Archiv: 2010 Burmastraße

8. Tag: Sonntag, der 21. November 2010

Sonntag, den 21. November 2010

Berge, Regen, Kälte, Schlamm und Baustellen und keine heiße Dusche

100 km von Yingjiang nach Longchuan, 1100 hm bei 16 Grad und Scheißwetter mit aufgewühlten Bausstellen

Der heutige Tag wird anstrengend, es geht zweimal kräftig nach oben und 100 km Strecke sind auch hinter uns zu bringen. Eine Grundlage dafür bilden Nudelsuppe und Teigtaschen am Straßenimbiss. Dass uns danach gleich wieder die Baustelle erwartet, damit hatten wir schon gerechnet, dass es beginnt zu regnen, hatten wir dann aber nicht erwartet. Heute staubt es also nicht, sondern wird schlammig. Nach 38 km wird die Straße wieder besser, aber nun geht es an den Pass. Zuvor gönnen wir uns noch eine kleine Mahlzeit. Es gibt in den Minimärkten hier leckere Yoghurtgetränke und kleine Snacks, besonders beliebt sind bei der Gruppe scharfe getrocknete Rindfleischstreifen. das gibt Kraft und Energie für den Aufstieg. nachdem es kurzfristig einmal so aussah, als wolle die Sonne durchkommen, regnet es sich dann wieder ein. Auch am Pass warten einige schlammige Passagen, dort wo die neue Straße die alte schneiden wird. Oben sind wir klitschnass und jeder hatte unterwegs seine Motivationsprobleme. Ich schimpfe auf mein Büro, welches meine Regenhose nach Ruili geschickt hat, wo sie morgen ankommt, wenn das schlechte Wetter vorbei ist und in Burma nur noch die Sonne scheint. Aber oben prasselt in einer Hütte am Straßentrand ein Feuerchen und da lässt es sich ganz entspannt auf Ernst warten, der sich unter seinem Regencape nicht aus der Ruhe bringen lässt. Ernst hasst Berge wie die Pest, fährt aber trotzdem schon die dritte Bergtour mit China by Bike.

Endlich hat auch der Regen nachgelassen und wir tuckeln bis in den nächsten Ort um Mittag zu essen, das ist wie üblich gut und reichlich und bis auf die Schuhe sind wir wieder einigermaßen trocken. Allerdings ist es schon 15 Uhr und wir haben noch einen Pass vor uns. Ernst verzichtet darauf und ich setze ihn in den nächsten Minibus und rufe das Hotel an. Wir anderen strampeln noch einmal 350 straffe Höhenmeter nach oben, manchmal zeigt sich ein Hauch von einem Sonnenstrahl, doch oben wartet dicht Nebelsuppe. Nach ein paar Kilometern Abfahrt hat uns auch die Baustelle wieder. Diesmal mit knöcheltiefen Schlamm. Fahrzeuge stauen sich und schlittern durch den Dreck, wir überholen hier auch locker noch einmal Ernsts Bus. Nach einer halben Stunde Schlammschlacht sehen wir aus wie die Schweine, aber lieber den Modder in diese Richtung. Hochwärts wären wir hier niemals gekommen. Mit dem letzten Sonnenstrahl erreichen wir Longchuan. Eigentlich hatte ich das Hotel wechseln woollen, aber dadurch, das Ernst vorgefahren war, ging das nicht mehr. So haben wir also eine Nacht in einer relativ lausigen Absteige, die Bettern sind ok, aber überall blättert der Putz und die Badezimmer sind desolat. Wegen des Regens (solarbeheiztes Wasser) gibt es die Dusche heute nur in lauwarm, aber besser als gar nix! Dafür schmeckt das Bier um so besser und das kleine Lokal um die Ecke ist mehr als in Ordnung. Ernst erzählt über seine Busfahrt und eine schlagkräftige Auseinandersetzung „seines“ Fahrers mit dem einem entgegekommenden Busses, es ging darum, wer zurücksetzt an der Schlammstelle. Letztlich setzte sich Ernsts Fahrer durch. Ich freue mich über meine Gruppe, die aus allen Widrigkeiten ein Erlebnis macht und das Essen und Trinken in diesem Lande genauso liebt wie ich! Also geht ein regelrechter Scheißtag angenehm zu Ende und wir sind trotz der schlechten Piste unsere Königsetappe mit dem Rad gefahren.

