Archiv: 2013 M 41-Pamirhighway

7. Tag: Montag, der 10. Juni 2013

Donnerstag, den 25. Juli 2013

Endlich auf dem Rad

132 km von Samarkand nach Zarbdor, recht flache, karge Landschaften bei Sonne bis 35 Grad, 600 hm, meist recht ordentliche Straße mit mäßigen Abschnitten

Aus dem geplanten Start um halb sechs wird natürlich am ersten Morgen nichts, wir brauchen etwas länger, um unser Gepäck wackelfrei auf den Rädern zu verstauen, aber um 6 Uhr sitzen wir im Sattel und starten in den noch angenehm warmen Morgen. Eine Woche voller Katastrophen haben wir auf diesen Tag warten müssen, aber nun ist es endlich soweit. Zwar haben wir jetzt noch den Umweg über die Grenze vor uns, aber nun heißt es erst einmal radeln. Gestern hatten wir noch kurz überlegt, ob wir die zwei Tage, die uns der Umweg kosten wird, vielleicht per Transfer herausholen, aber dann müssten wir ohne „Aufwärmphase“ in die Berge einsteigen. So bleibt uns ein wenig mehr Zeit zum Einfahren und falls wir in den Rückstand geraten, können wir das dann hinter dem Pamir in Osch immer noch durch einen Sprung mit dem Bus wieder herausholen.

Über ein paar kleine Straßen rumpeln wir aus Samarkand heraus, dann kommen wir auf eine Art Highway, doch der Verkehr ist erträglich und man kann meistens ganz gut auf dem breiten Seitenstreifen fahren. Richtiggehend ausgehungert sind wir aufs Radeln und so legen wir fast 40 Kilometer zurück, bis wir für eine Frühstückspause stoppen. Dort gibt es in einem Dorf einen kleinen Laden und frisches Liepioschka-Brot, dazu kaufen wir dann Wurst und Käse und Kefir und das macht dann doch schon eine gute Frühstücksmahlzeit.

Weiter geht es dann über leichte Hügel bis zum Abzweig nach Yizzhak, die große Straße sieht besser aus und so beschließen wir nicht durch die Stadt zu fahren. Leider geht dann aber eine ordentlichen Hügel hinauf, gute 200 Höhenmeter und die Sonne steht schon ordentlich im Zenit und wir kommen gut ins Schwitzen. Oben hügelt es dann vor sich hin und auf der anderen Seite gibt es unten dann ein paar schöne Teestuben. Knappe 80 Kilometer haben wir hinter uns gebracht, aber nun steht die heiße Luft und wir machen es uns bequem und gönnen uns die übliche zentralasiatische Mahlzeit, es gibt wieder Plov, Kefir, Brot und den üblichen Tomaten-Gurken-Salat, also alles Sachen, die zu einer mehr als gut funktionierenden Verdauung dazu gehören.

Ab 16 Uhr fängt es dann wieder an, etwas kühler zu werden und so schwingen wir uns eine halbe Stunde später wieder auf die Räder und radeln weiter gen Osten. Heute Abend werden wir wohl keinen Ort mit Hotel oder Herberge erreichen und so sehen wir uns dann, als die Sonne fast schon am Horizont ist, nach einem Zeltplatz um. In einem kleinen Ort plündern wir noch den Basar und  etwas außerhalb frage ich dann in einem Gehöft, ob wir dort unsere zelte aufstellen können.

Die Situation mit Übernachtungen ist in Usbekistan nicht so einfach, Kontakte mit der Bevölkerung zu Ausländern werden von der Regierung kritisch überwacht, in den Städten darf man theoretisch nich bei privaten Familien übernachten, sondern nur in zugelassenen Hotels. Die müssen eine registration vornehmen und den entsprechenden Zettel muss man als Tourist gut aufheben, da er möglicherweise bei der Ausreise kontrolliert wird. Deshalb ist die Bäuerin nicht zu begeistert von der Idee, verweist uns aber auf eine von Lehmmauern umkreiste Fläche am Rande des Dorfes, wo im Winter wohl die Schafe eingepfercht werden. Die Fläche ist nicht toll, aber ok, zumal es schon langsam dunkel wird. Wir bekommen dann noch zwei Eimer Wasser gebracht und eine Schüssel mit Milchreis.

