Archiv: 2011 Transeurasien

22. Tag: Samstag, der 7. Mai 2010

Samstag, den 7. Mai 2011

Kühler Sonnentag in Riga

Ruhetag in Riga mit Stadtbesichtigung

Auch Riga ist eine Stadt mit vielen deutschen Wurzeln und Traditionen. Gegründet wurde sie im 12. Jahrhundert von Kaufleuten, die hier am Unterlauf der Daugava Handel trieben. Durch die strategisch günstige Lage ließ sich von hier der gesamte Ostseeraum gut ansteuern und über die Flüsse auch Handel mit dem Inland treiben.

Die Handelstraditionen haben auch das Stadtbild geprägt, so gibt es tolle Lagerhäuser. Über Flaschenzüge konnten die waren bis zu fünf Stockwerke hochgehievt werden. Einige Häuser sind noch nicht renoviert und man kann sich vorstellen, wie Pferdefuhrwerke über Kopfsteinpflaster holpern und dann schwere Säcke mit waren aus dem gesamten Europa nach oben und wieder herunter geholt werden. Die handwerker waren in Gilden organisiert und haben ihre eigenen Handelshäuser errichtet, je nach Größe der Zunft waren die Häuser mehr oder weniger prachtvoll. Am Markt befinden sich die Häuser der sogenannten kleinen Zünfte. Die Gebäude der großen Zünfte haben dann schon fast palastartigen Charakter. Besonders beeindruckend ist das Schwarzhäupterhaus für die unverheirateten Kaufleute, eine „Zunft“, die es nur in Nordosteuropa gab. Obwohl komplett zerstört, wurde das Gebäude im Stil der Niederländischen Renaissance wieder aufgebaut und strahlt nun in neuem Glanze.

Die russisch-orthodoxe Kathedrale hat heute auch geöffnet, beeindruckend sind die Malereien und die Ikonen. Bei diesen Kunswerken sind besonders die Gesichter, meistens Marien- oder Jesusdarstellungen, besonders fein gearbeitet und dann oft in ein Goldrelief eingearbeitet. Auch breitet sich im ganzen Raum der schwere Duft von Weihrauch aus.

Im Dom gibt es täglich um 12 Uhr ein 20 minütiges Orgelkonzert, aber die Eintrittspreise sind unverschämt hoch, 8 Euro werden kassiert. Karin taucht in einer Reisegruppe unter und ist drinnen und ich entdecke eine nur durch einen Vorhang von der Haupthalle abgetrennten Gebetraum. Hier sind wir dann ganz alleine und haben trotzdem die gesamte pompöse Akustik.

In der lettlischen Hauptstadt prallen die sozialen Unterschiede hart aufeinander, härter als ich es anderswo in Europa gesehen habe. Vor den Kirchen stehen reihenweise verhärmte alte Mütterchen mit Bettelschalen, aber auch reichlich Behinderte finden sich in der gesamten Stadt zum betteln. Dazu kommt dann auch noch eine große Anzahl sehr rotnasiger Männer und manchmal Frauen, die ihren Bettelstand gleich in der Nähe des nächsten Schnapsladens aufgebaut haben.

Der Gegensatz dazu sind die neureichen Letten und Russen in großen Autos, schicken Klamotten, die die Fußgängerzone besiedeln und keine Probleme mit den überhöhten Preisen in den Cafés und Restaurants haben. Souvenirhändler handeln hier hauptsächlich mit Bernstein und Matroschkas, den russischen Holzpüppchen, die ineinander gesteckt werden können. Von der klassischen Figur bis hin zur Madonna, Putin oder Beckham-Matroschka ist alles zu haben, ich vermisse lediglich die Ossama Bin Laden Ineinandersteckfigur.

