Archiv: 2011 Ho Chi Minh Pfad

9. Tag: Samstag, der 5. Februar 2011

Samstag, den 5. Februar 2011

73 km von Sam Son nach Yen Cat, 448 hm bei angenehmen 25 Grad und Sonne, erst am Meer entlang und dann hinauf zum Ho Chi Minh Pfad

Die Nacht war angenehm ruhig, erst um halb sieben beginnen die Lautsprtecher wieder zu plärren, Sinn haben diese Geräte keinen, denn alles ist dermaßen übersteuert, so dass die Musik nicht zu identifizieren und Sprache wohl auch für die Vietnamesen nicht zu verstehen ist. Der einzige Sinn ist wohl, das Volk zeitig aus dem Bett zu holen.

Am Strand bekommen wir Instantnudelsuppe und Kaffee und dann geht es auf einer winzigen Straße am Meer entlang. Auf dem Wasser sind einige Fischerboote unterwegs, aber die meisten Boote bleiben während der Feiertage im Hafen ein paar Kilometer hinter Sam Son. Die Strecke ist wunderschön, faktisch ein einziges langes Straßendorf und entsprechend rege ist das Leben. An jeder winzigen Ecke gibt es einen kleinen Markt mit Fisch und Gemüse und jetzt zu den Feiertagen noch ein paar Buden mit Luftballons oder kleine Stände an denen man beim Würfelspiel den Inhalt der roten Geldgeschenkbriefe verzocken kann, was vor allem auch die größeren Kinder und Jugendlichen tun. Der Rest der Dorfjugend ist wie in den letzten tagen hauptsächlich am Cruisen und donnert neugierig an uns mehrfach vorbei und alle rufen laut „Hello“ und „Whats your name“ und entschwinden, ohne die Antwort abzuwarten.

Thomas und ich kommen auf ein neues Wortspiel, wenn es die Situation ergibt, dann antworte ich: „Ich heiße Tomtom“ (bedeutet „Shrimps“) und Thomas fügt an: „Same, same.“

Heute müssen wir die A1 zum Glück nur überqueren uns stürzen uns dann auf schmalste Feldwege, wir versuchen noch eine Abkürzung und landen dann mehrfach fast im Wohnzimmer irgendeiner kleinen Hütte in den Resifeldern. Diese sind hier schon alle bestellt, wir sind also nicht mehr ganz in der gleichen Klimazone wie Hanoi und es wachsen auch überall Palmen am Wegesrand. Der Weg durch die winzigen Dörfer ist Spaß, seit den Amerikanern ( die hier nicht waren), dürften hier keine Ausländer vorbei gekommen sein und wir stellen uns vor, wie vielleicht im nächsten und in zwei Jahren, meinem GPS Track folgend, immer wieder Radler hier durchs Gelände kreuzen. Auf jeden fall werden wir mächtig bestaunt und nicht nur die Kinder laufen aus den Hütten zusammen. Die letzten hundert Meter bis zur Asphaltpiste geht es dann wirklich nur noch auf dem schmalen Damm eines Reisfeldes entlang und wir müssen die Räder über einen Wassergraben heben, aber so kommen wir in den Genuss eines Vietnams das man weder mit einer Pauschal- oder Studienreise noch als Backpacker sehen kann und das ist auch der Grund, warum meine 5 Mitstreiter hier radeln wollen.

Zum Mittag erreichen wir dann wieder ein größere gute Straße und ein größeres Dorf, aber die beiden „Restaurants“ haben wegen des Tet- Festes immer noch geschlossen. Auch der begriff Restaurant ist nicht richtig, denn es handelt sich um kleine Gaststuben in denen normalerweiser Reis mit ein wenig Fleisch und Gemüse verkauft wird. Auch sämtliche „Pho“ Nudelbuden haben noch zu. Im zweiten Lokal aber, entscheidet man sich dann, uns zum Essen einzuladen und schnell wird Reis, Fisch, kaltes Fleisch und Rührei aufgefahren. nach dem Tet-Fest ist es nicht egal, wen man zuerst empfängt oder als gast in seinem Business begrüßt, davon hängt das glück eines ganzen Jahres ab und ein deutsche Radlergruppe ist wohl ziemlich glücksverheißend. Wir lassen aber dann ein moralisches Geldgeschenk da und zahlen auch unsere Getränke und freuen uns über die Bekanntschaft der Wirtsfamilie. Wie schon auf der Athen-Beijing Reise ist Heino, mit seinen 72 Jahren der begehrteste Junggeselle und bekommt eine Overte von der 56 jährigen Inhaberin.

