Archiv: 2009 Am Roten Fluss

7.Tag: Klimawandel und das gefährlichste Hotel der Welt

Samstag, den 31. Oktober 2009

87 km von Jianshui nach Yuanyang, ein Pass und 1800 m Abfahrt zum Roten Fluss, Sonnenschein und tropische 28 Grad, 820 Höhenmeter

Auch heute wieder Yoga im historischen Ambiente im Hof des Hotels. 20 Minuten dehnen uns strecken, dann eine Tasse Kaffe und ich bin fit für den Tag. Wir rollen noch einmal durch die schöne Einkaufsstraße und landen dann in einem schmalen Marktgässchen. Mit 15 Rädern dort durch dauert fast 10 Minuten.

Am Ortsausgang dann die erste Panne, bei Michaels rad bricht das Pedal und ist auch nicht zu ersetzen, denn nicht das Pedal ist kaputt, sondern das komplette Gewinde glatt gelutscht. Der Schaden ist hier nicht zu beheben, denn eine neue Kurbel wäre höchstens in Kunming aufzutreiben, aber nicht hier in der tiefsten Provinz. Doch in der Autowerkstatt schaffen wir dann eine Behelfskurbel, von einem Schraubbolzen wird der Kopf abgeschliffen und das Stück mit einer Mutter festgerungst. Wird wohl so schnell keiner wieder abbekommen, aber Michael kann erst mal weiter; spätestens an der vietnamesischen grenze kann ich ihm besser helfen, denn dann kommen Räder aus Hanoi zurück, denen wir hoffentlich begegnen.

Dann geht es langsam an unseren heutigen Pass mit drei mittleren Anstiegen, aber es ist noch nicht zu heiß und die Anstieg sind nicht zu steil und angenehm zu fahren. Immer wieder bieten sich auch schöne Blicke ins Tal und so sind wir Mittag schon am Pass.

Hinterm Pass liegt ein kleines Städtchen, leider ist heute kein bunter Markt, aber es gibt eine Nudelstube und hier machen wir Mittag. Im Dorf wohnen vor allem Minoritäten der Yi und Hani, die ein schauderhaftes Chinesisch sprechen, so dass ich nur lebenswichtige Konversation betreiben kann. Mehr spaß macht es den Kindern beim Gummitwist zuzusehen und einige von uns fühlen sich an ihre Kindheit erinnert, als man noch Spiele ohne großen Spielzeugaufwand spielen konnte.

Der Pass war auch eine Wetter und Klimascheide. Mit einem Male sind wir richtig in den Subtropen, es ist schwüler und mit jedem Meter ins Tal wird es heißer und heißer und irgendwann sind es bestimmt schon knappe 30 Grad. (Ich bekomme abends einen Anruf aus Beijing, wo es heute zum ersten Male im Jahr geschneit hat.)

Die Landschaft auf dem Weg nach unten ist gigantisch und grüner als grün. Am Hang gegenüber schmale Reisterrassen, viel Bambus, Bananen und erste Papayas. Dazwischen kleine Dörfer der Hani Minorität. In den Dörfern herrscht an den kleinen Läden reger Betrieb. Hier treffen sich Männer und Frauen zum Schwatzen und Karten spielen und es gibt viele, viele Kinder, denn die Minoritäten dürfen ja auch zwei Nachkommen zeugen und machen fleißig von diesem Recht Gebrauch.

Wegen der nicht so tollen Straße, aber besonders wegen der vielen Fotostopps brauchen wir für die 25 Kilometer Abfahrt fast genauso lange, wie für den Anstieg. Unten treffen wir dann erstmals auf den roten Fluss, der kurz vor Yuanyang gestaut wird. Vor zwei Jahren war der Staudamm hier noch eine Baustelle, jetzt drehen sich schon fleißig die Turbinen und liefern sauberen Strom.

Gegen 18 Uhr sind wir dann im Hotel, es gibt richtig schicke Zimmer, warmes Wasser kommt sofort und in dickem Strahl, trotzdem ist es wohl das gefährlichste Hotel der Welt. Der Nutzer wird durch ein kleines Schild im Bad darauf hingewiesen: BE CAREFUL OF LANDSLIDE.

Wir werden uns vor den gefährlichen Erdrutschen in Acht nehmen, versprochen!