Ungewohnt ist es, seit langem wieder einmal im Freien zu schlafen. Doro und ich haben nur die Isomatten ausgerollt und die Schlafsäcke darauf ausgebreitet, Rüdiger und Monika bauen auch nur das Innenzelt auf.

Ganz ruhig und friedlich schlafen wir nicht in der Nacht, zwei Mal besuchen uns die Dorfhunde und ich wache auch bei jedem Geräusch auf. Dafür ist der Sternenhimmel nicht schlecht und irgendwann zieht auch eine Sternschnuppe über den Himmel, damit dürfte es ja wohl doch noch eine schöne Radreise werden.

6. Tag: Sonntag, der 9. Juni 2013

Donnerstag, den 25. Juli 2013

Spätes Glück in Samarkand

Warten auf einen Anruf, Stadtspaziergang und spätes Glück bei Sonne und 34 Grad

Unser Hotel namens Furkat hat eine tolle Lage, oben vom Dach hat man eine tolle Aussicht auf die Stadt insbesondere auf die Medressen am Registan. Doch so schön die Aussicht auf die Stadt ist, um so schlechter die Aussichten für eine Radtour durch den Pamir. Rüdiger bleibt heute ganz im Bett, um seinen Magen-Darm Virus auszukurieren, ich warte auf einen Anruf vom Flughafen und nerve dort aller zwei Stunden, aber es kommt kein Rückruf, angeblich gebe es keine Antwort aus Petersburg.

Doro, Monika und ich spazieren dann noch einmal durch Zentrum der „Steinernen Stadt“, wie die sogdische Namenswurzel dazu sagt. Tatsächlich ist die Stadt recht versteinert, die einzelnen Sehenswürdigkeiten sind bis zur Perfektion renoviert, die Eintrittspreise erreichen europäisches Niveau und auch das Zentrum wurde eher zur Parklandschaft umfunktioniert. Nur an richtigem leben fehlt es ein wenig zwischen den historischen Gemäuern, Buchara war da wesentlich lebendiger und in meinen Augen schöner.

Der Basar hier ist zwar größer als der in Buchara, aber schon total auf Touristen eingestellt, das heißt man wird an allen Ständen angesprochen, doch von diesem und jenem und möglichst recht schnell und viel zu kaufen, Fotos seien nicht so erwünscht. Richtiger Trubel herrscht nur hinter dem Basar, wo auch noch einmal Obst und Gemüse verkauft wird, der Parkplatz ist eher ein Museum für Autos aus Sowjetzeiten, die mit Kisten und Kartoffeln vollgeladen werden.

Noch einmal mache ich mich wieder auf den Weg zum Flughafen wieder ohne Erfolg und wieder nur mit dem Versprechen, Moskau noch einmal anzufaxen und mich innerhalb der nächsten Stunde zurück zu rufen und wieder passiert nichts. Zurück in der Kühle des Hotels machen wir dann eine Krisensitzung, ich empfehle Doro, Monika und Rüdiger, morgen in aller Frühe ohne mich zu starten. ich würde mir morgen (am Montag) dann irgendwo ein schnelles Internet besorgen und versuchen die verantwortlichen von der Airline direkt an den Apparat zu bekommen und im besten Falle zu ihnen aufzuschließen.

Die Warterei zermürbt und es kommt natürlich keine Rückmeldung vom Flughafen, so beschließen wir dann, wenigstens noch einmal zusammen zum Abendessen zu gehen. Auch hier in Samarkand ist die Auswahl nicht so riesig, hauptsächlich Rind und Hammel auf dem Grill, dazu Gurken und Tomatensalat, frisches Brot und Kefir. Für den Pamir Highway prophezeie ich den anderen wenig Änderung, außer dass dann das Brot nicht immer frisch und Tomaten und Gurken entfallen würden.

