Archiv: 2010 Burmastraße

13. Tag: Freitag, der 26.11.2010

Freitag, den 26. November 2010

Die Orangenhaine des Shan- Prinzen

Bootstrip und Wanderung um Hsipaw, sonnig bei 28 Grad

Schon um 6 Uhr beginnt die Schule gegenüber mit dem Unterricht und man hört die Schüler lange Passagen im Chor zu skandieren, mit Christa treffe ich mich wieder jeden Morgen eine halbe Stunde vor dem Frühstück zum Yoga und es tut wirklich gut, zumal hier in Mr. Charles guesthouse die Dachterrasse eine ideale Umgebung bietet.

In dem kleinen Städtchen beginnt das morgendliche Leben und die Mönche drehen ihre Bettelrunden und über der ganzen Stadt und der Umgebung beginnen sich die Nebel zu lichten.

Mit einem motorgetriebenen Langboot geht es nach dem Frühstück den Fluss hinauf, für einige Dörfer ist der Fluss die einzige Anbindung zum nächsten Ort, viele besitzen ein kleines Boot, das aus einem ausgehöhlten Stamm gefertigt wurde, dazu gibt es dann noch die Langboote, mit einem Diesel betrieben, die eine hohe Wasserfontäne hinter sich hersprühen.

Die Kähne sind mit Leuten und Säcken mit Mais beladen. Eine Stunde geht es vorbei an gelben Sesamfeldern, Maisfeldern und Bananen und Papaya und Orangen, eine grüne Wunderlandschaft. Mit knorrigen, verzweigten Wurzeln krallen sich die Bäume am Ufer fest und dazwischen führen kleine Wege nach oben in die winzigen Dörfer, von denen man vom Fluss meist nur die Schilfgras gedeckten Dächer sieht.

Im März, nach dem bepflanzen der Reisfelder ziehen die Bauern in die Wälder, um genau dieses Gras zu ernten, dann werden von den geschickten Händen der Männer und Frauen die getrockneten und wieder feucht gemachten Gräser zu Schindeln geknotet. Die Dachbelegung hält zwei bis drei Jahre, dann muss das Dach erneuert werden. Erstaunlich ist, dass die Dächer auch den Regengüsse während der Monsunsaison trotzen.

Nach einer Stunde haben wir wieder festen Boden unter den Füßen und stehen zwischen Sesamfeldern. In einer winzigen Hütte wohnt eine alte Frau und erzählt und erzählt. Von den alten Zeiten, als es hier noch ein ganzes Dorf gab, aber die Leute alle keine Bauern, sondern Arbeiter. Damals waren an beiden Ufern noch unendlich Orangenhaine, die dem Shan Prinzen gehörten und auf diesen Plantagen arbeiteten die Leute. Wenn das Hochwasser Plantagen zerstörte, wurden sie vom Prinzen wieder hergestellt. 1963 jedoch gaben die Prinzen Teile ihrer Macht auf und auch die Ländereien wurden verstaatlicht oder privatisiert. Nach der nächsten Hochwasserflut waren wieder alle Gärten zerstört, aber niemand hatte mehr die Kapazitäten, diese wieder herzustellen. Seitdem sind die Leute in andere Regionen abgewandert und es gibt nur noch Mais und Sesam.

Ich lasse unseren Führer fragen, ob die Frau bei der Wahl am Anfang des Monats war: „Nein“ war die Antwort, hier in den Tälern sei nicht gewählt worden, wie auch.

Weiter oben gibt es dann andere Plantagen, Papayahaine und Ananas, leider sind wir dieses Jahr außerhalb der Saison und die Früchte sind auf den Märkten schwer zu finden, komisch, den letztes Jahr war ich zur gleichen Zeit hier und überall gab es auf den Märkten riesige Haufen mit Ananas.

Hinter den Plantagen gewinnen die Bauern mühselig Boden für den Reisanbau, der lohnt sich, denn es gibt zwei Ernten und Bewässerung ist möglich. Die Regierung unterstützt diese Landgewinnung mit Programmen, denn Burma, die einstige Reiskammer Asiens, soll dies auch wieder werden.

