Spaziergang auf dem Friedhof

28. September: Ruhetag in Koya San, Regen und Temperaturen um 16 bis 18 Grad

Regen, Regen, Regen tropft draußen vor dem Fenster recht heftig dahin, da erinnert man sich doch gleich wieder seiner Erkältung und schläft noch ein bisschen weiter. Ganz ungenutzt will ich aber dann den Tag doch nicht verdödeln und entschließe mich zu einem Spaziergang. Regenschirme gibt es überall genug, ebenso hier im Guesthouse, darf man mitnehmen, muss sie nur wieder zurückbringen.

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Was soll man hier tun? In der Stadt gibt es einen Tempel nach dem anderen, da fällt die Auswahl schwer und der Friedhof soll besonders toll sein. Ich bin nun kein Freund von Freidhofsbesuchen, aber der Weg durch den Friedhof der „hinteren Hallen“ hat mich dann doch beeindruckt.

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200.000 Leute aus 1000 Jahren japanischer Geschichte und Gegenwart haben hier Ruhestätte gefunden. Und einige Bäume scheinen so mächtig und alt, dass sie wohl ebenso lange schon auf die Geschichte und tradition der Stätte zurückschauen.

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Je nach Portmonnaie zu Lebzeiten sind auch die Grabstätten gestalltet, klein und unauffällig oder mächtig und pompös. Gerade die alten Gräber, die schon ein paar Jahrhunderte im feuchten Schatten der Baumriesen verbracht haben, sind bemost und verwittert und geben der Begräbnisstätte eher den Charme eines alten Parkes………

……………Ab und an findet man Buddhastatuen in verschiedenen Größen, einige von den kleinen Figuren tragen komisch anmutende Kleidung. Ursprünglich waren das beschützerfiguren für Kinder Gräber, aber die Sitte hat auch auf andere Gräber übergegriffen.

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Ich wandere ein gute Stund zwischen den uralten, meterdickne Stämmen umher und komme natürlich auch an den Gräbern der gegenwart vorbei, hier domoniert dann Marmor und pseudomoderner Pomp, ein grßer Elktronikkonzern hat für zwei Arbeiter Statuen erstellen lassen, wo der Bildhauer sich an realsozialistischen Werken des Sozialismus orientiert hat. Was die Rakete symbolisieren soll, weiß der Teufel, was der/die dort Bestattete zu Lebzeiten betrieben hat.

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Etwas hungrig suche ich das berühmte Tofulokal im Dorf auf, mal sehen, was die so zu bieten haben. Doch die Enttäuschung ist recht groß, das Hauptgericht, bestehen aus verschiedenen Sorten Tofu ist heute aus, dabei ist es gerade einmal 13 Uhr. Etwas angesäuert suche ich nach der Steakkarte, aber die gibt es auch nicht. Auf süßen Tofu-Nachtisch habe ich keine Lust, also bleibt nur eine Nudelsuppe und ein kleines Tofu Nebengericht. Und das ist dann noch nicht einmal richtig gut und schmeckt nach Stärke.

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Damit bin ich dann so richig in meckerstimmung und kann einmal duch den buddhistischen Kommerz hier im Dorf ziehen. Die Hauptstraße säumen Läden, die touristischen und buddhistischen Klimbim feilbieten. Alle 50 Meter dann einer der Tempel, über 117 soll es hier geben. Ich stecke dann ab und zu einmal die nase durch das Tor in den Hof, in die Hallen kommt man nicht hinein, das ist nur den Pilgern vorbehalten, die sich hier für eine oder zwei Nächte zur Meditation einmieten. Das kostet natürlich richtig und man blättert hier für zwei Meditationen und Platz im Schlafsaal ab 100 € aufwärts auf den Tisch, natürlich nur für eine Nacht.

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Beeindruckend sind die einzelnen tempel und Gärten drumherum schon, aber alles ist ein wenig steril und sauber und neu, da können auch die 800 Jahre alten Pinien nicht drüber wegtäuschen. Letztlich ist hier mit steter Regelmäßigleit alles abgebrannt und wieder aufgebaut worden. Und warum die Mönche im Klostergarten ihre Autos parken müssen, ist wohl auch eine Frage, die der Zen-Buddhismus nicht so ganz im Sinne des Erfinders gelöst hat.

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Also bleibt heute der Friedhof für mich das beeindruckendste hier am Koya San und ich springe wieder in die Badewanne, um meine Erkältung noch ein bisschen zu pflegen und packe mal noch ein Foto von einer typischen japanischen Besonderheit hierher, kleine Holzpüppchen, die man ineinander stecken kann.

 

 

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