In der Abenddämmerung kommen wir dann zurück zum Hotel, als wir in unsere Gasse einbiegen hält neben uns ein Lada mit quietschenden Bremsen , im Kofferraum ein Fahrradkarton, mein Fahrradkarton. Was für eine Überraschung. Der Karton ist von außen völlig in Ordnung und komplett mit Klebeband zugeklebt, da hatte ich in Berlin fast zwei Stunden investiert. Die beiden Beamten ließen sich nicht noch zu einem Freudenbier überreden, sondern sammelten schnell den Gepäckabschnitt ein und ließen sich den Empfang quittieren und verabschiedeten sich.

Beim Auspacken dann eine Mischung aus Freude und Ärger, der Karton war schon geöffnet worden und ein paar Sachen fehlen, einmal die 25 Fertiggerichte für die kargen Etappen in den Bergen, dann mein Innenschlafsack und ein paar kleine Sachen. Auch war das Fahrrad schon herausgenommen und komplett montiert und wieder auseinandergenommen worden. Die von mir wegen des Fluges entlüfteten Reifen waren voll aufgepumpt, ein Feststellhebel an der Luftpumpe abgebrochen. Die Schnellspannachsen waren nicht mehr am Rahmen festgetapt, sondern in der Werkzeugtasche, ebenso wie die Pedale. Kocher, Zelt und Schlafsack hatte sich auch irgendjemand schon näher angesehen und ausprobiert.

Doch bis auf den Innenschlafsack und die Suppen fehlt nichts und ich kann mein Rad montieren, gegen 22 Uhr bin ich damit glücklich und fertig, so können wir morgen sehr, sehr zeitig starten, um der Mittagshitze zu entgehen. Noch einen Tag wegen der kleine Verluste zu verschwenden kommt nicht in Frage, allerdings liegt die Vermutung nahe, dass mein Rad wohl doch nicht in St. Petersburg gestanden hat, sondern hier in Buchara eine neuen Besitzer gefunden hatte. vermutlich musste dieser dann aber doch aufgeben, weil ich in den letzten zwei Tagen auf dem Flugplatz doch recht viel Stress gemacht habe. Die Wahrheit kennt wohl nur Allah und da dabei werde ich es ohne weiter Anfragen belassen.

5. Tag: Samstag, der 8. Juni 2013

Donnerstag, den 25. Juli 2013

Samarkand- der nächste Schock

Zugfahrt nach Samarkand, dann zum Flughafen, dort der nächste Schock, sonnig bei 35 Grad

Um 8 Uhr startet der Zug von Buchara, wir haben es gerade noch so zum Bahnhof geschafft und machen es uns in dem recht komfortablen Abteil bequem, dann geht es auch schon los. Draußen fliegt trockene Steppe vorbei, nur selten ein Dorf, manchmal steht ein Kamel an der Bahnstrecke, ansonsten passiert landschaftlich nicht viel. Auch im Zug ist nicht so viel los, von einer Bahnfahrt in Zentralasien hätte man eigentlich mehr erwartet, aber es ist kein einziger Hammel im Abteil und niemand fängt an, sich sein Essen auf offener Flamme zu kochen, im Gegenteil, es geht so zivilisiert zu wie in einem ICE, selbst die Toilette ist vergleichbar sauber. Die Usbeken, Russen und noch zwei Langnasen im Abteil sind mit Zeitungen oder Handy beschäftigt, hinter mir zeigt ein älterer Mann auf seinem Android Telefon seinem Nachbarn stolz Bilder. Ein prächtiges Schaf nach dem anderen ist da abgelichtet und zu jedem der Tiere kann er eine Geschichte erzählen, wie auch immer landen die Tiere dann aber doch im Plov oder am Grillspieß.

