Archiv: 2015 Der Hohe Norden

Der Hohe Norden-Aufklärungstour V

Donnerstag, den 27. August 2015

5. Tag meiner Afklärungstour für den „Hohen Norden“,25.7.2015

Es ist nicht das Seerauschen das mich weckt, sondern das Regenrauschen, zum Glück hört der Regen gegen 7.30 Uhr, als ich aufs Moped steige. Am Abend war ich noch ein wenig Seafood essen und habe mich nach den Booten in die Halong Bucht erkundigt, hier gibt es eine reiche Auswahl an Varianten, was ich im November mit der Gruppe mache, kann ich erst entscheiden, wenn der Gesamtplan steht. Jetzt entscheid ich mich erst einmal für den anderen Weg über die Insel, fast an der Küste, auch der ist sehr schön, wenn auch nicht ganz asphaltiert, man hat ein paar schöne Seeblicke und ich bekomme noch einen schönen Regenschauer dazu ab und es regnet weiter auf dem Weg durch die grünen Karsthügel. Die Insel ist sehr schön und bei Sonnenschein noch schöner und man kann auf der kleinen Straße bis ganz in den Norden fahren. Dort gibt es dann wieder einen kleinen Ort und einen Fähranleger, die Fähre geht dann direkt nach Halong.
Die Bucht ist sehr schön und die Autofähre schippern dicht an den Karstfelsen im Wasser vorbei, rech beeindruckend, aber man kommt wohl doch nicht um den touristischen Abstecher drumherum, egal ob von Halong oder Cat Ba, denn nach 10 Minuten ist das Schiff im offenen Wasser und wir lassen die Insel hinter uns.
Auf halbem Weg zum Festland fängt es dann wieder an zu regenen und der Himmel sieht auch so aus, als ob es heute nicht mehr aufhören will. Wenn ich zu diesem Zeitpunkt gewusst hätte, wie recht ich mit meiner Vermutung hatte, wäre ich bestimmt wieder nach Hanoi abgebogen, als in die Richtung der chinesischen Grenze.


In Halong mache ich wegen des starken Regens eine Pause und flüchte in einen Pizza Hut, dort ist aber die Klimaanlage auf gefühlte 5 Grad eingestellt und so sitze ich bald im Pullover in dem Laden und warte, dass der regen aufhört, was er aber nicht tut. Also verleibe ich mir eine eklige Pizza ein und verpacke mich wieder in meine Gore Klamotten, bevor ich aufs Moped steige, dann geht es weiter, wenigsten lässt dann der regen ach und nach einer halben Stunde werde ich sogar fast trocken.
Nächstes Ziel ist die Insel Cai Bau und das Städchen Cai Rong, hier gibt es einen recht idyllischen Hafen, nur vier oder fünf einfache Hotels und angeblich soll man auch Bootstouren machen können. Wie, das bekomme ich nicht heraus, denn es gibt wirklich niemanden der englisch spricht, aber ich habe ein paar Telefonnummern und die Adresse von einem schnuckeligen Hotel, alles weiter lasse ich von meiner Frau dann später ertelefonieren. Nach einem Kaffe schwinge ich mich wieder aufs Moped den Regenwolken und Bergen entgegen.
Ein wenig muss ich zurückfahren, dann über die Brücke wieder runter von der Insel und dann noch mal 5 Kilometer auf der Hauptstraße. Die Landschaft ist trotz der Berge recht zerwühlt, es gibt Steinkohle, die hier aus den Bergen geholt wird, sagt zumindest Wikipedia, doch sobald ich auf die Nebenstraße abgebogen bin wird es schöner.
Gleich geht es einen kräftigen Hügel hoch und wieder runter, ich werde nass und wieder trocken, aber das fahren macht Spaß, die Straße ist gut, die Landschaft wird grüner und schöner, kleine Dörfer und kleine Berge, Verkehr gibt es so gut wie nicht. nach 30 Kilometer kommt dann ein kleiner Ort und die Straße wird noch einmal kleiner und windet sich dann einen kleinen Berg hoch, dann nette Aussicht über das Tal mit Terrassenfeldern und dann eine Baustelle, zwar nur 500 Meter lang, aber nach dem regen der letzten Tage ordentlich aufgeweicht und mein Motorrad sieht danach ordentlich verschlammt aus.
Die Letzten Kilometer nach Tien Yen wird die Straße noch einmal etwas belebter und als ich an einer Kreuzung vor dem Ort noch einmal meine Karte studiere, lenkt ein Vietnamese sein Motorrad mit wackeliger Anhängerkonstruktion mit nicht zu großer Geschwindigkeit in die Leitplanke, es kracht ordentlich, aber der Vietnamese kriecht unversehrt unter dem Trümmer Haufen wieder hervor. Ein anderer Fahrer eilt ihm zu Hilfe, bevor ich die Straßenseite wechseln kann, also beschließe ich weiter zu fahren und mir in dem winzigen Städtchen eine Bleibe zu suchen. Das Guesthouse ist eher mäßig, dafür gibt es gleich nebenan etwas zu essen. ich bin ordentlich ausgekühlt und müde von der Regenfahrt, doch so wieder Himmel aussah, macht der regen nur eine kurze Pause und schon als ich ins Bett falle, gießt es wieder in Strömen.

