmal haben wir mehrere Kilometer Begleitung. Eigentlich wollte ich einen Bogen übers Land schlagen und dann ein paar Kilometer der 1A Straße folgen, aber ich habe dann wieder einmal eine Idee für eine meiner berüchtigten Abkürzungen, das Resultat war wie üblich: Wir haben unser Weg über kleine Wege, noch kleiner Wege und einen Deich gefunden, immer sehr schöne Strecke, aber leider gab es keine Fähre über den Fluss und so war die Abkürzung 5 Kilometer länger als der ursprüngliche Weg. Die Strecke kommt aber trotzdem ins nächste Programm, da eben die Hauptstraße vermieden wird. Gegen 17.30 rollen wir dann in Sam Son ein und nach 110 km taucht dann das Meer auf. Wir schieben die Räder an den Strand und haben sofort eine vietnamesische Truppe um uns, die sich mit uns fotografieren möchte, für uns ein herzliches Willkommen am Meer, das wir heute schon einige Male gerochen hatten und nun können wir die Fußzehen in den Ozean tauchen. Das heute keine Badetemperaturen herrschen ist nicht weiter tragisch, wir werden im Süden das Meer noch mehrfach sehen und die dortigen Temperaturen von über 30 Grad werden uns fast zu einem Bad in den kühlen Wellen nötigen.

Der Empfang im kleinen Hotel ist herzlich, schließlich ist Tetfest und so müssen wir erst einmal zwei Bier trinken und Kekse essen, dann bekommen wir auch noch vom Hausherren ein kleines Geldgeschenk und von dessen Vater auch noch. Wir rechnen kurz hoch und wenn wir noch drei Stunden weiter trinken, dann haben wir das Geld für die Zimmer wieder rein. Aber wir verabschieden uns dann höflich unter die Dusche und unternehmen noch eine kleine Runde am Strand entlang. Wir enden in einem kleinen Imbiss mit Bun, kleinen gebratenen Bouletten, und Reisteigrollen, dazu süß-säuerlich eingelegter Rettich, keine schlechte Kombination. Auf dem Rückweg kommen wir dann ungeschoren an der Hotelbesitzerfamilie vorbei und müssen nicht mehr weiter trinken, denn morgen wartet ein weiterer Radeltag auf uns und wir hoffen morgen Abend dann auch endlich erstmals auf den Ho Chi Minh Pfad zu stoßen.

8. Tag: Samstag, der 9. Februar 2013

Sonntag, den 10. Februar 2013

In der ziemlich feuchten Halongbucht

36 Kilometer Tagesausflug um Ninh Binh, Besichtigung des Hoa Lu Shrines und des Bai Dinh Tempels bei leichtem Regen und frischen 15 Grad, flach auf kleinen Straßen und Wegen

Leider hält der Wetterbericht, was er verspricht, es ist merklich kälter geworden und regnet. Der erste Tag sitze ordentlich in den Beinen und es bedarf doch einiger Sonnengrüße (heute besser Regengrüße) um den müden Körper ein wenig beweglich zu bekommen. Der starke Kaffee besorgt dann die Wiederbelebung des Geistes.

Das Wetter ist wirklich unangenehm feucht und noch vorgestern haben wir diskutiert, dass wir wieder einmal zu viel gepackt haben und die Fleecejacke doch nicht notwendig gewesen wäre und nur einen Haufen Platz weg nimmt. heute jedenfalls wärmst sie gut und nimmt keinen Platz in der Packtasche weg. Allerdings wirft sich bei uns die Frage auf, warum die Gegend hier „Trockenen Halongbucht“ genannt wird, für heute taufen wir sie einfach einmal um!