Pünktlich fährt der Zug in Samarkand ein, es ist 11 Uhr und die Sonne ballert ordentlich runter, es sind so um die 35 Grad. Wir steigen ins nächste Taxi und lassen uns zum Flughafen fahren. Der liegt recht einsam und verlassen in der Mittagssonne und das Wachpersonal winkt uns müde durch. Die zuständige Abteilung fürs Gepäck ist schnell gefunden, der Schlüsselinhaber für den Gepäckraum auch und der erste Blick lässt uns frohlocken, da sind die beiden Räder von Monika und Rüdiger, die Radtaschen sind auch alle da. Nur ein Karton fehlt, nämlich der mit meinem Rad! So ein Mist. Der zuständige Beamte erklärt, das sei alles, was in der Nacht mit der Maschine aus St. Petersburg gekommen sei. Wieder werden alle Daten aufgenommen, man könne in Petersburg nicht anrufen, aber ein Fax senden, dann kann das Rad mit der nächsten Maschine geschickt werden. Was für ein Mist. Im Karton ist nicht nur das Rad, sondern auch noch meine halbe Ausrüstung, Schlafsack, Zelt, Isomatte, Kocher, Werkzeugsatz. und nun sind wir in Samarkand und immer noch auf Warteschleife.

Monika und Rüdiger montieren ihre Räder und radeln in die Stadt, ich suche ein Taxi und fahre nebenher. Doro, unsere vierte Reisende erwartet uns hier in einem Hotel, der Taxifahrer kennt aber die Adresse nicht, obwohl das Hotel mitten im Zentrum liegt. Doch wir fragen uns durch und treffen dann im Hotel auf Doro, die erst eine halbe Stunde vor uns aus Tashkent eingetroffen ist, natürlich mit Rad und Gepäck. Tolle Sache, da sitze ich nun hier als Reiseleiter, kenne als einziger Sprache, Land und Leute und habe kein rad für die Radtour, die Situation ist recht zermürbend. Ebenso wie die Diät aus Zwiebeln, Kefir und fettem Hammel. Rüdigers Magen geht es nicht so toll und auch bei Monika und mir grummelt es ein wenig. Wir nutzen den Nachmittag zum Ausruhen und ich fahre noch einmal zum Flughafen, denn die Beamten dort wollten noch einmal den letzten Gepäckabschnitt sehen. Ansonsten bringt die Fahrt keine Neuigkeiten. Der Flughafen in Petersburg habe auf das Fax noch nicht geantwortet.

Am späten Nachmittag drehen wir dann noch eine runde durch das historische Zentrum Samarkands. Die blauen Kuppeln der drei Medressen am Registan, dem zentralen Platz, bestimmen das Bild der Stadt. Die blau gefliesten Kuppeln sind schon von weit her zu sehen und weisen den Weg. Leider ist der Platz mit einer großen Bühne zugebaut und aus einer Lautsprec heranlage dröhnt Musik, dazu marschieren Mädels mit Länderschildern auf die Bühne, dort im Kreis und verschwinden wieder und dann wieder alles von vorn. Geprobt wird eine internationale Miss-Wahl, die in den nächsten Tagen hier stattfindet. Da bin ich nun schon zum dritten Male hier in dieser Stadt und bekomme den tollen Platz nie richtig zu Gesicht. Beim ersten Mal vor 25 Jahren war ich ordentlich krank, 2008 auf unserer Athen-Beijing Tour wurde gerade hier ein indischer Tanzfilm gedreht und in diesem Jahr nun eine Miss-Wahl.

Die Stimmung am Abend ist nicht so toll, denn eigentlich wollten wir morgen dann von hier mit unserer Radtour starten, müssen nun aber hier noch so lange ausharren, bis der Verbleib meines Rades geklärt ist. Durch unseren Transfer mit der Bahn haben wir zwar zwei Tage gespart, aber wir müssen wegen der geschlossenen Grenze ja auch noch einen Umweg fahren, bei dem wir genau diese zwei Tage dann wieder brauchen. Wenigstens hat bei Doro alles geklappt, so dass unsere kleine Gruppe nun vollständig ist.