6. Tag: Ausflug in die Qing-Dynastie

Freitag, den 30. Oktober 2009

26 Kilometer Tagesausflug in das Dorf Tuanshan, Spaziergang durch die alten Gassen und viele Blicke in die historischen Wohnhöfe, Konfuziusstempel und geruhsamer Ausklang bei 25 Grad und Sonnenschein

 

Nach dem Frühstück im Hotel folgen noch einige kleinere Reparaturen an den Rädern, wir müssen einen Satz Pedale wechseln, ein Schaltwerk gerade biegen und eine gebrochene Speiche wechseln. Dann rollen wir aus der Stadt.

Am Straßenrand sitzen über fast einen Kilometer nur Steinmetze und meißeln Grabsteine, meistens bewaffnet mit einer Flex und ohne Atemschutz arbeiten die Männer hier acht bis zehn Stunden am Straßenrand. Die Staubentwicklung ist immense und die Lebenserwartung der Arbeiter dürfte nicht sehr hoch sein.

Rechts neben der Straße liegt eine Kohlepresserei. Die chinesischen Öfen werden mit runden Presskohlen geheizt. Dazu werden harte Steinkohlen zermahlen und mit Ton oder Lehm vermischt, in runde Standardformen gepresst und getrocknet. Die Kohlen haben dann eine lange Brenndauer und können im Ofen mit Hilfe eines Gebläses sehr schnell hohe Temperaturen bringen.

Das Dorf Tuanshan liegt 13 Kilometer außerhalb und ist zum Museumsdorf auserkoren worden. Die meisten Gebäude sind um die 200 Jahre alt und stammen aus der Qing Dynastie. Das schöne ist, dass im Dorf alle ihren normalen Tätigkeiten nachgehen und man kann in einige der Höfe gehen und sich nach Belieben umschauen. Die schönen Wohnhöfe weisen eine reiche Holzarchitektur auf, Dachbalken und Fenster sind kunstvoll verziert. Leider dienen viele der schönen Gebäude hauptsächlich als Abstellräume für Gerümpel und es ist ein Jammer zu sehen, wie vieles verkommt. Allerdings verbirgt manche Rumpelkammer auch ein paar schöne Stücke, so einen Bilderrahmen mit vielen Fotos aus bestimmt 30 Jahren Familiengeschichte.

In einem anderen Gehöft machen wir dann in historischer Umgebung eine Tee und Kaffeepause und beenden unseren zweistündigen Rundgang durchs Dorf mit einer weiteren kleinen Reparatur an den Rädern; wieder einmal ein Plattfuß.

Unterwegs gibt es noch eine Nudelpause, dazu gibt es vom grill gebratene Kartoffeln, etwas Fleisch und gebratene Lauchzwiebeln. In der Stadt steht dann noch der Konfuzius-Tempel auf dem Programm. Wegen des immensen Eintrittspreises ist die riesige schöne Parkanlage recht leer, nur die lokalen Rentner haben freien Zutritt und treffen sich hier in großen und kleinen Gruppen zum Tratsch und Kartenspiel.

Am Abend enden wir wieder in einem Grillrestaurant, die Aubergine ist der Hit, aber auch die Goldnadelpilze mit Ei sind recht gut und die Rinderfiletstreifen mit Paprika waren auch nicht schlecht. Ich sehe mich auf dieser reise schon wieder die zwei Kilo zulegen, die ich in Tibet vorher verloren habe, aber das Essen hier in der Yunnan Provinz ist einfach zu gut und mein alter Freund Jorgos hätte beim Anblick der sich biegenden Tische voller Köstlichkeiten wieder ausgerufen: „Hartes Leben, hartes Leben.“

5. Tag: Tag der Wasserbüffel

Donnerstag, den 29. Oktober 2009

81 sonnige Kilometer von Tonghai nach Jianshui über einen Pass, viele Wasserbüffel und 803 Höhenmeter bei 25 Grad

 

Wegen der Hotelumbuchung haben wir heute kein Frühstück im Hotel, was mich freut, denn in der Provinz ist chinesisches Hotelbuffet eher lausig. Besseres zu bieten hat ein kleiner Nudelladen gleich um die Ecke, Nudeln, Reisnudeln, Ölstäbe und Wantan Suppe, das ist eine Suppe mit kleinen Fleischravioli. Schnell geht es auch, nach nicht einmal 10 Minuten hat jeder seine Suppe auf dem Tisch und ich entdecke sogar ein Paket mit Instant Kaffee. Es lebe das entwickelte China und so muss ein Tag beginnen. Die Sonne strahlt uns auch ins Angesicht, als wir die Stadt verlassen und auf eine kleine Nebenstraße abbiegen. Erst einmal geht es durch ein schönes Tal schnell bergab und in den Kurven können wir tolle Landschaft bestaunen. Links unten im Tal kleine Dörfer und Felder, an den Hängen Wald, einzelne Bananenstauden und Bambus.

