Archiv: 2014 Ho-Chi-Minh-Pfad

8. Tag: Sonntag, der 16.Februar 2014

Sonntag, den 16. Februar 2014

Auf dem Ho Chi Minh Pfad

80 Kilometer von Sam Son nach Yen Cat, wir erreichen den Ho Chi Minh Pfad bei anfänglichem Nieselregen, dann wieder trübe bis 20 Grad, kleine Straßen und 10 km auf der 1A

Es regnet, oder eigentlich auch nicht. Es ist eigentlich nur die grauen Wolkensuppe, die so tief hängt und die 130 Luftfeuchtigkeit schlagen sich jetzt nieder und es ist mehr als ungemütlich und natürlich verlassen wir viel zu dick eingepackt das Hotel.

Zum Frühstück gibt es eine lokale Spezialität, Bun, das sind Röllchen aus Reismehlteig, die mit schwarzem Sesam serviert werden. Der Teig wird vorher auf einem Dämpfsieb ausgestrichen und zu einem Crêpe gedämpft, dann kommt der Sesam drauf und flinke kleine Hände rollen und schneiden den Bun dann. Dazu gibt es zwei frische Minibouletten vom Grill, lecker und gut.

Heute ist auch wieder der Tag der kleinen Straßen, fast am Meer entlang geht es durch winzige Dörfer und unterwegs gibt es zahlreiche kleine Märkte, neben Gemüse und Obst wird auch Fisch verkauft. Bei jedem Stopp gibt es ein großes Aufsehen, ich denke die letzen ausländischen Radler auf dieser Strecke  waren Frank , Katrin und ich vor genau einem Jahr.

Eigentlich hatte ich heute wieder eine Abenteuerstrecke durch über kleinste Pfade durch Reisfelder ausgewählt, aber wegen des Nieselregens plane ich noch mal um, denn wir wollen keine Schlammpisten fahren. Wir müssen uns noch einmal 10 Kilometer über die 1A durch den dicken Verkehr und eine Baustelle quälen und ordentlich verschlammt sind wir danach auch. Dann können wir wieder auf die Nebenstraße abbiegen und treffen nur noch ab und an ein paar Frauen auf dem Rad und dem Weg zum oder vom Feld.

Heute passieren wir mindestens10 Trauerfeiern, das Getröte und Getute der schrillen Musik ist schon von weitem zu hören, wahrscheinlich ist hier der Sonntag ein guter Tag um abzutreten oder zumindest um die damit verbunden Feierlichkeiten abzuhalten. Viel kann man dazu nicht sehen, der Sarg wird im Wohnhaus aufgebahrt und die Leute sitzen vor der Tür, ebenso wie die drei oder vier Musiker und dann ertönt stundenlang die schauerliche Musik.

Mittags finden wir ein kleine Lokal, eine Reismahlzeit verschafft uns neue Kräfte für die ersten kleinen Berge, die wir heute zu fahren haben, aber es bleibt noch ganz harmlos. Ab und zu geht es einen kleinen Hügel hinauf und dann wieder runter. Die Region schein gute Beziehungen zur alten DDR gehabt zu haben, denn ungewöhnlich viele IFA W50 sind hier heute unterwegs, die meisten der mehr als 25 Jahre alten LKW sogar in einem recht ordentlichen Zustand.

Inzwischen haben wir fast schön schönes Wetter, es ist immer noch etwas trübe, aber es sind fast 20 Grad und Hajo und ich steigen erstmalig auf die kurzen Hosen um, hoffen wir, dass es so weiter geht.

Nach einer schönen Abfahrt erreichen wir dann den Ho Chi Minh Pfad, seit ein paar Jahren ist das aber kein Pfad oder Weg mehr, sondern eine gut ausgebaute Straße mit wenig Verkehr, die uns jetzt bis tief in den Süden begleiten wird. Für heute sind wir aber recht schnell in Yen Cat und gleich am Ortseingang befindet sich ein recht neues Hotel, Restaurant ist gleich nebenan und so können wir recht faul den Abend genießen ohne uns noch groß bewegen zu müssen.