Der Hohe Norden-Aufklärungstour IV

Donnerstag, den 27. August 2015

Eine Woche später, vierter tag meiner Aufklärungstour, 24. 7.2015

Das nicht so erfolgreiche Wochenende hat mir keine Ruhe gelassen, zweieinhalb Tage waren einfach zu wenig, um gut voran zu kommen. Also habe meine Vertretungslehrerin aktiviert, bei der ich noch einen Tag gut habe. Die muss am Montag ran und ich arbeite einen Wochentag länger, so dass ich am Freitag, dem 24.7.15 um 10.30 Uhr meine Schüler ins Wochenende entlassen kann. Mein Maschinchen steht startbereit im Hof der Schule und so lasse ich 10.40 den Motor an und rolle aus der Stadt, erst auf einer Nebenstrecke fast bis Hai Duong. Bis Hai Phong kenne ich die Strecke, also wage ich mich auf den Highway, das ist weniger spaßig, aber man kommt halt schneller voran. Rechts fahren geht aber nicht, denn da sind die ganze Irren unterwegs, also die Leute, die von einem Feldweg kommen und dann in einem riesigen Pissbogen auf die Autobahn ziehen, natürlich ohne zu gucken, denn sie werde ja gesehen (hoffen sie). Oder die Geisterfahrer und von denen gibt es mehr als reichlich. Nicht dass die sich irgendwo an den Rand drücken, nee, die geistern schön mittig, damit sie auch gesehen werden und damit man sie auch hört, wird ununterbrochen gehupt, manchmal wünsche ich mir dann einen Baseballschläger und dann eins drauf auf die Rübe, tut ordentlich weh, weil sie ja auch keinen Helm aufhaben. Also bleibt mir auch nur die mittlere Spur oder die Überholpur, was eigentlich nicht erlaubt ist. Irgendwann habe ich die Taktik raus, ich klemme mich ca. 5 Meter hinter einen LKW, da kann mir keiner mehr reinschnipseln und ich habe einen Schutzschild gegen den anderen Verkehr. Dort bleibe fast zwei Stunden, so komme ich mit mehr als 50 km/h voran und bin gegen 14.30 Uhr in Hai Phuong, Zeit für einen Kaffee und dann geht es durch die Stadt und raus durchs Industriegebiet zum Fähranleger. Wenn es nicht regnet, ist es hier im Industriegebiet auch gar nicht mehr so hässlich, aber das wird sich bald ändern, denn am Horizont kann ich die Insel Cat Ba schon erkennen und die hängt doch in recht dichten Wolken, werde wohl kaum trocken bis ans Ziel kommen, doch diesmal werde ich nicht aufgeben. Die Fähre ist eine echt große Autofähre und fährt aller 30 Minuten in der Saison, trotzdem ist es kuschelig eng und es geht auch nur 20 Minuten auf die nächste kleine Insel, Cat Hai. Auf der geht es dann 8km weiter auf der Straße bis zum nächsten Fähranleger und von dort bringt mich dann die nächste Fähre endlich auf die Insel Cat Ba. Noch ist es trocken, aber in den Bergen drohen die Wolken nun schon richtig.


