26. Tag: Samstag, der 29. Juni 2013

Ungemütlich übern höchsten Pass

85 Kilometer über den Akbaital Pass (4665 m) nach Karakul, 800 hm nach oben und 850 hm wieder runter, -1 bis 18 Grad, teilweise Piste und Wellblech, teilweise Gegenwind, grandiose Aussichten

In der Nacht hat es ein wenig geschneit, auf dem Zelt liegen ein paar zarte Flocken und über den Bergen hängt eine dünne weiße Decke. Gegen 8.30 Uhr kommen wir dann nach viel Kaffee los, das ist eigentlich nicht so spät, denn wir mussten ja in Chorog die Uhr umstellen, außerdem muss man in den Bergen morgens wirklich warten, bis die ersten Sonnenstrahlen über den Berg kommen, sonst ist es zu kalt am Morgen. Heute haben einige kleine Pfützen eine Eisschicht!

Am Anfang geht es noch ein paar Kilometer recht sanft den Berg hoch, dann hört aber die Straße auf und wird zur Piste. Noch vier Kilometer geht es dann mit recht ruppigen 11 bis 12 % Steigung nach oben, aber dann sind wir auch schon am Pass. Geschafft, der höchste Punkt der Tour, wie das aber so ist, ziemlich unspektakulär, ein grauer, triester Durchbruch, durch den der Wind ungemütlich pfeift. Und auch die Abfahrt ist kein Vergnügen, zuerst raue Piste wieder runter, dann kommt ekelhaftes Wellblech bei leichtem Gegenwind. Unten dann ein Tal, das eigentlich nur karg und steinig ist, trotzdem ab und zu eine Jurte, aber nicht an der Straße, sondern immer weit weg und ein paar Schafe, die hier nach Futter suchen. So bekommen wir heute kaum eine Menschenseele zu sehen, vielleicht drei oder vier Autos sind durchgekommen und das war’s dann.

Wir kämpfen uns gegen den ungemütlichen Gegenwind, zum Glück wechselt die Wellblechpiste wieder zu schlechtem Asphalt, dafür geht es aber noch einmal ein paar kleine Anstiege nach oben und dann, ja dann kommt wieder einer dieser Moment der Reise: Vor uns liegt eine gerade Straße, die ganz leicht zum Karakul, dem Schwarzen See führt, der unten dunkelblau unter den Schneebergen schimmert. Mit leichtem Rückenwind treiben wir nun in diese tolle Ebene. Das schlechte Wetter haben wir hinter dem letzten Hügel gelassen und nun können wir beobachten, wie rundherum die Gipfels sich immer mal wieder in eine Wolke hüllen und dann wieder frei geblasen werden. Die leichte Abfahrt runter nach Karakul ist wirklich spektakulär, leider sieht das Ufer am See nicht nach einem schönen Zeltplatz aus. Außerdem haben wir seit gestern Vormittag keine Siedlung mehr gesehen, der „Ort“ auf der Karte war dann eine verlassene Militästation.  Also fahren wir noch bis in das kleine Dorf Karakul, hier gibt es dann auch ein paar Homestays. Wir entscheiden uns für einen gemütlichen Hof und treffen dort auch gleich noch auf eine deutsche Gruppe, die mit dem Bus über den Pamir unterwegs sind.

Das Abendessen ist recht ausgiebig und auch hier gibt es wieder eine Sauna. Abends fangen wir die Stimmung im Dorf noch ein wenig ein. Wir treffen, wenn wir überhaupt noch auf Leute treffen, schon seit Murgab fast nur noch auf Kirgisen, die man meist sofort an den traditionellen Filzmützen erkennt. Die Sonne geht wieder einmal sehr spektakulär unter und die weißen Häuser im Dorf leuchten in der letzten Abenddämmerung. Auch wenn der Tag wieder einmal recht anstrengend begann, endet er doch wieder einmal grandios.

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