Archiv: 2014 Ho-Chi-Minh-Pfad

33. Tag: Donnerstag, der 13. März 2013

Donnerstag, den 13. März 2014

Der letzte Ritt

102 Kilometer von La Gi nach Vung Tau, 386 hm und leichter Rückenwind bei Sonne und 36 Grad, wahrscheinlich unser letzter Fahrtag

Schon ein komisches Gefühl, dass wir heute wohl zum letzten Mal aufs Rad steigen. Ganz sicher ist es noch nicht, denn wir wollten ja dann von Vung Tau mit dem Tragflächenboot nach Saigon. Da aber seit einem Brand im Januar der Betrieb eingestellt ist, wissen wir noch nicht, ob es eine Alternative gibt, oder ob wir dann doch über die Autobahn nach Ho Chi Minh Stadt brettern müssen.

Aber so weit sind wir noch nicht, denn wir starten heute wieder einmal sehr zeitig in La Gi. Schon um 6 Uhr morgens ist es ungewöhnlich warm, das wird heute mehr als heiß werden, deshalb gibt es gleich zum Frühstück Eiscafé und ein paar Baguettes dazu.

Der Wind bläst heute auch schon am Morgen ein wenig, glücklicherweise halbwegs aus der richtigen Richtung. im letzten Jahr hatte ich die Route am Meer entlang gewählt, die ist aber recht windanfällig, deshalb nehmen wir heute die Strecke, die etwas weiter weg vom Ozean liegt und haben Glück.

Gegen Mittag überholen uns wieder die Motorradfahrer, die wir schon in Dalat getroffen haben, da wird doch heute nicht wieder das Radrennen stattfinden. Straßenmarkierungen auf Sprint und Ziel verdichten sich und dann beginnt ein großes Tatü-Tataa und hinter uns tauchen die Radfahrer auf. Der Jubel am Straßenrand von den Zuschauern, die sich sporadisch eingefunden haben gilt uns, das ist natürlich witzig, wenig später zieht dann das Feld an uns vorbei, ich hätte schon Lust gehabt, mich für ein paar Kilometer einzuklinken, zu schnell waren die nicht, vielleicht 30 km/h, aber mit meiner kaputten Schaltung brauche ich da nicht einmal dran zu denken.

Nur ein paar Kilometer weiter ist das Ziel, eigentlich schade, wenn wir nur 5 Minuten schneller gewesen wären, wären wir hier als erste durchgefahren, macht schon Spaß so ein Radelerlebnis mit Zuschauern an der Straße, gibt ein wenig Tour de France Gefühl und unser Doping heute ist Zuckerrohrsaft, den es an jedem Stand gibt.

Bei wieder einmal 36 Grad braucht man fast 6 Liter Getränk pro Tag und weniger zu Essen, auf der Anschlusstour nach Kambodscha wird es noch extremer werden.

Heute sehen wir auch ab und an Bauern auf den Reisfeldern, es wird geerntet. Vor 5 Wochen um Hanoi wurden gerade einmal die Felder vorbereitet oder die kleinen Pflanzen gesteckt. Heute liegt der Reis auf freien Flächen vor den Höfen und wird getrocknet.

Auf der Autobahn soll es dann nach Vung Tau gehen, noch 20 km bis zum Ziel. Die Ausschilderung ist chaotisch, der Wegweiser zeigt nach links, da ist aber die falsche Spur. Während Hajo und ich in verschieden Richtung sehen, kollidieren wir und ich gehe zu Boden, Gesche fährt noch hinten drauf, glücklicherweise passiert nicht viel, bis auf ein paar Abschürfungen am Reiseleiter kommen wir glimpflich davon und brauchen, nachdem wir dann die richtige Spur gefunden haben, erst noch einmal einen Kaffee.

Es ist 15 Uhr als wir in Vung Tau ankommen und wenn man vom Rad steigt und der Wind nicht bläst, dann merkt man, wie heiß es eigentlich ist. das spricht natürlich für ein Schläfchen, bis die Sonne nicht mehr so hoch steht, dann ziehen wir um den Block und finden einen netten Straßenstand mit Seafood. Für 12 Euro essen wir Krabben, Muscheln, Aubergine und zwei kleine Thunfische und sind satt bis zum Umkippen. Zu Hause hätten wir für den Preis nicht einmal die Getränke bekommen.

Vom Fenster kann man das Meer hören und sehen, es rauscht beruhigend vor sich hin und morgen ist Ruhetag, viel bewegen werden wir uns nicht, das ist ganz gewiss.