Gleich hinter dem Fähranleger bekomme ich noch ein Drachenboottraining zu sehen, auf der Brücke hat sich das halbe Dorf versammelt und feuert die Ruderer in den beiden Booten an, die Rudern mit freiem Oberkörper und sind recht stattlich anzusehen, entsprechend schnell ziehen die Boote auch durch Wasser. Dann kommen die ersten Hügel, die mit Dschungel bewachsen sind und die dicken Wolken. Ich schrammele mit nur ein paar Regentropfen ganz dicht an einer Gewitterfront vorbei, hinter dem nächsten Hügel ist etwas heller und hinter dem übernächsten etwas dunkler. Schön ist es mit dem Moped hier zu düsen, kleine grüne Tropenhügel hoch und runter und praktisch kein Verkehr. Nach einer halben Stunde erreiche ich dann das kleine Städtchen Cat Ba und als ich auf die Hotelstraße am Ufer einbiege, beginnt es ordentlich zu gießen und nach 20 Sekunden bin ich richtig nass, also brauche ich auch keinen Stress mehr zu machen und schaue mir ein paar Hotels an und sammle die Karten ein, bevor ich mich entscheide. Eigentlich sind die Hotels am Wochenende recht teuer, aber wegen des angesagten und gerade dann auch einsetzenden Regens werden nicht so viele Besucher erwartet und ich bekomme doch noch für nur 15 Dollar ein sehr anständiges Zimmer, zwar nicht mit Seeblick, aber das ist mir auch lieber, den auf der Promenadenstraße ist nachts bestimmt noch mehr los als in der Seitenstraße.

Der Hohe Norden-Aufklärungstour III

Donnerstag, den 27. August 2015

Dritter Tag meiner Erkundungstour für den „Hohen Norden“, 19.7.2015

Wegen dem Scheißhotel bin ich morgens noch ordentlich müde, um 23 hatte ich aufgegeben schnell einzuschlafen und habe noch meine Notizen vervollständigt und mein Kartenmaterial gesichtet und bin dann erst gegen 1 Uhr eingeschlafen, als es etwas ruhiger im Puff war. Also komme ich erst kurz nach 8 Uhr los. Gleich hinter Hai Duong, mitten in der Pampa winkt mich ein Polizist raus, ich grüße ihn freundlich und frage ihn (auf Deutsch): „Na Genosse, welches Problem haben wir denn?“ Er antwortet freundlich auf Vietnamesisch, was ich nicht verstehen kann und entgegne wieder auf Deutsch:“Helm habe ich auf und zu schnell war ich auch nicht…..“, worauf er wieder freundlich auf Vietnamesisch antwortet. Nach vier oder fünf Wortwechseln verdreht er die Augen, macht eine „Verschwinde mal schnell!“ Handbewegung und winkt eine Oma und einen Opa ohne Helm von der Landstraße. Ich verabschiede mich freundlich und fahre weiter.
Rückwärts finde ich dann noch ein paar schönere Strecken nach Hanoi und kann die Route optimieren, die Autobahn fliegt ganz aus dem Programm, also auch zwei Abschnitte Holperstrecke und so gegen 14 Uhr rolle ich wieder in Hanoi ein, ordentlich müde und mit leichtem Sonnenbrand.
Viel habe ich nicht aufklären können, aber ich komme wesentlich besser mit dem Maschinchen zurecht und wir haben den Weg raus nach Hanoi nicht auf der Hauptstraße. Bis Hai Phuong ist die Strecke flach und flächer, aber es gibt schöne Reisfeldlandschaften, kleine Dörfer und viel Nebenstrecke, in Hai Phuong zwei Tempel und ne‘ Kirche und einen grandiosen Fischmarkt, nichts zu besonderes für den Vietnamkenner, aber nach zwei Tagen Hanoi ein guter Einstieg ins Land für meine Gruppe.