Die letzten 20 Kilometer geht es in die Berge und wir haben zwei mittlere Anstiege zu bestehen, bevor wir in Yen Cat einrollen. Hier erreichen wir dann auch den Ho Chi Minh Pfad, die legendäre Nachschubstraße des Vietcong während des Krieges. Heute ist es jedoch kein Pfad mehr, sondern eine gut ausgebaute Straße mit wenig Verkehr und diesem Weg werden wir bis in den Süden treu bleiben.

Auch in der Kleinstadt Yen Cat ist es noch still und ruhig und 80 Prozent der Läden verriegelt und verrammelt und auch die beiden Herbergen. Wir fangen schon langsam an, uns mit dem Gedanken anzufreunden noch 6o km weiter zu schwarten, worauf nach 75 Kilometern eigentlich niemand Lust hat, aber ich gehe noch einmal auf Erkundungsfahrt und ein Jugendlicher mit Moped bringt mich dann zum dritten und letzten Guesthouse im winzigen Städtchen und hier haben wir Glück. Begrüßt mit einem raubkopierten Schluck „Johnny Walker“ dürfen wir unsere einfache Zimmer beziehen, aber es gibt eine heiße Dusche um den Staub des Tages vom Körper und aus den Klamotten zu spülen. Zwei Stunden später radeln wir noch einmal ins Zentrum auf der Suche nach einer abendlichen Mahlzeit, es sieht wieder schlecht aus, nur ein Laden hat offen. Die Inhaberin stürzt aber heraus und fragt, ob wir Russisch sprechen. Armin strahlt im Glück, er hat 5 Jahre in der Sowjetunion studiert, und wir bekommen wiederum eine einfache, aber reichliche Mahlzeit aus Reis, Schweinefleisch und Eiern und ein paar Tomaten und so ist der Tag gerettet. Laut meiner Freundin (am Telefon) müssen wir nur noch über den morgigen tag kommen, dann laufen die Dinge im schönen Vietnamland wieder ihren gewohnt sozialistisch-marktwirtschaftlichen Gang, wir sehen also hoffnungsvoll der näheren Zukunft entgegen.

8. Tag: Donnerstag, der 4. Februar 2011

Freitag, den 4. Februar 2011

Staub und Verkehr bis ans Meer

99 km von Ninh Binh über Tan Hoa nach Sam Son, 270 hm auf teilweise staubiger Straße, viel Verkehr auf der A1, bei sehr warmen 26 Grad uns Sonne, leichter Gegenwind

Gegen 9 Uhr verlassen wir Ninh Binh, gestärkt mit Pfannkuchen und Spiegelei. Gleich in Ninh Binh biegen wir auf die kleinere Straße ab, die ich als angenehm ruhig kenne, doch nach dem Tet Fest tobt auch hier der Bär und es gibt ordentlichen Mopedverkehr. Dazu kommt, dass die Straße neu gemacht wird und so gibt es lange Stücken mit viel Staub. Einen ersten Stop machen wir an einem großen Soldatenfriedhof. Wenn es im modernen Vietnam oft so erscheint, dass der Vietnamkrieg aus den Gedanken verbannt wurde, stehen hier auf den Gräbern überall frische Blumen und es flattern hunderte kleiner Fähnchen. Von den Soldaten war kaum einer älter als 22 Jahre alt. Bedauerlich, dass unsere westliche Welt kaum Lehren aus dem Vietnamdebakel gezogen hat, heute geht es aber nicht mehr gegen die Gefahr des Kommunismus, sondern gegen die noch diffusere Bedrohung durch den Terrorismus.

