Archiv: 2015 HCM Pfad

11. Tag: Samstag, der 27. Dezember 2014

Montag, den 29. Dezember 2014

Mal nass, mal trocken

97 km von Thai Hoa nach Nam Dan, 650 hm bei Regen und Niesel, kleine Straßen und schöne, trübe Landschaften

Der Morgen ist grau und trüb und es nieselt traurig vor sich hin, da kann auch der Kaffee zum Frühstück nicht darüber hinwegtrösten. Doch trotzdem bleibt unsere Laune recht gut, letztlich ist es nicht kalt, bei 22 Grad lässt es sich gut radeln. Zudem ist das Gelände flach und die Straßen größtenteils in Ordnung, wären da nicht die Baustellen ab und zu. Danach sehen unsere Räder richtig übel aus und es knirschelt immer für ein paar Kilometer zwischen Zahnkränzen und Kette. Viel zu schreiben gibt es nicht und Fotos auch kaum, ich muss wohl meinen Mitradlern mal die Bilder zeigen, wie schön es hier sein könnte, wenn mal die Sonne heraus käme.

Wir werden heute fünfmal nass und genauso oft wieder trocken, gerade am Nachmittag sieht es aus, als ob es noch ein wenig schöner wird. Wir sitzen beim Kaffee und haben noch 33 Kilometer vor uns, das reicht genau, um die Klamotten „trocken zu fahren“. Doch genau das Gegenteil passiert, war es heute Vormittag eigentlich nur immer dichter Niesel gewesen, so regnet es jetzt richtig und hört erst kurz vor Nam Dan wieder auf. Da wir die Strecke etwas verändert haben, kenne ich hier auch die Hotels noch nicht. So wird es heute etwas einfacher, die Karaoke nebenan klappt glücklicherweise kurz nach 22 Uhr die Läden hoch und in zwei Zimmern tropft es ab und an von der Decke, zum Glück nicht aufs Bett.

Das Abendessen war richtig gut, wir hatten Ente und Wasserbüffel, lediglich der Kuhmagen war nicht so unsere Geschmacksrichtung. gegen 21 Uhr verkrümeln wir uns auf die Zimmer und hoffen auf Wetterbesserung, aber die Vorhersagen sind zumindest für morgen noch nicht optimistisch.

 

10. Tag: Freitag, der 26. Dezember 2014

Sonntag, den 28. Dezember 2014

Auf neuen Pfaden in die Berge

101 km von Sam Son nach Thai Hoa, auf kleinen Straßen über die ersten Hügel, 600 hm bei leichtem Niesel

Der Morgen grüßt grau und ein wenig feucht, es regnet nicht richtig, sondern niesel nur ein wenig. Doch das kann uns die Laune nicht verderben, wir haben gut geschlafen und das Frühstück ist lecker, regionales  Bun, das heißt eine Art gedämpfter Pfannkuchen aus Reismehl mit Röstzwiebeln, dazu zwei Minibouletten, ziemlich lecker und gibt es nur hier in der Region.

Los geht es dann auf einer kleinen Straße durch kleine Dörfer fast am Meer entlang, man kann die salzige Seeluft immer noch riechen. Dann kommen wieder Reisfelder, später mehr auch Tabakfelder. Ein kleines Stück müssen wir über die 1A Hauptverbindung von Hanoi nach Saigon, der Verkehr ist nicht so straff wie erwartet und die Straße frisch gemacht. Ich schlage meinen Mitstreitern einen neue Route vor und die sind sofort einverstanden, so geht es dann noch einmal 5 km auf der Hauptstraße weiter und dann biegen wir nach rechts ab.

Zwar ist es erst 11 Uhr, aber da ich die Strecke nicht kenne, schlage ich noch einen Nudelimbiss vor, zumal es gerade etwas stärker nieselt, dann machen wir uns auf den neuen, kleinen Weg.

Der ist Anfangs recht holprig, aber es gibt kein Verkehr und wenn man etwas mehr als die trübe tagessuppe sehen könnte, wäre es sogar recht schön. Langsam wird die Straße besser und wir nähern uns den ersten Hügeln, links von uns liegt eine Stausee und hier kann man bei klarem Wetter schöne Aussichten haben.

Der Nachmittag wird ein wenig trockener, aber es bleibt grau in grau und gerade nach den ersten Hügeln geht es weiter mit den konjunktiven Aussichten bis wir den Ho Chi Minh Pfad erreichen. Noch einmal genehmigen wir uns ein Nudelsüppchen und fahren dann die letzten 20 Kilometer. Mit der neuen Strecke haben wir knappe 50 Kilometer abgekürzt und sind heute Abend schon in dem Ort, in dem wir erst morgen Mittag sein wollten. Morgen entscheiden wir dann nach Wetterlage, ob wir unseren Vorsprung ausweiten oder schon zu Mittag am Ziel sind. Reichlich müde fühlen wir uns allemal.

