Archiv: 2009 Am Roten Fluss

Zweiter Tag: Erlebnisurlaub in Kunming

Montag, den 26. Oktober 2009

Ereignisreiche Stadtrundfahrt in Kunming, Yuantong Si Tempel, Zuihu-See und Teeprobe, ca. 10 gemütliche Kilometer bei angenehmen 20 Grad

Nach dem Frühstück geht es dann zum ersten Male auf den Rädern los. Für die meisten ist das Großstadtgewimmel gewöhnungsbedürftig, aber wir kommen trotz der großen Gruppe ganz gut durch die belebten Straßen.

Einen ersten Stopp machen wir am Yuantong Tempel. Dieser liegt im Zentrum der Stadt. Obwohl einige der Hallen in Renovierung sind, ist es doch recht interessant. In China heißt renovieren sowieso: Abreißen und neu bauen. In der Eingangshalle stehen grobe Holgerüste, diese werden dann im nächsten Schritt mit einer Stroh-Lehm Mischung bestückt, danach wir d weiter mit Lehm gearbeitet und die Figuren, ob Buddha oder grimmige Wächter bekommen Gestalt. Zum Schluss wird weiter mit feinem Lehm modelliert und die Figuren werden noch bemalt: Fertig ist der neue Tempelinhalt!

Reges religiöses Leben herrscht hier. Dutzende von Chinesen, jung und alt, verbrennen Räucherwerk und beten für eine bessere Zukunft, Gesundheit oder einen männlichen Nachfolger. Ein paar wenige Mönche kümmern sich darum, dass die Kerzen nicht verlöschen oder lehren die Container mit abgebranntem Räucherwerk. Im Tempel im See bewundern wir eine schöne 1000-armige Guanyin Figur. Das Wetter ist wunderbar warm und die Schildkröten im Teich genießen die Sonne genauso wie wir. Der hintere Tempel ist von thailändischen Buddhisten gesponsert und unterscheidet sich im Baustil. Das Dach ist geschwungen und ein Thai-Buddha sitze in der Halle. Die Buddhas in Südostasian sind wesentlich schlanker und graziöser als die chinesischen.

Vom Tempel bis zum Cuihu See ist es nur ein Katzensprung. Hier trifft sich amüsierwilliges Volk, viele Spaziergänger und Liebespärchen. Aber es wird auch zu Walzermusik getanzt und in einem einsamen Pavillon übt ein Klarinettist. Ein Hochzeitspärchen ist mit einer Gruppe Tänzer und Sänger der Yi Minorität unterwegs. An jeder Ecke hält die Gruppe an, es wird gesungen und getanzt und gefilmt. Während der Bräutigam und die Tänzer sichtlich Spaß haben ist die Braut schon ziemlich genervt von dem Gehüpfe zwischen der Trachtengruppe. Trotzdem viel Glück für die Beiden.

Im Frühsommer ist es am See hier am schönsten, denn dann blühen die Lotuspflanzen, aber auch die halbvertrockneten Pflanzen mit den Fruchtständern geben noch ein schönes Bild.

Eigentlich kann man stundenlang am See lustwandeln, es gibt zahlreiche kleine Inseln mit Pavillons, die durch Zick-Zack Brücken miteinander verbunden sind, denn die bösen Geister können nur geradeaus laufen. Aus ähnlichem Grunde schützen die Chinesen auch ihr Wohnhöfe mit einer Geistermauer, ach ja, und über hohe Stufen kommen die Geister auch nicht so einfach.

Bevor wir in den Teeladen einziehen, nehmen wir noch einen kleinen Imbiss, die Vegetarier haben Glück, die Nudeln kommen schnell und sind frisch. Wir anderen haben Peck, die Baotze, die gefüllten Teigtaschen sind aufgewärmt und von gestern und brauchen ewig.

Dann folgen zwei Stunden in meinem Lieblingsteeladen, ich muss alles erzählen, was ich über grüne Tees, Jasmintee, halbfermentierten Woolong und chinesischen Schwarztee weiß. Insgesamt probieren wir neun Sorten, unterbrochen von zwei Toilettenpausen und ich ahne schon, dass wir in der Nacht kaum ein Auge zu tun werden, soviel Teein haben wir jetzt aufgenommen.