Zahlreiche Straßenkünstler mühen sich redlich ihren Schnitt vom Neureichtum abzubekommen, auch eine Gruppe von Punks mit dem Motto: „Help the Punk to get drunk: 1 Foto 1 Let!“

Einige Leute spielen Instrumente, aber Eindruck schindet nur eine Kapelle von Bläsern mit feurigen Rockadaptionen, die alle in Hausfrauenkostümen auftreten. Auch nicht ganz schlecht weg kommt ein Flötist in einer kleinen Gasse, obgleich des schrecklichen unendlichen Gedudels von „La Plaoma ole“; er hat sich ein paar Brotkrumen auf den Arm gestreut und so sitzen die Tauben während des Spieles auf ihm herum. Also auch hier in Letland zählt nur die Vermarktungsstrategie. Und auch auf eine Gruppe von „Dinosauriern“ treffen wir, vielleicht 20 Leute in nachthemdähnlicher Kleidung mit Trommeln und Ziehharmonika und „Haare Krishna, haare Krishna“ singend durch die Stadt ziehend. Wer hätte gedacht, dass es so etwas noch gibt.

Wir pilgern zu den riesigen Markthallen. In der ersten Halle nur Fisch und Kaviar, verschiedenste Sorten und Größen und Qualitäten der Fischeier. Für das morgige Abendessen nehme ich hundert Gramm einer mittleren Qualität roten Forellenkaviars mit und etwas Räucherfisch, der lecker aussieht, aber nur so vor Fett trieft.

In der nächsten Halle gibt es frisches Gemüse, dann kommt eine Halle mit Honig, Bienenwachs, sowie Marmeladen und Konfitüren, dann geht es weiter mit einer Fleisch und einer Käsehalle. Hier lässt es sich gut eine Stunde schlendern und gucken.

Auch draußen stehen dann noch unzählige Händler mit Gemüse und Kartoffeln, sowie Waren des täglichen Bedarfs. Aber auch hier vor dem Markt eine lange Reihe mit Bettelnden und alten Mütterchen die drei Paar hangestrickte Socken auf einer Zeitung zum Verkauf anbieten.

Am frühen Abend ziehen wir dann in ein kleines Lokal, Favorit ist wieder marinierter Hering mit Kartoffeln, ich nehme heute Kartoffelpuffer mit Schweinefilet, letzteres mit Kreuzkümmel mariniert, keine schlechte Variante, sollte man einmal probieren. Am Abend begebe ich mich noch ein wenig in die Tiefen des Internets, obgleich die Berichterstattung sich ja nur noch um Bin Laden dreht. Mit etwas Häme nehme ich zur Kenntnis, dass die Uni dem Kopierminister nun doch Vorsatz bei der „Erstellung“ seiner Doktorarbeit nachgewiesen hat.

21. Tag: Freitag, der 6. Mai 2011

Freitag, den 6. Mai 2011

Vom Strand in Lettlands Big City

35 Kilometer von Jurmala nach Riga auf Autobahn und Radweg, 60 hm bei sonnigen 5 bis 7 Grad, abendlicher Stadtspaziergang

Für heute habe ich unseren Fahrer abbestellt, einmal sind es nur 25 Kilometer von hier bis nach Riga und zum anderen wollen wir einmal ausprobieren, wie es sich mit dem gesamten gepäck fährt und ich will Barbara noch überreden ein wenig abzuspecken, natürlich nur gepäcktechnisch.

Das Frühstück im Hotel war mehr als grandios, es gab Schlemmereien wie Pfannkuchen und Milchreis mit Sauerkirschkonfitüre, aber auch schwere mayonaiselastige Salate und eingelegten Knoblauch. Und dann weiß ich, warum ich diese langen Radreisen mache, einfach schon aus dem Grund, überall ungehemmt alles genießen zu können.

Danach überlege ich, ob ich noch zu einem Spaziergang aufbreche, der wird aber recht kurz, denn obwohl die Sonne verlockend warm durch fenster schien, ist es richtig frisch draußen, gerade einmal vier oder fünf Grad.