Das Abendessen ist Hausmannskost, gebratener Reis und ein Bier dazu und schon um halb 9 sind wir dann im Hotel zurück. Für morgen früh haben Helma und ich uns zu einer ersten Yoagasession verabredet, vielleicht gelingt es uns ja, wieder eine Tradition daraus zu machen.

9. Tag: Donnerstag, der 25.Dezember 2014

Sonntag, den 28. Dezember 2014

Die No-Yes-No-Yes-No Brücke

102 Kilometer und lasche 100 hm von Ninh Binh nach Sam Son, auf kleinen Straßen durch Dörfer und Reisfelder, über die halb verbotenen Brücke bis ans Meer bei trüben 23 Grad

Leider ist es wieder recht trübe, aber schon ein wenig wärmer als gestern, als wir nach dem Frühstück starten und Ninh Binh verlassen. Zwei Kilometer geht es auf der Hauptstraße entlang, dann biegen wir  wieder auf die Nebenstrecke ab. Aber auch diese, noch vor drei Jahren kleine Straße hat sich entwickelt, also biegen wir noch einmal ab, auf nun eine wirklich winzige Nebenstrecke.

Wieder geht es durch kleine Dörfer und Reisfelder, vorbei an vielen Friedhöfen nach Phat Diem. In der Kathedrale ist heute Hochbetrieb, kein Wunder es ist ja auch Weihnachten und in der Kathedrale läuft ein Gottesdienst, so dass wir nur von außen einen Blick werfen können. Um die Kathedrale wurden aus Pappmaché kleine Berge aufgebaut und in der „Höhle“ wird die Jesusgeschichte dargestellt.

Auch in diesem Jahr versuchen wir wieder eine Brücke Fähre über den Fluss zu finden, diesmal hatten wir sogar telefonische Unterstützung von Chung, aber es hilft nichts, die Straße wird schmaler und schmaler und endet am Damm und geht ohne Bootsanleger am Ufer entlang. Irgendwann taucht dann aber eine neue, fast fertige Brücke auf und wir fragen, ob wir rüber können. „Nein“, lautet die Antwort von einer Seite, „Ja“ von der anderen Straßenseite, also probieren wir es und es geht weiter. Ein paar Bauarbeiter winkt uns weiter, der nächste versucht uns zu stoppen und so sind wir schon in der Mitte der Brücke, auch dort wieder „Ja“ und fünf Meter weiter „Nein“. Doch dann sind wir drüben und haben noch 13 km auf der Schnellstraße, um nach Sam Son zu fliegen.

Eine dreiviertel Stunde später stehen wir am Strand und Helma kann die Füße ins Meer stecken. Fischerboote tuckern vorbei und landen an, Gäste gibt es kaum in dem typischen Strandstädtchen, wahrscheinlich ist hier nur am Wochenende und im Sommer richtig was los.

Ein Hotel ist schnell gefunden, auch hier probiere ich einen Variante, diesmal direkt am Fischereihafen mit toller Aussicht. Noch toller wird das Abendessen, wir bestellen in einem der Seafood Lokale, dann springt die Wirtin aufs Moped und fährt die Zutaten kaufen. Damit ist Frische garantiert.

So kommt dann ein großer leckerer gebratener Raubfisch auf den Tisch, Tintenfischringe mit Zwiebeln, Gemüse und Schweinefleisch. Am Ende können wir uns kaum noch bewegen. Schon gegen 20.30 Uhr sind wir im Hotel zurück, zu tun gibt es nichts in der kleinen Stadt, außer noch ein wenig auf dem Balkon zu stehen und dem Rauschen des Meeres zu lauschen und dann gemütlich einzuschlafen.

8. Tag: Mittwoch, der 24. Dezember 2014

Donnerstag, den 25. Dezember 2014

Happy Christmess auf der Polizeistation

Mopedausflug mit Hindernissen in die Trockenen Halongbucht, 40 km, bei etwas trüben 23 Grad

Unten auf der Straße ertönt eine Endlosschleife „Dschingle Bells“ und erinnert auch hier daran, das heute Weihnachten ist, ansonsten ist das Land nur spärlich dekoriert, für die Vietnamesen ist heute normaler Arbeitstag und morgen und übermorgen auch.

Nach dem Frühstück probieren wir die Mopeds aus und stürzen uns auf die Straße, erst einmal zur Tankstelle und dann auf einen der Karsthügel mit einem kleinen Tempel, von dem Pavillon auf halber Höhe hat man bei schönem Wetter eine grandiose Sicht, heute aber bekommt man gerade mal einen Überblick über die Landschaft.