4. Tag: Freitag, der 7. Juni 2013

Mittwoch, den 24. Juli 2013

Auf den Spuren des Emirs

noch ein Tag in Buchara, Besuch des Sommerpalastes des letzten Emirs, Plovgenuss und schlechte Nachrichten bei Sonne und schon bis 35 Grad

Eigentlich hatten wir heute Morgen nun aufs Rad steigen und die ersten Kilometer unserer Tour in Richtung Pamir hinter uns bringen wollen, doch Dank der russischen Airline „Rossya“ sind unser Gepäck und die Fahrräder immer noch auf Reisen. Es soll angeblich heute Abend in Samarkand eintreffen, so die letzte telefonische Auskunft.

Wir nehmen es nicht so tragisch, denn Buchara ist ein nettes Städtchen und es gibt immer noch etwas zu entdecken. Per Marshrutka Minibus machen wir uns dann auf den Weg zum Sommerpalast des Emirs, der etwas außerhalb liegt. Die Konversation im Bus ist etwas schwierig, denn es gibt immer weniger Leute, die Russisch sprechen. Zu Zeiten der Sowjetunion war Russisch die Amtssprache, nach dem Zerfall des Landes und der Unabhängigkeit hat dann faktisch niemand mehr Russisch gelernt, erst in den letzten Jahren hat man die Sprache wieder in den Unterricht aufgenommen. So kann man hauptsächlich mit älteren Menschen kommunizieren oder mit den Kindern.

Der Sommerpalast des Emirs ist eine kitschige Mischung aus russischer und zentralasiatischer Architektur. Hauptsache ausgefallen und teuer war auch damals des Herrschers Motto. Vor allem bei der Innenarchitektur wurde nicht gespart und die Zimmer und Säle mit tollen Fresken und Motiven versehen. Staunend läuft man durch die Räume und bestaunt die leicht verblichene Pracht. Im Garten dudelt traditionelle Musik und eine Gruppe von Kindern tanzt dazu, ab und zu greifen zwei Damen zum Mikrofon und singen lange Balladen zu den scheppernden Bässen. Leider ist alles viel zu laut, um es genießen zu können, den tanzenden Kids gefällt es aber sehr wohl.

Im hinteren Teil des Parks gibt es einen großen Pool, hier badeten die Konkubinen des Emirs. Selbiger saß auf einem Turm am Pool und beobachtete das bunte Treiben. Angeblich soll er dann einen Apfel der Dame zugeworfen haben, die er dann als nächtliche Begleitung auserkoren hatte, so erzählt jedenfalls eine Reiseleiterin einer deutschen Gruppe. Ich habe da so meine Zweifel, ob der etwas schwergewichtige letzte Emir solch ein guter Werfer war. Auch ist es fraglich, ob die vom aus 30 Metern Entfernung getroffene Konkubine dann auch die Richtige und nach dem Obstbewurf auch noch willig war. Mir geht schon wieder die Phantasie durch, vielleicht hat die Dame dann ja auch den Apfel zurückgeworfen.

 Wieder geht es mit dem Bus zurück in die Stadt zum Basar und wir kommen endlich zu unserem ersten und sehr leckeren Plov, dem usbekischen Nationalgericht. Eigentlich könnte man sich den Plov nicht „überessen“, denn es gibt unzählige Varianten, jede Region hat ihre eigenen Abwandlungen und vielleicht sogar jeder Koch. Traditionell wird der Plov von Männern gekocht, er gilt als Potenz steigernd und Lust anregend, in Tashkent ist immer Donnerstagabend Plovzeit und danach geht wohl die Post ab. Ein gutes Rezept für Plov werde ich dann auch auf meiner tomtomtofu Seite veröffentlichen und noch ein paar mehr Infos zu diesem leckeren Gericht. Mein erster Nachkochversuch in Berlin war noch kein super Erfolg, aber doch recht viel versprechend.

Im Plovrestaurant geht es ganz amüsant zu. Schön zu sehen ist, dass sich die konservativen Moslems im Land bis jetzt nicht durchsetzen können. So sind die meisten Frauen nicht verpackt und viele tragen ihre tollen langen Haare offen sichtbar, andere tragen nur ein leichtes schickes Kopftuch. Überhaupt scheinen die Frauen recht selbstbewusst zu sein, neben uns am Tisch sitzen drei Damen beim Plov und einem gezapften Bier und haben eine angeregte Unterhaltung.