Jurmala ist wirklich das, was man sich unter einem alten Badeort vorstellt. Faszinierend suind die alten Holzvillen, mand durfte nicht zu dicht bauen und musste sich auch an einen bestimmten Stil halten. Trotzdem sind die alten, manchmal verfallenen oder aber schick neu renovierten Holzhäuser alle verschieden. Manchmal glatte fassaden ohne Schnörkel und klare Linien, daqnn wieder kleine Türmchen, Anbauten oder oroginelle Giebel und Dachkonstruktionen. Leider ist das alles nicht so gut auf Bildern festzuhalten, weil immer entweder Bäume oder Autos davor stehen.

Auch stehen direkt am Strand keine Häuser, sondern ein vuielleicht 300 Meter breiter Kiefernstreifen trennt den ersten Straßenzug vom Meer.

Wie ich schon gestern geschrieben habe sind die Häuser der neureichen und die mordernen Hotels schrecklich. Es ist ja schön, wenn sich Architekten austoben können, und man kann auch verschiedenen Ansichten zu den einzelnen Gebäuden haben, aber ein teuere Gebäudekomplex, der aussieht wie gestapelte Baucontainer passt nicht in ein Landschaft, die aus baudenkmalen besteht.

Wir versuchen einen kleinen Weg zu finden, aber es gibt nur eine Brücke über die Lielupe. Der Fluß schlägt hier in Jurmala einen Bogen und mäandriert mehrere Kilometer fast parallel zum Strand dahin, an der schmalsten Stelle trennen vielleicht nur 300 Meter den Fluss vom Meer und genau auf dieser Landzunge liegt Jurmala.

So landen wir dann auf der sechspurigen Autobahn, aber es ist gar nicht so unangenehm, trotzdem fahren wir die erste Ausfahrt wieder runter und finden dann einen kleinen Radweg bis ins Zentrum von Riga immer direkt an der Eisenbahn entlang.

Dann trennt uns nur noch die Daugava von der Stadt. Auf der anderen Seite des Flusses ein imposantes Bild. Moderne Häuser und in der Mitte Kirchtürme und altes Gemäuer. Wir stehen eine ganze Weile und staunen, bis es uns zu kalt wird, denn es weht hier ein frisches Seelüftchen. In der Stadt wimmelt es von Menschen, rund um die Altstadt gibt es reichlich Touristen. Nach dreimaligem Fragen erreichen wir unser Hotel. Der gepäcktest war recht erfolgreich, wir sind gut durchgekommen, wir werden das vor Moskau noch ein paar mal machen, denn ab dann sind wir ohne Begleifahrzeug auf uns allein gestellt.

Doch heute hält es uns erst einmal nicht zu lange im Hotel, sondern das interessante Zentrum dieser fast-Millionenstadt ruft. Seit 1997 gehört die Innenstadt mit ihren zahlreichen Jugenstilgebäuden zum UNESCO Welkulturerbe.

Es ist wirklich toll die Fassaden der Gebäude zu studieren, immer wieder tauchen schöne Kirchen auf, die wir dann morgen besichtigen wollen. Auf dem Boulevard versuchen alle, die letzten Sonnenstrahlen zu erhaschen.

Und wir treffen weitere Radler, ein Pärchen aus Jena, die seit 1.4.2011 mit dem Tandem unterwegs sind und zwei Jahre radeln wollen. Rasch kommen wir eine Weile ins Gespräch und wir beneiden die beiden um ihre Erlebnisse, einfach so abends von der Straße „weggefangen“ zu werden, auf der anderen Seite sind wir aber auch froh, nicht bei knapp über Null Grad früh aus dem Zelt zu kriechen und abends immer eine warme Dusche zu haben. Die Abenteuer der „Tandemtrotter“ Thomas und Sabiene könnt ihr im Internet finden.