Schon nach einer halben Stunde pellen wir uns aus unseren warmen Sachen, denn die Sonne scheint warm und es ist T-Shirtwetter in Nordvietnam. Noch liegen die Reisfelder links und rechts der Straße brach, aber überall werden die neuen Setzlinge herangezogen, entweder auf kleinen Feldern oder direkt am Straßenrand. Dort hat man eine Erdschicht von vielleicht 3 Zentimeter aufgetragen, die immer feucht gehalten wird. In diesem Schlamm sprießt dann die Reissaat. In ein paar Tagen dürfte dann das große Stecken beginnen, am Ende des Tages, direkt am Meer sind sogar schon Reisfelder bestellt.

In Phat Diem gibt es eine große Kathedrale. Eigentlich gibt es hier in jedem Dorf eine katholische Kirche, aber die Kathedrale in Phat Diem ist besonders, denn sie wurde im Stil eines Tempels errichtet. Auf dem Platz vor der Kirche geht es zu wie auf einem Volksfest, aber ins Gebäude kommen wir nicht hinein.

Endlich wird auch die Straße besser und schlängelt sich durch die Felder und vom Meer weht eine warme Briese herüber. Wir haben inzwischen großen Hunger, aber immer noch sind alle Läden geschlossen und wir müssen uns in Geduld üben und von den eigenen Speckröllchen zehren. Über einen kleinen Fluss staut sich der Verkehr an einer Pontonbrücke. An jeder Seite der Brücke sind zwei Vietnamesen ständig damit beschäftigt, die Fahrzeuge auf die Brücke zu lotsen und die zerfahrenen Holzbalken zur Auffahrt neu auszurichten.

Gegen 14 Uhr erreichen wir wieder die A1, die Hauptverbindungsstraße von Hanoi nach Saigon durchs ganze Land. Hier finden wir dann auch eine Nudelstube, Obst und eine Packung ungenießbarer Kekse. Der verkehr auf der Straße ist der Horror, Andreas wird Zeuge, wie ein Moped gnadenlos von einem Bus gerammt und von der Straße geschleudert wird, den beiden Fahrern schein jedoch nichts passiert zu sein, den sie stehen auf, schütteln sich den Staub aus den Kleidern und fahren weiter. Wir sind jedoch froh nach nur 13 Kilometern wieder von der Horrorstrecke herunter zu kommen. Es gibt tatsächlich Radler, die die Strecke von Hanoi nach Saigon nur auf dieser Straße fahren und dann in ihren Blogs dieses Land faktisch zerreißen.

Kurz vor unserem Ziel halten wir noch auf einen Kaffee, es handelt sich wohl bei dem Lokal auch um ein „Bumsdings“, denn die „Wirtin“ ist stark geschminkt, es donnert laute softe Popmusik aus den Boxen und in dem schmuddeligen Raum hängen große Fotos hübscher Mädchen. Ohne dass die Wirtin moniert reduzieren wir die überzogene Rechnung um ein Drittel und erreichen wenig später Sam Son und das Meer.

Die Strandavenue besteht aus mehr oder weniger herunter gekommenen Hotels, es ist natürlich jetzt kaum was los hier am Strand. Lediglich ein paar Gruppen Jugendlicher vergnügt sich beim Herumtoben und Spaziergängen. Vor einem halben Jahr dagegen war der Strand fast überlaufen.

Wir finden ein kleines Hotel, dass warme Dusche und hinreichend saubere Betten hat, fast gegenüber gibt es ein kleines Seafood-Lokal in dem wir die einzigen Gäste sind. Wir speisen fürstlich mit Garnelen, Muscheln und Tintenfisch und genießen den lauen Abend.

