6. Tag: Sonntag, der 9. Juni 2013

Spätes Glück in Samarkand

Warten auf einen Anruf, Stadtspaziergang und spätes Glück bei Sonne und 34 Grad

Unser Hotel namens Furkat hat eine tolle Lage, oben vom Dach hat man eine tolle Aussicht auf die Stadt insbesondere auf die Medressen am Registan. Doch so schön die Aussicht auf die Stadt ist, um so schlechter die Aussichten für eine Radtour durch den Pamir. Rüdiger bleibt heute ganz im Bett, um seinen Magen-Darm Virus auszukurieren, ich warte auf einen Anruf vom Flughafen und nerve dort aller zwei Stunden, aber es kommt kein Rückruf, angeblich gebe es keine Antwort aus Petersburg.

Doro, Monika und ich spazieren dann noch einmal durch Zentrum der „Steinernen Stadt“, wie die sogdische Namenswurzel dazu sagt. Tatsächlich ist die Stadt recht versteinert, die einzelnen Sehenswürdigkeiten sind bis zur Perfektion renoviert, die Eintrittspreise erreichen europäisches Niveau und auch das Zentrum wurde eher zur Parklandschaft umfunktioniert. Nur an richtigem leben fehlt es ein wenig zwischen den historischen Gemäuern, Buchara war da wesentlich lebendiger und in meinen Augen schöner.

Der Basar hier ist zwar größer als der in Buchara, aber schon total auf Touristen eingestellt, das heißt man wird an allen Ständen angesprochen, doch von diesem und jenem und möglichst recht schnell und viel zu kaufen, Fotos seien nicht so erwünscht. Richtiger Trubel herrscht nur hinter dem Basar, wo auch noch einmal Obst und Gemüse verkauft wird, der Parkplatz ist eher ein Museum für Autos aus Sowjetzeiten, die mit Kisten und Kartoffeln vollgeladen werden.

Noch einmal mache ich mich wieder auf den Weg zum Flughafen wieder ohne Erfolg und wieder nur mit dem Versprechen, Moskau noch einmal anzufaxen und mich innerhalb der nächsten Stunde zurück zu rufen und wieder passiert nichts. Zurück in der Kühle des Hotels machen wir dann eine Krisensitzung, ich empfehle Doro, Monika und Rüdiger, morgen in aller Frühe ohne mich zu starten. ich würde mir morgen (am Montag) dann irgendwo ein schnelles Internet besorgen und versuchen die verantwortlichen von der Airline direkt an den Apparat zu bekommen und im besten Falle zu ihnen aufzuschließen.

Die Warterei zermürbt und es kommt natürlich keine Rückmeldung vom Flughafen, so beschließen wir dann, wenigstens noch einmal zusammen zum Abendessen zu gehen. Auch hier in Samarkand ist die Auswahl nicht so riesig, hauptsächlich Rind und Hammel auf dem Grill, dazu Gurken und Tomatensalat, frisches Brot und Kefir. Für den Pamir Highway prophezeie ich den anderen wenig Änderung, außer dass dann das Brot nicht immer frisch und Tomaten und Gurken entfallen würden.

In der Abenddämmerung kommen wir dann zurück zum Hotel, als wir in unsere Gasse einbiegen hält neben uns ein Lada mit quietschenden Bremsen , im Kofferraum ein Fahrradkarton, mein Fahrradkarton. Was für eine Überraschung. Der Karton ist von außen völlig in Ordnung und komplett mit Klebeband zugeklebt, da hatte ich in Berlin fast zwei Stunden investiert. Die beiden Beamten ließen sich nicht noch zu einem Freudenbier überreden, sondern sammelten schnell den Gepäckabschnitt ein und ließen sich den Empfang quittieren und verabschiedeten sich.

Beim Auspacken dann eine Mischung aus Freude und Ärger, der Karton war schon geöffnet worden und ein paar Sachen fehlen, einmal die 25 Fertiggerichte für die kargen Etappen in den Bergen, dann mein Innenschlafsack und ein paar kleine Sachen. Auch war das Fahrrad schon herausgenommen und komplett montiert und wieder auseinandergenommen worden. Die von mir wegen des Fluges entlüfteten Reifen waren voll aufgepumpt, ein Feststellhebel an der Luftpumpe abgebrochen. Die Schnellspannachsen waren nicht mehr am Rahmen festgetapt, sondern in der Werkzeugtasche, ebenso wie die Pedale. Kocher, Zelt und Schlafsack hatte sich auch irgendjemand schon näher angesehen und ausprobiert.

Doch bis auf den Innenschlafsack und die Suppen fehlt nichts und ich kann mein Rad montieren, gegen 22 Uhr bin ich damit glücklich und fertig, so können wir morgen sehr, sehr zeitig starten, um der Mittagshitze zu entgehen. Noch einen Tag wegen der kleine Verluste zu verschwenden kommt nicht in Frage, allerdings liegt die Vermutung nahe, dass mein Rad wohl doch nicht in St. Petersburg gestanden hat, sondern hier in Buchara eine neuen Besitzer gefunden hatte. vermutlich musste dieser dann aber doch aufgeben, weil ich in den letzten zwei Tagen auf dem Flugplatz doch recht viel Stress gemacht habe. Die Wahrheit kennt wohl nur Allah und da dabei werde ich es ohne weiter Anfragen belassen.

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