Was uns hier nun richtig auffällt sind die horrenden Preise in der Stadt, im Vergleich zu Litauen ist alles doppelt so teuer und die Restaurantpreise können mit gehobener Mittelklasse in Deutschland mithalten, nach einigem Suchen sind wir richtig durchgefroren und entscheiden uns für eine schnelle, preiswerte und sättigende Variante in einem kleinen türkischen Restaurant und heben uns das Gourmetschlemmen auf, schließlich haben wir zwei ganze Ruhetag in der Stadt!

20. Tag: Donnerstag der 5. Mai 2010

Donnerstag, den 5. Mai 2011

Am Meer

110 Kilometer von Bauska nach Jurmala, auf Europastraße, Piste und kleinen Straßen und 6 km direkt am Strand der Ostsee entlang, Kälterekord bei vielleicht 1 Grad bis nachmittags 7 Grad bei Sonne und Wolken, 85 Höhenmeter

Der Schritt aus der Tür ist ein Frostschock, zum Glück scheint die Sonne, aber der fahrtwind zieht doch recht kühl durch jede Bekleidungsritze. Die ersten 10 Kilometer teilen wir uns die Europastraße mit dickem Verkehr, dann können wir auf eine kleine Straße abbiegen, die natürlich wieder einmal keinen Asphalt hat, aber inzwischen sind wir schon daran gewöhnt und auch heute tuckeln wir wieder 15 km über die Piste.

Die Landschaft hier ist auch toll, flach wie ein Brett und nur selten Hügel. Überall riesige Felder und Birkenhaine und da wir ja gegen die Jahreszeit fahren ist der Frühling hier gerade einmal so weit, wie vor drei Wochen in Berlin mit Osterglocken und Forsythien und frischestem Birkengrün. Leider fehlen die schönen Holzhäuser, die das Land Litauen so symphatisch gemacht haben. Hier findet man in den Dörfern nur schlecht verputztes Mauerwerk oder angeranzten sozialistischen Plattenbau. Dafür sind die Preise höher als im Nachbarland und da der Let im Kurs von 0,65 zum Euro getauscht wird, verstärkt sich dieses Gefühl noch.

In Jelgava gibt es dann auch ein nettes Zentrum, schöne Bürgerhäuser und ein paar Kirchen, sowie ein Schloss, welches gerade renoviert wird.

Die meeresnähe kann man schon riechen und der boiden wird immer sandiger. Dann führt die Straße parallel zum Ufer, aber ein dicker Kiefernwald versperrt uns die Sicht. Irgenwann biegen wir ab und entdecken, dass es eine Sandspur direkt am Strand gibt, die sogar recht fest gefahren ist und so haben wir idyllische 6 Kilometer bis nach Jurmala direkt an der Ostsee entlang. Viel iszt hier noch nicht los, lediglich ein paar ordentlich vermummte Spaziergänger, aber etwas anderes kann man zu der Jahreszeit ja hier auch nicht tun.

Viel Treibgut gibt es und damit natürlich auch jede Menge angespülter Dreck, aber ich kann mir vorstellen, dass zur saison der Strand hier auch täglich gereinigt wird. Im Moment genießen die Möwen und ein einem Bieber ähnliches Geschöpf den einsamen Strand.

Jurmala ist, abgesehen von der durchführenden großen Straße fast ein Museumsdorf. Überall Holzhäuser im russischen Stil, dicht an dicht, einige wegen Baufälligkeit gesperrt, andere liebevoll restauriert. Dazwischen dann die Schandtaten aus sozialistischen Zeiten, große Gewerkschaftsbunker ohne jeglichen Charme und inzwischen verrottetem Glanz. Daneben dann die genauso schrecklichen Schandtaten der „Nachwende“. Jeder drittklassige Architekt kann nun hier seine pseudofuturistischen Ergüsse ohne Rücksicht auf die Umgebung in den Kiefernwald am Strand klatschen, eine hohe mauer schützt dann die Edelkarossen der reichen Badegäste aus dem gesamten Baltikum und Russland.