Außerdem verspricht es eine ruhige Nacht zu werden, bisher sind wir morgens immer durch Lausprechermusik und Propaganda geweckt worden, aber das Dorf beginnt erst 400 Meter weiter und so sind wir guter Hoffnung, morgen nicht um 5 Uhr aus dem Schlaf gerissen zu werden.

7. Tag: Samstag, der 15. Februar 2014

Sonntag, den 16. Februar 2014

Zum ersten Mal am Meer

103 Kilometer von Ninh Binh nach Sam Son, ein wenig Hautverkehrsstraße, viel Nebenstraße und auch kleine Wege, Kathedrale in Phat Diem und Füße im Meer, bei knapp 20 Grad und Wolken

Nach dem Frühstück brechen wir um 9 Uhr auf und rollen erst einmal mit viel Verkehr aus der Stadt. Der wird aber recht schnell weniger, als wir dann nach Süden abbiegen und noch weniger, als wir eine neue Strecke über kleine Dörfer probieren, leider ist es nur ein schlecht geteerter Feldweg. Bei Sonnenschein mag das ganz interessant sein, doch heute ist alles wieder grau in grau, dafür aber ein wenig wärmer als gestern.

Das Land ist platt und flach und überall gibt es Reisfelder zwischen den Dörfern, die Bauern sind wir überall fleißig bei der Arbeit. Heute bekomme wir zum ersten Male auch die Mud-Surfer zu sehen. Ein Bauer steht dabei auf einem Holzbrett und lässt sich von einem kleinen Traktor übers Feld ziehen, um dieses zu glätten und das Stecken der Reispflanzen vorzubereiten. Vor ein paar Jahren habe ich das noch als Wasserbüffelgespann sehen können, aber auch in Vietnam bleibt die Entwicklung nicht stehen.

Überall zwischen den Reisfeldern finden sich auch die Gräber. Für den vietnamesischen Bauern ist es wichtig, auf dem eigenen Feld begraben zu werden, doch da die Landfläche immer kleiner und die Familien immer größer werden, ist dies seit einigen Jahren nicht mehr erlaubt und es werden unfruchtbare  Brachen verwendet.

Etwas später holpern wir in Phat Diem ein. Dort gibt es eine große Kathedrale. Nicht dass es an Kirchen in der Region fehlt, dies aber ist etwas besonderes. Von außen sieht sie aus wie ein buddhistischer Tempel, bloß das oben ein Kreuz drauf gesetzt wurde, von innen gibt es viele tolle Holzarbeiten und die Innenausstattung ist eben auch wie in einer Kirche. Auf eine knappe Million Einwohner in der Diözese kommen hier 140.000 römisch-katholische Gläubige. Von denen sieht man aber heute kaum einen, lediglich eine französische Reisegruppe treffen wir auf dem Gelände und Fotografen, die mit ihren Models den schönen Hintergrund haben wollen.

Auf der kleinen Straße kommen uns heute Unmengen von Schülern auf ihren Rädern entgegen, offenbar ist die Schule gerade zu Ende, wir kommen aus den „Hello“ rufen und dem Zurückwinken gar nicht mehr heraus. unterwegs gibt es wieder viele Gelegenheiten, das reispflanzen zu beobachten. Immer sind die Bauern erfreut, von uns begutachtet zu werden, noch nie hat einer unwirsch zurück gewunken, wenn ich die Kamera gezogen habe. Doch nicht nur an Reisfeldern kommen wir vorbei, sondern es wird auch viel Gemüse angebaut.