Der Hohe Norden- Aufklärungstour II

Donnerstag, den 27. August 2015

Zweiter Tag meiner Erkundungstour für den „Hohen Norden“, 18. Juli 2015

Angenehm ruhig war die Nacht und da ich um 10 Uhr schon auf der recht harten Matratze lag ( in Vietnam wird ausschließlich auf Matratzen mit den Graden hart, sehr hart, super hart) geschlafen, bin ich um halb sieben fit für den Aufbruch. Schon nach 5 km gibt es dann wieder eine Straße, die es nicht gibt, aber die Umfahrung ist nicht so schwierig und ich lande dann auf der Autobahn, der ich 3 km folge, um dann wieder auf die Nebenstraße abzubiegen. Diese führt dann immer am Bahngleis nach Hai Phong entlang und verändert sich von der Nebenstraße, zur ruhigen Nebenstraße, zum gut befahrbaren Weg und dann zur Holperpiste, zum Glück nur für drei Kilometer, dann kann ich auf einem schmalen Weg zwischen Reisfeldern zur Landstraße queren, die mich ins nächste Städtchen bringt und dann weiter in Richtung Hai Duong. Das wird dann die erste Etappe auf meiner Strecke und nach eine halben Stunde bin ich auch dort und schaue mir ein paar Hotels an, eins am Ortseingang und ein paar im Zentrum und dann fahre ich wieder aus der Stadt heraus und muss auch hier wieder über die alte Eisenbahnbrücke. Diese wurden von den Briten gebaut und die Infrastruktur ist immer noch so angelegt, dass man immer auf der linken Seite über die Brücke muss, das ist nicht nur hier so, sondern auch noch bei der Long Bian Brücke in Hanoi, dann geht es wieder auf kleinen Straßen durch Reisfelder und kleine Dörfer.


Ich komme ganz gut zurecht mit meinem Maschinchen und hier habe ich erstmals die Möglichkeit ein bisschen aufzudrehen, ich denke viel mehr als 70 km/h ist damit nicht drinnen, aber mehr braucht man in Vietnam auch nicht. Dafür schaffen es die Vietnamesen dann eine ganze 5köpfige Familie,, drei Schweine, 400 Enten oder eine Kuh zu transportieren. Heute geht es etwas fluffiger mit der Aufklärung, lediglich eine Fähre ist einer Brücke gewichen, die zweite Fähre finde ich auf Anhieb und dann ist die recht große Stadt Hai Phuong nicht mehr zu verfehlen. Hier gönne ich mir erst mal eine Pause und einen Kaffee, gefrühstückt hatte ich unterwegs schon eine Nudelsuppe und dann suche ich die Straße mit den Hotels und nehme mir die Karten mit und breche auf zum Fähranleger, der etwa 15 km östlich außerhalb der Stadt liegt, doch soweit komme ich gar nicht, denn vor mir baut sich eine dunkle Wolkenwand auf. Ich überlege nicht lange und fahre die nächste Gelegeheit rechts ran, ein Bia Hoi, also eine Art offene Straßenkneipe, wenn auch jetzt am frühen Nachmittag ohne Gäste.
Das Timing hätte nicht perfekter sein können, nur eine Minute später fängt es an zu tropfen, eine weitere Minute später zu regnen und eine weiter Minute danach gießt es aus vollen Tüten – eine Stunde lang. Das Wasser steht dann gute 15 cm auf der Straße und es regnet noch ein bisschen weiter. Also nutze ich die Zeit für ein erstes und ein zweites Bier auf den inzwischen nicht mehr ganz so frühen Nachmittag und meine Zeitplanung kommt doch recht schnell ins Wanken, wenn ich noch nach Cat Ba fahre, komme ich im Dunkeln an und ich habe keine Ahnung wann und wie ich im Norden wieder von der Insel und dann zurück nach Hanoi kommen, zumal der Wetterbericht weiteren Regen verspricht.
Nach zwei Stunden im Bia Hoi mit zwei Bier fahre ich dann weiter, jaja, ich weiß das ist ganz böse und schlimm und ich muss jetzt Rechtfertigungstatbestände bringen. a) vietnamesisches Bia Hoi Bier hat nur 2% Alkohol und ein Glas Bier nur 0,3 Liter b) wegen des Scheißwetters muss ich eh langsamer fahren c) mir fällt weiter nix ein und ich habe ein schlechtes Gewissen.
Ich fahre noch bis zum Fähranleger. Das sind noch einmal 15 km, aber die letzten 5 km sind Baustelle in hässlichem Industriegebiet, nach dem Regen also ordentlicher Schlamm und Dreck. Ich notiere mir dann dort die Fährpreise und Zeiten und dann mache ich mich auf den Rückweg, Hanoi ist gute 200 km entfernt, das schaffe ich eh nicht mehr am heutigen Tag. Rückwärts nehme ich erst eine andere Nebenstrecke nach Hai Duong zurück, aber das ist im Berufsverkehr nervig und es wird langsam dunkel, also fahre ich die letzten 30 km auf der Autobahn und klemme mich hinter einen Truck bis in die Stadt. Ich wähle das Hotel am Rande der Stadt, leider eine Fehlentscheidung, denn die angehängte Massage ist wohl eher ein Puff und die Leute krakeelen nachts ordentlich herum, zumal ich für außereheliche Abenteuer massiv zu müde bin und die Klimaanlage im Zimmer klappert.