Nach einer langen Abfahrt kommt immer ein Anstieg und auch heute liegt ein mittlerer Pass vor uns, aber der lässt sich gemütlich fahren, es gibt nur kurze steilere Stücke ansonsten geht es durch die Felder leicht bergan. Autoverkehr gibt es kaum, dafür scheint heute der Tag des Wasserbüffels zu sein. Wir treffen Wasserbüffel mit altem Mann, Wasserbüffel mit alter Frau, Wasserbüffel mit Kind, Wasserbüffel mit Wasserbüffelkindern, Wasserbüffel mit jungen Frauen und Wasserbüffel mit Jungfrauen…kein Wunder, wenn ich heute Abend noch von Wasserbüffeln träume.

Mittag machen wir in dem Dorf am Pass, dort gibt es eine kleine Nudelstube und Obststände mit Bananen, Äpfeln und Granatäpfeln. Nach einer Stunde haben wir uns von der Kletterei wieder erholt und dann geht es auf der anderen Seite wieder den berg hinunter. Je näher wir dem Ort Jianshui kommen, umso dichter wird der verkehr und wir teilen uns die Straße jetzt nicht mehr nur mit Wasserbüffeln, sondern mit Traktoren, Lkws und Minibussen. Unbeschadet erreichen wir jedoch das kleine Städtchen, das über einen schönen historischen Stadtkern verfügt. Obwohl die Stadt nur wenig touristisch ist, ist der Stadtkern wunderbar renoviert. Eigentlich sollten wir in einer alten Familienresidenz absteigen, aber die wird gerade renoviert und so sind wir in einem der traditionellen Höfe hundert Meter weiter untergebracht.

Die Zimmer sind topp und bei mir ist erst einmal wieder große Wäsche und Blogschreiben angesagt. Abends geht es dann in ein sehr stilvolles Lokal um die Ecke. Wir haben wieder einen riesigen Tisch für uns und 15 verschiedene Gerichte werden serviert. Trotz des stilvollen Ambientes ist die Rechnung niedrig, für unser Essen, einige Biere und eine Runde mit Kräuterschnaps legen wir gerade einmal 300 Yuan hin, also 30 € für 15 Personen! Kaum zu glauben, dass der Laden dabei noch Gewinn machen kann.

Auf dem Rückweg schlendern wir noch ein wenig durch die belebten, alten Gässchen und dann geht es wieder zurück ins Hotel. Wieder geht ein schöner ausgeglichener Tag zu Ende, mit Anstrengungen und vielen Begegnungen am Straßenrand.

4. Tag: Seen, Berge, Zwiebeln und Plattfüße

Mittwoch, den 28. Oktober 2009

86 Kilometer von Chenjiang nach Tonghai, schöne Straße am See entlang, zwei Berglein und 750 Höhenmeter bei Sonne und 25 Grad, 3 Plattfüße

 

Die Morgensonne taucht die Landschaft in wunderbares Licht, als wir unsere ersten Kilometer rollen. Rechts von uns liegen der Fuxian See und links kleine Dörfer mit viel Landwirtschaft. Vor allem wird viel Gemüse angebaut und es gibt kleine Bambushaine zwischen den Gehöften.

Nach ein paar Kilometern geht es dann das erste Mal bergan und ich bin beruhigt, dass alle recht gut nach oben kommen, denn auf dem Weg nach Hanoi erwarten uns noch etliche „richtige“ Berge.

Am See entlang ist die Straße wunderbar, es gibt kleine Dörfer und Wasserbüffel und im Sommer warten kleine Ressorthotels auf Gäste. Für die wurden extra sogar Strände aufgeschüttet, doch jetzt in der „kalten“ Jahreszeit bei 25 Grad sind diese verwaist.

