Archiv: 2010 Burmastraße

11. Tag: Im Land der freundlichen Menschen

Mittwoch, den 25. November 2009

Grenzübertritt von Ruili nach Muse, Transfer und 32 km durchs Wunderland, 12 bis 25 Grad, erst Nebel, dann Sonne und Wolken

 

Wenn man die Uhr zurück stellen muss, dann ist es gleich noch zeitiger und 1, 5 Stunden sind ein gutes Stück Zeit. Der Nebel liegt dicht über Ruili und zieht unter die Klamotten, als wir die 7 Kilometer zur Grenze radeln, dort ist noch nicht viel los und das ist gut für uns und der Grenzübertritt klappt recht reibungslos, alles braucht bloß seine Zeit. Die Chinesen brauchen 45 Minuten und eine Stunde die Burmesen, dann braucht es noch etwas Zeit um genügend Passkopien für die vielen Straßenkontrollen hier im Shan Gebiet Myanmars herzustellen. Im letzten Jahr gab es hier Stress mit lokalen Rebellen und den Chinesen und entsprechend wurden die Kontrollen verschärft. Doch wir haben nichts zu befürchten, denn wir sind ja Touristen, die ein wenig Geld in die Devisenkassen des Landes spülen, aber ein paar Spielregeln müssen eben sein. Wer sich daran nicht halten möchte, für den ist eben Myanmar nicht das richtige Reiseland. Wer mitspielt, wird belohnt, mit einem der nettesten Völkchen der Welt, ich habe zuvor kaum eine freundlichere und offenherzigere Kultur kennen gelernt, doch dazu später.

Während unser Lokalguide Mehmen noch die Pässe zigfach kopiert genießen wir die ersten Eindrücke im neuen Land. Teestuben gibt es Reihe an Reihe und leckeren Kaffeemix, dass sind Kaffe und Tee und Milch und Zucker in einer Tasse und das schmeckt nicht nur, sondern macht auch wach. Danach müssen wir leider erst einmal in den Bus, denn die Strecke nach Lashio mit 170 Kilometern ist an einem Tag nicht zu schaffen, zumal das gesamte Gebiet mehr als bergig ist.

Draußen ziehen die ersten kleinen Dörfer vorbei und es ist schon ein Sprung in eine andere Welt von China nach hier. Kleine Bambushütten bestimmen das Bild und jkleine felder, auf denen vorwiegend mais angebaut wird. Rundherum gibt es grandiose Berge, auf denen wohl ehemals viel dichter Urwald wuchs, aber der ist dem Tropenholzboom in den 70er und 80er Jahren zum Opfer gefallen. So gibt es wenige Bäume  und nur ein paar niedrige Hölzer.

Am frühen Nachmittag stoppen wir in einem netten großen Straßenrestaurant mit einem regional typischen Buffet, es gibt zahlreiche Curry mit Fleisch und vorgekochte Gemüsegerichte und leckere Chilipeds mit Tomate und Aubergine, scharf und aromatisch, so dass ich mich fast hinein legen könnte. Wegen der Ente gibt es fast ein kleines Debakel. Nach der Trauerente von gestern in Ruili, lagen hier ein paar schöne wohlgenährte Tierchen in der Auslage und wir haben uns dann auch schöne Stücke heraus geschnitten, offenbar wohl zuviel, denn die Tiere verschwanden dann recht schnell wieder in der Küche. Unser Führer klärt dann auf, dass die Ente nicht im „all you can eat“ Tarif mit inbegriffen war und die Tiere dann wirklich vor unserem Zugriff gerettet worden sind.

Dann dürfen wir endlich auf die Räder und radeln ziemlich gut abwärts durch ein schönes Karstgebiet. Es ist wie bei der tour der France, die Leute an der Straße sind genau so begeistert wie wir und wir werden von allen Seiten begrüßt und angelächelt. Einfach ist das Leben hier, arm würde ich es nicht nennen, denn die Leute, Männer wie Frauen sind ordentlich begleitet und niemand schein Hunger zu leiden. Dafür ist das Klima hier im Shan-Staat viel zu günstig. Reis, Mais und Gemüse bestimmen das Bild, genauso, wie Wasserbüffel und dicke Hängebauchschweine.