Neben den tollen Karstkegeln besichtigen die meisten Touristen den Hoa Lu Shrine, einen konfuzianischen Tempel, der dem König Dinh Bo Linh gewidmet ist, der vor knapp 1000 Jahren die chinesische Oberherrschaft beendete und selbst die Macht übernahm. Von der Hauptstadt ist nicht mehr viel zu sehen, eigentlich bis auf den Tempel nichts und auch die idyllisch und ländlich anmutende Gegend lässt nicht auf einen Regierungssitz schließen. Der Tempel jedenfalls wir recht rege besucht, selbst heute trotz des schlechten Wetters. Inmitten einer spanischen Reisegruppe büße ich meine Sonnenbrille, heute Regenbrille ein, ich hatte sie für ein Foto abgelegt und danach war sie weg und nicht mehr aufzufinden, was mich dann doch noch einen Weile ärgert und ich das alte Gemäuer gar nicht richtig genießen kann.

Warum die meisten Touristen den nur 10 km entfernten Bai Dinh Tempel nicht besichtigen ist mir ein Rätsel. Der Komplex gilt als größte buddhistische Tempelanlage in Südostasien und ist gigantisch. Die Anlage wird seit ca. 7 oder 8 Jahren gebaut uns ist inzwischen bis auf eine 13stöckige Pagode fast fertig. Der Komplex besteht aus drei riesigen Hallen die jeweils eine tausendarmige Guanjin, einen gigantischen Buddha Shakymuni und in der letzten Halle die Buddhas der drei Zeitalter beinhalten. Die Anlage erstreckt sich über fast 1,5 Kilometer an einem Hügel, angeblich soll der Komplex auch einen alten, ursprünglichen Tempel enthalten, aber der ist nicht zu finden. In überdachten Wandelgängen gelangt man von Tempel zu Tempel, die Gänge werden flankiert von hunderten von etwas überlebensgroßen buddhistischen Heiligen. Neben vier anderen vietnamesischen Gästen sind wir die einzigen, die bei dem scheußlichen Wetter durchs Gelände und die Hallen streichen, was in dem Dunst und Nebel die mythische Wirkung noch ein wenig verstärkt.

Reichlich durchgefroren retten wir und ein paar Kilometer in ein Lokal und wärmen uns mit Tee und gebratenen Nudeln, nebenbei beschließen wir, dass der Bootsausflug in Tam Coc für uns heute ins Wasser fällt, es ist einfach nicht der Tag, sich herum rudern zu lassen. Wir gehen den Nachmittag lieber mit Keksen und Kaffee etwas ruhiger an, schließlich ist heute der letzte Tag des Jahres, zumindest in Vietnam und auch in China, das Jahr des Drachen geht zu Ende und morgen beginnt das Jahr der Schlange!

7. Tag: Freitag, der 8. Februar 2013

Freitag, den 8. Februar 2013

Durch den Kegelkarst

105 km von Kim Boi nach Ninh Binh, ein Tag durch phantastische Karstlandschaft, 194 hm bei leicht trüben 20 bis 25 Grad und leichtem Gegenwind

Heute machen wir unsere guten Vorsätze wahr und beginnen den Morgen mit Yoga am Pool. Die Runde im kühlen Wasser erspart die Dusche und auch das Frühstück ist heute kontinental: „How do u like ur eggs?“

Gestern Nachmittag sind wir ja schon ins Karstgebiet eingefahren und die heutigen hundert Kilometer sind eine der schönsten Strecken, die man im Land radeln kann, zumal ich die Strecke inzwischen optimiert habe und es heute keine großen Straßen gibt. Anfangs geht es auf der Ortsverbindung durch zahlreiche Dörfer und kleine Städte. Auf den Reisfeldern ist zumeist schon zartes grün zu sehen, nur die Vorsaatfelder stechen durch ihr leuchtende Hellgrün heraus. Etwas weiter weg dann wieder karstkegel und Wald. Es geht durch zahlreiche Ortschaften und heute schein überall Markttag zu sein, die Leute wollen ihre letzten Einkäufe vor dem Tetfest tätigen und sind rege auf ihren Mopeds unterwegs.