Oben in einem Wäldchen befindet sich ein kleines Kloster mit drei Mönchen und einem guten Dutzend von Novizen. Das leben in diesem Kloster sei nicht schlecht, unser Guide habe es im Kloster nur drei Tage ausgehalten, weil alle Regeln streng befolgt werden mussten, 4.30 Uhr aufstehen und der morgendliche Bettelgang, sowie viel Unterricht. Hier geht es etwas relaxter zu, die Kids im Alter von 8 bis 14 Jahren können etwas länger schlafen und auch der Unterricht wird eher gemütlich durchgeführt. Wir sehen die Kids bei einem Kurzen Gebet, dann gehet es zum Essen und danach beginnt mit einer nur lasch mit Luft befüllten Murmel eine Fußballmatch, das mit viel Engagement ausgefochten wird, eine wahre Freude dort zuzusehen.

Auf dem Rückweg gehen wir ein wenig an den Gleisen der Bahn entlang, durch kleine Dörfer mit schönen Holzhäusern. Das Leben hier geht einfach zehn Mal ruhiger als zu Hause von statten. Stress, Hektik und Burnout sind Vokabeln, die es im burmesischen Vokabular nicht gibt.

Ein wunderbarer Tag geht abends wieder mit einem üppigen Mahl zu Ende und einer Flasche Myanmar Bier auf der Terrasse von Mr. Charles.

12. Tag: Donnerstag, der 25.11.2010

Donnerstag, den 25. November 2010

Land der Tempel und Pagoden

75 km von Lashio nach Hsipaw, hügelige 633 hm, bis 28 Grad, sonnig

Heute ist Myanmar oder Burma das Mutterland des Buddhismus, 75 Prozent der Bevölkerung sind Buddhisten und die Religion wird hier auch sehr aktiv gelebt. In jedem Dorf gibt es mindestens ein Kloster und auf jedem zweiten Hügel steht ein Stupa und jeder zweite ist vergoldet. Burma ist einer der größten Goldproduzenten der Welt, exportiert aber kein Gramm des Edelmetalls, alles landet als Plattgoldauflage auf Stupa oder Buddhafiguren.

Das steht natürlich in krassem Gegensatz zu der Einfachheit des Lebens hier im Norden und wir sind hier noch in den reicheren Regionen. In den zentralen Ebenen und im Süden des Landes gibt es Gebiete mit erschreckender Armut, aber hier im Norden gibt es keinen Wassermangel und Mais und reis und Gemüse gedeihen mehr als üppig.

Gleich hinter Lashio besichtigen wir einen großen Tempel, die Anlage ist erst seit vier Jahren fertig und wurde von hohen Militärs gestiftet. Die Militärregierung ist einer der größten Förderer des Buddhismus und alle Regierungsmitglieder sind streng gläubig. Im inneren viele mittelgroße Buddhafiguren mit elektronisch animiertem Heiligenschein und Gemälde über das leben des historischen Buddha.

Draußen ebenfalls viel Gold und Buddhafiguren, die den einzelnen Wochentagen zugeordnet werden. Acht Tage hat die burmesische Woche, der Donnerstag ist geteilt, ein Tag bis Mittag in der zweite von 12 Uhr bis Mitternacht.

Am Morgen trifft man auf der Straße die Mönche auf ihrem Bettelgang mit ihren Speisegefäßen. Auf festen Routen ziehen immer zwei Mönche oder Novizen von Haus zu Haus und erstehen ihre Mahlzeiten. gegessen wir nur Frühstück und Mittag, am Abend wird gefastet. Jeder Burmese verbringt eine Zeit im Kloster, meist als Kind, einige nur ein paar Wochen andere bleiben Jahre und ein paar werden Mönche.

Neben den „Deutschen Blumen“ leuchten auch noch viele Felder in gelb, aber es ist kein Raps, sondern schwarzer Sesam, die Pflanzen des weißen Sesam blühen blau bis violett und gehören interessanterweise zu einer anderen Gattung, ich glaube das muss ich noch mal ausführlich googeln.

In einem kleinen Städtchen gibt es einen bunten Markt. hier findet sich nix für Touristen, aber die Gemüse und Gewürze leuchten in bunten Farben und interessant ist das bunte Menschengewimmel. Die Frauen reiben morgens ihr Gesicht mit Tanaka ein, das ist ein gelbliches Pulver, das aus der Rinde eines Baumes gewonnen wird. Einmal tun sie das, weil Tanaka vor der Sonne schütze und auch weil es gesund für die haut ist, zum anderen wird es auch sehr kunstvoll aufgetragen und macht die Frauen schöner. Getragen wird’s es von jung und alt und auch einige Männer haben die gelbliche Farbe im Gesicht. Recht schnell hat man sich an dies Sitte gewöhnt und ich find es inzwischen außerordentlich schön und versuche, überall nach neuen Formen und Mustern und Strukturen zu spähen.