Überall in den Bergen leuchten Stupas und Pagoden in der warmen Abendsonne. Mir gelingen ein paar schöne Aufnahmen von kleinen Mönchen. Hier in Burma geht jeder in seinem Leben für eine gewisse zeit ins Kloster, die Kinder oft zum Lernen und die Erwachsenen zur Selbstfindung. In dieser Zeit tragen sie die rote Mönchskutte und führen ein Leben nach strengen Regeln des Ordens. Mancher bleibt dabei und strebt dem Nirwana entgegen, die meisten kehren ins normale Leben zurück, ohne dass dies der eigenen Reputation schadet. Was bleibt ist tiefe buddhistische Religiosität und Respekt vor Buddha und den Mönchen.

Der Abend ist ein Fest auf der Straße, die Burmesen beschnuppern uns genau so neugierig, wie wir wie bestaunen und am Ende bleibt viel offenes Lachen auf beiden Seiten und die Frage, wo denn die grausame, hartherzige, gewalttätige und brutale Militärregierung ist. Selbst an den drei oder vier Checkpoints läuft alles entspannt, wir werden gebeten keine Fotos zu machen und halten uns daran und nach dem Checken der Papier geht es zügig weiter. Für mich als Ossi eher gewohntes Prozedere, ist für andere die großflächige Polizeistruktur doch schon etwas bedrückender, obgleich der freundlichen Polizisten.

Da es schnell dunkel wird steigen wir nach zwei Stunden wieder in den Bus und fahren die letzten Kilometer bis Lashio.

Auf dem abendlichen Spaziergang besichtigen wir einen schönen Tempel mit vergoldetem Buddha und bekommen ein paar Eindrücke vom Wochenmarkt mit. Nach dem späten und ausführlichen Mittag, begnügen wir uns mit Nudeln und ein paar kleinen lokalen Spezialitäten vom Markt und ein paar von uns enden dann noch in einer kleinen Bierstube bei einem Hongkong Film und ein paar Myanmar Bier, das erstaunlich gut schmeckt, langsam müssen wir Deutschen uns von der Vorstellung lösen, dass wir die einzige Nation sind, die vernünftiges Bier brauen kann.

10. Tag: An der Grenze – Goodbye China

Dienstag, den 24. November 2009

30 Kilometer von Longchuan nach Ruili, 550 Höhenmeter und ein Nachmittag in der chinesisch-burmesischen Grenzstadt, 10 bis 22 Grad, Nebel und Sonne

Kühler Nebel liegt über der ganzen Stadt, als wir gegen 8 Uhr aufbrechen und gerade machen die ersten Läden auf, man hat den Eindruck, es ist noch ganz zeitig am Morgen. Und in der Tat, das ist es auch, denn morgen früh in Burma stellen wir die Uhr 1,5 Stunden zurück und dann hat um die Zeit noch nicht einmal der Wecker geklingelt.

Ganz China besitzt nur eine Zeitzone und das bei seinen riesigen Ausmaßen, so dass um 7 Uhr morgens in Beijing, wenn die Leute zur Arbeit fahren, die Uiguren in Xinjiang noch tief schlafen. Der Vorteil ist natürlich, dass man bei Inlandsreisen keine Zeitverschiebung zu beachten hat.

30 Kilometer radeln wir heute noch im Land und zum Glück geht es noch einmal kräftig nach oben, bis die Sonne die Wolken aufgesaugt hat. Dann geht es eine sensationelle Abfahrt hinunter nach Ruili. Der Grenzort ist mehr ala quirlig, es ist ein einzige Stadt, die fast nur aus Läden besteht. Im Hinterhof eines Restaurants bekommen wir noch einmal ein gutes Mahl, nur die Bier-Ente war ein eher bedauernswertes Tier, nach langen, hungrigen Jahren verschieden; zumindest war das Geflügel entsprechend fleischlos und zäh und Füße und Kopf wollten nicht einmal die beiden kleinen Hofköter abknabbern.

Unsere letzte nacht hier verbringen wir in einem luxuriösen 4 Sterne Hotel. Schon die gemarmorte Lobby mit zwei riesigen afrikanischen Fächerpalmen ist mehr als beeindruckend und so verbringen die meisten von uns erst einmal die Zeit mit einer Wäsche und Körperwaschorgie, bevor jeder auf eigenen Faust die Stadt erobert.