In einem kleinen Dorf haben wir eine phantastische Nudelsuppe und 25 Kilometer weiter dann eine Reismahlzeit. Dass das Fleisch immer sehr fett ist, ist gewöhnungsbedürftig, dafür gibt es dann aber nicht viel davon. Satt werden wir und sind gestärkt für die nächsten Kilometer durch reisfeldlandschaften. nur einmal kommen wir wieder durch ein Teegebiet. Hier sind die Sträucher gestutzt worden und die ersten hellgrünen Triebe können bald geerntet werden.

Der letzte Abschnitt führt uns über winzige Straßen am Fluss entlang mitten durch die Karstkegel. Ein kleiner Ort ist nur über zollpflichtige ,wacklige Brücken zu erreichen und dahinter sieht es aus wie in einem Hafen. Hunderte von Lastbooten liegen hier vor Anker. Einige der Boote bestehen aus Spritzbeton. Sonst werden die Boote wohl das ganze Jahr unterwegs sein, aber jetzt sind alle Schiffer hier ins Dorf heimgekehrt und es ist schon ein komischer Anblick, dieses Hafenstädtchen in den grünen Bergen.

Dahinter wird es dann fast romantisch, mal geht es auf Deichen entlang, dann wieder auf schmalen Wegen durch schmale Schluchten im Karst. bergig ist die Straße dagegen nicht, eher im Gegenteil, aber den ganzen Tag macht uns leichter bis mittlerer Gegenwind etwas zu schaffen. So rollen wir dann im letzten Tageslicht recht müde in Ninh Binh ein.

Das Abendessen ist ein weiteres Erlebnis, Ziegenfleisch und Rindfleisch wird mit einem Blatt (Zimtblatt?) und einer Scheibe Sternfrucht in Reispapier gewickelt und dann in eine dicke Sojapaste gedippt-einfach lecker. Zurück im Hotel genießen wir dann den Ausblick von der Terrasse über die Stadt, leider hat es sich zugezogen und regen scheint nicht unmöglich. Die 105 km und der Gegenwind haben uns wirklich müde gemacht, also verschwinden wir nicht zu spät im Bett, wir hatten nicht einmal mehr Lust auf ein abendliches Bier. Morgen bleiben wir noch hier in der Region und machen eine Tagestour hier durch die sogenannte „Trockene Halongbucht“-hoffentlich spielt das Wetter noch einen Tag mit!

6. Tag: Donnerstag, der 7. Februar 2013

Donnerstag, den 7. Februar 2013

Raus aus der Stadt

65 Kilometer von Hanoi nach Hoa Binh, warmer sonniger Tag bis zu 28 Grad, 250 hm im Chaos aus der Stadt, dann belebte Straße und dann auf kleiner Straße in die Berge

Zwei ganze Tage in Hanoi sind komplett ausreichend, nicht wegen der Sehenswürdigkeiten, da hätte man noch einiges machen können, aber wegen des stressigen Verkehrs. Am Morgen starten wir mit dem Rad zum Frühstück an der Nudelbude. Chung, die mir beim Finden der Tofu-Manufaktur geholfen hat ist noch mal gekommen um Tschüss zu sagen und nach der Suppe und einem starken, aromatischen Kaffee schwingen wir uns auf die Räder und stürzen uns, hoffentlich letztmalig in den chaotischen Verkehr. Auf der Kim Ma geht es nach Westen und wir erleben noch einmal den breiten Strom der Mopeds in Bestform und lassen uns einfach treiben. Erstaunlich ist, dass man bei diesem Verkehr sogar links abbiegen kann, man muss einfach nur langsam und selbstbewusst auf die Gegenspur ziehen und durch den Gegenstrom „tauchen“.