10 Kilometer müssen wir uns dann über den Highway der 1A bewegen, da es hier die einzige Brücke über den Roten Fluss gibt. Der Verkehr ist echt sehr dicht und es ist unerträglich Lauf, aber es ist nicht gefährlich, da keiner zu schnell fährt. Trotzdem biegen wir hinter der Brücke dann gleich auf winzige Nebenwege ab, die uns manchmal fast bis ins Wohnzimmer der Bauern führen. Hier wird nicht schlecht gestaunt, wenn wir vier bunten Radler wie aus einer anderen Welt auftauchen. Doch nach 12 km wird uns die Holperei im Zickzack über die Feldwege dann zu bunt und wir stechen durch bis zur Hauptstraße zurück, sind ja nur noch 10 Kilometer bis zum Meer.

Das liegt dann auch vor uns sticht vor dem Grau des Himmels kaum ab. Trotzdem laufen wir ein paar Meter am Strand entlang und die Mädels stecken die Füße ins nicht zu kalte Wasser. Hajo und ich ist es dazu schon wieder zu kühl, wir müssen keine Panik machen, wir werden den Ozean noch ein paar Mal zu sehen bekommen und dann wird es richtig warm sein.

Das Abendessen ist dann opulent, wir starten mit Großgarnelen, dann folgen Muscheln und ein richtig leckerer Fisch. Dafür lohnt es sich schon einmal anderthalb Millionen rauszuhauen. Dafür ist das Hotel recht einfach und kostet uns nur 200.000 VND, also ca. 8 Euro.

6. Tag: Freitag, der 14. Februar 2014

Freitag, den 14. Februar 2014

„Hoppe, hoppe Reiter………“

55 km mit dem Moped durch die Karstformationen um Ninh Binh: Hoa Lu Shrine, Bai Dinh Tempel und Bootsfahrt in Tam Coc, Versenkung eines Mopeds im Wassergraben und Happy End im Restaurant mit gegrillter Ziege, bei maximal 17 Grad, Wolken und fast einem halben Sonnenstrahl

Heute schlafen wir ein wenig länger, es ist ja schließlich Ruhetag, um 8 Uhr geht es zum Frühstück und um 9 Uhr probieren wir die Mopeds. Nachdem Hajo jahrelang und ich 12 Monate keine Moped mehr gefahren sind, fühlt sich alles etwas wackelig an, doch mit der Automatik-Honda ist alles kein Problem. Was der Vietnamese kann, das können wir auch!

So geht es dann erst einmal zur Tankstelle, wo wir für 50.000 VND zwei Liter Benzin fassen und dann können wir in die Landschaft abbiegen. Zuerst steuern wir einen kleinen Tempel an, der auf einem Karstfelsen liegt. Von der Pagode auf halber Höhe hat man eine gute Sicht über die Landschaft: Reisfelder, Dörfer, viel Wasser und Karstkegel. Wer die Gegend hier trockenen Halong Bucht genannt hat war vermutlich ein Alkoholiker auf Entzug. Zugegeben, das Meer liegt 60 Kilometer weg, aber Wasser gibt es mehr als genug.

Unser nächster Stopp ist dann der Hoa Lu Schrein, ein Tempel, der früher das zentrum einer alten Königsstadt war. Von der Stadt ist bis auf demn Tempel nichts mehr zu ahnen und bis vor wenigen Jahren , war auch dieser schwer zu finden, aber die Tourismusindustrie hat rundeherum alles geebnet und alles Reisebus gerecht gestaltet. Deshalb schlagen nicht nur alle Ausländer auf, sondern auch die Vietnamesen gleich in ganzen Schulklassen. Der Tempel ist eher klein und dunkel und nach 10 Minuten ist man einmal durch die Ahnenkammer gestiegen, viel witziger sind die vielen Schüler, die alle mit den Langnasen Fotos machen wollen, wir tun ihnen gerne den Gefallen und sind damit auf 245 verschiedenen Handyfotos verewigt.