32. Tag: Mittwoch, der 12. März 2014

Mittwoch, den 12. März 2014

Fischstädtchen

von Phan Thiet nach Lagi, 70 km immer am Meer entlang, 300 hm und wundervolle Sonne bis 38 Grad, leichter Rückenwind

Dieser Tag wird ein wundervoller Radfahrtag, es geht immer am Meer entlang. Dünen bestimmen das Bild, dann Hotelanlagen in russischer Hand, dann wieder Drachenfruchtplantagen, ein paar Salinen und große Becken zur Shrimpsaufzucht.

Auf halber Strecke dann ein schöner Strandabschnitt mit großen Felsen, zwar gibt es einen kleinen Stand mit Getränken, aber ansonsten keine Menschenseele, das ist mehr als eine Aufforderung zum Baden. Allerdings muss man sich erst einmal durch den angespülten Müll wühlen, um ins Wasser zu kommen. Aber direkt am Wasser dann auch feiner, weißer Sand.

Der Wind peitscht die Wellen ordentlich hoch und die Brecher kommen mit zwei manchmal drei Metern Höhe zum Strand, wirklich ein Spaß, sich hier in die Wellen zu werfen und man braucht gar nicht erst zu versuchen, den Boden unter den Füßen zu behalten, meine Kinder hätten hier ihre wahre Freude gehabt. Nach einer weiteren halben Jackfruit und Kaffee geht es dann weiter, wir wollen nicht zu viel Zeit verplempern, denn es wird heute sehr heiß, gegen Mittag sind es dann 38 Grad. Aber der Wind hilft uns doppelt, er kühlt und bläst in die richtige Richtung.

La Gi ist ein kleiner Fischerort, in der Mündung eines Flusses direkt am Meer liegen hunderte von Fischerbooten. Auch einen Fischereihafen gibt es, den riecht man schon von weitem, leider sind die Boote vom Morgenfang alle schon entladen. Ein paar Frauen sitzen aber im Schatten von Schirmen und zerschneiden mit Scheren kleine Fische. Den Kopf in einen Topf, den „Rest“ in einen anderen.

Der Geruch auf dem Platz, wo täglich die Fische verladen werden ist mehr als intensiv und streng. ich kann mir vorstellen, dass die Leute, die hier längere Zeit arbeiten ihr ganzes Leben „duften“ wie eine geöffnete Dose Ölsardinen, die man vor drei Wochen auf dem Fensterbrett vergessen hat.

Weiter hinten ist die Eisfabrik, die in Sekundentakt Eisblöcke von einem Meter Länge und 30 cm Kantenbreite ausspuckt, über ein Förderband gelangen diese auf den Bootssteg und werden dort sofort auf die Fangschiffe verladen, meistens rasseln die Blöcke vorher durch eine Schreddermaschine und werden zu „Schnee“ verarbeitet.

Wir brauchen nicht zu lange in dem intensiven Duft und radeln zurück in die Stadt, unser Hotel ist schnell gefunden, die Zimmer sind in Ordnung, was das in Vietnam auch immer heißt. Bei mir klappern die Fenster ordentlich im Wind und meine Dusche lässt sich nicht auf die Brause umstellen. Von meiner Duschaktion unter dem niedrigen Wasserhahn habe ich natürlich keine Bilder gemacht, obwohl diese bestimmt einen humoristischen Wert hätten.

Abends zeigt sich das Phänomen in diesem Fischerort. Auf dem Markt gibt es unzählige Snackstände, aber keinen einzigen Fisch zu essen. Also begnügen wir uns mit Früchten, einer Nudelsuppe und Fruchtshakes. Letztere sind mehr als lecker, ich bin heute mal nicht wie fast immer mit Avocado dabei , sondern auf Erdbeere umgestiegen. Hajo hält es klassisch mit Mixed Fruit und Gesche und Antje probieren sich an der Papaya. Und ganz hintendran verleibe ich mir dann noch eine Creme Caramel ein, so als Grundlage für einen zufriedenen Schlaf.

31. Tag: Dienstag, der 11. März 2014

Dienstag, den 11. März 2014

Über’n letzten Berg

101 km von Di Linh nach Phan Thiet, letzter Pass und noch einmal 780 Höhenmeter, grandiose Abfahrt bis ans Meer, alles bei Sonne und 36 Grad und leichtem Rückenwind

Heute wieder zeitig raus und dann zum Frühstück an die Baguettebude und Eiskaffee dazu, dann schnell aufs Rad und den letzten bergen entgegen. Nur noch eine Bergkette trennt uns vom Südchinesischen Meer, aber der Pass heute ist keine große Anstrengung.