Der Hohe Norden- Aufklärungstour I

Donnerstag, den 27. August 2015

Erste Erkundungstour für meine neue Radtour „Der hohe Norden“, 17. Juli 2015

Der weiße Fleck auf der Landkarte, den es zu füllen gilt ist wohl eher ein grüner Fleck, jedenfalls sieht es auf den Karten bergig und grün aus, also genau das Terrain, was man für eine anspruchsvolle Radtour braucht. Inzwischen kenne ich mich recht gut aus in Vietnam, den Ho Chi Minh Pfad von Hanoi bis Saigon bin nun schon ganze fünf Mal gefahren und durchs Mekongdelta weiter nach Kambodscha schon drei Mal. Dazu kommen dann noch drei Touren von China by Bike, als wir von China aus nach Hanoi am Roten Fluss entlang gefahren sind. Warum ich noch nicht eher auf die Idee gekommen bin, den Norden zu erkunden, das ist mir im Nachhinein ein Rätsel, denn schon die ersten Recherchen zeigen, das hier eigentlich die schönsten Landschaften Vietnams zu erradeln sind.
Doch bis zur Radtour ist noch ein wenig Zeit, im Moment ballert die Sonne gnadenlos und es wird bis zu 38 oder 39 Grad heiß, kein optimales Radfahrwetter. Wenn es sich blitzartig etwas abkühlt, dann nur um Eimerweise Wasser über der Landschaft zu verteilen. Außerdem habe ich ja hier in Hanoi wieder einen Job und ich bin mit meinen Schülern von Montag bis Freitag gut beschäftigt, deshalb will ich die Aufklärung erstmals etwas anders betreiben, mit dem Moped!
Ja, ihr habt alle richtig gelesen, ich werde mit dem Moped durch die Landschaft düsen, aber leider schaffe ich es nicht nur an Wochenenden ein Strecke von 1100 km mit dem Rad abzufahren, auch nicht in Etappen, weil man da ja immer noch Anfahrten von bis zu 200 km hat.
Seit fast zwei Wochen steht die Honda Wave im Hof und wartet noch auf das Nummernschild. ich habe noch etwas Hemmungen, denn ich habe natürlich keinen gültigen Führerschein. Zwar ist nach der Webseite des Auswärtigen Amtes der deutsche Führerschein in Vietnam gültig, aber die Honda mit ihren 100 Kubik ist schon ein Motorrad und kein Moped mehr. Allerdings sind mindestens die Hälfte aller vietnamesischen „Biker“ und „Bikerinnen“ ohne Führerschein unterwegs und angeblich soll es eine Anweisung des vietnamesischen Innenministeriums geben, Ausländer auf Mopeds nicht zu behelligen, solange sie nicht an einem Unfall beteiligt sind. Also dann nix wie los!
Es ist Freitag und es ist der 17. Juli und es ist wieder schön heiß, gegen 14 Uhr bin ich von der Arbeit zurück, schnappe mir und starte mein Motorrad und fahre erst mal nach Süden. Rund um Hanoi liegen Handwerksdörfer verstreut, so gibt es ein Nudeldorf, ein Sojasoßendorf, ein Wasserpuppenschnitzer-Dorf, ein Seidenschirm-Dorf und ein Keramikdorf. Ich will mein übliches Einstiegsprogramm ein wenig ändern, also lege ich das Nudeldorf auf meine Route, zumal man auf dieser Strecke auf recht ruhigen Straßen aus der Stadt herauskommt, immer an einem Fluss entlang, rechts und links die eher dörflich anmutende Vorstadt. Hinter den zwei Reihen mit Häusern dann schon Reisfelder und 500 Meter weiter dann schon der ersten Hochhäuser der neuen Vorstadt, die sich wie ein Lawine nach allen Seiten ausbreitet.