Inzwischen sind die Ausfallstraßen besser ausgebaut als noch vor einigen Jahren und so ist es kein Problem mehr aus der Stadt heraus zu kommen, auf den zwei bis vier Spuren ist das Fahren trotz des Verkehrs dann noch rech angenehm. Der Straßenrand ist ein einziger Markt, angeboten werden immer Obst und Blumen, doch jetzt vor dem Tet-Fest vor allem Mandarinen und Pfirsichbäumchen und schöne Bonsais mit gelben Blüten. Außerdem gibt es riesige Stände mit Vasen und Geschirr und Nippes, Teppiche und Decken fürs Moped. Der absolute Hammer sind aber die mobilen Zierfischhändler. Der Fisch gilt als Glückssymbole und besonders Goldfische sind sehr beliebt. In Plastiksäcken werden nun die Tiere verschiedener Größen mit etwas Wasser „abgefüllt“ und dann an einem Metallgestell auf dem Gepäckträger des Mopeds montiert. Damit die Tiere nicht ersticken wird ab und zu mittels eines Schlauches aus einer Druckflasche reiner Sauerstoff in die Tüte geblasen.

Wir kommen bei den Temperaturen ganz schön ins Schwitzen, immerhin zeigt das Thermometer schon wieder 28 Grad. Welcher zur Tour vor zwei Jahren zur gleichen Jahreszeit, da haben wir bei weniger als der Hälfte fahren müssen und ordentlich geregnet hatte es damals auch. Beim Mittag in einem Städtchen 30 Kilometer aus der Stadt heraus wollen wir eigentlich gebratenen Reis, bekommen aber Nudelsuppe, obwohl ich eigentlich deutlich auf den gebratenen Reis des Kunden am Nachbartisch gezeigt hatte, wie auch immer stellt sich das als Glücksfall heraus, denn der Reis der nachbestellten Portion schmeckte eher mäßig, die Suppen waren gut.

Dann endlich haben wir auch den Abzweig von der Hauptstraße erreicht und nun sind wir den Verkehr ganz los und beginnen den angenehmen Teil der Radtour, zumal hier 35 Kilometer vor der Hauptstadt auch die Landschaft sich verändert hat, wir tauchen ein in die ersten Karstformationen und zwischen den Dörfern sind nun Reisfelder zu sehen. Wegen des warmen Wetters ist der Reisprozess im Vergleich zu anderen Jahren auch schon ein paar Tage voran. Die ersten Stecklinge sind inzwischen schon gesteckt worden und auch wir treffen heute auf einige Pflanzerinnen, die gerade mit dem Vereinzeln beschäftigt sind.

Auf kleiner ruhiger Straße klettern wir die ersten kleinen Berge, rundherum schöne Karstberge und viel Natur. Welch ein Kontrast zu Hanoi. Einige der Reisfelder werden mit Wasserrädern bewässert, die quietschenden Konstruktionen kommen ohne einen Nagel oder ein Stück Metall aus, faszinierende kleine Wunderwerke der Mechanik.

Das Ressorthotel lädt mit Swimmingpool, warmer Quelle und gutem Restaurant ein, ein wunderbarer Abschluss für unseren ersten richtigen Radeltag.

5. Tag: Mittwoch, der 6. Februar 2013

Mittwoch, den 6. Februar 2013

Tempel am Rande des Molochs

42 km Tagesausflug nach Co Loa, vorher Besuch bei Ho Chi Minh und am Abend Wasserpuppentheater bei Sonne bis 27 Grad

Heute muss es klappen mit dem Besuch beim Genossen Ho Chi Minh, zwar schaffen wir es wieder nicht, zeitig aufzubrechen, aber wir verzichten aufs Frühstück und fahren gleich zum Mausoleum. Dort warten schon jede Menge Leute, aber wir rücken schnell vor und nach 40 Minuten haben wir es geschafft und dürfen am Schneewittchensarg vorbei marschieren. Uniformierte wachen darüber, dass niemand einen Fotoapparat dabei hat und alle sich ordentlich benehmen. Ab und zu legt ein Wachsoldat die Finger auf die Lippen und ermahnt Schwätzer zur Ruhe.

Da lag er nun der alte Genosse, eigentlich hatte er eingeäschert werden wollen und man sollte seine Asche im ganzen geliebten Land verteilen. Aber er schaut noch recht frisch aus und ist in den letzten sechs Jahren, seitdem ich zum ersten Mal hier zu Besuch war nicht gealtert, im Gegensatz zu mir, allerdings bin ich auch noch am Leben.