Zum einen starten wir auf knapp 1000 Meter Höhe und bei 1300 Metern ist dann schon wieder Schluss. Und es wird ein richtiger Radelgenuss, denn früh am Morgen ist es noch angenehm kühl und wir hügeln uns durch schöne Landschaft. Noch ein letztes Mal geht es durchs Kaffeeland, das ganze Tal nur Plantagen, soweit das Auge reicht und ein einziges Mal ist dann auch eine Teepflanzung dazwischen. Weiter oben dann kommen wir noch einmal in den Urwald und dann kommt eine grandiose Abfahrt, wobei es zunehmend trockener und heißer wird.

Unten dann ist die Landschaft trocken, es gibt kaum Felder ein paar ärmliche Dörfer und Ziegen, erst nach 20 Kilometern dann wieder mehr Grün und Reisfelder. es ist schon erstaunlich, wie oft sich an einem Tag die Landschaft so grundlegend ändern kann.

Phan Thiet ist recht belebt und ein nettes Hafenstädtchen, wir drehen noch eine Runde durch die Stadt und verirren uns fast in einem Labyrinth von engen und winzigen Gässchen, oft nicht mehr als knappe zwei Meter breit, trotzdem ist immer noch Platz für ein winziges Tischchen oder Stühlchen oder einen Mikrogarküche bestehend aus einem winzigen Öfchen. Einer hat sogar seine Matratzen zum trockenen ausgelegt und man muss sich seinen Weg rundherum bahnen, was gar nicht so einfach ist, aber keiner kommt auf die Idee darüber zu fahren oder zu latschen.

Im Fischereihafen stehen hunderte von meist blauen Booten, die Fische haben Feierabend und sitzen wohl in den Cafes an der Straße. Wir setzen uns dazu und genießen auch wieder einen Eiscafe und unser Schmutzbier auf die Ankunft. Merklich heißer ist es geworden im Vergleich zu den Vortagen in den Bergen, da wird es wohl in den nächsten Tagen wichtig sein, sehr zeitig aufzubrechen.

Unser Hotel liegt fast am Meer und Hajo und Gesche haben sogar Zimmer mit Meerblick. Jetzt am Abend windet es recht ordentlich, zum Glück in die richtige Richtung. Wir machen noch einen langen Spaziergang am Strand und bleiben dann an einem Straßenstand hängen. Eine freundliche ältere Dame backt eine Art kleiner Pfannkuchen, die mir Sojasprossen und Shrimps gefüllt werde, dazu gibt es eine leckere Soße und frische Kräuter. Gleich gegenüber ist ein Stand mit Fruchtshakes, was will man mehr am Abend eines schönen Tages.

30. Tag: Montag, der 10. März 2014

Montag, den 10. März 2014

Downhill

76 Kilometer von Dalat nach Di Linh, 560 Höhenmeter, glücklicherweise mit Rückenwind bei Sonne und 32 Grad

Noch einmal heute ein dickes Frühstück im Hotel gegenüber und nicht ganz so zeitig aus dem Bett. Dann steigen wir so gegen 8.30 Uhr auf die Räder und rollen aus der Stadt. Mit Dalat haben wir gestern nicht nur den höchsten Punkt ( 1520 Meter über dem Meer) unserer Reise zurück gelegt, sondern sind auch schon den zweitausendsten Kilometer geradelt, Saigon liegt praktisch nur noch einen Steinwurf entfernt ( 280 km).

Also geht es heute gut nach unten, doch wir unterbrechen den Rausch noch einmal am Wasserfall. Der ist ganz beachtlich, aber auch nicht das 8. Weltwunder, ein Foto hat es zumindest in mein Blog geschafft. Dann haben wir alle Touristenspektakel von Dalat hinter uns gelassen und stürzen uns weiter in die Tiefe. Sogar der Wind ist mit uns und treibt uns die Autobahn hinunter und den Tacho auf über 60 km/h.

Die Landschaft hier ist recht zersiedelt und es wir überall Gemüse angebaut, später dann auch wieder Kaffee. In jeder Ortschaft gibt es eine Kirche und auf den Friedhöfen dominieren die Kreuze auf den Gräbern. Und selbst die letzten Buddhisten haben eine Guanyin vor der Haustür stehen, die man optisch fast mit der Jungfrau Maria verwechseln kann.