7. Tag: Samstag, der 20. November 2010

Samstag, den 20. November 2010

Berge und Staub und andere Überraschungen

77 km von Rehai nach Yingjiang, 770 Höhnemeter, 22 Grad, sonnig und viele Baustellen

Für heute habe ich für meine Gruppe zwei Überraschungen, die gute ist, wir sparen fast 30 km durch eine Abkürzung und brauchen nicht noch einmal zurück nach Tengchong, die schlechte wartet auf den ersten 6 Kilometern. Gleich vom Hotel geht es mit 14 % Steigung steil nach oben, dann kommt ein Abzweig und es geht noch einmal zwei Kilometer so weiter, dann kommen noch Holpersteine dazu. Danach hört die Straße ganz auf und wird zur Piste, dafür geht die Steigung nicht über 12 %. Auf der anderen Seite geht es dann mehr als holperig nach unten und von oben wartet die nächste Überraschung. Da wo letztes Jahr noch das schwarze Asphaltband war gibt es jetzt nur noch Baustelle und regen Verkehr.

Doch das alles kann uns nicht aufhalten, durch die steile Abkürzung haben wir uns ja eine lange Baustellenstrecke gespart, und wir werfen uns in die Staubpiste. Glücklicherweise gibt es immer mehr Stellen, an denen die Straße schon halb fertig ist. Leider bekommt man bei der Rumpelei nur sehr wenig von der schönen Landschaft und den vielen Zuckerrohrfeldern ringsumher mit.

Mittags kehren wir in ein sehr nettes Lokal ein, dass ich auch noch vom letzten Jahr kenne und das Essen ist wieder mehr als lecker. Hier in der Region wird kürzer gebraten, weniger Öl und dunkle Sojasoße verwendet und so sehen die Speisen nicht nur frisch und lecker aus, sondern schmecken ebenso. Gewürzt wird hier sehr scharf, aber ich habe Glück mit meiner Gruppe und alle kommen gut damit zurecht. In diesem Jahr erfreut sich ein Gericht besonderer Beliebtheit, wir haben es „Mikrofische“ getauft, winzige nur 2 bis 3 cm große Fische, gebraten und mit Chili serviert, einzigartig.

Am Nachmittag haben wir die Wahl zwischen alter Straße und neuer Straße, der Verkehr holpert über die alte Kopfsteinpflasterstraße mit kräftigen Bergen. Wir wählen die „neue Straße“ und das heißt weiter Baustelle, die aber schon in gutem Zustand und festgefahren ist, dafür aber verkehrsfrei.

Die letzten 25 km gibt es dann endlich keine Baustelle mehr, dafür bläst uns kräftig der Wind ins Gesicht und das war bisher immer so auf dieser Strecke, aber mit Windschattenfahren kommen wir doch recht gut voran. Gegen 17 Uhr rollen wir in dem kleinen Städtchen Yingjiang ein und dort wartet eine weitere Überraschung auf uns. Dort wo früher das Hotel war, gibt es nur noch eine Baustelle, kein Wunder, das niemand ans Telefon gegangen ist.

Wir finden dann aber eine Alternative, die ist zwar nicht luxuriös, aber es gibt saubere Betten und eine heiße Dusche.

Bevor wir auf die Zimmer stürzen, versuchen wir aber noch einen Plattfuß an Kerstins rad zu reparieren, das Loch ist schnell gefunden, die Ursache auch, ein winziger Draht, aber den bekommen wir nicht zu fassen, so sehr wir uns auch bemühen. Also trinken wir erst einmal ein schmutziges Bier (Bier ungeduscht) und danach ist der kleine Draht einfach weg, nicht mehr zu finden. Wir bauen alles mit leicht schlechtem gewissen zusammen und hoffen, dass sich das Problem auch wirklich aufgelöst hat, sonst müssen wir morgen früh basteln und es wartet eine lange Etappe mit 2 Pässen auf uns.

Am Abend wandeln wir durch die belebte Hauptstraße des Ortes, es gibt Geschäft an Geschäft und überall lärmen Lautsprecher mit Werbung oder Popmusik. Am Busbahnhof finden wir ein kleines Restaurant und das Essen ist wie gewohnt einfach genial. Als Absacker gibt es heute einen chinesischen Kräuterschnaps und danach bin ich recht müde und verziehe mich ins Bett, während die Gruppe noch eine Runde dreht, auf dem Rückweg prüfe ich noch einmal den geflickten Reifen, prallvoll, also kein Problem für morgen.