7. Tag: Donnerstag, der 3. Februar 2011

Donnerstag, den 3. Februar 2011

Easy Riding in der „Trockenen Halong Bucht“

56 km mit Mopeds durch die „Trockenen Ha Long Bucht“, Bai Dinh Tempel, Hoa Lu Shrine und Bootsfahrt in Tam Coc, alles bei Sonnenschein und 24 Grad

Ja, der liebe Leser hat richtig gelesen, wir sind heute mit dem Mopeds unterwegs gewesen, den ganzen Tag und haben die Fahrräder nicht einmal angesehen. Aber heute wollten wir es den Vietnamesen gleichtun, einmal ist heute Feiertag und zum anderen wollen wir auch einmal das Moped Feeling haben.

Um 9 Uhr sind die Straßen heute noch wie leergefegt, denn die Familien haben bis spät in der Nacht gefeiert und sind mit sehr gemäßigter kleiner Ballerei ins neue Jahr gerutscht. Wir teilen uns 4 Mopeds, zwei automatische Skooter und zwei Halbautomatik, die schon etwas in die Jahre gekommen sind. Zuerst müssen wir noch eine Tankstelle aufsuchen und etwas Sprit nachfüllen, dann rattern wir auf kleiner Straße wieder ins Karstgebiet der „Trockenen Halong Bucht“. Vor uns liegen die Karsthügel, die von Teichen und Flüsschen umspült werden, dazwischen kleine Häuschen und Reisfelder. Am Rande liegt auf einem größeren Hügel der Bai Dinh Tempel, der seit mehr als 5 Jahren im Bau ist. Inzwischen sind die drei Haupthallen fertig gestellt und ein teil der Wandelgänge, aber an den Nebengebäuden und an einer gigantischen Pagode wird noch gearbeitet. Schon die Ausmaße des Geländes sind gigantisch, über einen knappen Kilometer sind die drei hallen verteilt, die von Wandelgängen umrundet werden. In diesen stehen 528 steinerne Figuren von buddhistischen Heiligen, alle in verschiedenen Positionen und mit unterschiedlichen Gesichtern. Der Tempelaufbau ist klassisch, in der ersten halle befindet sich eine große vergoldete tausendarmige Guanyin, dann kommt ein Großer Sakyamuni-Buddha und in der letzten Halle sitzen drei große Buddhas, die die verschiedenen Zeitepochen vertreten: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Hinter den Buddhas befinden sich Nischen mit kleinen Buddhafiguren, die von den Pilgern gestiftet werden können, ein Teil der über 10.000 Nischen im gesamten Tempelbereich sind schon gefüllt, der Rest wartet noch darauf, aufgestellt zu werden.

Als wir mit unserem Rundgang fast am Ende sind, wird es immer belebter, viele Vietnamesen aus der Umgebung sind hierher gekommen, um sich mit gebeten und Räucherstäbchen einen guten Start ins Jahr zu verschaffen, viel lustiger und bunter Trubel also im Tempel.

Der Hoa Lu Shrine ist dagegen einem alten König gewidmet, der hier vor Jahrhunderten seinen Stammsitz hatte, er ist die eigentliche Touristenattraktion, aber heute recht leer. Früher lag der kleine Tempel recht unscheinbar zwischen den Reisfeldern, heute führt ein große Straße dorthin, ein riesiger Parkplatz wurde aus dem Boden gestampft und „historische“ Torbögen an den Zu- und Abfahrten errichtet. Viel schöner sind die Schleichwege durch das Gebiet, beim Erkunden habe ich mich so oft verfahren, weil die meisten davon irgendwo in einem Nebental enden, aber für heute habe ich eine schöne Runde herausgesucht.

Trotz der Feiertage finden wir heute ein kleines Restaurant und haben zwei leckere Ziegengerichte, zwar ist das Fleisch etwas zäh, aber der Geschmack Ziegenfleisch und Zitronengras ist eine gute Kombination, dazu gibt es Crispy Reis, der mit einer dicken Gemüsecremesuppe gegessen wird.