Unser Hotel ist renoviert im alten Stil und sehr nett anzusehen und es gibt eine Badewanne, was für ein Gefühl nach dem langen schönen Tag draußen in der frostigen Frische, nachdem wir noch über die Flaniermeile spaziert sind.

19. Tag: Mittwoch, der 4. Mai 2011

Mittwoch, den 4. Mai 2011

Über die grüne Grenze

92 Kilometer von Penevezys nach Bauska, lasche 100 hm auf kleiner Straße und ca. 20 km Piste, saukalt bei 3 bis 7 Grad, morgens regen bis fast Mittag, über die Grenze von Litauen nach Lettland bei Uzvara

Nun, es konnte doch noch schlimmer werden, draußen sind drei Grad und es regnet noch dazu, kein mitteldeutsche Landregen, aber doch ein nordlitauisches schlechte Laune Getropfe. Bis Mittag fahren wir recht eingehüllt und vermummelt, die Straße ist angenehm es gibt kaum Verkehr und auch die 15 Kilometer über die Piste holpern nicht so sehr.

Dann gegen 11 Uhr hört es auch auf zu regnen, aber immer noch ziehen wilde und dunkle Wolken über den Himmel. Da es ja innerhalb der EU keine Grenzkontrollen mehr gibt, können wir auf der Nebenstraße bleiben und uns auf kürzestem Weg in Richtung Bauska durchkämpfen. Die Straße wird immer kleiner und die letzen paar Kilometer haben wir dann ein letztes Mal litauische Piste unter den Reifen, mal sehen wie die Straßen auf der anderen Seite sind. Die grenze ist dann ein schmaler Graben, an einigen Stellen ist Wasser drin und man hat einen Kieshaufen über den Weg geschüttet, damit niemand mehr durchfährt. Tun wir aber trotzdem. Barbara war etwas enttäuscht, sie hatte ein paar grimmig dreinschauende Grenzer und Stacheldraht erwartet, aber diese Zeiten sind hoffentlich für immer vorbei.

Obwohl die Straße weiter ein Feldweg bleibt, wird man gemäß Brüsseler EU-Norm durch ein großes Schild auf die im Lande geltenden Geschwindigkeitsbegrenzungen hingewiesen.

Wir bekommen zwar dann in Lettland auf der Nebenstraße Asphalt, aber der ist mehr als löchrig und ein reiner Flickenteppich, so dass ich mir meine litauischen Holperpisten fast zurück wünsche. Auch die weiteren Eindrücke sind ziemlich ostig, ranzige Altneubauten aus den 70er Jahren, einige Fabrikruinen und keine gelben Holzhäuser mehr.

Wir poltern dann über den löchrigen Asphalt bis Bauska, inzwischen zeigt sich sogar die Sonne und wir können einen teil unserer Sachen abwerfen. Am Rande der Stadt leuchtet die Burg von Bauska, eine Besichtigung lohnt sich noch nicht, denn im Innenhof wird gerade fleißigst renoviert. Wir drehen eine Runde um die Burg und genießen den Ausblick auf den kleinen Fluss Musa und die vielen Angler. nach der ersten Stund in Lettland bekommt man den Eindruck, dass die Hauptbeschäftigung der lettischen Männer das Angeln ist.

Ansonsten ist so gut wie nichts los in der Stadt, ein eigentliches Zentrum ist auch nicht auszumachen, es besteht aus unseren recht modernen Hotel, einem Supermarkt, einer Apotheke und einem Kaffee. Da der Wind heute ein bisschen gegen uns war, sind wir trotz der kurzen Strecke recht müde und all machen noch ein kleines Nachmittagsschläfchen bevor wir uns im Hotelrestaurant, dem einzigen Restaurant in der Umgebung wieder zum Essen treffen. Abends ist auch nicht viel los und als das in der Hotelhalle übertragene Eishockeyspiel vorbei ist herrscht Stille und Ruhe im Hotel und in der ganzen Stadt.