6. Tag: Donnerstag, der 19.November 2011

Freitag, den 19. November 2010

Meer der Hitze

65 km von Gudong zurück nach Tengchong und weiter ins Rehai Gebiet, 300 hm bei anfangs Wolken und Niesel, 22 Grad und endlich etwas wärmer

Leider klappt es diesen Morgen nicht mit der Frühstückssonne, die hat sich hinter Wolken versteckt und bleibt auch dort. So wird uns erst nach 10 km hinter dem ersten Hügel etwas wärmer, aber ab heute Nachmittag wird alles besser, denn wir lassen hinter Tengchong eine Klimascheide hinter uns. Doch bis dahin müssen wir noch einmal über den Berg. Auf der breiten Straße fährt es sich aber recht gut, lediglich die vielen LKW sind ein wenig lästig. Unterwegs ist es interessant wie immer, über den Vulkanen schwebt ein Ballon für Touristen und in den Dörfern sind die Ziegelmacher bei der Arbeit. Oben am Pass haben sich die Wolken verkeilt und es nieselt ein wenig, wir hätten gestern am Kloster wohl doch unsere Teller leer machen sollen, aber auf der anderen Seite sieht es wieder etwas besser aus und ab und zu kommt sogar die Sonne für 5 Minuten heraus.

In Tengchong machen wir eine kleine Mittagspause und teilen die Gruppe, Andre und Kerstin haben einen Grillstand mit Ente entdeckt und das wollen Beat und Jürgen auch. Ernst mag kein Geflügel und das kommt mir ganz recht, so enden wir zu zweit noch einmal bei leckerer Jiaotze und ich kann noch einmal schnell ins Internetcafe huschen und meine Mails checken, denn auch in den nächsten Tagen werden wir eher kein Netz im Hotelzimmer haben.

Die letzten 15 km geht es dann noch einmal kräftig bergab, in einem Tal, das inzwischen gut für chinesische Touristen erschlossen ist, liegt ein Ressort mit heißen Quellen. Rehai, Meer der Hitze heißt es und aus zahlreichen Felsspalten quillt heißes Wasser, an anderen Stellen dampft und brodelt es. Eigentlich kostet der Eintritt 65 Yuan, aber wir schmuggeln uns durch den Hintereingang am Ticketcounter vorbei und tingeln inmitten chinesischer Touristengruppen von Quelle zu Quelle.

An der größten Quelle gibt es gemütliche Tische und es werden in der Quelle gekochte Kartoffeln, Erdnüsse, Eier und Wachteleier verkauft, zusammen mit einer großen Tüte Mandarinen wird dies unser Abendessen, denn wir haben keine Lust, noch einmal ganz nach oben die Treppen hinauf zu steigen, um ins Restaurant zu kommen, zumal dies auch eher eine Kantine mit touristischer Massenabfertigung ist. Außerdem macht sich bei jeder Stufe heute wirklich der Wolkengipfel bemerkbar.

Am Abend zieht dann die halbe Gruppe noch in das „Mei Nü Chi“, Pool der schönen Mädchen, allerdings mangelt es an Gästen überhaupt, an Frauen insbesondere und die schönen Chinesinnen sind wohl heute für einen andere Region gebucht, aber das Liegen in den heißen Quellen entspannt trotzdem und macht angenehm müde, vor allem, wenn man noch ein Bier dazu trinkt.

5. Tag: Donnerstag, der 18.November 2010

Donnerstag, den 18. November 2010

Wolken am Wolkengipfelkloster auf dem Wolkengipfel

Tagesausflug zum Yunfengsi, Wolkengipfelkloster, 25 Radkilometer, Wanderung auf den 2500 m hohen Wolkengipfel, 20 Grad, abends wieder sehr kühl, sonnig und Wolken

Am Morgen ist es bitter kalt und es war ein kluge Entscheidung erst Viertel vor Neun zum Frühstück aufzubrechen, allein für die Motivation zum Aufstehen, also raus aus dem warmen doppelten Bettzeug, habe ich mehr als eine halbe Stunde gebraucht. Am Kreisel am Ortseingang gibt es eine kleine Frühstücksbude mit Nudeln und gedämpften Teigtaschen und vor dem Laden ein Fleck mit Sonnenschein, also räumen wir schnell einen Tisch nach draußen und können so recht angenehm frühstücken. Die Aussicht ist nicht schlecht, die Sonne leckt an den Bergen rundherum und zieht die Nebel heraus, außerdem habe ich wieder einmal eine meiner nicht ganz so seltenen UFO Sichtungen, das Foto ist ganz hervorragend, genauso wie ein UFO Foto sein muss, schön verwackelt und unscharf.