Noch einmal bummeln wir durch das alte Zentrum Bucharas, aufgefallen ist uns dann noch ein kleiner Handwerksbetrieb, der Handpuppen herstellt, auch eine alte Kunst. leider gibt es in der ganzen Stadt keine Aufführung mit den Puppen. Die 30 cm großen Figuren zeigen Personen aus dem Alltag, den Emir und sein Gefolge, Ali Baba und die 40 Räuber, sowie andere Gestalten aus 1000 und einer Nacht. Dass einige Puppen Politkern ähneln ist vom Künstler gewollt.

Ebenfalls überall im Zentrum gibt es Studios von Miniaturmalern. In mühevoller Kleinarbeit entstehen wunderbare kleine Kunstwerke, ebenfalls mit Motiven aus orientalischen Märchen und Sagen und Mythen aus der Geschichte. Die haarfeinen Details sind beeindruckend und wir sind schon wieder versucht hier Gepäck zuzuladen, aber wir haben ja noch eine harte Radtour vor uns und wollen keine Bildergalerie über 4000er Pässe schleppen.

Und es gibt noch eine schlechte Nachricht, der von uns anvisierte Grenzübergang in Pendschikent ist geschlossen. Es gibt nur noch einen Grenzübergang weiter im Norden und einen im Süden, beides bedeutet doch einen ziemlichen Umweg von 250 Kilometern. Alles Mögliche hatte ich vorher noch einmal recherchiert, vor allem die Sicherheitslage im Pamir an der afghanischen Grenze und eventuelle Ausweichrouten, falls es, wie im letzten Jahr, zu Unruhen am Pamir-Highway kommen sollte. Das aber die Hauptverbindungsstraße in nachbarliche Tadschikistan gekappt wird, damit hatte ich nicht gerechnet. Im Moment ist das aber auch noch nicht unser Problem, denn wir haben ja noch nicht einmal die Räder und hoffen auf den morgigen Tag in Samarkand.

3. Tag: Donnerstag, der 6. Juni 2013

Mittwoch, den 24. Juli 2013

Abwarten und Tee trinken

nächster  gepäckfreier Tag in Buchara, Stadtspaziergänge und Teehaus am Basar, wieder sonnig bei 30 Grad

Vom Flughafen haben wir noch nichts gehört, ein Anruf bestätigt wenigstens, dass unser Gepäck nun (irgendwann) nach Samarkand geschickt wird und nicht mehr hierher. Wir werden also wohl aus unserer Fahrradtour nun am Anfang doch etwas anderes machen müssen, deshalb brechen wir heute nicht in die Altstadt auf, sondern ins moderne Buchara. Der Weg ist nicht so weit, dass wir ein Taxi brauchen und zu Fuß hat man eher mehr Gelegenheit, die Stadt etwas kennen zu lernen, auch wenn es schon 9 Uhr morgens wieder schön heiß ist.

Entlang der Hauptstraße reihen sich jede Menge mit Läden und wir finden in der Nähe eines zweiten Basares dann auch einen kleine Shop, der Bahnfahrkarten verkauft, für den nächsten Tag gibt es leider nix mehr, aber wir können dann am übernächsten Tag mit dem Zug nach Samarkand.

Wir schlendern dann wieder über den Basar, vorbei an Obstständen und Gemüse und an den vielen Gewürzständen. Es ist eine wahre Freude, die Leute hier zu beobachten und ein wenig zu kommunizieren. Kaum hat man einmal den Bann gebrochen, wollen plötzlich alle fotografiert werden und alle Seiten haben ihren Spaß. Goldzähne bekommen wir also wieder mehr als reichlich zu sehen.

Aus einem Lehmofen werden gerade gebackene gefüllte Teigtaschen herausgenommen und frisch serviert, wir genehmigen uns ein paar von den leckeren Teilchen, dazu gibt es grünen Tee, der bei der Hitze gut erfrischt. Leider entdecken wir erst beim Gehen, dass die nächste Teestube auch Plov, das usbekische Nationalgericht, aus gedünstetem Reis, Karotte, Knoblauch, Rosinen, Hammelfleisch und Gewürzen bestehend, anbietet. Wir sind aber schon von den Teigtaschen voll, aber wir beschließen dann, hier morgen zu Mittag einzukehren.