Dann geht es zum Hoa Lu Tempel, um den Tempel befand sich vor 1100 Jahren die Hauptstadt der Dinh Dynastie. Von der ist nicht mehr viel übrig als ein einziger alter Tempel zwischen den Reisfeldern. In den letzten Jahren hat man noch einen großen Platz für Festivals und ein paar steinerne Bögen hinzugefügt, um den Touristen, die allesamt hierher gekarrt werden, etwas zu bieten. Dieses Jahr jedoch ist der Tempel unter Renovierung, das merkt man aber erst nachdem man den Eintritt bezahlt hat. Die Tore werden von Grund auf renoviert, das heißt abgerissen und neu gemacht, über dem Tempel wurde ein Blechdach errichtet und im Haupttempel ist alles mit Holzverschlägen gesichert und der Rest mit Folie umwickelt. Also weiter zum nächten Tempel.

Das ist der Bai Dinh Tempel, noch einmal 10 Kilometer entfernt, der ist aber nicht historisch, sondern wurde als größter Tempel in Südostasien komplett neu errichtet. Ich kenne ihn in allen Baustufen, aber seit einem Jahr ist er mehr oder weniger fertig, bis auf eine 13 stöckige Pagode. Die Mopeds muss man auf einem Parkplatz etwas abseits parken, dann wird man mit einem Elektrokarren zum Tempel gefahren.

Und hier passiert das Unglück. Beim Aussteigen lasse ich meine Lenkerbox in dem kleinen Karren stehen, da ich die Kamera herausgenommen und umhängen hatte. Das bemerke ich aber erst 20 Minuten später. Ich lasse Helma, Thomas, Christian und Michael den Tempel weiter besichtigen und mache mich auf die Suche, ohne Erfolg, obwohl ich überall mehrfach nachfrage. Glücklicherweise ist der Pass im Hotel, aber 10.Millionen Vietnamdong ist für einen Vietnamesen hier mehr als ein fettes Weihnachtsgeschenk, nämlich ein Halbjahreseinkommen. Ich mache mir eher Sorgen wegen der Tasche, die brauche ich dringend am Lenker für die Kamera und den Kleinkram und Ortlieb hat hier im Lande keine Vertretung. Und so mache ich mir dann kaum Hoffnungen. Nach der Rückkehr in die „Talstation“ gebe ich aber noch nicht auf, der Fahrleiter der Elektrokarren ruft dann sogar die Polizei an, die könne helfen. Das glauben wir kaum, aber nach einer Nudelsuppe und einem Kaffee, kommt die Meldung, die Tasche sei gefunden worden.

Ich werde dann in die Polizeistation gefahren und tatsächlich, die Tasche ist wieder da, total verschlammt und nass und das Geld ist natürlich weg, aber wenigsten werde ich die Reise mit meiner Lenkerbox fortsetzen können, für die wäre in Vietnam auch nur schwer Ersatz zu finden gewesen. Doch die Polizei lässt mich noch nicht gehen, da sich Helma die Nummer des Fahrzeuges gemerkt hatte und der Fahrer des Wagens Nummer 9 konnte zwei Männer identifizieren, die in dem Gelände als Fotografen arbeite und die Tasche aus dem karren genommen hatten. Gegen 16 Uhr kommt der Polizist strahlend ins Büro und knallt ein dickes Geldbündel auf den Tisch, 11 Millionen VND und 110 Dollar. Das hatte ich nun nicht erwartet. Es wird ein Verlust und ein Übergabeprotokoll gemacht und dann kann ich wieder zur Gruppe zurück. Den „Genossen“ von der Polizei hinterlasse ich eine Million und wünsche „Frohe Weihnachten“, lediglich für die beiden Fotografen, die die Tasche genommen, geleert und entsorgt hatten dürfte der Heiligabend nicht so erfreulich sein.

Leider müssen wir aus Zeitgründen nun die Bootsfahrt streichen, das ist nicht ganz so tragisch, denn bei dem trüben Wetter wäre nicht so viel zu sehen gewesen und so wollen wir noch ein paar kleine Wege zur Stadt zurück erkunden. Doch dann das zweite Ereignis des Tages, Michels Moped tuckert zwar noch fröhlich, bleibt aber mit Kupplungsschaden liegen. Wir müssen auf Hilfe vom Hotel warten, zum Glück gibt es ein Lokal, wo wir uns die Zeit vertreiben. nach einer Stunde, es ist inzwischen dunkel, erscheint dann der „Mechaniker“, der kann auch nichts machen. ich muss dann das kaputte Moped fahren und er schiebt dieses mit gestrecktem Bein von seinem Moped zurück in die Stadt. das geht entgegen aller Erwartungen ganz gut, aber es ist wohl für ihn, als auch für mich recht anstrengend.