Die Diskussion, ob wir ein zeitiges Mittagessen am Seeufer einnehmen, wird durch den ersten Plattfuß direkt vor einem kleinen Lokal entschieden. Während der Koch in der Küche ein paar leckere Gerichte zaubert, flicken wir das Loch. Das interessanteste Gericht ist dann die „Sättigungsbeilage“. Als lokale Besonderheit werden hier Reis und Bratkartoffeln miteinander vermischt; keine schlechte Idee.

Hinterm See beginnt das Land der Lauchzwiebeln, auf den Feldern weit und breit werden fast nur Lauchzwiebeln angebaut und aller 500 Meter sitzen am Straßenrand Frauen und sortieren und bündeln das grüne Gemüse. Über der Landschaft liegt ein verführerischer Duft; zumindest für meine Nase und ich beschließe, heute Abend gibt es mindestens ein Gericht mit Lauchzwiebeln.

Vor dem zweiten Pass plündert die Gruppe noch einen kleinen Supermarkt nach Keksen und Trockenfrüchten und wir machen in der Grünanlage ein kleines Picknick. Der zweite Pass zieht sich dann etwas länger hin und ist auch nicht ganz so gut zu fahren. Nach 45 Kilometern auf kleiner Nebenstraße sind wir nun auf einer verkehrsreichen Hauptstraße, aber leider führt kein anderer Weg über den Berg. Unterwegs haben wir auch noch zwei Platten, schuld daran sind die Metallschmelzen links und rechts der Straße. Schrott und Altmetall wird aus der Umgebung herangekarrt und die Straße ist übersät mit Metallspänen und diese finden sich dann auch in den beiden Mänteln wieder.

Zum Glück kommen wir ohne weitere Pannen über den Rest der Strecke. Die letzten Kilometer zerren sich ewig, denn ein paar Leute sind nach dem Pass doch schon recht müde. Das Hotel im Ort kenne ich nicht und ich habe doppeltes Glück, einmal gelingt mir die Anfahrt fast auf Anhieb ohne zu fragen. Zum anderen ist das Ersatzhotel nicht viel schlechter, als das eigentlich geplante Hotel, welches eigentlich ausgebucht war. Es gibt auf Anhieb heißes Wasser zum Duschen und die Zimmer sind sauber und wir sind im hinteren Flügel, der von der Hauptstraße abgewandt ist.

Auch findet sich ein Restaurant mit einem genügend großen Tisch, so dass wir zum ersten Male die gesamte Gruppe zusammen sitzen können. Für mich als Reiseleiter ist es toll, dann 15 verschieden Gerichte ordern zu dürfen und ich hoffe, der Blogleser nimmt es mir nicht übel, wenn ich diese nicht alle aufliste, aber es waren einige Leckereien dabei, doch die Krönung war ohne Zweifel die im ganzen zubereitete Aubergine.

Der erste Radeltag war also schön anstrengend durch tolle Landschaft mit vielen schönen Szenen und wir haben ihn gut hinter uns gebracht und freuen uns auf mehr und morgen.

3. Tag: Volksgedränge im Steinwald

Dienstag, den 27. Oktober 2009

Busfahrt zum Steinwald, Wandeln durch Stein und Volkssmassen, lange Wanderung im Park,

25 Grad und Sonnenschein, noch keine Radkilometer

 

Es scheint mir zu gelingen, eine alte Tradition der Athen-Beijing Radtour vom letzten Jahr wieder aufzuwärmen: das morgendliche Yoga. Zwar sind wir nur zu dritt und erstaunlicherweise nur Männer, aber Andreas und Joachim finden die Idee toll und machen mit und ich habe morgens keinen Grund für eine faule Ausrede.

Noch einmal können wir das extensive Frühstück im Kunminger Kamelia Hotel genießen, bevor dann ab morgen in der Countryside verschwinden. Nach dem frühstück warten auch schon Bus und Gepäcktransfer und dann geht es gleich los in den Steinwald.

China besitze einige Sehenswürdigkeiten, die auf keiner Rundtour fehlen darf und die selbst jeder Chinese einmal im Leben gesehen haben möchte. Entsprechend groß ist dann der Andrang und auch der Eintrittspreis. 140 Yuan pro Person lassen wir am Ticketcounter, vergleichbare Preise bieten nur andere 5 Sterne Sehenswürdigkeiten, wie die Große Mauer an gut erschlossenen Abschnitten, der Kaiserpalast in Beijing oder die Mogao Grotten in Dunhuang.