Jede Menge gibt es hier zu sehen, etwas nervig, aber sehr interessant geht es auf dem Jademarkt zu. Hier dominieren burmesische und indische Händler und auch das Händlerverhalten ändert sich schlagartig und man fühlt sich wie auf einem Basar in einer nordafrikanischen Stadt.

Ich nutze die Zeit in meiner Suite für bürokratischen Kram, es wird wohl das letzte mal Internet im Hotelzimmer geben und ich hänge mit dem Blog noch zwei Tage zurück, die Mailbox ist voll und das muss dringend abgearbeitet werden, schließlich will ich China mit einem guten Gewissen verlassen. Mit einem solchen geht es dann schon zum Abendessen.

Auf dem Weg zum Restaurant geht es dann vorbei am burmesischen Massagesalon. Burmesische Massagen sind noch einen Tick schärfer als chinesische; die Druckpunktmassage ist immer ganz hart an der Schmerzgrenze und der Wohlfühleffekt setzt erst danach ein. Im Hochzeitstudio an der Ecke werden wieder fleißig Hochzeitsbilder produziert und ein Brautpaar wird aufwändig im klassischen chinesischen Stil hergerichtet.

Noch einmal gibt es Feuertopf, diesmal Yingyang Feuertopf, das heißt mit einer scharfen und einer milden Brühe auf dem Tisch. Fast zwei Stunden dauert die Essorgie, dann rollen wir ins Hotel zurück und die letzte nacht in China wartet auf uns.

10 kühle und aufregende Tage liegen hinter uns, wir haben trotz der kurzen zeit viel gesehen vom Lande und im Traum fliegen noch einmal die Bilder von der Großstadt Kunming, den bunten Märkten der Dai-Minoritäten, das Wolkengipfelkloster, die heißen Quellen und die vielen schönen Landschaften vorbei, ab morgen wird dann alles anders, noch einen Tick exotischer und wir freuen uns schon darauf.

Leider wird es wohl nich klappen, dass ich jeden tag meinen Text ins Internet setzen kann, aber ich werde fleißig weiter schreiben und kein Internetcafe auslassen, aber es können immer mal drei oder vier Tage Pause entstehen, also kein Grund sich Sorgen zu machen! Bis dann in Burma oder Myanmar, wie es sich heute nennt.

9. Tag: Königsetappe mit Hindernissen

Montag, den 23. November 2009

100 Kilometer von Yingjiang nach Longchuan, 1130 Höhenmeter auf ruhiger Straße mit kurzen Baustellenabschnitten, 10 bis 20 Grad

Das Frühstück auf der Straße ziehe ich immer dem Hotelfrühstück vor. In jeder kleinen Stadt gibt es morgens zahlreiche kleine Frühstücksimbisse. Hier gibt es dann verschiedenste Sorten von Nudelsuppe oder Baotze und das gibt wirklich Kraft für den Tag.

Joost hat nach der gestrigen Anstrengung keine zu große Lust auf viele Höhenmeter, aber mit seinen 75 Jahren hat es sich gestern mehr als wacker geschlagen und so sei ihm ein Ruhetag und Bustransfer zugestanden. Die Busse hier fahren im 20 Minuten Takt und so findet sich sofort ein Fahrzeug, das Rad kommt aufs Dach und schon geht es los in Richtung Longchuan, ich habe gerade noch Zeit, die Hoteladresse aufzuschreiben und Joost kurz den Weg zu beschreiben.

Dann geht es auch für uns anderen aus der Stadt hinaus und für gut 30 Kilometer ist das Bild noch von Zuckerrohrfeldern geprägt. Nach einer knappen Stunde Fahrt entscheidet sich dann auch das Wetter, Sonne und Wind haben die dicken Wolken vertrieben und so sehen wir den bergen optimistisch entgegen.

