5. Tag: Donnerstag, der 13. Februar 2014

Verluste im Kegelkarst

110 Kilometer vom V-Ressort nach Ninh Binh, knappe 300 hm, wunderschöne Karstlandschaften und Verlust der halben Reisegruppe, glückliche Wiedervereinigung bei 16 Grad und Wolken

Der Wetterbericht will immer noch keinen Aufwärtstrend zeigen, was soll’s es regnet nicht mehr wie gestern am späten Abend noch und nach 10 Kilometern auf dem Rad ist man durchgewärmt. Auch wenn das Wetter nicht grandios ist, so ist es doch die Landschaft. Links und rechts der Straße gibt es Reisfelder ohne Ende, die Bauern sind fleißig am werkeln, um die Felder zu bestellen, immer wieder stoppen wir, um ein paar Bilder zu machen. Nicht zu beneiden die Bäuerlein, die manchmal in hohen Gummistiefeln und manchmal barfuß durch den Schlamm der Reisfelder waten.

Etwas weiter weg ragen dann schon schöne Karstfelsen aus der Landschaft, ich war hier mal im Sommer und das war diese Landschaft der Inbegriff von Vietnam, grüne Ebenen von Reis und dahinter die Karstgebirge. Heute ist alles etwas grauer wegen des trüben Tages.

Ein schöner Karstfelsen mit drei schicken Gipfeln wird uns dann zum Verhängnis. Antje und ich waren einen Kilometer voraus und wir wollten ein Bild machen, doch von der Straße aus standen uns immer die Häuser im Bild. Also parken wir die Räder fast mitten auf der Straße, damit Hajo und Gesche sie ja nicht übersehen können, ich erzähle Antje noch von einer Tour vor ein paar Jahren, als wir einen Radler „verloren“, der sein Rad zum Toilettengang mit genommen hatte und wir ihn dann weit vor uns vermuteten.

Nach unserer kleinen Fotosession waren die anderen Beiden aber immer noch nicht da, vielleicht ein Plattfuß oder etwas ähnliches, also radeln wir zurück, fast drei Kilometer, dort wo ich Hajo mit Sicherheit noch das letzte Mal gesehen hatte. Also wieder rumdrehen und weiter fahren, aber auch an der nächsten Kreuzung, der übernächsten und der weiter folgenden keine Spur der beiden Ausreiser und langsam machen wir uns Sorgen. Aus den Vietnamesen am Straßenrand ist nicht viel herauszubekommen. Einer erzählt mir, dass gerade fünf Radler durchgekommen seien, alle anderen nicken natürlich auf meine Suggestivfragen. Einem LKW Fahrer gebe ich einen Zettel mit, dass wir hinten sind und sie doch warten sollen, hoffe der kommt an, war nicht ganz einfach zu erklären, was der Fahrer damit machen soll. Also radeln wir weiter bis zum großen Abzweig und als wir die beiden dort nicht treffen, machen wir uns ernsthaft Sorgen. Das Telefon funktioniert natürlich auch nicht.

Damit sind sie nun richtig weg. Aber Hajo führt ja auch Touren für den ADFC, er hat eine Karte und die Hoteladresse haben die beiden auch, also fahren Antje und ich weiter und haben dann aber kaum noch Augen für die schöne Landschaft. So gegen 14 Uhr kommt dann endlich ein Anruf, die beiden haben den richtigen Weg gefunden und sind 6 km vor uns und 20 Minuten später treffen wir uns dann endlich wieder.

Hajo und Gesche hatten unsere Räder nicht gesehen. Vielleicht hat gerade in dem Augenblich ein Auto davor geparkt. Der gelbe Zettel, den hatten die beiden erhalten, darauf war aber nur irgendein Datum im letzten Jahr notiert und ohne Brille ist Hajo nicht auf die Idee gekommen, die Rückseite mit meiner Notiz zu lesen. Hinterher kann man darüber nur herzlich lachen und erleichtert weiter radeln.

Und auch wieder Augen für die Landschaft entwickeln. Und es wird jetzt auch richtig schön, denn in den letzten Jahren konnte ich hier eine richtig gute Strecke entwickeln, weitab von der Hauptstraße hoppeln wir über Feldwege durch kleine Dörfer, dann über wackelige Pontonbrücken langsam in die „Trockene Halong Bucht“, zwischen den Karstfelsen gibt es nur noch Flussarme und Reisfelder und die letzte gucken uns an, wie Besucher von einem anderen Planeten und in gewissen Sinne sind wir das ja auch. Obgleich unseres außerirdischen Erscheinens kommen wir nicht umhin den Brückenzoll von 5000 VND pro rad zu zahlen, na gut die 25 Cent stecken wir gerne in die Entwicklung der regionalen Wirtschaft. Und wir probieren eine neue meiner gefürchteten „Abkürzungen“, doch diesmal funktioniert es, und wir kommen nach einen gewagten Zickzackkurs über schmale Deiche an Reisfeldern entlang, auch wieder dort raus wo ich hin wollte. Dann sind wir irgendwann auf bekannten Wegen zurück und die Straße führt um die Karsthügel herum. Vorbei an kleinen Häuschen und Entenfarmen nähern wir unserem Ziel Ninh Binh, hier geht es noch einmal auf rechtwinkligen Kurs ums Stadion herum durch enge Gassen und dann stehen wir vor dem Hotel, in gesamter gruppenstärke von vier Leuten. Glücklich am Ziel und immer noch über unseren heutigen Verlust und das Wiederfinden lachend, gönne wir uns ein Schmutzbier, das den Temperaturen entsprechend eher ein Frostbier genannt werden müsste.

Aus diesem Grund verlassen wir dann auch unser Guesthouse nicht mehr und lassen uns dort ordentlich bewirten. Morgen haben wir so eine Art Ruhetag, es gibt aber ein ordentliches Besichtigungsprogramm, zahlreiche Tempel stehen auf dem Programm und wir werden vom Rad aufs Moped umsteigen. Da keiner von uns in den letzten 12 Monaten auf einem motorisierten Kleinrad gesessen hat, wird auch das zum Abenteuer werden; aber wir sind in Vietnam, im Land der Mopeds, da wollen wir auf eine solche Erfahrung nicht verzichten.

Einen Kommentar schreiben