Aus Gudong heraus steigt die Straße etwas an und oben sind wir dann richtig schön warm, der Wolkengipfel steckt noch tief in den Wolken und erst eine halbe Stunde später reißen die Wolken auf und wir haben einen ersten Blick auf den Gipfel. Unterwegs ländliches Leben pur. Die Schüler sind auf dem Weg zur Schule und haben Schiefertafeln in der Hand, die Bauern treiben ihre Wasserbüffel auf die Weide und ein Reisfeld wird umgepflügt, immer wieder haben wir wunderbare Fotostopps für China-Klischeebilder.

Gegen 11 Uhr erreichen wir den Eingang zum Wolkengipfel, hier lassen wir die Räder stehen und machen uns an den Aufstieg, ich habe eine halbe bis dreiviertel Stunde in Erinnerung, wir brauchen aber tatsächlich fast anderthalb Stunden und so entsteht wieder einmal ein Scherz über Entfernungs- und Zeitangaben von Reiseleitern. Ich brauche natürlich eine Ausrede und es liegt natürlich nur daran, dass an dem Weg fleißig gebaut wird. Maultiere sind unterwegs und Schleppen Sandsäcke und Granitplatten für die Treppenstufen nach oben. Die letzten 150 Höhenmeter geht es noch einmal recht extrem steil in großen Stufen nach oben, schnaufend und prustend erreichen wir dann den kleinen daoistischen Tempel auf dem Gipfel. Man hat eine wahnsinnige Aussicht in alle Richtungen und hinter den bergen linkerhand liegt schon Myanmar. Bewirtschaftet wird der Tempel von einem Mönch in schwarzer tracht mit Filzstiefeln und langem Gelehrtenbart, dazu gibt es vier oder fünf Hilfsnonnen, die aber hauptsächlich die Küche und das kleine Guesthouse bewirtschaften. Nachts muss es hier oben schrecklich kalt sein, aber wahrscheinlich wird man mit grandiosem Sonnenaufgängen und Untergängen belohnt, ein Ziel für daoistische Pilger und frisch verliebt Pärchen also.

Das Essen hier oben ist sehr preiswert, 10 Yuan pro Person, also ein wenig mehr als einen Euro, dabei muss alles herauf getragen werden, sogar für Bier und schwere Alkoholika ist gesorgt, dafür ist das Essen vegetarisch und nicht jedermanns Geschmack. Eine der Hilfsnonnen schimpft dann mit uns, weil wir unsere Teller nicht blank gegessen haben, was eigentlich für China unüblich ist. Im ganzen Lande ist es eher höflich, einen Teil des Essens zurückzulassen, um dem Gastgeber zu zeigen, dass man satt ist und dass nicht gegeizt wurde. Aber hier oben zählt das natürlich nicht. Nachdem wir uns einmal betreten angeguckt haben, lacht die Nonne aber wieder, wenn es morgen regnet, dann wissen wir wenigstens warum.

Eigentlich wollten wir für den Weg nach unten die Seilbahn nehmen, aber wegen der Bauarbeiten steht diese still oder es werden Zementsäcke transportiert, also müssen wir die unzähligen Stufen wieder hinunter und das ist fast beschwerlicher als der Weg nach oben. Die Stufen sind meistens sehr klein und schmal und man muss höllisch aufpassen nicht zu stolpern. Nach den stufigen 600 Höhenmetern nach oben und wieder runter wird wohl morgen ein leichter Muskelkater nicht ausbleiben. Als wir unten im Tal sind, verschwindet der Wolkengipfel wieder in den Wolken und grüßt nur noch einmal zum Abschied kurz.

4. Tag: Mittwoch, der 17.11.2010

Mittwoch, den 17. November 2010

Durchs Land der Vulkane

48 km von Tengchong nach Gudong, 587 hm bei ca. 20 Grad und Sonne, abends frostige 6 Grad

Morgens scheint wieder die Sonne und so ist es eine Freude, auf dem Rad zu sitzen, denn die Nacht war wieder recht kühl. Unser Hauptgepäck bleibt in Tengchong und für die nächsten zwei Tage haben wir nur die kleine Fahrradtasche dabei und es werden die kältesten Tage.

Wir verlassen die kleine sympathische Stadt und stürzen uns guter Dinge in die ersten Anstiege. Hier hat sich in den letzten fünf Jahren viel verändert, am Anfang gab es ein kleine asphaltierte Straße, dann eine Baustelle, dann eine tolle Piste und in diesem Jahr wird ein Vorort hochgezogen und die ersten 10 km der Straße wurden mit eine futuristischen Öko-Straßenbeleuchtung ausgestattet. Alle 50 Meter steht eine Laterne mit zwei großen Solarpanels und einem kleinen Windrad obendrauf, fast schon schade, hier nicht abends oder in der Nacht lang zu fahren.