In einem kleinen Dorf gibt es einen riesigen Wochenmarkt. Viel buntes Völkchen treibt hier Handel. Ich liebe solche Märkte, auf denen es nicht einen einzigen Stand mit Souvenirs oder Kitsch gibt, dafür kann man unendlich zwischen Haushaltswaren, Gemüse, Fleisch und Tofu spazieren gehen und den Leuten beim Feilschen zusehen. Nach ein paar Keksen und Mandarinen geht es dann an den ersten Berg, eigentlich ist die Straße wegen weiterer Baustellen gesperrt, aber mit dem rad kommt man wohl durch. Seit ein paar Monaten sind hier die großen Bagger unterwegs und schaffen Platz für eine größere Straße. Vor allem in den Kurven treffen sich dann alte und neue Trasse und hier haben dicke Bagger und Baufahrzeuge dann alles aufgewühlt. Ab und zu müssen wir ein paar Minuten warten, bis ein Dumper den Weg durch die Baustelle frei gibt, aber dann ist die alte Straße wieder für ein paar Kilometer in Ordnung. Die Baustellen haben den Vorteil, dass es außer uns fast keinen Verkehr gibt, nur ab und zu knattert ein Motorrad vorbei oder ein kleiner Traktor, der eine Fuhre Holz ins nächste Dorf transportiert.

Gegen Mittag haben wir dann die fast 600 Höhenmeter hinter uns gebracht und erreichen eine große Hochebene. Hier leuchtet zwischen zwei Dörfern ein erster Stupa. Diese buddhistisch-religiösen Gebäude werden seit dem Tod des historischen Buddha an heiligen Plätzen errichtet und in Burma wird dies fast inflationär betrieben. Hier ist es für uns der erste dieser glockenförmigen Tempelbauten und den müssen wir natürlich aus nächster Nähe bestaunen.

Vor dem zweiten Berg machen wir Mittagspause, doch es dauert ewig, bis das Essen kommt. Wir hatten nicht beachtet, dass hinten im Garten schon zahlreiche Tische mit Gästen besetzt waren und so müssen wir noch eine knappe Stunde vor uns hin hungern, bis wir unsere Gerichte serviert bekommen.

Schon etwas spät starten wir dann in den zweiten Berg, aber die noch einmal 400 Höhenmeter sind nicht zu steil und lassen sich hervorragend fahren, dafür gibt es dann auf der anderen Seite jede Menge Baustellen mit schwerem Gerät und einmal müssen wir dann sogar noch eine halbe Stunde warten bis der Weg für uns und drei weitere Fahrzeuge frei gegeben wird.

Ansonsten geht es in schönen Kurven 600 Meter runter bis fast nach Longchuan, das wir mit den lketzten Strahlen der Abendsonne gerade noch im Licht erreichen. Joost ist schon gegen Mittag nach einer holprigen Busfahrt wohlbehalten hier angekommen und auch wir sind froh, nach dem langen Fahrtag das Ziel erreicht zu haben. Unser Hotel sieht zwar etwas schäbig aus, aber die familiengeführte Herberge hat freundliches Personal, die Betten sind sauber und die Duschen funktionieren, was wollen wir mehr.

Halb Acht rücken wir ins Lokal ein, das ist für die hiesige Gegend schon sehr spät und wir sind die letzten Gäste und in der Küche wird gerade begonnen, alles sauber zu machen. Auch wenn die Auswahl nicht mehr grandios war, zaubert uns die Köchin doch noch acht oder neun schöne Gerichte auf den Tisch und wir können die Energiereserven, die wir heute auf den langen Anstiegen verballert haben, wieder gut auffüllen. Auf besonderen Anklang stieß ein Kartoffelgericht, eine Art Mischung aus deutschem Reibekuchen und Schweizer Rösti.

Auf dem Weg zurück ins Hotel merke ich, dass auch meine Knochen recht müde sind und falle sofort ins Bett und setze mich nicht mehr an den Computer, das kann bis morgen warten.

8. Tag: Hinter sieben Bergen

Sonntag, den 22. November 2009

85 Kilometer von Rehai nach Yingjiang, 860 anstrengende Höhenmeter über unasphaltierte Straße, 10 bis 22 Grad, Sonne und Wolken