Dann geht es weiter durch die Karstfelsen zum Bai Dinh Tempel. Dieser Komplex ist erst in den letzten 10 Jahren entstanden und ist der größte buddhistische Tempel in Südostasien, der mit drei großen Tempelgebäuden an einem Berghang liegt und fast 2 Quadratkilometer umfasst. Eine riesige Pagode befindet sich noch im Rohbau. Hier sind wir auch wieder mit hunderten von Vietnamesen unterwegs, Ausländer finden kaum den Weg hierher. Wir wandeln den Wandelgang entlang, vorbei an 300 Heiligen in Stein und erfreuen uns an der Vielfalt der Gesten der heiligen Männer und Frauen, von denen es eine Hand voll gibt.

In den Hallen warten ein riesige 1000 armige Guanyin in Bronze, in der letzten gibt es die drei Buddhas der Zeitalter und in der mittleren Halle meditiert ein riesiger Shakiamuni. Zwischen den Tempeln befindet sich eine ansehnliche Parkanlage und wir sind hier knapp zwei Stunden beschäftigt. Inzwischen darf man den Tempel nur noch mit einer Art Shuttlebus befahren, man hat etwas außerhalb eine Parkplatzanlage errichtet und muss dann dort umsteigen, um zum eigentlichen Eingang zu kommen.

Etwas hungrig nach den vielen Tempeln und Buddhas suchen wir uns einen Stand mit einer Nudelsuppe und jagen auf unseren Mopeds weiter durchs Karstgebiet. 12 Kilometer weg liegt an einem kleine Fluss der Ort Tam Coc, dort steigen wir auf ein kleines Boot um und lassen uns durch eine Schlucht rudern, so wie auch die anderen Touristen. Eigentlich wollten wir alle auf ein Boot, so wie die Vietnamesen, aber es dürfen immer nur zwei Ausländer in einen Kahn, während sich die Vietnamesen dort mitunter zu fünft vergnügen.

Der Fluss schlängelt sich mit Dutzenden Booten drauf durch ein enges Tal, trotzdem sind links und rechts noch Reisfelder, dann geht es drei Mal durch ein Felsentor in das nächste Tal und das alles auf dem Boot. Die Fahrt ist trotz des Massenansturms von Touristen immer wieder ein Erlebnis. Besonders interessant ist, dass hier mit den Füßen gerudert wird. Das heißt, die Bootsfahrer sitzen recht bequem und haben die Füße an den Paddeln und es sieht ein wenig aus wie Radfahren, ich habe es vor drei Jahren mal probiert, aber keinen Erfolg mit der Technik.

Inzwischen ist es schon wieder recht kühl geworden und wir machen uns deshalb auf den Rückweg. Wir überlegen noch kurz, ob wir noch einen weiteren Berg mit einer Pagode und schöner Aussicht besteigen wollen, entschließen uns dann aber, doch nur ein paar Fotos mit uns auf den Mopeds vor schöner Kulisse zu machen. Schließlich wollen die Frauen auch einmal vietnamesisches Fahrgefühl haben. Und da passiert es: Antje steigt auf das Moped fährt auf dem schmalen Weg 50 Meter und will dann drehen, unterschätzt aber den Wendekreis und die Leichtgängigkeit des Gases und Schwupp, landet sie mitsamt Moped im Wassergraben. Der Schreck steht ihr ins Gesicht geschrieben. Wir ziehen zuerst Antje und dann mit viel Mühe das Moped aus dem Schlamm. Zu meinem Erstaunen springt das Teil sogar wieder an. Noch eine gute Viertelstunde läuft dann Wasser aus dem Auspuff und wir tuckern zurück nach Ninh Binh zum Guesthouse.

Nach einer heißen Dusche ziehen wir dann in die Stadt zum Abendessen. Reispapierrollen mit Sternfrucht, grünen Bananen, Kräutern und gegrillter Ziege sind hier eine lokale Spezialität. Dazu essen wir noch einen leckeren Fisch und Aal und schließen damit wieder einen tollen Tag mit finalem Schockelement ab.