Bevor wir den Park betreten stärken wir uns noch einmal in einem der kleinen Restaurants an der Straße. Es gibt hier einige nette Sachen, die sonst nicht überall zu haben sind: einen lokalen Schafskäse, frittiert und mit Zucker, (Stein-)Waldpilze, oder einen geräucherten Rinderschinken, der mit Zitronenmelisse angebraten wird.

Mit uns sind heute tausend von Chinesen unterwegs, doch wie ich sie kenne, sind die nur im vorderen teil des Parks zu finden, im hinteren Teil werden wir dann ungestört sein, doch erst einmal müssen wir durchs Gewühl.

Der Steinwald ist eine vor 300 Millionen Jahren entstandene Karstformation, allerdings sind die Steinnadeln schon im feuchten Tropenboden durch chemische Prozesse entstanden und dann erst freigespült worden. Der heutige Steinwald umfasst ein Gebiet von vielleicht 20 Quadratkilometern und besteht aus bis zu 50 Meter hohen Karstnadeln, die sehr eng beieinander stehen, also kein Vergleich zu den Karstformationen um Guilin oder der Halong Bucht in Vietnam.

In engen Kurven und Kehren, über Treppchen und Leitern winden sich unzählige kleine Pfade und noch mehr Touristen. Als Reiseführer im Park fungieren hauptsächlich Frauen der Yi-Minorität in ihren bunten Trachten, bewaffnet mit Regenschirm gegen die Sonne und Gruppenfähnchen folgen ihnen dann die chinesischen Gruppen. Und hier vorne im Park sind die Menschen fast interessanter, als die Steinfelsen und Schluchten. Jeder muss natürlich dutzende von Fotos schießen und wir alle finden wunderbare Motive vor einem beeindruckenden Hintergrund. Der Höhepunkt der Fotoorgie findet dann auf der Aussichtspagode statt. Im Gleichschritt geht es nach oben und die Plätze am Geländer sind heiß umkämpft, aber da sich die Chinesen gerne mit Langnasen fürs Familienalbum ablichten lassen, haben wir weniger zu kämpfen als der gemeine Chinese und haben natürlich großen Spaß dabei. Auch die Tanzgruppe, die eigentlich gerade pausiert, legt extra für uns noch einmal einen lokalen Gruppentanz hin.

Nach diesem Gewimmel stoßen wir dann wirklich in ruhigere Reginen vor, die Felslandschaft ist ebenso spektakulär oder sogar noch ein wenig mehr. Der Pfad führt 50 Meter nach unten durch eine schmale Schlucht und durch gewunden Gänge wieder nach oben, selbst Personen die den optimalen BMI nur knapp verfehlen müssen sich durch einige Passagen schlicht hindurchzwängen; ich glaube für eine Großteil von amerikanischen Touristen dürften einige Abschnitte nicht mehr begehbar sein.

Noch weiter hinten wird die Landschaft dann schon richtig lieblich, die Steinnadeln sind nicht mehr so hoch und ragen wie Steinpilze aus dem Boden. Die oben aufgesetzten Steinblöcke, wie Köpfe, verstärken diesen Eindruck.

Fast fünf Stunden zieht sich unsere Wanderung hin, bevor wir wieder zum Bus zurückkehren. Noch einmal liegen zwei Stunden fahrt vor uns dann erreichen wir den Fuxian See, an dessen Ufer unser Hotel liegt. Rundherum gibt es außer einem Puff und einem kleinen Dorf nicht viel. Die Mädchen sitzen strickend hinter einer Glasscheibe und warten auf Kundschaft. Als wir im Vorbeigehen die Kameras zücken wollen, verschwinden sie leider nach hinten.

Unser Esslokal befindet sich in einem kleinen Dorf zwei Kilometer weiter. Das Essen ist vorzüglich, es gibt frischen Fisch und auf meinen Wunsch wir der nicht zerstückelt, sondern im Ganzen serviert und das macht das Essen etwas leichter, denn das Fleisch lässt sich noch von den gräten trennen. Normalerweise hacken die Chinesen den Fisch in kleine Würfel und machen einen großen Topf Suppe, die Chinesen finden das Grätensuchen und Spucken toll, wir natürlich nicht. Auch die anderen Gericht im kleinen lokal sind ausnehmend lecker und die Teller nach einer knappen Stunde blank. Im Dunkeln wandern wir zurück zum Hotel, vorbei an wütend kläffenden Hunden und den Mädchen, die immer noch in ihrem Schauladen sitzen.