Unten in der Ebene, die immer noch 900 Meter über dem Meer liegt haben wir dann wieder tropische 33 Grad und schwitzen uns die Hügel hinauf. zum Glück gibt es überall Cafés, wo man ebensolches Getränk oder Zuckerrohsaft mit Eis genießen kann. Obgleich vor dem Eis in diversen Reisführern immer wieder gewarnt wird, bleibt fast keine Alternative dazu, zumindest, wenn man mit dem Rad in Südostasien unterwegs ist. Im voll klimatisierten Reisebus mag das vielleicht noch gehen, aber für uns nicht mehr und ich denke, morgen, wenn wir das Meer wieder erreichen, wird es noch heißer.

Unser Zielort Di Linh ist ein nettes kleines Städtchen und wir schlendern am späten Nachmittag über den Markt und bewundern das viele Gemüse und fragen uns immer wieder, warum das Zeug in den Restaurants nicht auf den Tisch kommt. Zumindest beim Abendessen haben wir Glück, es gibt auch Fisch und gefüllte Bittergurke.

Der Tag war nicht zu anstrengend, vor allem dank des Rückenwindes, morgen steht dann der letzte Pass auf dem Programm und dann sausen wir weiter in die Tiefe, 1400 Meter runter bis ans Meer. Nett war der Spaziergang auf dem Markt, eigentlich schienen hier alle gute Laune zu haben und wir durften nach Herzenslust Fotos machen, ein sicheres Zeichen dafür, dass der Ort nur selten von Touristen aufgesucht wird.

29. Tag: Sonntag, der 9. März 2014

Sonntag, den 9. März 2014

Rund um Dalat wächst der Salat

Ruhetag in Dalat mit langem Frühstück, Schlendern durch die Stadt zum verrückten Haus und zum Sommerpalast des Bao Dai Kaisers, danach freier Nachmittag

Rund um Dalat gibt es ein Meer von Gewächshäusern und hier wächst alles was grün ist und auf den Tisch kommt, am Abend gönnen wir uns köstliche Artischocken und dazu Zuckerschoten. Auf dem Markt gibt es auch Rote Beete, frische Erdbeeren und grünen Spargel. Allerdings findet man davon in den Restaurants nur wenig. Was machen die Vietnamesen denn nur mit ihrem schönen Gemüse???? Vor allem unsere Vegetarierin Gesche ist manchmal fast am verzweifeln, wenn es wieder nur strunkigen Wasserspinat im Lokal gibt.

Beim Frühstück heute im Hotel gegenüber sieht es jedoch recht gut aus, ein schöner Obstteller rundet alles ab und Joghurt gibt es auch, so lässt sich ein Ruhetag ruhig angehen. nach dem Frühstück sehen wir uns das Verrückte Haus der Frau Hang Nga an. Am Eingang bekommen wir erklärt, dass die Architektin 14 Jahre in Moskau gelebt und studiert hat, das erklärt dann auch die Reisebusse mit dicken russischen Matroschkas und ihren dicklichen Zwergputins. Das Haus soll ein organisches Netzwerk sein und die Naturverbundenheit ausdrücken.  Aus sieht es allerdings, als ob die Schöpferin in einem Bildband von Gaudi geblättert hat und dazu einige Flaschen Hundertwasser oder wohl eher Wodka konsumiert hat. Wenn man dann auch noch einen Staatspräsidenten als Vater hat, ist die Finanzierung eher das kleiner Problem. Witzig ist es trotzdem, in dem Gebäude mit vielen schmalen Gängen, Gärtchen und Brücken herumzuklettern und die einzelnen kleinen Zimmerchen, die man auch als Hotelzimmer buchen kann, zu bestaunen.

Allerdings verlieren wir uns dabei wieder einmal aus den Augen und Schwups ist die halbe Gruppe wieder verschwunden. Etwas missmutig besichtigen Hajo und ich dann noch den Sommerpalst des letzten vietnamesischen Kaisers Bao Dai und schlendern dann zum Hotel zurück, wo wir uns dann auch alle wieder treffen.

Toll ist das Mittagessen in dem vegetarischen Restaurant. Hier wird Huhn, Fisch und Rind angeboten, aber alles besteht aus Soja oder Weizenextrakt, ist aber von der tierischen Vorlage kaum zu unterscheiden.

Am Nachmittag trennen sich dann unsere Wege jeder hat noch etwas anderes vor, Hajo und Gesche wollen mit dem Schwanenboot übern See und Antje noch ein wenig die kleinen Gassen der Stadt erobern. Für mich bleibt nur der Arbeitsplatz am Computer und sechs Tage im Blog, die es nachzutragen gilt bis zum Abendessen beim Chinesen.