Archiv: 2010 Entlang der Teestraße

18. Tag: Wasserfestival im Dai-Dorf

Dienstag, den 23. Februar 2010

Ruhetag in Ganlanba, langer Spaziergang durchs Minoritätendorf und Wasserfestival, sonnig bis 29 Grad

Endlich wieder einmal ausschlafen, dann raus auf die Straße zum Frühstück und von dort laufen wir dann zum kleinen Fährhafen am Mekong. Unterwegs gibt es auf dem Markt viel zu sehen. Emsiges Handeln herrscht hier. Tofu, Hühner und Gemüse auf der einen Seite und in der Halle auf der anderen Straßenseite Klamotten jeglicher Art und Farbe.

Danach geht es direkt zum Dai Dorf. Dies ist ein richtiges Dorf, das zum Großraummuseum umfunktioniert wurde. Die Leute gehen ihren normalen Beschäftigungen nach, viel bieten aber auch Übernachtungen und Mittagstisch an. Wir wandern endlos durch die Anlage mit den recht idyllischen Stelzenhäusern der Dai-Minorität. Diese sind verwandt mit den Thai und über Burma vor mehr als 2000 Jahren hier eingewandert. Die Sprache ist dem Thai sehr verwandt und die Schrift ähnelt der burmesischen Brezelschrift.

Im Moment ist die Ernte von Süd-Kürbissen gerade im Gange und Dutzende von Traktoren und LKWs hochbeladen mit den Feldfrüchten werden entladen und die Kürbisse dann im unteren Teil der Stelzenhäuser. Mit den Vorräten könnten mehrere Großstädte versorgt werden und die Früchte sind auch zum Verkauf bestimmt, wie uns gesagt wird.

In der Mitte des Ortes gibt es einen kleinen Tempel, auch typisch im thailändischen Stil, mit eleganten hochgezogenen Dächern und viel goldener Bemalung. Auch im Inneren überwiegen dann schlanke südländische Buddhafiguren.

In einem der vielen Familienrestaurants genießen wir ein überreiches Mahl, besonders der Reis, der in einer ausgehöhlten Ananas serviert wird, ist sehr schmackhaft. Erstmals in der Geschichte unserer Radtour haben wir so vile bestellt, das ein Teller halbvoll mit Gemüse zurückbleibt, wir nähern uns also den Chinesen mit unseren Essgewohnheiten an.

Nur 200 Meter weiter startet dann das Wasserfestival. Eigentlich findet dieses in Südostasien im April statt, aber hier wird täglich für die Touristen geplätschert, Spaß haben trotzdem alle, die Touristen, als auch die Dai, die sich einen Gaudi daraus machen, vor allem die Leute zu wässern, die keinen Wert darauf legen.

Danach gibt es noch ein Tanzshow mit hundert Jundgfrauen, wie die Werbung verspricht, nachgeprüft wurde wohl eher nicht.Trotzdem ist der Reigen der tanzenden Mädchen aus der Umgebung in grellbunten Kostümen nett anzuschauen.

Geruhsam marschieren wir dann ins Hotel zurück und ebenso geruhsam verläuft der Abend bei nur kleinem Schmaus. Morgen wartet dann der letzte Radtag auf uns und dann geht es bald schon wieder zurück ins kalte Deutschland.

17. Tag: Über den letzten Gipfel

Montag, den 22. Februar 2010

70 Kilometer von Sanchahe nach Ganlanba, ein kräftiger Pass und 550 Höhenmeter bei tollster Sonne und 8 bis 30 Grad

Gegen Morgen werden wir dann von den ersten Touristenherden geweckt, die durch den Park toben. Das Frühstück ist oberlausig, es gibt wieder einmal nur Nudeln oder trockene Mantou (Dampfklöße ohne Füllung) mit Zhou. Zhou ist der Chinesen liebste Frühstücksspeise, eine schleimige Suppe, die aus Reis oder irgenwelchen Bohnensorten hergestellt wird. Kenzeicnendes Merkmal ist die absolute Geschmacklosigkeit, meineserachtens nur geeignet für Babys, die sich nicht wehren können oder Leute mit schweren Magen-Darm Störungen.

Außerdem ist es verdammt kalt, höchstens 8 Grad und die hohe Luftfeuchtigkeit, lässt die Kälte schön durch den ganzen Körper kriechen.