5. Tag: Donnerstag, der 13. Februar 2014

Donnerstag, den 13. Februar 2014

Verluste im Kegelkarst

110 Kilometer vom V-Ressort nach Ninh Binh, knappe 300 hm, wunderschöne Karstlandschaften und Verlust der halben Reisegruppe, glückliche Wiedervereinigung bei 16 Grad und Wolken

Der Wetterbericht will immer noch keinen Aufwärtstrend zeigen, was soll’s es regnet nicht mehr wie gestern am späten Abend noch und nach 10 Kilometern auf dem Rad ist man durchgewärmt. Auch wenn das Wetter nicht grandios ist, so ist es doch die Landschaft. Links und rechts der Straße gibt es Reisfelder ohne Ende, die Bauern sind fleißig am werkeln, um die Felder zu bestellen, immer wieder stoppen wir, um ein paar Bilder zu machen. Nicht zu beneiden die Bäuerlein, die manchmal in hohen Gummistiefeln und manchmal barfuß durch den Schlamm der Reisfelder waten.

Etwas weiter weg ragen dann schon schöne Karstfelsen aus der Landschaft, ich war hier mal im Sommer und das war diese Landschaft der Inbegriff von Vietnam, grüne Ebenen von Reis und dahinter die Karstgebirge. Heute ist alles etwas grauer wegen des trüben Tages.

Ein schöner Karstfelsen mit drei schicken Gipfeln wird uns dann zum Verhängnis. Antje und ich waren einen Kilometer voraus und wir wollten ein Bild machen, doch von der Straße aus standen uns immer die Häuser im Bild. Also parken wir die Räder fast mitten auf der Straße, damit Hajo und Gesche sie ja nicht übersehen können, ich erzähle Antje noch von einer Tour vor ein paar Jahren, als wir einen Radler „verloren“, der sein Rad zum Toilettengang mit genommen hatte und wir ihn dann weit vor uns vermuteten.

Nach unserer kleinen Fotosession waren die anderen Beiden aber immer noch nicht da, vielleicht ein Plattfuß oder etwas ähnliches, also radeln wir zurück, fast drei Kilometer, dort wo ich Hajo mit Sicherheit noch das letzte Mal gesehen hatte. Also wieder rumdrehen und weiter fahren, aber auch an der nächsten Kreuzung, der übernächsten und der weiter folgenden keine Spur der beiden Ausreiser und langsam machen wir uns Sorgen. Aus den Vietnamesen am Straßenrand ist nicht viel herauszubekommen. Einer erzählt mir, dass gerade fünf Radler durchgekommen seien, alle anderen nicken natürlich auf meine Suggestivfragen. Einem LKW Fahrer gebe ich einen Zettel mit, dass wir hinten sind und sie doch warten sollen, hoffe der kommt an, war nicht ganz einfach zu erklären, was der Fahrer damit machen soll. Also radeln wir weiter bis zum großen Abzweig und als wir die beiden dort nicht treffen, machen wir uns ernsthaft Sorgen. Das Telefon funktioniert natürlich auch nicht.

Damit sind sie nun richtig weg. Aber Hajo führt ja auch Touren für den ADFC, er hat eine Karte und die Hoteladresse haben die beiden auch, also fahren Antje und ich weiter und haben dann aber kaum noch Augen für die schöne Landschaft. So gegen 14 Uhr kommt dann endlich ein Anruf, die beiden haben den richtigen Weg gefunden und sind 6 km vor uns und 20 Minuten später treffen wir uns dann endlich wieder.

Hajo und Gesche hatten unsere Räder nicht gesehen. Vielleicht hat gerade in dem Augenblich ein Auto davor geparkt. Der gelbe Zettel, den hatten die beiden erhalten, darauf war aber nur irgendein Datum im letzten Jahr notiert und ohne Brille ist Hajo nicht auf die Idee gekommen, die Rückseite mit meiner Notiz zu lesen. Hinterher kann man darüber nur herzlich lachen und erleichtert weiter radeln.

