Archiv: 2011 Ho Chi Minh Pfad

5. Tag: Montag, der 31. Januar 2011

Montag, den 31. Januar 2011

Ausflug nach Co Loa

48 km von Hanoi nach Co Loa und wieder zurück, Versuch zum Markt durchzudringen und Abendessen im „Old Hanoi“, ca. 16 bis 18 Grad, Niesel, wolkig und ein Stückchen Sonne

Zum Frühstück fahren wir wieder zur Nudelstube um die Ecke, die anderen essen noch mit Genuss, bei mir kommen die Erinnerungen an ein halbes Jahr Hanoi und morgendlicher Nudelsuppe wieder, das hat gereicht, aber es geht nicht anders.

Wir reihen uns heute schon etwas flüssiger als gestern in den Verkehr und kommen einmal gut durch die Stadt im unendlichen Strom der Mopeds. Natürlich ist da etwas dran an der Flusstheorie und dem scheinbar chaotischen und doch klugen Verhalten, auf der anderen Seite stehen die Verkehrstoten; und die Gefahr hier tödlich zu verunfallen ist vier Mal höher als in Deutschland, also, auch wenn es sich noch so gut treiben lässt: Augen und Ohren auf und die Bremse am Anschlag!

Über die Eisenbahnbrücke führen links und rechts noch eine schmale Mopedspur über den Fluss. Hier wälzen sich täglich hunderttausend Mopeds über den roten Fluss. Auf der anderen Seite hört die Stadt aber nicht auf, sondern es reiht sich Vorstadt an Vorstadt und wieder gibt es nur kleine, vier fünf, sechs oder sieben Stockwerke nach oben gebaute Häuser.

Gleich hinter der Brücke finden wir ein kleines Cafe, gleichzeitig werden hier „Weihnachtsbäume“ verkauft. Für ein mittleres Mandarinbäumchen legt man 15 Euro auf den Tisch, wir diskutieren lange, ob die Früchte nun essbar oder gut schmeckend sind, trauen uns aber auch nicht eine Mandarine zu pflücken.

Durch heftigen Verkehr geht es stadtauswärts. Joachim bekommt einen Furcht einflößenden Wutanfall, als er von einem Auto touchiert wird. Zum Glück sehr sanft und es passier nix, aber erinnert uns daran, noch vorsichtiger zu fahren.

Eigentlich müsste man jeden Augenblick anhalten um zu Fotografieren, der fliegende Goldfischhändler mit 50 Plastebeuteln mit Fischen am Fahrrad, die Baguetteverkäuferinnen an der Hauptstraße, die unzähligen Stände mit „Weihnachtsbäumen“, die Mopeds mit den Bäumen hintendrauf……..

Natürlich fahren wir erst einmal ein paar Kilometer verkehrt, ich hatte extra zwei Mal gefragt uncd hätte mich doch auf mein Bauchgefühl verlassen sollen, aber dann finden wir doch noch nach Co Loa, die ehemalige Kaiserstadt liegt drei Kilometer von der Hauptstraße weg. Außer ein paar konfuzianischen Tempeln ist auch nicht viel übrig geblieben von einer Stadt, die es vor 1000 Jahren gab und lediglich das historische Holzgebälk in den Tempeln gibt kleine Hinweise auf eine wirklich lange Geschichte. Heute ist Co Loa ein kleines Dorf mit vier Tempeln. Die Tempel geben nicht viel her, vor allem aber, weil alle meine Reisenden und ich aus China natürlich wesentlich mehr und mächtigere Anlagen gewohnt sind. Touristisch „los“ ist hier auch nichts, lediglich zu Festivalzeiten kommen viele Touristen her. Außer uns hat sich nur noch ein französisches Pärchen in die Pampa verirrt, aber gerade das macht den Ausflug nach Co Loa zu einem schönen Erlebnis. Es ist ruhig und angenehm still und im Sommer im Schatten der wuchtigen Bäume auch angenehm kühl, wie ich mich erinnere.

Rückwärts suche ich dann eine etwas ruhigere Route für uns, unterwegs essen wir in einem winzigen Restaurant, Reis und Gemüse, sowie Schweinefleisch in Aspik, am Nachbartisch macht ein „fliegender Händler“ Pause und wir bewundern sein Rad, hinten eine Autobatterie, vorne CD-Player und Boxen und rundherum behängt mit Socken, Rasierzeug, Superkleber und anderen Kleinigkeiten.