Weiter ziehen wir dann bis nach Tam Coc, hier steigen wir auf kleine Boote um und lassen uns dann auf einem glasklaren Fluss rudern. Es geht eine halbe Stunde durch den Karst und durch drei Höhlen, das besondere hier ist die Rudertechnik, es wird mit den Füßen in die Paddel getreten, die Bewegungen sehen rund fließend aus, fast wie bei einem Tretboot. Hier ist immer viel Touristenvolk unterwegs und wir bekommen auch viele Ausländer zusehen und entsprechen sind hier auch die Verkaufsstrategien. Auf dem Boot befindet sich eine große Kiste mit Merchandising Produkten, wie handbestickte Tischdecken und Wandbildchen, aber wir bleiben alle hart und geben dann lieber ein kleines Trinkgeld.

Auf dem Rückweg haben wir dann noch einen schönen Sonnenuntergang zwischen den Karstbergen und sind eine Stunde eher als gestern zurück im Hotel.

Unser Mopedausflug war sehr angenehm, außer, dass ich einmal fast Heino vergessen hätte, er war für ein Foto abgestiegen und ich habe es nicht gemerkt und fahre ohne ihn los, dann erzähle ich auch fleißig nach hinten und stelle aber dann eine Frage, die nicht beantwortet wurde. Heino sah es dann drei Minuten später auch von der witzigen Seite, als ich zurückkam, um ihn wieder einzusammeln.

Zu unserem Abendessen bekommen wir dann eine traditionellen Reiskuchen, der nur zum Tet Fest gekocht wird. Dieser besteht aus Klebreis mit Schweinefleisch-in-Aspik-Füllung und sieht von Außen grün aus. Es ist nicht ganz die deutsche Geschmacksrichtung, aber wir probieren alle höflich ein kleines Stückchen davon.

Morgen nehmen wir dann Abschied von den Karstkegeln und werden hoffentlich bis Sam Son am Meer vordringen.

7. Tag: Mittwoch, der 2. Februar 2011

Mittwoch, den 2. Februar 2011

Auf Schleichwegen durchs Karstlabyrinth

104 km vom V-Ressort bei Kim Boi nach Ninh Binh, 340 hm auf mittlerer und schlechter Straße durch das Gewirr in der „Trockenen Ha Long Bucht“, bis 18 bis 20 Grad, sonnig

Am Morgen ist es nicht mehr ganz so kühl, wie am Abend, das kann aber auch an unserem geheizten Hotelzimmer liegen. Kaum haben wir unsere zeitiges frühstück hinter uns gebracht realisieren wir einen flachen Reifen bei Armin, eine Ursache lässt sich aber nicht finden.

Gegen 9 Uhr kommen wir dann los und radeln durch Kim Boi, hier gibt es eigentlich einen schönen Markt, der aber heute wegen des Tet-Festes nicht stattfindet, heute ist sozusagen Vietnamesisches Weihnachten und Silvester. Dafür gibt es an jeder Straßenkreuzung und Ecke kleinere Märkte, wo heute wildes Shopping angesagt ist, denn heute Abend muss ein Festessen auf den Tisch und die Verwandschaft muss mit geschenken beglückt werden. Zur Feier des Tages muss auch das Moped schön sauber sein, überall an der Straße werden Mopeds gewaschen, manche Dörfer ähneln einer Waschstraße, auch die Höfe werden signifikant oft gefegt.

Eigentlich kann man kaum zwischen Dorf und nicht Dorf unterscheiden, denn auch zwischen den größeren Siedlungen gibt es Häuschen an Häuschen und dazwischen die Reisfelder. Die liegen natürlich jetzt im Winter brach und die Wasserbüffel suchen hier die letzten verbliebenen Halme. In einer schönen Kurve tauchen plötzlich Glasscherben auf, ich komme nur knapp daran vorbei und Heino kommt nur noch mit einer Notbremsung zum Stehen. Doch in Andreas Reifen steckt eine kleine Scherbe, trotz pannensicheren Schwalbe-Reifens.

Leider ist die Landschaft im Winter nicht so impressiv wie im Sommer, es fehlt das leuchtende Grün des Bambus und der Reisfelder, auch ist es heute Grün, so dass man die Tiefe des Karstgebirges nur erahnen kann.