Der Rückweg ins Hotel ist dann recht anstrengend, es geht mitten durch den Feierabendverkehr und vor jeder Kreuzung sammeln sich vielleicht hundert Radfahrer und E-Biker, bevor die Ampel wieder auf grün schaltet.

Auch heute Abend findet sich ein nettes Restaurant und es ist fast noch leckerer als gestern, besonders gut kommt der Spinat auf chinesische Art mit viel Knoblauch an und die gefüllten Lotuswurzeln.

Wir probieren auch heute wieder den lokalen Pao-Jiu, also den angesetzten Schnaps und dazu eine kleine Flasche mit 56%igem Ergoutou Hirseschnaps. Ich kann das Zeug nicht ab, aber bei einigen kommt es gut an. Morgen ist dann das geruhsame Leben vorbei, zwar stehen noch keine Radkilometer an, aber doch eine Wanderung im Steinwald, aber davon dann beim nächsten Mal. Das kann aber ein paar Tage dauern, denn ich werde nicht jeden Abend einen Internetzugang haben.

Erster Tag: Nach Süden, nach Süden

Sonntag, den 25. Oktober 2009

Ankunft in Kunming, Fahrräder empfangen, 14 neue Reiseteilnehmer! Spaziergang und reiches Mahl

Im Flieger von Beijing nach Kunming sehe ich in aller Ruhe mein Bilder durch, ja, es war wirklich eine schöne Reise, stellenweise ein wenig frisch und kalt, aber ansonsten durchweg gelungen. Das mit der Kälte sollte sich nun ändern, denn es geht weit in den Süden von China, in die Provinz Yunnan nach Kunming. 22 Grad sagt der Flugkapitän an und rumpelt durch die Haufenwolken langsam nach unten. Es rumpelt so heftig, dass einige Mädels der nordkoreanischen Frauenfussballmannschaft, die mit mir im Flieger sind, heftig kreischen. Wenig später landen wir jedoch sanft und dann geht es raus in die Sonne. Zwei Stunden habe ich noch Zeit, dann trifft meine neue Reisegruppe hier ein. 14 Leute, so viele hatte ich seit Jahren nicht mehr.

Auch der Flieger aus Bangkok kommt pünktlich an und speit meine 14 reislustigen Radfahrer aus. Im Moment sehen alle etwas müde aus, aber das ist nach 13 Stunden Flug normal. Zwei Bekannte sind dabei, Edgar und Wilfried waren mit mir am Anfang des Jahres schon auf der „Burmastraße“ mit China By Bike unterwegs, aber auch Joachim, Christa, Michael, sowie Eva und Udo sind China By Bike „Wiederholungstäter“.

Im Bus geht es in die Stadt und zum Hotel und schon eine Stunde später treffen wir uns, um die Räder in Empfang zu nehmen. Frisch gewartet, gibt es nur wenige Probleme, einige Sättel werden gewechselt und Lenkertaschenhalterungen angeschraubt, dann sind wir bereit für einen ersten kleinen Spaziergang in der Stadt.

Staunen an den ersten Teeläden, denn Yunnan ist die Tee Provinz Chinas und in den kleinen Teeläden, die es überall gibt stapelt sich vor allem Pu-Erh Tee. Einige belebt Straßen wandern wir entlang. Es ist Feierabendverkehr und auf den Straßentobt der Verkehr, viele Autos, aber noch mehr Fahrräder und Elektrobikes wühlen sich durch das Gewimmel und mitten drinnen wir.

Gegen 19 Uhr ziehen wir in mein Kunminger Stammlokal ein. Unten eine riesige gläserne Wand hinter der sich Gemüse und Fleisch stapeln. Das bestellen in Yunnan ist immer ein Freude, das es eine gigantische Auswahl an Gerichten gibt.

Wenig später gibt es leichtes Dali Bier, gebratene Rednüsse, Erbsenkraut mit Knoblauch, gebraten Hühnerherzen, Tofu mit hundertjährigen Eiern, Auberginen, Schweinfleisch rot gebraten, Tofu nach Art des Hauses und noch einiges mehr und wir haben Gelegenheit uns alle ein wenig zu beschnuppern. Den Abschluss bildet eine Runde mit Pao-Jiu, mit Papaya angesetzter Schnaps. Der und der lange Flug sorgen für ausreichende Bettschwere auf den harten Matratzen, die überall in China für guten Schlaf sorgen und morgen erwartet uns ein aufregender, vielseitiger Stadtbummel in Kunming.