Zeitig starten wir heute, denn ein langer Tag liegt vor uns. Nach dem Frühstück interview ich noch einmal das Hotelpersonal und alle greifbaren lokalen Chinesen nach einer Abkürzung. Der geplante Weg wäre wieder nach Tengchong zurück und dann einen großen Bogen nach Süden zu fahren, doch die Karte zeigt, dass wir den großen Zirkel eventuell auslassen können. Die Gruppe ist mit der Erkundungsaktion einverstanden und so biegen wir gleich hinter dem Hotel in eine kleine Straße ein, die steil nach oben führt. Über den Bergkamm müssen wir so oder so und so gehen wir gut motiviert in die Steigung. Nach zwei Kilometern kommt die „Grüne Gurken Quelle“ ein weiteres Ressort mit heißer Quelle und dann hört die Straße auf und wird zur Piste. Noch ein paar Mal steigt die Straße richtig an, bis zu 12 Prozent Steigung zeigen die Bordcomputer und man darf sich nicht zu weit nach hinten lehnen, sonst steigt das Vorderrad in die Höhe. Die Landschaft ist toll, fast dschungelartiger Wald mit Koniferen und Bambus umgibt uns und die Steigung lässt uns schnell die recht kühlen Temperaturen vergessen. Bei Hitze ist der Trip wohl eine Qual und bei Regen dürfte sich die Piste in eine schlüpfrige Schlitterbahn verwandeln, aber heute stimmt alles und so erreichen wir nach weiteren drei oder vier Kilometern den höchsten Punkt. Der Pass ist nur zehn Meter höher als der eigentlich geplante und es gab keine Zwischensteigungen. Zur Belohnung liegt nun eine tolle Aussicht über das weite Tal mit dem Daying Fluss vor uns.

Die Abfahrt ist ebenso holprig wie der Anstieg und beansprucht uns jeden Augenblick, auch hier geht es sehr steil hinunter und schneller als 20 km/h kann man das rad nicht laufen lassen. Nach einer halben Stunde Abfahrt erreichen wir dann wieder die Hauptstraße und haben knappe 30 Kilometer gespart, anstrengen war es, aber auch sehr schön. Aber noch schöner ist es wieder Asphalt unter dem Rad zu haben. So gleiten wir dann gute 25 Kilometer immer noch ganz leicht abwärts. Mit dem Pass haben wir wieder eine Klima und Landschaftsscheide hinter uns gebracht. Es ist ein wenig wärmer als noch in Tengchong und auch die Botanik hat sich verändert, hier ist es schon fast subtropisch. Gab es drüben im Land der Vulkan hauptsächlich Mais und Rapsanbau und nur ein paar Reisfelder, ist der Mais nun hier ganz verschwunden und zu den vielen Reisfeldern kommen ganze leuchtend grüne Meere von Zuckerrohr. Das ist noch nicht ganz reif, so dass die Zuckerfabriken am Straßenrand noch nicht wieder arbeiten, die sonst süßlichen, fast weihnachtlichen Duft verbreiten.

Im nächsten Städtchen finden wir ein nettes Restaurant mit einem idyllischen Hinterhof. Hier rücken wir uns den Tisch in die warme Sonne und haben eine unserer besten Mahlzeiten auf der bisherigen Reise. Eigentlich gibt es nichts Außergewöhnliches, aber alles ist superfrisch und mit einer beschwingten Leichtigkeit zubereitet, nicht zuviel Sojasoße, aber auch nicht blass im Geschmack sind unsere Gerichte. Das Lokal habe ich dann natürlich gleich auf dem GPS Gerät markiert und so wird es mir eine Freude sein, hier auch mit der nächsten Gruppe einkehren zu können.

Nach dem Städtchen erwartet uns eigentlich nur ein kleiner Pass, aber die Polizei hat die Straße gesperrt und wir müssen die alte Straße nehmen, die ist aber grob gepflastert oder hat gar keinen Straßenbelag. Wieder geht es bergan, nicht ganz so heftig, wie am Morgen, aber immer wieder gibt es kleine Anstiege und Abfahrten und so sammeln sich schnell die Höhenmeter. Dazu kommt, dass der gesamte Verkehr über die Piste geleitet wird und so teilen wir die schmale Straße mit vielen Autos und Bussen, die versuchen, den Umweg durch höhere Geschwindigkeit auszugleichen. Ich bin derart konzentriert auf Weg und Verkehr, dass ich nur im Augenwinkel mitbekomme, wie schön die weite grüne Landschaft hier eigentlich ist. Die Dörfer sind klein und beschaulich und die Leute, die hier leben haben mit den ethnischen Chinesen sehr wenig zu tun. Kleine Statur und kleine runde Gesichter mit Stupsnase dominieren das Bild auf den 25 Kilometern Baustellenumfahrung, hauptsächlich verschiedenen Dai-Kulturen leben hier. Bei einer Pause werden wir umstaunt und angefasst, eine Bäuerin erklärt, dass sie noch nie einen Ausländer zuvor gesehen habe und kann gar nicht fassen, wie viel größer Menschen so sein können.