Mittags erreichen wir ein kleines Städtchen an der Kreuzung zur Haupstraße, hier gibt es zwar jede Menge Restaurants, aber die sind heute alle geschlossen, nicht eine lausige Nudelstube hat geöffnet. Letztlich finden wir ein Cafe und wir versogen uns mit ekligen Keksen anstelle einer ausgiebigen Reismahlzeit.

Die Freude der guten Straße währt nur 10 Minuten und drei Kilometer, dann geht es wieder nach links auf eine kleine löcherige Straße durch weitere dutzende von Dörfern und Siedlungen. Ich habe diese Straße als sehr ruhig in Erinnerung, aber hier setzt der Feiertagsverkehr ein und alle Dörfler sausen mit den Mopeds von Dorf zu Dorf und noch einmal zum Markt, um noch einmal irgend etwas zu kaufen.

Um nach Ninh Binh zu kommen, kann man die Hauptstraße wählen oder aber kleine Wege durch die Karsthügel der „Trockenen Ha Long Bucht“, die jetzt zu unserer rechten Seite auftauchen. Warum die Gegend hier „trocken“ genannt wird, ist mir ein Rätsel, denn Wasser gibt es hier mehr als genug, zahlreiche Flüsse, sehen und kanäle durziehen die Landschaft, und die Wege sind alle auf niedrigen Dämmen durch die Teichlandschaft. Schon zwei Mal habe ich versucht einen schönen Weg durch die Bucht nach Ninh Binh zu finden und bin jedes Mal gescheitert, heute nun ein nächster Versuch. Ich verlasse mich auf mein Bauchgefühl und wir biegen links von der Straße ab, zuerst kleine Sträßchen, dann Feldweg, die Viettnamesen sagen, dass man da nicht langfahren könne, doch dann kommt noch einmal ein Auto und winkt uns weiter. Öhnlich geht es uns noch ein paar Mal. Man kann hier lang fahren, man kann nicht oder doch oder doch nicht. Wir bleiben hart und es lohnt sich.

Wir fahren über schmalsten Feldwege und kleine Holzbrücken, die von grantigen ältlichen Damen bewacht werden, die Wegezoll verlangen, aber nicht nur von uns. Hinter der Brücke kommen wir in ein Dorf am Fluss. Hier leigen vielleicht 300 oder 400 Frachtschiffe vor Anker, es sieht aus wie auf einem Ikea-Parkplatz, die Familien der Schiffer wohnen hier im Dorf und zum Tet-Fest sind alle Binnenschiffer nach Hause gekommen. Weiter geht es hindurch zwischen kleine Karstkegeln und jede Biegung bringt eine neue Sicht. An dem schmalen Weg liegen winzige Häuschen und zwischen den Hügeln kleine Reisfelder.

Unsere beiden Plattfüße haben viel Zeit gekostet und so wird es langsam dunkel und wir radeln im letzten Licht in Ninh Binh ein. In der Stadt sind alle Jugendlichen auf der Straße und schwatzen fröhlich und ziehen mit Freundin oder Kumpels ihre Runden. Restaurants haben nicht geöffnet, aber im „Thanh Binh“ Hotel gibt es Abendessen und wir lassen heute richtig auffahren, denn wir hatten ja kein Mittag und außerdem ist Feiertag. Der Nachteil ist natürlich, dass ich mich danach nur noch in meine Bett bewegen kann.

Gegen Mitternacht knallen dann draußen ein paar Knaller, Feuerwerk gibt es keins, ansonsten ist es ruhig in der Silvesternacht. Morgen haben wir schon wieder einen Ruhetag und wollen mit ausgeliehenen Mopeds durch die „Trockene Ha Long Bucht“ kreuzen.

6. Tag: Dienstag, der 1. Februar 2011

Mittwoch, den 2. Februar 2011

Raus aus der Stadt- rein in die Quelle

65 km von Hanoi nach Südwesten zum V-Resort, 380 hm bei 12 bis 14 Grad und zwei Regenschauern

Noch einmal können wir es gemütlich angehen, zum einen steht „Vietnamesische Weihnacht“, also das Tet- Fest vor der Tür, zum anderen fangen wir heute mit gemütlichen 65 Kilometern an. Unsere Nudelbude hat wegen des Festes schon geschlossen, ebenso, wie der „Bia Hoi“ am See, ich konnte mich nicht einmal verabschieden. Um die Ecke gibt es aber weitere Nudelstuben, so dass wir nicht hungrig zu fahren brauchen.