Zurück in Hanoi tobt gerade der Berufsverkehr und wir geben nach 30 Minuten im Schritttempo auf, noch zum Markt vordringen zu wollen, es ist einfach zu viel los, aber nicht die Millionen Mopeds sind auf der Straße das Problem, sondern die sich dazwischen befindlichen Autos halten alles auf.

Ich muss mich dann am Abend von meiner Freundin verabschieden, die nach Mittelvietnam zu ihrer Familie zum Tretfestival fährt und wir sind beide etwas traurig, aber das nächste Mal treffen wir uns dann in Deutschland, wenn alles klappt mit der Bürokratie und dem Visum.

Unseren letzten Abend in Hanoi essen wir gediegen, ich hatte schon einmal über das Restaurant „New Hanoi“ geschrieben und es war wieder vorzüglich, wenn auch nicht sehr preiswert. Aber der „Cha Ca“ , ein klassisches Hanoier Fischgericht war phantastisch, ebenso wie die Ente in Tamarinde und die frischen Frühlingsrollen, dafür legen wir dann doch gerne 1,3 Millionen auf den Tisch.

Am Abend sitzen wir dann noch bei einer kleinen Flasche „Hanoi Wodka“ neben dem Hotel. Dort gibt es ein komisches Etablissement, zwei Tischchen draußen, einer drinnen, es soll auch Kaffee geben, dort arbeiten vier hübsche Mädels und machen eigentlich nix, ab und zu kommen Männer verschiedenen Alters. „Was ist den das für ein „Dingsbums“ fragt Armin, und es kommt die Antwort:“ Ist vielleicht so ein „Bumsdings!“ Und wenn sechs Männer zusammen Urlaub machen, dann ist so etwas schon sehr witzig; wie auch immer, die Mädels sehen einfach zu nett und zu jung aus, zumal es an einem Hinterzimmer oder ähnlichem fehlt und so werden wir nun wirklich nie erfahren, was das für ein Dingsbums das nun neben unseren Hotel ist.

4. Tag: Sonntag, der 30. Januar 2011

Sonntag, den 30. Januar 2011

Ein Tag in der City

Stadtrundfahrt mit Besuch bei Ho Chi Minh, Literaturtempel, Altstadt, eingekeilt von hunderttausend Mopeds, ca. 20 km bei 14 Grad und Wolken

3. Tag: Samstag, der 29.01.2011

Samstag, den 29. Januar 2011

Alles klar in Hanoi

26 km zum Flughafen, Abholen der Gruppe, Räder montieren und wieder 26 km in die Stadt, 14 Grad und wolkig

Ausschlafen war erst einmal sehr wichtig, danach bastele ich an meinem Rad, hinten habe ich einen Plattfuss und der Fehler an der Bremse ist vertrackt. Nach einer Stunde Fummelei baue ich alles auseinander und bemerke einen verbogenen Haken, der die Bremse ansonsten in der Verankerung hält. Glücklicherweise lässt er sich zurück biegen, ohne dabei zu brechen und meine Bremse funktioniert wieder. Anders sieht es mit dem Low Rider aus, der ist durch den Transport so formiert, dass er sich nicht wieder anbauen lässt, aber ich brauche ihn auf der Tour sowieso nicht und baue dann nur das Schutzblech an.

Inzwischen ist es Mittag und wir haben nicht gefrühstückt. nach einer Nudelsuppe brechen Jochim und ich zum Flughafen auf und finden auch eine bessere Route mit nicht so viel Verkehr, die zudem noch kürzer ist. Der Flieger mit dem „Rest“ der Gruppe kommt pünktlich, so wie ich gestern aus Doha. Auch vergeht wieder eine Stunde, ehe wir Andreas, Thomas, Armin und Heino zu sehen bekommen und ich aufatmen kann, alle Gäste da, alles Gepäck da und alle Räder auch hier. Wir brauchen eine Stunde zum Bauen und um 16.30 beginnt dann für die vier das erste Abenteuer. Wieder geht es recht gut über die Autobahn und dann stecken wir alle im dichtesten Mopedverkehr der Welt. Doch mit den Rädern sind wir nicht die einzigen komischen Vögel auf der Autobahn, nein es werden auch die Wasserbüffel hier entlang getrieben- auf der Autobahn! Nach knappen zwei Stunden kommen wir geschafft und komplett am Hotel an, alle glücklich und etwas geschockt, denn trotz meiner Vorwarnungen hatte solch einen Verkehr noch keiner von meinen Gästen erlebt, außer Joachim, der vor zwei Jahren ebenfalls mit mir hier in Vietnam war.

