9. Tag: Mittwoch, der 12. Juni 2013

Holperei an der Grenze entlang

101 km von Buston nach Istaravshan, 850 Höhenmeter nach oben bei sonnigen 38 Grad, grässlichste Piste den halben Tag, dann den Bergen entgegen bei leichtem Gegenwind

Gegen halb sieben sind wir dann endlich wach und haben leider nicht zu gut geschlafen. Vor allem der „Ökolärm“ am Morgen war immense, denn zwischen den Bäumen waren nicht nur wir beheimatet, sondern noch eine Unmeneg an morgendlichen Zwitscherern. Und der Magen-Darm Viruns hat wieder zugeschlagen, Monika geht es überhaupt nicht gut und nach dem Frühstück sogar so schlecht, dass sie nicht aufs Fahrrad steigen will.

Ich schwinge mich aufs Rad und sehe mir das Städtchen Buston einmal näher an, die Hauptstraße ist schnell gefunden, auch soll es hier ein Hotel geben, aber der Bau aus der Sowjetunion wäre auch keine Alternative zu unserem Lager in der Teestube gewesen. Der Basar ist auch schnell gefunden und wie erwartet, gibt es dort jede Menge an verfügbaren Fahrzeugen. Ich engagiere einen Minibus für den Ritt nach Istaravshan und ordere ihn zur Teestube. Monika und Rüdiger haben schon fertig gepackt und die Räder der beiden sind schnell verstaut. Doro und ich wollen die Strecke mit dem Rad fahren. das Taxi wählt die größere Straße über Khujandt, wir wollen eine Nebenstrecke nehmen, die zumal auch noch wesentlich kürzer ist. Allerdings sollten wir keine zu gute Asphaltqualität erwarten, sagt uns der Teestubenbesitzer zum Abschied, schließlich würden auch alle Taxis und Busse den Umweg über Khudjant nehmen.

Es ist schon 9 Uhr und fast heiß, als wir dann endlich loskommen, wir besorgen uns im Laden noch ein paar Sachen zu Essen für unterwegs und Wasser und finden auch den Abzweig auf die Nebenstrecke. Am Anfang läuft alles recht gut, die Strecke ist asphaltiert und die Qualität schwankt immer zwischen mäßig und nicht so toll, leider aber mit schlechter werdender Tendenz. Nach 15 km sind nur noch die Löcher mit Asphalt umrandet, dann gibt es nur noch Löcher ohne Asphalt und irgendwann kann man den Feldweg nicht mehr Straße nennen. Kein Wunder, dass wir hier kaum noch Fahrzeugen begegnen, die wie wir durch die Löcher holpern. Vielleicht wäre die Strecke gar nicht so unangenehm, wenn nicht die Sonne schon wieder im Zenit stehen würde und die Temperatur schon wieder über die 30 Grad Marke gestiegen ist. Am Anfang ging es noch durch kleine Dörfer an einem Nebenkanal des Syrdarya entlang, eigentlich eine schöne Umgebung mit viel Landwirtschaft, doch langsam nähern wir uns wieder der usbekischen grenze und es wird nahezu öde. An den Feldrändern hocken ab und zu ein paar Bauern und Bäuerinnen im Schatten und warten auf den Nachmittag, wer bewegt sich schon gern in der Mittagshitze direkt unter der Sonne. Mein GPS zeigt an, dass wir eigentlich schon wieder in Usbekistan sind, doch die beiden ladas, die sich vorbeiquälen haben tadschikisches Kennzeichen und die Fahrer versichern uns, dass wir auf dem richtigen Weg seien. An der Grenze, einer Betonmauer gibt es riesige Industrieruinen, früher führte hier sogar eine Eisenbahn entlang, doch alles wurde abgerissen. Ein wenig sieht es hier aus, wie nach einem Krieg. Nach einer kurzen Abfahrt zum Syrarya kommen wir an ein paar Bauten und eine Brücke über den Fluss. Auf der anderen Seite, genau 400 Meter weiter haben wir gestern schon einmal gestanden.

Inzwischen ist es glühend heiß, aber keine Teestube ist in Sicht. ich kann Doro motovieren, dass es bis zur Hauptstraße nur noch 8 Kilometer sind und es dort eine Raststätte gibt. Ganz sicher bin ich mir nicht, aber tatsächlich, als wir auf die Hauptstraße kommen liegt 500 Meter weiter eine Ansammlung von Hütten. In der Mitte eine überdachte Fläche mit Tischen und Stühlen.

Wir plündern die Kühltruhe und schlagen uns den Bauch voll, zur Abwechslung gab es hier gefüllte Teigtaschen russischer Art, dann belagern wir einen der Diwane für ein Schläfchen und gegen 15.30 Uhr sind wir dann wieder fit für die Straße. Es ist zwar wieder die Hauptstraße mit recht ordentlichem Verkehr, aber es gibt guten Asphalt und einen Seitenstreifen, so dass es sich recht ordentlich fahren ließe, wenn da nicht der Gegenwind wäre, der uns nun entgegen bläst. Motivierend ist lediglich, dass sich am Horizont die Berge abzeichnen, eine gigantische Gebirgskette mit Schnee und Eis bedeckten Gipfeln.

Die 50 Kilometer bis Istaravshan sind ordentlich anstrengend, natürlich geht es auch bergan, aber sehr beständig und leicht mit 2 % Steigung. Unterwegs gibt es außer der näher rückenden Bergkette nicht viel zu sehen, die Landschaft ist öde, es gibt keine Dörfer und auch keine Raststätten. Glücklicherweise wird der Gegenwind auf den letzten 20 Kilometern etwas schwächer und gegen 19 Uhr erreichen wir den Abzweig nach Istaravshan. Der Ort zieht sich noch ewig in die Länge und unser verabredetes Hotel liegt am Ende. Der Tag war für Doro und mich trotz der nur 100 km recht anstrengend, wie immer zeigt sich, dass der Gegenwind ein nicht zu unterschätzender Faktor ist und das Fahren in der Mittagshitze natürlich auch und wir schwören uns, in den nächsten Tagen so zeitig wie möglich aufzubrechen.

Den Laden kenne ich noch von der 2008er Olympiatour und der ist im Lonely Planet als bestes Haus am Platze eingetragen, die Zimmer sind zwar recht ordentlich, dafür gibt es aber nur in einem eine Dusche und die ist auch noch kalt, was bei den Tagestemperaturen natürlich dann nicht das schlimmste ist.

Als wir gegen 21 Uhr aus der Dusche kommen haben die drei Restaurants in der Nähe schon zu oder wollen nicht mehr kochen, aber es gibt einen Laden und der hat, was wir brauchen: Brot, Käse, Wurst, Joghurt, Tomaten und Gurken und eine recht ordentliche Auswahl an Keksen für ein Abendessen.

Monika geht es leider nicht viel besser als am Morgen und so beschließen wir, den morgigen Tag noch hier in Istaravshan zu verbringen. Doro empfiehlt uns, doch morgen mal in der lokalen Klinik vorbei zu gehen, aber vorerst will Monika dann doch lieber nur Ausruhen , Abwarten und Tee trinken.

Einen Kommentar schreiben