Die letzten 30 Kilometer sind wir dann wieder auf der Hauptstraße zurück, die Umfahrung hat uns viel Zeit gekostet und mit den letzten Strahlen der Abendsonne erreichen wir die kleine, belebte Stadt Yinjiang. Auf dem großen Platz treffen sich schon die Menschen zum abendlichen Sport, als wir in den Hof des Hotels einrollen.

Zum Glück funktioniert das warme Wasser tadellos und es ist ein wahre Freude, den Staub des Tages vom Körper spülen zu können. Und auch zum Abendessen ist es nicht weit, gleich auf der anderen Straßenseite befindet sich ein gehobeneres Lokal, das heißt, am Eingang stehen acht junge Männer und Frauen und begrüßen die Gäste. Unser Mahl ist wieder lecker, auch wenn der mit sauer-scharfem Gemüse gewürzte Fisch nicht auf jedermanns Geschmack traf, haben wir doch wieder exzellent gespeist. Vor allem die gegrillten Garnelen waren sehr lecker. Trotz des gehobenen Services zahlen wir nicht viel mehr als sonst, nicht einmal 30 Euro inklusive diverser Biere und einer Runde angesetzten Schnapses. Für jeden BWL Studenten wäre es eine interessante Hausarbeit, die Rentabilität eines solchen Restaurants zu untersuchen, aber lohnen muss es sich, denn den Laden kenne ich schon seit drei Jahren.

7. Tag: Im Meer der Hitze

Samstag, den 21. November 2009

50 Kilometer von Gudong nach Rehai, ein kleiner Pass und viel bergab, bei Sonne und Wolken, 6 bis 22 Grad

Wieder gibt es vegetarische Baotze zum Frühstück und ich habe auch Instant Kaffe auftreiben können und so wird dieses Frühstück zumindest für mich zur „Vollwertmahlzeit“. Unsere Abfahrt verzögert sich etwas, denn heute Morgen gibt es direkt vor unserem Hotel einen weiteren Markt. Bei einem Blick aus dem Fenster schaue ich auf eine lange Reihe von Gemüse und etwas weiter rechts werden Wasserbüffel verhökert. Ein ausgewachsenes Tier kostet 400 Euro, ist aber für den weiteren Gepäcktransport zu langsam, wenn auch sparsam im Gebrauch und passt auch nicht in jede Hotelbadewanne.

Erst einmal fahren wir wieder den Weg, den wir gekommen sind bis zurück nach Tengchong und so gibt es auch nicht viel Neues zu berichten. Für etwas Abwechslung sorgt jedoch eine Hochzeit oder besser das Fotoshoting für eine solche. Meistens werden die aufwändigen Fotobildbände schon ein oder zwei Monate vor der Trauung geschossen, Braut und Bräutigam in verschiedensten Kostümen vor verschiedensten hinter Gründen. Eine normale Familie lässt für solch ein Album dann gut und gerne 500 Euro springen, für Chinas Landbevölkerung schon eine exorbitante Summe, aber man heiratet ja nur einmal im Leben, zumindest im ländlichen China.

In Tengchong machen wir ausgiebig Mittag und dann geht es noch 15 km weiter bis ins „Meer der Hitze“ nach Rehai. Hier gibt es viele heiße Quellen, Hotels und Spa-Bereiche. Wir legen unser Gepäck ab uns starten zu einem Rundgang durch das Quellengebiet. An diversen Stellen brodelt das Wasser mit 96 Grad aus dem Gestein und sammelt sich in den Becken am Hotel.

Die chinesische Tourismusbehörde plant hier Großes und es entstehen weiter Hotels im Revier und mit uns sind eine ganze Menge chinesischer Touristen unterwegs, die sich an den Quellen tummeln. Am beliebtesten ist eine große Quelle, in dem Kartoffeln, Erdnüsse und Eier gekocht werden. Hier machen wir eine längere Pause und genießen zwei Körbchen von dem gegarten Leckereien, Abendbrot auf etwas andere Art und Weise.

Danach teilen wir uns in die Badefreaks und Hotelduscher und lösen die Gemeinschaft auf. Beim Rauschen des Baches vor dem Hotel schläft es sich hervorragend und das ist eine gute Grundlage vor einem anstrengenden weiteren Tag.