Auf dem Rad wird es auch erst ganz langsam wieder warm, erst gegen 10 Uhr hat die Sonne den Kampf gewonnen, die letzten nebel sind gestiegen und wir können uns auspellen. Nach 15 Kilometern kommt ein nettes kleines Städtchen und ab hier wird die Straße sehr ruhig und es geht noch einmal den Berg hoch. Zwischen Bananen, Mais und Kautschukplantagen schlängelt sich der Weg nach oben, der Asphalt ist zwar mies und auf manchen Abschnitten gibt es nur gut ausgefahren Piste, aber es ist idyllisch ruhig.

Fast 450 Höhenmeter strampeln wir in leichten und mittleren Steigungen noch einmal nach oben, Dörfer gibt es keine, nur ab und zu einen kleinen Hof der Kautschukfarmer in den Kurven. Oben essen wir dann unseren Gipfelkeks und dann geht es auf der Piste genauso idyllisch wieder den Berg hinunter.

Hinter einer Kurve dann die Überraschung, direkt unter uns liegt die recht große Stadt Jinhong. Tolle Sicht haben wir von hier auf den Mekong und das Zentrum und 50 Meter weiter gibt es auch gleich ein Restaurant mit Tischen auf der Aussichtsterrasse.

Wie immer schaufeln wir unsere Tellerchen innerhalb kürzester Zeit leer, dann geht es weiter nach unten. Kurz vor der Stadt treffen wir unseren Fahrer zum letzten Mal. Der hat unser Gepäck schon im Hotel abgegeben und macht sich nun auf den Weg nach Hause. Wir überreichen noch ein kleines Geschenk und ich werde Herrn Li für die nächsten Touren in der Firma weiter empfehlen.

Wir verlasen Jinhong dann gleich wieder, denn wir wollen noch etwas weiter in das Dai-Minoritätendorf Ganlanba. Das sind noch einmal 30 Kilometer im Schatten von großen knorrigen Palmen immer am Mekong entlang. Am Straßenrand gibt es wunderbare Stände mit Ananas, Papaya und frischer Kokosmilch, da macht man sehr gerne Pause.

Gegen 16 Uhr haben wir unser Ziel erreicht und trinken in der Halle unser „schmutziges Bier“. Dann spülen wir uns den Staub des Tages von der Haut, Wäsche waschen wird wieder einmal notwendig und es gibt Internetanschluss im Zimmer und in meinem Postfach lagert ein dicker Stapel unbeantworteter Mails. So vergeht die Zeit bis zum Abendessen wie im Flug. Morgen wartet eigentlich eine Wanderung auf uns, aber wir wollen lieber hier im Museumsdorf bleiben und so bestelle ich den lokalen Führer wieder ab und wir werden uns morgen hier in Ganlanba vergnügen.

16. Tag: Teestraße und Elefanten

Sonntag, den 21. Februar 2010

36 Kilometer von Dadugang nach Sanchahe ins Elefanterresevat, Besichtigung des Minoritätenzoos und Elefantenshow

Wieder ein super leckeres Frühstück. In dem kleinen Familienladen sind Frau und Tochter fleißig am Befüllen der Teigtaschen, die dann über einem lodernden Holzfeuer in kleinen Dämpfsieben gegart werden.

Mit so viel neuer Energie sind die letzten Hügel schnell hinter uns und dann geht es rasant bergab. An der Strecke liegen noch einmal riesige Teegärten. Überall sind Pflücker und Pflückerinnen auf den Feldern, bunte Farbtupfer im unendlichen grünen Meer.

Mehre Kilometer geht es dann rasant bergab. Unter uns liegt ein weites Tal, in dem sich die Wolken festgesetzt haben, ein grandioser Blick von oben auf diesen Wolkenozean.

Gegen Mittag erreichen wir dann Sanchahe. Schon von weitem kündigt sich eine Attraktion größeren Ausmaßes an. Auf der Straße stauen sich die Touristenbusse. Entsprechender Trubel auch am Eingang des Parks. Hunderte von Menschen drängen sich hier. Unser Hotel liegt im Park und man will uns in Bungalows direkt an der Hauptflaniermeile verfrachten. Wir beschließen, erst einmal zu Mittag zu essen und das personal soll uns andere Räume besorgen. Das Essen ist trotz der touristischen Großattraktion recht lecker und die Teller werden wie immer blitzblank geputzt. Nach dem Essen bekommen wir dann einigermaßen vernünftige Bungalows und können frisch geduscht zu unserem Rundgang im Park starten.

Auf einer Bühne führen Minoritätentänzerinnen und Trommler ein Programm auf. Wie viel oder eher, wie wenig dieses Showprogramm mit dem Minoiritätenleben der Wa und der Hani zu tun hat lässt sich nur erahnen. Für uns und die anderen Touris ist es jedoch ein amüsantes Spektakel bunter Farben, außerdem wird ein halbwegs vernünftiger Kaffee serviert.