Und auch wieder Augen für die Landschaft entwickeln. Und es wird jetzt auch richtig schön, denn in den letzten Jahren konnte ich hier eine richtig gute Strecke entwickeln, weitab von der Hauptstraße hoppeln wir über Feldwege durch kleine Dörfer, dann über wackelige Pontonbrücken langsam in die „Trockene Halong Bucht“, zwischen den Karstfelsen gibt es nur noch Flussarme und Reisfelder und die letzte gucken uns an, wie Besucher von einem anderen Planeten und in gewissen Sinne sind wir das ja auch. Obgleich unseres außerirdischen Erscheinens kommen wir nicht umhin den Brückenzoll von 5000 VND pro rad zu zahlen, na gut die 25 Cent stecken wir gerne in die Entwicklung der regionalen Wirtschaft. Und wir probieren eine neue meiner gefürchteten „Abkürzungen“, doch diesmal funktioniert es, und wir kommen nach einen gewagten Zickzackkurs über schmale Deiche an Reisfeldern entlang, auch wieder dort raus wo ich hin wollte. Dann sind wir irgendwann auf bekannten Wegen zurück und die Straße führt um die Karsthügel herum. Vorbei an kleinen Häuschen und Entenfarmen nähern wir unserem Ziel Ninh Binh, hier geht es noch einmal auf rechtwinkligen Kurs ums Stadion herum durch enge Gassen und dann stehen wir vor dem Hotel, in gesamter gruppenstärke von vier Leuten. Glücklich am Ziel und immer noch über unseren heutigen Verlust und das Wiederfinden lachend, gönne wir uns ein Schmutzbier, das den Temperaturen entsprechend eher ein Frostbier genannt werden müsste.

Aus diesem Grund verlassen wir dann auch unser Guesthouse nicht mehr und lassen uns dort ordentlich bewirten. Morgen haben wir so eine Art Ruhetag, es gibt aber ein ordentliches Besichtigungsprogramm, zahlreiche Tempel stehen auf dem Programm und wir werden vom Rad aufs Moped umsteigen. Da keiner von uns in den letzten 12 Monaten auf einem motorisierten Kleinrad gesessen hat, wird auch das zum Abenteuer werden; aber wir sind in Vietnam, im Land der Mopeds, da wollen wir auf eine solche Erfahrung nicht verzichten.

4. Tag: Mittwoch, der 12. Februar 2014

Mittwoch, den 12. Februar 2014

Neblige Landschaften

68 Kilometer von Hanoi nach Kim Boi ins V-Resort, nebeliger Tag bei frischen 14 Grad, anfangs viel Verkehr aus Hanoi raus, dann beschaulich durch Karstberge und Reisfelder

An die morgendliche Nudelsuppe mit Fisch, Bun Ca, haben wir uns schon gewöhnt, besonders toll der Salat und die Kräuter dazu, da kann man fast vergessen, dass es recht kalt ist. So um die 10 Grad werden es so am Morgen sein. Gegen 10 Uhr sind wir dann startklar und stürzen uns in den Verkehr, die Zimmerschlüssel haben wir heimlich, still und leise auf dem Tressen im Hotel zurück gelassen, nachdem Antje gestern das Waschbecken ruiniert hat. Nein, nein, wir randalieren nicht und es war auch nicht Antjes schuld, denn das Ding war vorher schon recht locker verankert, Hajo hat es wieder hinbekommen, mit einer alten Zahnbürste wird nun das Waschbecken in der  Halterung unterstützt, vermutlich genau bis zu dem Zeitpunkt, wenn der nächste gast sich hier die Zähne putzt und den Zahnputzbecher abstellt.