Das Nudeldorf Cự Đà liegt auch am Fluss, aber ein dicker Bagger hat ein Loch in die Straße gerissen, der Fahrer umreist mit ein paar unwirschen Handbewegungen die Umfahrungsstrecke, wieder einen Kilometer zurück, dann links durchs erschließungsgebiet für die nächsten Hochhäuser, dann hört eigentlich alles auf, bis auf den kleinen Pfad unter den alten Bäumen und dann den Fußweg am Kanal entlang. Hier wohnen auch ein paar Leute und zwar in absoluter Abgeschiedenheit und das nur 15 Minuten von der Millionenstadt entfernt. Also fahre ich von hinten in Cự Đà ein, von Nudeln ist im ganzen Dorf nix zu sehen, lediglich hinter dem Dorf gibt es komische Holzständer, wohl zum Trocknen von Nudeln, vermutlich wird im Sommer nicht genudelt, zu heiß und ab und zu zu feucht. Dafür scheint im Dorf das Business mit Katzenfleisch ganz gut zu laufen, überall an den Häusern weisen Schilder auf den Verkauf hin.
Weiter geht es, ich bin schließlich nur auf einer Aufklärungstour und muss heute noch vorankommen und mit der ersten Umfahrung hatte ich schon wieder Zeit verloren. Jetzt geht es über eine Eisenbahnbrücke, der Weg neben den Gleisen ist genau Lenkerbreite plus 2 cm, wenn man hier anrempelt, landet man drei Meter weiter unten im stinkenden Nhue Fluss. Etwas zittrig komme ich auf der anderen Seite und folgen den Gleisen, der Weg wird immer kleiner, laut GPS bin ich schon im Nirwana zwischen Reisfeldern, Seen und Grapefruitplantagen, Google maps zeigt Wege, die es nicht gibt, mit etwasn Mühe finde ich den „Ausgang“ aus dem Labyrinth und bin wieder in einem Vorstadtdorf und muss dann ein paar Kilometer über die Hauptstraße im Berufsverkehr. Diese gequert, wird es gleich wieder ruhiger auf der Dammstraße entlang, parallel zum Roten Fluss, der aber noch gut zwei Kilometer wegliegt. Ein Feldweg holpert zu einer Fähre und die bringt mich auf die andere Seite, wo gleich das Keramikdorf Bat Trang. Auch hier husche ich nur durch, überall gibt es kleine Gassen mit den Brennöfen und ein paar Lager und Läden, im November werde ich hier mit der Gruppe ein wenig genauer hinsehen. Heute ist es schon wieder 17 Uhr und in einer Stunde wird es dunkel und bis Hai Duong schaffe ich es auf keinen Fall mehr und in ba Trang gibt es auch kein Gusthouse. Ich falle noch einmal auf einen Weg herein, diesmal zeigt ihn das GPS, aber die Gestalter der Realität haben sich nicht an die Karte gehalten, heißt, es gibt keinen oder zumindest nicht diesen.
Irgendwie erreiche ich dann die Dammstraße und etwas später das nächste kleine Städtchen und hier gibt es auch eine Herberge, in der ich über Nacht bleibe, für knappe 10 € inklusive Klimaanlage.