Vom Tanz geht es zum Elefantenplatz, hier können wir erst einmal chinesische Touristen beim Elefanten fotografieren fotografieren. Man kann sich, natürlich nur gegen Cash, vor, mit und auf einem Elefanten fotografieren lassen. Die Show ist auch recht gut aufgezogen: tanzende Elefanten, stehend Elefanten, Fußballspielende Elefanten und Geld einsammelnde Elefanten werden präsentiert.

Die Runde im Park ist recht übersichtlich, es gibt einen großen Vogelkäfig mit frei flatterndem Geflügel, ein recht ordentliches Elefantenmuseum und einen Schmetterlingskäfig.

Das Elefantenmuseum ist recht aufschlussreich, es scheint im Park wohl noch eine größere Herde an wilden Elfanten zu geben, angeblich seien diese auch ab und zu von den Aussichtspunkten und der Seilbahn zu sehen und zu den Feiertagen, besonders zum 8. März jeden Jahres, dem Internationalen Frauentag, kommen die wilden Elefanten auch schon mal in die touristischen Gebiete, so jedenfalls der Text im Museum.

Wir hatten also alle eine menge Spaß mit den Elefanten und den vielen Chinesen im Park und ziehen uns zum Abendessen wieder ins Restaurant zurück. Abends ist dann nicht mehr viel zu tun, von einem abendlichen Besuch in den Tiefen des Parks wird abgeraten, wegen der gefährlichen wilden Tiere und Elefanten.

15. Tag: Holperpiste durch den Urwald

Samstag, den 20. Februar 2010

72 Kilometer, davon 25 km Kopfsteinpflaster und ca. 850 Höhenmeter, Urwald und Reisfeldlandschaft, Sonne bis 27 Grad

Leider ist auch am Morgen nichts von der tollen Landschaft ringsumher zu sehen, alles liegt in dichtem Nebel, erst als wir nach dem Frühstück auf die Räder kommen, bohrt die Sonne ein paar Löcher in die Wolken.

Die Strecke auf den folgenden 24 Kilometern ist mehr als eine Katastrophe, schlimmstes Brandenburger Kopfsteinpflaster, hoch ist es mühselig und runter eine Quälerei. Man kommt kaum voran und nur beiläufig bekommt man die Schönheit des Urwaldes rundherum zu spüren. Dichte, knorrige Bäume, undurchdringliches Gestrüpp und Vogelgesang und Gezwitscher aus allen Richtungen. Dazwischen dann ab und zu das Fluchen von Angelika. Wenig später bin ich am Fluchen. Es gibt ein grässliches Geräusch vom Hinterrad und dann dreht sich nichts mehr. Das Schaltwerk klemmt in den Speichen, das Schaltauge, also das Teil, an dem die Schaltung aufgehängt ist, ist abgebrochen.

Es sieht aber schlimmer aus, als es ist, das Schaltwerk hat wenig abbekommen und ist nur leicht verbogen und ein Ersatzschaltauge habe ich dabei. Eine halbe Stunde dauert der Wechsel und ich bin fertig noch bevor unser Fahrzeug angekommen ist. Dann kommt noch einmal eine halbe Stunde übelster Abfahrt auf der Holperpiste und danach fühlt man sich wie fast wie James Bond- gerührt und geschüttelt.

Endlich wieder Asphalt unter dem rad und 15 km schönes Rollen, flache Strecke und überall Reisfelder und Bananenplantagen. Wir haben also wieder einen Klimasprung gemacht. Auf den Reisfeldern sind die jungen Reispflanzen schon gesteckt und alles strahlt in frischem Hellgrün.

Das Mittag ist reichlich, aber die Küche nicht sonderlich gut, zu flach gewürzt und ohne Biss.

Nach dem Mittag geht es noch ein paar Kilometer flach weiter, dann biegt die Straße wieder in schattigen Wald und es geht gut bergan. Hinter jeder Kurve vermute ich bald das Ende des Anstieges, aber bald wird klar, dass es noch lange weiter berghoch geht und zwar bis zum Zielort.

So kommen wir heute wieder auf viele Höhenmeter und in Dadugang wartet ein sehr einfaches Hotel auf uns. Wegen des späten Mittags fällt das Abendessen aus und wir machen eine kleine Lobbyparty, mit ein paar Flaschen Bier, Keksen und vielen Erdnüssen beschließen wir den Tag.