Auf dem Rückweg ins alte Zentrum suchen wir zwischen ein paar Häuserzeilen die Madrasa Chahor Minor, nicht der größte Bau in der Stadt, aber mit ihren vier blau gefliesten Minaretten auf engstem Raum für mich das schönste Gebäude in der Stadt, leider ist das Tor allerdings verschlossen. Dafür bekommen wir gegenüber im Schatten von der Familie des Souvenirverkäufers eine Kanne Tee angeboten und lassen uns im Schatten niederHier hängt auch ein Foto aus den fünfziger Jahren, die vier Minarette waren nicht  blau gefliest und oben auf jedem Turm gab es ein großes Storchennest.

 Wie schon mehrfach, erzählen uns dann die Leute, wer aus der Familie schon einmal in Deutschland war. Natürlich nicht  aus touristischen Zwecken, aber in der DDR hat wohl die Hälfte aller usbekischen Männer zwei Jahre Dienst in der Roten Armee schieben müssen, so scheint es uns jedenfalls.

Die Stadt lebt natürlich auch vom Tourismus und so haben sich auch die traditionellen Handwerke darauf ausgerichtet. Man kann sich hier tolle Seidenteppiche mitnehmen oder weben lassen, geschwungene Dolche mit Damast klinge erwerben. An den Gewürzständen werden Zimt, Anis und Kreuzkümmel in Flaschenkürbisse verpackt und an den Touri gebracht und auch ansonsten gäbe es jede Menge netter Dinge, wie Pelzmützen und Seidenschals zu erwerben, aber wir haben ja zu einen eine anstrengende Radtour vor uns und zum anderen bis zum heutigen Tag nicht einmal einen Koffer oder eine Tasche, die dümpeln wohl weiterhin in St. Petersburg oder in Samarkand vor sich hin. Wir ziehen daher eine gemütliche Teestube vor und versuchen uns mit Kaffees und Tees mit Gewürzen. Die Mischungen sind erstaunlich und erstaunlich gut, wie Kaffee mit Kardamom und Zimt oder Gewürztee aus Ingwer, Zimt, Kardamom, Nelken und schwarzem Pfeffer.

Für den heutigen Nachmittag nehmen wir uns dann den Ark vor, das war der festungsähnliche Bau am Rand des Zentrums und der ehemalige Sitze des Emirs. Im Inneren befinden sich neben ein paar Verwaltungsgebäuden ein paar kleine Museen, etwas angestaubt im Sowjetstil gehalten, mittelmäßig interessant und eher mäßig aufschlussreich. Es gab ein paar interessante Fotos aus dem alten Buchara, insbesondere  eines, das das alte Zentrum in einem recht zerstörten Zustand zeigt. Leider gab es keine Datierung und die mit ihren Handy beschäftigten Aufpasserinnen im Museum hatten auch keinen Schimmer, wie das Foto einzuordnen sei.

Wenn man gerade aus dem spätwinterlichen Deutschland  gekommen ist, ballert die Sonne doch recht ordentlich und so suchen wir dann etwas Schatten in einer Teestube im Park gegenüber der alten Festung. Die Speisekarte in Usbekistan ist auch noch gewöhnungsbedürftige, denn hier steht vor allem viel Fleisch drauf. Am liebsten mögen die Usbeken ihren Hammel oder ihr Rindviehgegrillt, als Schaschlik, oder einfach als Fleischberg auf dem Teller oder in einer Suppe mit Kartoffeln und Karotten. Dazu findet man dann einen Tomaten-Gurkensalat und zu allem gibt es frisches Fladenbrot, das hier Liepioschka heißt . Recht lecker sind dazu sind auch eine Art Quark oder Kefir, aber Hauptbestandteil der Speisen bleibt das viele fette Fleisch und ich hoffe nur, dass das mein Magen vier Wochen lang mitmacht.