Der Hauptverkehr ist schon gelaufen am Morgen und so ist die Ausfahrt nicht zu stressig, zwar sind wir immer noch mit einer gefühlten Menge von einer Million Mopeds unterwegs, aber Stau gibt es keinen und brenzlig wird es auch nicht auf den Straßen. Langsam lassen wir die Hauptstadt hinter uns und nach etwa 20 Kilometern wird es schon langsam ländlicher und die ersten Felder ziehen an uns vorbei. Doch es scheint so, als ob es zu kalt ist heute, um barfuß im Schlamm herum zu waten und Reis zu pflanzen.

Ab und zu kommen Grüße aus der Vergangenheit vorbei gefahren, die IFA W-50 oder L-60 aus der DDR sind bisher immer noch nicht ganz ausgerottet, heute kommen wir so auf  drei der guten alten LKW, auf so einem Teil habe ich damals noch fahren gelernt.

Mittag gibt es dann Reis mit leckerem Fisch, Gemüse und Rührei, wir haben ordentlich Hunger und vernichten zum Tee nach der Mahlzeit noch eine Packung Chemokekse, die garantiert keine natürlichen Stoffe mehr enthalten, was soll’s, es macht satt und bringt Energie.

Dann biegen wir von der inzwischen auch schon ruhiger gewordenen Hauptstraße auf die Nebenstraße ab und es wird richtig interessant. Zwar können wir die eigentlich grandiose Landschaft mit viel Grün, Reisfeldern und hohen Karstbergen rundherum im Nebel nur erahnen, aber alles was in der Nähe liegt können wir begutachten. Da sind die Wasserbüffel, die immer zwischenscheu und Neugier hin und herpendeln. Etwas weiter sind dann die Arbeit in den Reisfeldern im vollen Gange, überall wird geeggt oder es werden die kleinen Pflanzen gesteckt. Etwas weiter kommen dann Teeplantagen, zwar ist gerade keine Erntezeit, aber für eine Einführung in die Teeproduktion reicht es aus. Gepflückt werden eigentlich immer nur die Knospe und die zwei folgenden Blätter und es wird zwei Mal im Jahr geerntet. Die Büche hier sind zurückgestutzt worden und im nächsten Monat werden dann die Büsche wieder ordentlich treiben und die Erste Ernte kann eingefahren werden.

Auf dem ersten etwas längeren Hügel folgt dann auch gleich die Einladung zum Tee, wir hocken mit dem Bauern und der Bäuerin am Feuerchen und wärmen uns ein wenig auf und schlürfen ein paar Tassen lokalen Tees. Die Vietnamesen produzieren eher mäßig wertigen Tee für den Eigenbedarf, die Aufgüsse erfolgen dann sowieso megastark und recht bitter, dafür macht das Zeug sofort wach und munter.

So kommen wir dann auch über die letzten Kilometer. Eigentlich stehen dann noch ein paar schöne Wasserräder in der Landschaft und schaufeln Wasser auf die etwas höher gelegenen Reisfelder, aber nicht in diesem Jahr. Das Flüsschen ist trocken und ein Wasserrad im trockenen ist mehr als langweilig.

Gegen 16 Uhr erreichen wir unser Ziel, das V-Ressort, ein nettes Hotel mit Pool und heißer Quelle. Den Pool ignorieren wir bei den heutigen Temperaturen, aber die heißen Quellen, die eigentlich nur lauwarm sind, sind recht angenehm, genauso wie der Fakt, dass unsere Zimmer beheizt werden können, da möchte man zum Abendessen gar nicht noch einmal aus dem Zimmer heraus.

Dieses jedoch lohnt sich hier, denn die Karte gibt einige schöne lokale Gerichte her. Mit Hackfleisch gefüllter Tofu, Wildschwein mit fünf Gewürzen, Pak Choi und Shrimps in Tamarinde runden dann den ersten richtigen Radeltag ab.