Am interessantesten aber waren die Orangenbäumchen, hunderte oder besser tausende und überall. Sie werden in allen Größen am Straßenrand verkauft und dann auf dem Moped hinten drauf nach Hause transportiert und beherrschen fast das Straßenbild. Warum? Meine Freundin sorgt schnell für Aufklärung. In drei Tagen ist Tet-Fest, das vietnamesische Neujahrsfest und noch wichtige als unser Weihnachtsfest und dazu stellt man sich halt keine Tanne, sondern ein Orangen oder Mandarinenbäumchen ins Haus und jetzt, kurz vor dem Fest boomt das Geschäft mit den „Weihnachtsbäumen“. Für uns ein toller Anblick überall auf den Mopeds diese Bäumchen.

Ohne große Pause brechen wir noch einmal auf. Inzwischen läuft der Verkehr ein wenig ruhiger und wir erreichen ohne Probleme die Altstadt und ein schönes Restaurant in einer kleinen Gasse. Das Essen ist gut, allerdings ist es erbärmlich kalt, nur 15 Grad. Das klingt zwar für deutsche Verhältnisse angenehm, aber es gibt keinen warmen Ort in der Stadt, denn hier wird auch im Winter nicht geheizt und so zieht die Kälte richtig durch bis auf die Knochen und im Zimmer scheint es noch kälter zu sein. So ist es dann auf dem Rad noch am angenehmsten. Rückwärts machen wir noch eine kleine Runde am Ho Chi Minh Mausoleum vorbei, das nachts angestrahlt wird. Morgen werden wir dem balsamierten Genossen einen Besuch abstatten.

Bevor wir in die ungeheizten Zimmer verschwinden teilen wir uns noch eine kleine Flasche „Hanoi Vodka“, das Zeug wärmt von innen und das ist gut so. Ich falle abends müde ins Bett und freue mich, dass alle da sind und der erste Nachmittag gut gelaufen ist, morgen kann dann das Abenteuer richtig beginnen und der Stress aus der Heimat inklusive der langen Anreise ist endgültig vergessen.

2. Tag: Freitag, der 28. Januar 2011

Freitag, den 28. Januar 2011

Ankunft in Hanoi

Flug von Doha nach Hanoi und mit dem Rad in Zentrum von Hanoi, 26 km, 14 Grad und Wolken, Grillokal in Hanoi

Im Minutenschlaf vergeht die Zeit bis zur Landung und halb drei. Die Passkontrolle in Hanoi geht schnell, aber am Gepäck herrscht mehr als Andrang. Drei Maschinen sind fast gleichzeitig gekommen und „meine“ natürlich zum Schluss und so dauert es mehr als eine Stunde, bis meine Packtaschen und ein ramponierter Fahrradkarton ankommen.

Danach ist die Freude groß endlich meine Freundin wieder zu sehen und auch Joachim, der vor zwei Stunden angekommen war. Glücklicherweise, denn unsere glorreiche Deutsche Post hat seinen per Einschreiben verschickten Pass verdödelt. So musste er noch einen Hilfspass beantragen und ein Visum übers Internet ordern, was uns beiden eine schlaflose Nacht eingebracht hat, doch nun sind wir beide hier angekommen. Joachim hat sein Rad schon montiert und so machen wir uns an meinen Drahtesel, der ziemlich gelitten hat. Irgendetwas mit der Vorderbremse haut nicht hin, sowie Schutzblech und Vordergepäckträger lassen sich nicht montieren. Die Bremse geht dann mehr schlecht als recht und auf das Schutzblech verzichte ich erst einmal. Inzwischen ist es 16 Uhr und wir stürzen uns aufs Rad in Richtung Stadt, meine Freundin führt auf dem Moped die Gruppe an.

Auf der Autobahn läuft es noch ganz gut, doch ab der Brücke über den Roten Fluss wird es hektisch, richtig dicker Mopedverkehr mit Autos dazwischen. Hanoi ist die vielleicht die Stadt mit der höchsten verkehrsdichte der Welt, ich habe nichts Ähnliches bisher in China erlebt und auch nicht in Indien oder in Bangkok oder Hongkong. Trotzdem ist alles im Fluss und scheinbar harmonisch, auf alle Fälle aber sehr anstrengend. Nach zwei Stunden wird es dunkel und wir verlieren auch noch meine Freundin, doch in habe ja ein halbes Jahr hier gelebt uns so finde ich auch allein den Weg zum Hotel mit Joachim.