14. Tag: Hühnerjagd im Regenwald

Freitag, den 19. Februar 2010

42 km von Pu’er nach Caiyanghe, 900 Höhenmeter durch Teeplantagen und Regenwald, ein überfahrenes Huhn und Luxussuiten im entlegenen Ressort über dem Regenwald

Früh sieht es etwas regnerisch aus und umso mehr Zeit lassen wir uns beim Frühstück an einem wirklich tollen Buffet. Das war seit langem das beste Frühstück mit vielen Gemüsesorten, Teigtaschen, Süßkartoffeln, Kuchen, Obst und dünnem Kaffee; Nudelsuppe wäre natürlich auch möglich gewesen, aber um den Nudelstand haben wir alle einen großen Bogen gemacht.

Tatsächlich geht es heute wieder in die gleiche Richtung wie bei unserem gestrigen Busausflug, doch den haben wir nicht umsonst gemacht. Während heute über den Bäumen dichter Nebel hängt, hatten wir gestern eine umwerfende Fernsicht. Aber auch im Nebel haben die unendlichen Teeplantagen und die terrassierten Hügel ihren Reiz.

Der Teehandel lohnt sich für die Region, seit 1978 haben sich die Anbauflächen versechsfacht und die Teeproduktion wurde gesteigert. Ebenso wie sich die Einnahmen aus der Teeproduktion von 20 Yuan auf knapp 2000 Yuan gesteigert haben.

Das erfahren wir im Teemuseum in der Teeplantage, wo wir auch schon gestern waren. Das Personal hat uns noch einmal kostenlos rein gelassen, da ja gestern schon alles geschlossen war. Auch verkosten wir noch einmal drei Teesorten und bekommen vorgeführt, wie ein typischer Pu’er Teekeks entsteht. Dabei wird der Tee durch Wasserdampf noch einmal angefeuchtet, kommt dann in einen Beutel und wird dann auf einer Art Mühlstein rund gewalkt. Dabei steht dann der Teepresser auf dem oberen Stein und bewegt diesen mittels mehr oder weniger erotischen Hüftschwungs. Dann hilft eine moderne hydraulische Presse noch einmal ein wenig nach und fertig ist der Teekeks.

Auf dem Feld unterhalte ich mich noch einmal mit einem Teepflücker, maximal 4 bis 5 kg Tee kann eine Person am Tage pflücken und pro Kilogramm gibt es dann 6 bis 8 Yuan, also 60 bis 80 Cent. Der Verkaufpreis für fertigen, allerdings auch getrockneten Pu’er Tee liegt dann doch schon wesentlich höher und kann je nach Sorte und Qualität bei bis zu 100 Euro für hundert Gramm liegen, aber die meisten Sorten kosten natürlich nicht so viel.

Trotzdem scheint es der Region richtig gut zu gehen, denn in den Dörfern stehen vorwiegend richtig schicke neue Häuser und alles macht einen ordentlichen und gepflegten Eindruck.

Über weitere heftige Hügel und Berge geht es dann weiter durch die Teelandschaft. Bis zum Mittag haben wir schon 600 Höhenmeter hinter uns gebracht, aber da es heute recht kühl ist, lässt es sich sehr angenehm fahren. Bei 35 Grad und Sonneschein ist die Strecke wahrscheinlich eine Tortur.

Unser Fahrer, der eigentlich recht ordentlich fährt, kann in einem Dorf nicht mehr rechtzeitig bremsen und erlegt den Hahn. Die Familie ist recht betroffen und 50 Yuan, als auch das tote Tier wechseln den Besitzer. Wenig später sitzen wir in einem Restaurant und noch einmal zwanzig Minuten später erscheint auf der Tafel ein großer Suppentopf mit den sterblichen Überresten des einst stolzen Tieres. Für den Rest der Strecke beauftragen wir den Fahrer nach größerem Jagdgut Ausschau zu halten, aber leider konnte er dann auf den letzten 10 recht stark ansteigenden kilometern nichts mehr erlegen.

Unser Hotel befindet sich auf dem Gipfel des höchsten Berges in der Umgebung mitten im Urwald. Die letzten Meter bis zum Hotel gibt es noch einmal recht steile Anstiege und dann stehen wir vor einem recht traurig anmutenden Hotelkasten. Die Laune steigt erst wieder, als wir die Zimmertüren öffnen. Jeder Raum fast 40 Quadratmeter Luxus mit riesiger gläserner Fensterfront. Leider ist es draußen so diesig, dass es sich nicht einmal lohnt ein Foto zu machen, na vielleicht gibt es morgen dann einen tollen Sonnenaufgang.

Der Abend verläuft ruhig und mit wenig Essen, denn wir sind fast noch vom späten Mittag satt, aber wir sitzen dann doch noch eine weile bei unseren Bieren, während das Personal vor dem Separee schon müde vor sich hin gähnt.