Die Landschaft ist heute recht hügelig, aber wunderschön, es gibt große Wälder mit Teak und immer wieder weite Blicke über die Mittelgebirgslandschaft mit den leuchtenden Sesamfeldern. Zum Schluss geht es am Do Thau Fluss entlang bis nach Hsipow. neben der Straße wird kräftig gebaut, aber keine neue Piste, sondern einen neue Eisenbahnlinie, ein gigantisches Projekt, das Thailand, Indien und China mit Burma verbinden soll.

Leider ist dem Bauprojekt ein schöner kleiner Nat Tempel zum Opfer gefallen. Die Nat-Religion mit 36 Naturgottheiten, war die ursprüngliche Religion der Bergvölker. Als der Buddhismus Staatsreligion wurde, versuchte man zuerst die Religion zu verbieten, ohne Erfolg. Daraufhin hat man sie in den buddhistischen Reigen der Gottheiten mit aufgenommen und integriert und nun sitzen die Naturgottheiten in Eintracht gemeinsam mit Buddhas und Boddhisatvas im Tempel.

Über eine wackelige Holz-Stahl Brücke geht es in die kleine Stadt, dort leben vielleicht 200.000 Leute und doch geht es recht kosmopolitisch zu, es gibt viele Inder, die vor allem im Handel tätig sind und eine große moslemische Gemeinde, viele Exilchinesen und die verschiedensten Minoritäten Burmas. Entsprechen wild und bunt ist das Treiben hier auf den Straßen.

Im Mr. Charles Guesthouse gibt es ein großes „Hallo“, seit fünf Jahren freue ich mich immer wieder auf dieses nette Hotel. Abends gibt es heute wieder reichlich beim Chinesen. Das Restaurant wird in allen Reisebüchern empfohlen und boomt entsprechend und der Besitzer ist in ein neues größeres und schöneres Lokal umgezogen.

Seit einem Jahr gibt es Internetcafes auch hier, weit entfernt von der Hauptstadt, allerdings ist die Geschwindigkeit mittelalterlich, in einer Stunde schaffe ich zwei kurze Mails an ein hochladen von Bildern ist nicht zu denken.

Gegen 20 Uhr werden in der Stadt die Bürgersteige hochgeklappt und um 22 Uhr liegt alles in tiefem Schlaf, dafür beginnt das leben auf der Straße am nächsten Morgen schon wieder um halb sechs.

11. Tag: Mittwoch, der 24.11.10

Mittwoch, den 24. November 2010

Einfahrt nach Burma

Transfer über die Grenze in Ruili nach Muse und ca. 30 km nach Lashio, 25 Grad, sonnig und eine lange Abfahrt

In Burma werden die Uhren um 1, 5 Stunden zurück gestellt, doch erst einmal kommen wir kurz nach 8 Uhr an die chinesisch-burmesische Grenze. der Grenzübertritt hier oben im Norden des Landes ist nicht so einfach, da die nördliche Shan Region für Individualtourismus gesperrt ist, man kommt nur mit eine Lokalguide und entsprechenden Anträgen und papieren ins Land, doch von unserem burmesischen Guide weit und breit keine Spur. Auch der Bus für unser Gepäck ist nirgends zu erspähen. Die chinesischen Grenzposten sind mehr als freundlich und lassen mich schon mal über die Grenze, doch es hilft nix, niemand wartet auf der anderen Seite auf uns. Die Grenzstation auf der chinesischen Seite ist modern und fast pompös, auf der burmesischen Seite gibt es nur eine Wellblechhütte für die Einreise und eine für die Ausreise, aber auch hier sind die Grenzbeamten freundlich gestimmt. Sie wühlen in einem Berg Papier und ziehen eine Akte hervor, unsere Reisegruppenakte, samt Telefonnummer unseres Guides. Der wird angerufen und erscheint dann auch eine halbe Stunde später an der Grenze und unser Übergang ist gesichert. Die chinesischen Formalitäten erledigen wir in 20 Minuten, auf der burmesischen Seite brauchen wir zwei Stunden, denn alle Dokument müssen mehrfach für die kommenden Straßenposten hier im Shan Gebiet kopiert werden.

Leider kommen wir nicht gleich auf die Räder, sondern müssen erst noch mit dem Bus fahren. Vielleicht ist es auch gut so, denn es ist mehr als bergig. Zu China ist natürlich ein gigantischer Unterschied festzustellen, nicht nur, dass die Menschen anders aussehen, andere Kleider tragen, die Straßen schmaler sind, alles ist viel ländlicher, viel feudaler, viel gemütlicher.