Zuerst brauchen wir dann in meinem Lieblings „Bia Hoi“ ein frisches gezapftes Hanoi Bier, dann werfen wir das Gepäck in die kalten Zimmer. Wir ziehen alles an, was wir haben und fahren zu dritt auf einem Moped zu einem Grillimbiss im Zentrum. Der Laden ist mit seinen gegrillten Fröschen, dem Gemüse, den Shrimps und vielem anderen nicht zu schlagen und war mein Lieblingslokal hier, während meiner zeit am Goethe Institut. Gegrillt wird in einer belebten Straße in einem winzigen Laden, in dem tagsüber Mützen und Mopedhelme verkauft werden. Auf der Ecke gibt es vielleicht 10 oder 12 winzige Tische mit Höckerchen um die sich die Leute drängen. Der Laden hat von 18 Uhr bis 22 Uhr offen und ist immer mehr als voll und für uns heute ein wunderbarer Einstieg ins Land.

1. Tag: Donnerstag, der 27. Januar 2011

Donnerstag, den 27. Januar 2011

Schneetreiben und Winterschlaf

Wenn sich der Schlüssel im Schloss zweimal dreht ist immer der erlösende Augenblick, endlich ist der Stress vor der Reise vorbei, der Papierberg auf dem Schreibtisch etwas kleiner geworden, die fälligen Rechnungen eingetrieben, die Wohnung wieder in Ordnung gebracht und so weiter.

Diesmal war es besonders schlimm, gerade erst Anfang Januar aus Thailand zurück, blieben mir nur drei kurze Wochen in Berlin. Wettertechnisch war der Zeitraum gut abgestimmt, während ich im „Goldenen Dreieck“ geradelt bin, hatte Deutschland fürchterliche Schneemassen zu bewältigen. Und heute, als ich auf die Straße trete, sieht es wieder nach richtigem Winter aus, es ist grau und schneit ein wenig. Soll es heute noch ein wenig aushalten, bis ich im Flieger sitze, danach kann es richtig Winter werden, sehr kalt und mit viel Schnee. Nach mir die Schneelawine! Hauptsache, am 6. März, wenn ich wieder zurück komme ist alles wieder weg und es wird dann schon frühlingshaft.

Habe ich mich doch im letzten Jahr recht gut an die warmen Temperaturen in Vietnam angepasst und gelernt auch 35 Grad noch al angenehm zu empfinden, stressig wurde es erst, wenn die Temperaturen über die 40 Grad gingen. Damit ist jetzt nicht zu rechnen, auch in Hanoi Winter und die Leute frieren erbärmlich, wenn die Temperaturen nachts bei 10 Grad liegen, denn es gibt keine Heizungen. Tagsüber ist es dann bei 16 bis 18 Grad gar nicht so unangenehm und recht gut zum Radeln.

Am Schalter in Berlin gibt es keine Probleme, mein Rad hatte ich angemeldet und Air Berlin hat 25 Euro kassiert und der Karton geht ohne Probleme mit. Die Lufthansa ist da eher frech, die Zocken 70 Euro fürs Rad ab, bei einem Innlandsflug, obwohl das Rad angemeldet ist, bei Air China allerdings. Weil der Flug aber für China Airlines von der Lufthansa abgewickelt wird (er hatte sogar eine CA Flugnummer) muss der doofe Passagier draufzahlen, Beschwerde wird abgewimmelt, man hätte aus der vierstelligen Nummer erkenn müssen, dass der CA Flug von einer anderen Airline abgewickelt wird und dann deren Gepäckbestimmungen gelten. Und so gewinnt wieder einmal die Airline, weil man eben nicht wegen 70 Euro klagt.

In München steige ich dann auf Quatar Airlines um, hier gab es ein Trekking Ticket mit 33 Kilo Freigepäck, auch hier läuft alles fluffig, lediglich das Handgepäck wird argwöhnisch beäugt und gewogen. Sogar einen Platz am Notausgang bekomme ich, doch wie immer kann ich im Flieger nicht schlafen, dabei bin ich mehr als müde. Habe ich doch die letzte Nacht kein Auge zu gemacht und durchgearbeitet, um alles zu schaffen, was ich mir an Arbeiten noch auferlegt hatte und natürlich sind immer noch einige Dinge übrig geblieben.

In Doha wechsele ich den Flieger, das Prozedere an dem riesigen Flughafen ist nervig, es geht ewig mit dem Bus zum Terminal und wieder zum Flieger, zusammen mit hunderttausend Leuten mitten in der Nacht und ich habe nicht einmal nachgeschaut in welchem Land Doha überhaupt liegt. Im nächsten Flieger sitze ich nicht ganz so günstig, aber es drückt mir endlich die Augen zu und ich verpasse sogar das Essen.