Die Ausfahrt aus der Stadt ist weniger stressig als gedacht, wegen der Feiertage gibt es weniger Verkehr und interessanter ist es wegen der „Weihnachtsmärkte“ überall entlang der Straße. Verkauft werden vor allem wieder Mandarinenbäumchen, aber auch Blumen, Vasen, Geschirr und Obst, vor allem Wassermelonen. Damit ist klar, was hier zum Tet-Fest an verschiedene Verwandte und Bekannte, sowie Nachbarn und Freunde verschenkt wird.

Es gibt eine neue Ausfallstraße in Richtung Südwesten und diese erspart uns eine Menge Stress und dichten Verkehr, warum sie kaum von den Autos und Mopeds genutzt wird, weiß ich nicht und es soll uns auch egal sein, wir haben freie Fahrt und kommen zügig voran. Später wechseln wir dann wieder auf die alte Trasse und zwar genau im richtigen Augenblick, denn es fängt an zu regnen und hier an der alten Straße gibt es jede menge kleiner Verkaufsstände und Buden. Wir fahren beim Beginn des Regenschauers einen Frisörladen an, der serviert uns Kaffee und ein wenig Gebäck und so kommen wir schön trocken durch den Schauer. Das gleiche passiert dann 20 km weiter noch einmal, als wir unsere Mittagspause einlegen und auch wieder trocken davon kommen. Das Mittag ist eher mäßig, ein wenig gekochtes Gemüse und das Huhn sehr zäh, dafür ist der Reis auch nur lauwarm, aber entgegen aller Reiseliteratur ist Vietnam eben nicht der kulinarische Himmel und schon gar nicht außerhalb der großen Städte oder aber ich bin einfach durch China nur gnadenlos verwöhnt, wo man auch im lausigsten Kaff noch ein delikates Mahl bekommt oder wenn ich zurück denke an Indien…..wie auch immer, wir sind satt geworden und trocken geblieben.

Gut gelaunt legen wir die letzten Kilometer auf der Hauptstraße zurück, es geht noch einmal an zahlreichen Märkten vorbei und dann tauchen die ersten Berge am Horizont auf und wir biegen ab in Richtung Süden und Karstgebiet.

Jetzt geht es durch ein wundeschönes Tal und es ist ein wenig wie einen andere Welt, von überall wird gewunken und „Hallo“ gerufen. Am Bach wird ein Schwein geschlachtet und sozusagen der Festtagsbraten vorbereitet, alle sind dabei und helfen, Därme werden gespült und die Haut mit dem Messer abgeschrubbt. Eigentlich muss man aller 500 Meter anhalten und ein Foto machen, von der Landschaft oder von den Kindern oder von den schwer beladenen Mopeds oder von einem Wasserbüffel, der müde vor sich hin kauend vor einem Karstfelsen steht.

Gegen 16 Uhr trinken wir unser „Schmutziges Bier“ gegenüber dem V-Ressort, in dem ich die Zimmer gebucht habe. Hier gibt es einen Pool, der bei 12 Grad aber nicht sonderlich einladend ist (Andreas geht trotzdem rein) und ein warmes Becken in der Halle, das von einer Thermalquelle gespeist wird, und dort ist es wesentlich angenehmer. Das schönste aber ist, dass die Zimmer geheizt werden und es kuschelige 24 Grad in den Räumen herrschen, nur schade, dass meine Freundin heute nicht mehr bei mir ist.

Das Abendessen im Ressort ist lecker, hier gibt es einige regionale Spezialitäten wie Ziege und Wildschwein, die wir uns munden lassen, danach sitzen wir noch bei einem Bier zusammen und genießen den Abend unseres ersten richtigen Fahrtages.