18. Tag: Dienstag der 3. Mai 2011

Dienstag, den 3. Mai 2011

Eiskalter Tag

114 Kilometer von kaunas nach Penevezys, arschkalt bei 3 bis 7 Grad, wenigstens kein Regen und nur 226 Höhenmeter, kleine Straße und 15 km auf einer Europastraße

Auf der Türschwelle mache ich gleich noch einmal eine jähe Kehrtwende zurück in mein Zimmer und ziehe noch einen dünnen Pulli drunter und die Gore-Hose drüber, es ist so dermaßen kalt. Gedeminas unser Fahrer berichtet, dass es in einigen Teilen Litauens geschneit hat und der Himmel sieht heute so gar nicht nach Sonnenschein aus.

Deshalb schwarten wir dann auch gleich mit ordentlichem Tempo los, bei der Kälte hat man eh nur damit zu tun, warm zu werden und bei den grauen Wolken kann die Landschaft noch so schön sein, es fällt nicht so ins Auge.

Dann müssen wir auch noch auf die Europastraße, zum Glück nur 15 Kilmeter, dafür brauchen wir dann aber heute nicht über Feldwege hoppeln, aber ich bin eigentlich lieber für die Pistenvariante, denn die großen Straßen sind mehr als gefährlich. Die Trucks blasen dort mit nur einem Meter Entfernung und knappen 100 km/h an uns vorbei und der Fahrtwind saugt einen erst in Richtung LKW und danach in Richtung Straßengraben. Ich hoffe, dass wir solche Strecken so oft wie möglich umgehen können.

Gegen Mittag sieht es dann wirklich richtig nach Regen aus und ist immer noch so kalt wie am Morgen oder vielleicht zwei Grad wärmer, also fünf oder sechs Grad. In dem kleinen Städtchen Kedainiai gibt es nicht nur einen netten alten Stadtkern und ein paar Häuser mit witzig gestalteten Fassaden. Jedes Fenster des alten Gebäudes hatte ein anderes Thema, so gab es Bilder nur aus Griffen von alten Regenschirmen oder Schädeln toter Tiere.

In einem Cafe schlürfen wir heiße Getränke und verputzen dazu unsere Stullen, dann geht es in der Kälte weiter. heute fallen die Pausen alle ziemlich kurz aus und so steuern wir gegen 16.30 uhr schon unser Ziel an. Fünf Kilometer vor der Stadt kommt dann sogar noch die Sonne raus und für die letzten Radkilometer hüpft die Temperatur gleich ein gutes Stück nach oben, na vielleicht ist das ein gutes zeichen für Morgen. In der Sonne siehrt die Landschaft dann gleich viel netter aus und man freut sich über den Frühling und die vielen Blüten rings umher.

Die Stadt Penevezys gibt nicht viel her, viele Plattenbauten, aber trotzdem nicht unsympathisch, wir finden ein sehr lokales Restaurant mit Bortsch und Hackfleisch in Pfannkuchenteig oder marinierten Hering und viel Zwiebel ( da wird es morgen warm in der Goretex-Kleidung). Am Nachbartisch sitzen ein paar Jugendliche, einer kann sogar Deutsch, er hat in Dortmund drei Jahre gelebt und vom Autohandel gelebt, so sagt er jedenfalls :)

Morgen verlassen wir Litauen schon wieder und dann geht es nach Lettland. Es war sehr schön hier im Land der gelben Holzhäuser, mals sehen, mit was uns die Letten überraschen.

Auch konnten wir heute eines der Holzhäuser im Rohbau bewundern und haben lange darüber debatiert, ob man solch eine Bude im Winter richtig warm bekommt oder nicht, sind aber zu keinem Ergebnis gekommen.