Auch ist alles viel grüner, das liegt hauptsächlich daran, dass es weniger Siedlungen gibt, kaum hat man den kleinen Grenzort Muse verlassen, reihen sich nur noch winzige Dörfer mit Holzhäusern. Am Straßenrand wuchern Blumen, alles ist gelb und voller Blüten. „Deutsche Blume“ wird sie genannt und es hat einige Mühe gekostet sie als Schlitzblättrigen Sonnenhut zu identifizieren.

Auf halben Wege nach Lashio gibt es eine kleine Raststätte mit einem großartigen Buffet, das Essen hier ist im Vergleich zu Südchina und Yunnan fast lasch gewürzt, es gibt ein gutes Dutzend verschiedener Currys und Myanmar Bier. Dieses haut mit 5 % Alkohol richtig rein, die Chinesen trinken nur Light Biere mit ca. 3 % Alkohol.

Leider sind unsere Fahrräder hier recht schrottig, zwar sind sie in Mandalay „gewartet“ worden, das heißt blitzsauber und selbst die ketten auf Hochglanz poliert, dafür sind aber kaum Bremsen voll funktionstüchtig und selbst nach einer Stunde schrauben, knischen und krachen die Schaltungen, ich bin etwas angesäuert, denn in Tengchong habe ich ja schon die anderen Rädern langsam und mühsam fahrbar gemacht und sitze hier wieder vor einem Haufen Schrott.

Aber wir sind im Land des Buddhismus und ich habe eine nette Reisegruppe, die alles mit buddhistischerer Gelassenheit erträgt, wenn die Schaltung knirschelt, dann knirschelt sie eben.

Wir radeln durch eine Hochebene mit etwas Landwirtschaft, Mais wird angebaut, aber kein Reis, nach einer langen Abfahrt in die tieferen Regionen sieht es da schon anders aus.

In den letzten Jahren hart der verkehr hier zugenommen und bald wird die schmale Straße überlastet sein. Früher gab es in Burma Linksverkehr, das ist aber vor ungefähr 10 Jahren per Dekret geändert worden. Geblieben sind die Fahrzeuge mit dem Steuer auf der falschen Seite und von den LKWs wird man ständig zugeblasen, aber noch ist es erträglich und die Landschaft macht vieles wett.

Am Abend treffen wir im Dunkeln in Lashio ein, es ist gerade einmal 18 Uhr, aber durch die Zeitumstellung und die wenige Beleuchtung wirkt alles wie mitten in der Nacht.

Unser erster Tag endet in einem kleine Restaurant bei Bier und Nudeln und meine Gruppe bekommt einen ersten Eindruck von den Menschen hier im Land, sanftmütig, aufgeschlossen und freundlich, doch dazu mehr an den folgenden Tagen.

10. Tag: Dienstag, der 23. November 2010

Dienstag, den 23. November 2010

Relaxen an der burmesischen Grenze

30 km am Grenzfluss entlang, kleine Tempelbesichtigung und botanisches Gärtchen, kaum Höhenmeter, sonnig bei 24 Grad

Ruhig beginnt der Tag mir spätem Frühstück, dann schwingen wir uns auf die Räder zu einem Ausflug in die Umgebung. 10 km vom Ort entfernt befindet sich ein großer Stupa, den wir uns ansehen. Es ist angenehm ruhig und es gibt keinerlei Touristen und die Eintrittskassiererin, neben drei großen Pfauen, die einzigen Lebewesen in der Anlage, lädt uns zu einer besinnlichen Tasse Tee ein. Wir nehmen gerne an und lassen unser Gedanken treiben. Weiter geht es dann zu einem kleinen botanischen Garten der als „Ein-Baum-Wald“ angepriesen wird. Tatsächlich gibt es in der vielleicht 5000 qm großen Anlage aber ein gutes Dutzend großer Bäume mit weit ausladenden Ästen und stützenden Luftwurzeln, ansonsten ist die Anlage aber recht bedeutungslos.

Zurück in der Stadt essen Ernst und ich noch einmal Kartoffelpuffer und dann mache ich im Hotel ein Schläfchen und warte auf unsere letzte Teilnehmerin. Laut Hotel ist Christa auch gegen 14 Uhr eingetroffen, ich bitte die Rezeption mich zu benachrichtigen, wenn sie zurück ist, was aber die Rezeption nicht tut. Doch um 17 Uhr finden dann „alte“ Teilnehmer und „neue“ Teilnehmerin alle zusammen und wir machen noch einen Einkaufsbummel. Wir erstehen Schulmaterial für eine Dorfschule in Myanmar und Andre hat noch die Idee ein paar Fußbälle mitzunehmen, was wir dann auch tun.