Schon gestern sind und einige Vulkankegel aufgefallen, so auch heute wieder. Dampfen tun sie nicht mehr, dafür sind es schöne bewaldete Hügel und die Region lebt vom Tuffstein. Dieser wird zu Grabsteinen, Ziegelsteinen und flachen Platten zersägt und am Straßenrand befindet sich eine Steinschneiderei nach der anderen. Laut kreischen die bis zu 1,5m großen Sägen, wenn sie sich durch den Stein fressen.

Irgendwann erreichen wir den höchsten Punkt auf unserer heutigen Strecke und sind knapp über 2000 Meter hoch, danach gibt es nur noch sanfte Hügel und schöne Abfahrten.

Auf halber Strecke gibt es ein kleines Städtchen, in dem gerade Markttag abgehalten wird. Das Restaurant, in dem ich sonst immer gegessen habe, ist leider geschlossen, aber meine Gruppe macht auf dem Markt den ersten Kontakt mit chinesischen Keksen. Und dies ist auch eine chinesische Seite, die man hier im Land kaum erwartet, wunderbare Mürbeteigkekse. Der Markt ist interessant und vielseitig. Neben den Fleisch und Gemüseständen bietet ein chinesischer Heilpraktiker diverse getrocknete Schlangen, Insekten und Wurzeln an, das meiste sieht eher so aus, als ob man es nicht probieren möchte. Ebenfalls nicht probieren sollte man auf der anderen Seite den Dentisten, der in der Auslage die gezogenen Zähne seiner Opfer präsentiert, gezogen wird auf der Straße und gebohrt mit einem pedalgetriebenen Bohrer. In den größeren Städten allerdings entsprechen die Zahnärzte europäischen Standard, es gibt nur einen Unterschied, die Kliniken haben oft ein großes Fenster zur Straße und der Patient wird direkt im Schaufenster zur Erbauung der Passanten behandelt.

Auf den Vulkankegel haben wir dann keine große Lust, dorthin führen zahlreiche Treppenstufen hinauf und inzwischen ist die Sicht auch nicht mehr so großartig, denn es hat sich etwas zugezogen. Vielleicht haben wir in Gudong wieder Markttag und dann lohnt es sich dort zu schlendern.

Schon gegen 15 Uhr erreichen wir unseren Zielort, leider ist kein Markttag, aber das ruhige Städtchen hat auch seinen spröden Charme, die zeit scheint in den Straßen stehen geblieben, die Leute sitzen vor den Läden und trinken Tee und spielen Karten oder Mahjiong, einige arbeiten, aber auch eher gemächlich, die Gemüsefrauen warten auf ein paar Kunden, der Schuster nagelt an seinen Schuhen und die Näherei flickt Kerstins Jacke für ein Dankeschön. Ansonsten passiert auf der Straße nichts, es ist eher wie in einem amerikanischen Western, kurz bevor sich die rivalisierenden Gangs den Showdown liefern, aber außer sechs bunten Ausländern taucht niemand weiter auf der Straße auf.

Das Hotelzimmer verspricht eine sehr kühle Nacht. Drinnen ist es noch frischer als draußen, also ziehen wir schon 18 Uhr in eines der beiden Restaurants in der Hauptstraße. Vor dem Restaurant sitzend genießen wir die letzten Strahlen der Abendsonne und beobachten die einzige Ampel in der Stadt, die gelangweilt aller 30 Sekunden die Farbe wechselt. Eine Funktion hat das Ding nicht, denn es kommen nur wenige Autos, davon ignorieren 50 % der Fahrzeuge die Ampel komplett und fahren bei Rot, die anderen 50 % haben Glück und die Ampel steht auf Grün.

Das Essen ist phantastisch ordentlich und reichlich, wir haben uns einmal durch die Auslagen im Kühlregal gegessen und die Chefin ist extra noch mal zum Markt gelaufen, um Eier zu kaufen.

20.30 Uhr bleibt dann nix weiter übrig als in Richtung Bett zu schlendern, das warme Wasser funktioniert, allerdings muss man den Hahn vorher mindestens 20 Minuten laufen lassen. Mit zwei dicken Decken wird es dann auch kuschelig warm und hier in dem Städtchen, wo sich Fuchs, Igel, Hase, Hund, Katze und Mäuse „Gute Nacht“ sagen ist es auch mehr als still und ruhig.