Hinter dem Mausoleum liegt dann noch das Wohngebäude Onkel Hos, eher eine gemütliche kleine Holzvilla auf Stelzen, nicht zu vergleichen mit den Residenzen andere Herrscher oder Diktatoren. Ho Chi Minh war mit Sicherheit der bescheidenste unter den sozialistischen großen Vorsitzenden und er war glücklicherweise nicht lange genug am Ruder um große „Reinigungen“ durchsetzen zu müssen und bleibt deshalb wohl einer der sympathischsten Kommunisten überhaupt.

Wir mischen uns mit den Rädern unters Mopedvolk und reiben die Schultern mit Millionen von Vietnamesen, zumindest fühlt es sich so an. Das Individuum ist wie ein Fisch im Wasser und muss im Schwarm schwimmen, dann funktioniert das System. Und so kommen wir auch unbeschadet durch die Stadt und über die Long Bien Brücke, die nur für Radfahrer frei gegeben ist.

Auf der anderen Seite wird dann die Straße breit und wir empfinden den verkehr nicht mehr als sooooo anstrengend und rollen eine Stunde später in Co Loa ein.

Die Tempel hier sind weder gigantisch noch spektakulär, deshalb finden auch so gut wie keine Touristen den Weg hierher und wir sind alleine in den beiden Tempelanlage und genießen die Stille und Ruhe. 2000 Jahre Geschichte lassen sich eher erahnen, lediglich die tollen Holzkonstruktionen der Tempel haben fast 1000 Jahre auf dem Buckel und sind mit beeindruckender handwerklicher Geschicklichkeit errichtet worden.

Wir radeln noch eine Runde durch das beschauliche Dorf, unter dem wohl die Reste und Schätze einer Hauptstadt, die vor zwei tausend Jahren hier stand, für ewig verborgen bleiben werden. Heute leben die Bewohner von Landwirtschaft und es entstehen recht schicke Häuser auf dem historischen Grund.Nur ein Restaurant zu finden ist recht schwer, endlich haben wir einen Laden gefunden, aber der Besitzer erklärt uns in gutem Russisch, dass es erst abends etwas zu essen gibt. Schließlich bekommen wir auf dem Markt noch ein paar Snacks in Form von Fritten und einer Reissuppe.

Auf dem Rückweg nehmen wir eine Nebenstraße und probieren einen neuen Weg. Wir fahren durch hübsche Dörfer und finden auch eine Fähre, die uns ein Stück des Weges kürzt. Auf der anderen Seite dann auch wieder ein Dorf und noch einmal eine Tofumanufaktur. Hier kann ich dann gleich mein zwei Tage vorher erworbenes Wissen präsentieren und Frank und Katrin den Prozess erklären. Und natürlich dürfen wir vom frischen Tofu kosten und auch hier ist das Resultat wieder mehr als lecker.

Der Rückweg durch die Stadt ist wieder anstrengend, wir erreichen das Hotel gegen halb sechs, duschen und brechen gleich wieder auf in Richtung Zentrum, denn wir haben ja Karten fürs Wasserpuppentheater. Unterwegs gehen wir noch essen und dann ab ins Theater. 50 Minuten beobachten wir das treiben der bunten Holzfiguren, die vor eine Vorhang im Wasser von unten bewegt werden. Entwickelt haben diese alte Kunst die Reisfeldbauern, indem das Reisfeld einfach durch einen Vorhang zur Bühne wurde. Im Vergleich zu den Vorjahren hat man die Show besser durchgestylt und überarbeitet. Es wirkt alles sehr professionell und durch designt, hat aber ein bisschen an Charme verloren. Egal, wer nach Hanoi kommt, muss das gesehen haben, Katrin und Frank hat es überaus gefallen, ich fand es auch wieder gut, zumal wir Plätze in der ersten Reihe hatten.

Am Abend reicht die kraft noch für einen Kaffee um die Ecke, dann gehen wir schlafen, in der Hoffnung den Jetlag endgültig bis morgen zu bekämpfen, wenn wir dann „richtig“ radeln wollen und müssen.