Den Abend verbringe ich damit die Polsterungen meiner Lenkerbox zu trockenen, da muss morgen die Kamera wieder rein, deshalb komme ich auch nicht dazu gemütlich meine Weihnachtsmail zu schreiben. das Abendessen reißt dann alles wieder raus. Die „Mutti“ in einem kleinen offenen Lokal kocht noch besser als der laden vom Vortag und so bekommen wir vorzügliches Rind, vorzügliche Ziege, bestes Hühnchen und schön knoblauchlastiges  Gemüse. danach gibt es noch ein Extrabier auf den Heiligabend und dann ziehen wir uns zum Skypen oder telefonieren ins Zimmer zurück.

Frohe Weihnachten auch nach Deutschland, wir werden wohl die nächsten zwei oder drei Tage kein Internet haben, die Bilder vom heutigen Tag reiche ich natürlich nach, wenn wir wieder Netzanbindung haben!

 

 

7. Tag: Dienstag, der 23. Dezember 2014

Donnerstag, den 25. Dezember 2014

Sonnenschein im Karstgebiet

103 Kilometer von Kim Boi nach Ninh Binh, auf kleinen und ruhigen Straßen durch wunderschöne Landschaft, 300 Höhenmeter bei Sonne bis 22 Grad und leichtem Gegenwind

Oi troi oi, sagt der Vietnamese als Ausdruck des Erstaunens, verdammt frisch am Morgen ist es, wohl gerade einmal 8 oder 9 Grad, doch die Sonne bohrt schon wieder ihre Strahlen durch den morgendlichen Dunst, als wir um 8 Uhr ungefrühstückt auf die Räder steigen. Das ist kein Problem, denn nach 12 Kilometern kommt schon ein kleines Städtchen und wir bekommen dort eine hervorragende Nudelsuppe. Danach ist dann fast schon T-Shirtwetter und es geht durch traumhafte Landschaften. Ringsum überall Reisfelder und Karstkegel. natürlich verrate ich meinen Teilnehmern nicht, dass es im Sommer noch schöner ist, wenn die Reisfelder alle in sattem Grün leuchten, dafür steigt dann aber auch das Thermometer bis auf 40 Grad. Da ist uns glaube ich, dieses optimale Radlerwetter lieber!

Auf den Feldern beginnen schon langsam die ersten Arbeiten, ab und zu sehen wir einen Bauern mit Traktor oder Wasserbüffel, der die schlammigen Flächen umpflügt, etwas später dann sehen wir die Frauen, die die Vorasaatfelder bearbeiten. Auf kleinen Felderchen werden Reiskörner dicht an dicht ausgesät und in zwei oder drei Wochen dann auf die Felder vereinzelt. Hier im Norden kommt über die Vorsaatflächen dann eine Plastikhaube, damit die kleinen Pflänzchen es schön warm haben.

Die gegend um Ninh Binh wird auch die „Trockenen Halong Bucht genannt“, ganz so trocken ist sie auch nicht, denn es gibt überall Seen und Flüsse, auf einem planen wir morgen eine Bootsfahrt und die vielen Reisfelder machen auch keinen trockenen Eindruck. Über zwei Pontonbrücken gelangen wir in das Gebiet und dann geht es auf einer schmalen Straße durch die rechts und links steil aufragenden Berge. in den letzten Jahren hat sich auch viel verändert. Viele Häuser wurden gebaut und auch große und schöne Häuser. Früher gab es hier nur winzige Häuser, manchmal führte nur ein schmaler Damm durchs Reisfeld zu einer schmalen Hütte am Fuße eine Karstkegels und um die Hütte standen ein paar Papaya Bäume und ein paar Palmen, die Leute lebten faktisch wie auf einer Insel. Die kleinen Wege waren verschlungen und führten in abgelegen Dörfer und nicht wieder hinaus. Heute hat man eine größere und schnelle Straße durch die Landschaft gezimmert, leider ist damit viel von der Romantik verloren gegangen, aber für die Bustouristen ist es einfacher geworden. Aber nach 8 oder 9 Touren hier durch die Region kann ich immer noch ein paar schöne Nebenstrecken finden.

Langsam sinkt die Sonne tiefer und wir nähern uns Ninh Binh, einer größeren Stadt mit 150.000 Einwohnern. Im Hotel werden wir freundlich empfangen, aber ich kenne die Familie auch schon seit meiner ersten Vietnam Reise.

Den Abend verbringen wir in einem netten Lokal mit lokalen Spezialitäten, von Schlange Aa und Schildkröte lassen wir die Finger, aber die Ziege mit Sternfrucht, grüner Banane und Kräutern, die in Reispapier gewickelt wird ist lecker, ebenso wie der gebratenen Fisch und das Rindfleisch, genau das was man nach einem langen Radfahrtag braucht.