Das Abendessen beginnen wir mit einigen Bieren in der Kneipe, da der Grill um die Ecke noch nicht aufhat, gegen 20 Uhr ziehen wir nach draußen und es ist bombastisch. Neben den üblichen Schweinereien gibt es auch gegrillte Spatzen, die werden gleich mit den Knöchlein geknuspert, wirklich eine Delikatesse für jeden Ornithologen und Vogelliebhaber, dazu dann leckerste Aubergine, Okras, Chili, Pilze und vieles andere mehr und natürlich jede menge Bier. Was uns dann umhaut ist die Rechnung, 136 Yuan, also 15 Euro für sieben Personen und auch nur wegen des schlechten Kurses-einfach unglaublich.

Auf diesem Wege viele Grüße nach Deutschland an alle dort gebliebenen (und nach Österreich) und Christa ist auch wohlbehalten hier eingetroffen. Morgen früh geht es sehr zeitig nach Myanmar und ich habe keine Ahnung, wann ich wieder meine Einträge posten kann. Bis dann und viele Grüße                                  Euer Tomtomtofu

9. Tag: Montag, der 22. November 2010

Montag, den 22. November 2010

Kartoffelpuffer und die Errungenschaften der Zivilisation

33 km von Longchuan nach Ruili, bis zu 28 Grad, sonnig und gemütliche 480 hm

Obwohl das Hotel gleich gegenüber dem Busbahnhof liegt, war der Lärm nicht störend und so können wir etwas länger schlafen. Außerdem haben wir heute keinen Großkampftag vor uns, sondern eher das Gegenteil. Also gehen wir den Morgen mit einer Nudelsuppe am Stand gegenüber dem Hotel an, dann kratzen wir noch die schweren Schlammklumpen vom Fahrrad, die sich an den bremsen und dem Schaltwerk gesammelt haben und hinterlassen einen ziemlich schmutzigen Hof. Im Ort sehe ich mir noch schnell drei weitere Hotels an und habe eine Empfehlung für den nächsten Trip, hier sieht es entscheidend besser aus.

Immerhin strampeln wir noch einmal 480 Höhenmeter nach oben, allerdings auf guter Straße mit nicht zu viel Verkehr, oben am Tunnel machen wir eine kleine Pause mit unseren geliebten Snacks, heute getrocknetes Rindfleisch, „xiang la“ heißt die Geschmacksrichtung, also Sesam und Chili.

Der zweite Abschnitt sind 600 hm runter auf einer schönen Abfahrt und unten beginnt auch schon der Grenzort Ruili. In einem Hinterhof kenne ich ein nettes Restaurant mit einer besonderen Spezialität aus Yunnan, nämlich Kartoffelpuffer. Diese sind etwas gröber gerieben, als die herkömmlichen deutschen Kartoffelpuffer, aber ebenso schmackhaft, die Gruppe lässt sich von meiner Begeisterung anstecken und wir verschlingen neben den üblichen Gerichten vier große Kartoffelteilchen. Bei jeder Nachbestellung lacht sich das Küchenpersonal scheckig, was uns aber egal ist; es mangelt lediglich an Apfelmus, aber man kann ja nicht alles haben.

Das Hotel in Ruili hat vier Sterne und entsprechen ist der Luxus, so wird man als Radfahrer erst einmal schnell wieder von der pompösen Einfahrt verscheucht, schließlich ist diese ja eher für S- Klasse Fahrer angelegt. Duschen und Baden ist dann angesagt, die Gruppe macht einen Spaziergang und ich hebe „frei“ um meinen Blog auf den aktuellen Stand zu bringen, was mir auch fast gelingt.

Am Abend essen wir weniger scharf, denn ich kenne ein Pekinger Restaurant. Interessant für alle ist hier den Unterschied zwischen den beiden Küche zu erkennen. Natürlich gibt es keinen reis als Sättigungsbeilage, sondern Jiaotze, also gefüllte Teigtaschen in drei verschiedenen Sorten.

Viel mehr bleibt nicht zu sagen zum heutigen Tag, ich genieße noch zwei Stunden die Internetanbindung im Zimmer und erledige meine Mails und komme auch erst gegen Mitternacht ins Bett.