3. Tag: Donnerstag, der 6. Juni 2013

Abwarten und Tee trinken

nächster  gepäckfreier Tag in Buchara, Stadtspaziergänge und Teehaus am Basar, wieder sonnig bei 30 Grad

Vom Flughafen haben wir noch nichts gehört, ein Anruf bestätigt wenigstens, dass unser Gepäck nun (irgendwann) nach Samarkand geschickt wird und nicht mehr hierher. Wir werden also wohl aus unserer Fahrradtour nun am Anfang doch etwas anderes machen müssen, deshalb brechen wir heute nicht in die Altstadt auf, sondern ins moderne Buchara. Der Weg ist nicht so weit, dass wir ein Taxi brauchen und zu Fuß hat man eher mehr Gelegenheit, die Stadt etwas kennen zu lernen, auch wenn es schon 9 Uhr morgens wieder schön heiß ist.

Entlang der Hauptstraße reihen sich jede Menge mit Läden und wir finden in der Nähe eines zweiten Basares dann auch einen kleine Shop, der Bahnfahrkarten verkauft, für den nächsten Tag gibt es leider nix mehr, aber wir können dann am übernächsten Tag mit dem Zug nach Samarkand.

Wir schlendern dann wieder über den Basar, vorbei an Obstständen und Gemüse und an den vielen Gewürzständen. Es ist eine wahre Freude, die Leute hier zu beobachten und ein wenig zu kommunizieren. Kaum hat man einmal den Bann gebrochen, wollen plötzlich alle fotografiert werden und alle Seiten haben ihren Spaß. Goldzähne bekommen wir also wieder mehr als reichlich zu sehen.

Aus einem Lehmofen werden gerade gebackene gefüllte Teigtaschen herausgenommen und frisch serviert, wir genehmigen uns ein paar von den leckeren Teilchen, dazu gibt es grünen Tee, der bei der Hitze gut erfrischt. Leider entdecken wir erst beim Gehen, dass die nächste Teestube auch Plov, das usbekische Nationalgericht, aus gedünstetem Reis, Karotte, Knoblauch, Rosinen, Hammelfleisch und Gewürzen bestehend, anbietet. Wir sind aber schon von den Teigtaschen voll, aber wir beschließen dann, hier morgen zu Mittag einzukehren.

Auf dem Rückweg ins alte Zentrum suchen wir zwischen ein paar Häuserzeilen die Madrasa Chahor Minor, nicht der größte Bau in der Stadt, aber mit ihren vier blau gefliesten Minaretten auf engstem Raum für mich das schönste Gebäude in der Stadt, leider ist das Tor allerdings verschlossen. Dafür bekommen wir gegenüber im Schatten von der Familie des Souvenirverkäufers eine Kanne Tee angeboten und lassen uns im Schatten niederHier hängt auch ein Foto aus den fünfziger Jahren, die vier Minarette waren nicht  blau gefliest und oben auf jedem Turm gab es ein großes Storchennest.

 Wie schon mehrfach, erzählen uns dann die Leute, wer aus der Familie schon einmal in Deutschland war. Natürlich nicht  aus touristischen Zwecken, aber in der DDR hat wohl die Hälfte aller usbekischen Männer zwei Jahre Dienst in der Roten Armee schieben müssen, so scheint es uns jedenfalls.

Die Stadt lebt natürlich auch vom Tourismus und so haben sich auch die traditionellen Handwerke darauf ausgerichtet. Man kann sich hier tolle Seidenteppiche mitnehmen oder weben lassen, geschwungene Dolche mit Damast klinge erwerben. An den Gewürzständen werden Zimt, Anis und Kreuzkümmel in Flaschenkürbisse verpackt und an den Touri gebracht und auch ansonsten gäbe es jede Menge netter Dinge, wie Pelzmützen und Seidenschals zu erwerben, aber wir haben ja zu einen eine anstrengende Radtour vor uns und zum anderen bis zum heutigen Tag nicht einmal einen Koffer oder eine Tasche, die dümpeln wohl weiterhin in St. Petersburg oder in Samarkand vor sich hin. Wir ziehen daher eine gemütliche Teestube vor und versuchen uns mit Kaffees und Tees mit Gewürzen. Die Mischungen sind erstaunlich und erstaunlich gut, wie Kaffee mit Kardamom und Zimt oder Gewürztee aus Ingwer, Zimt, Kardamom, Nelken und schwarzem Pfeffer.

Für den heutigen Nachmittag nehmen wir uns dann den Ark vor, das war der festungsähnliche Bau am Rand des Zentrums und der ehemalige Sitze des Emirs. Im Inneren befinden sich neben ein paar Verwaltungsgebäuden ein paar kleine Museen, etwas angestaubt im Sowjetstil gehalten, mittelmäßig interessant und eher mäßig aufschlussreich. Es gab ein paar interessante Fotos aus dem alten Buchara, insbesondere  eines, das das alte Zentrum in einem recht zerstörten Zustand zeigt. Leider gab es keine Datierung und die mit ihren Handy beschäftigten Aufpasserinnen im Museum hatten auch keinen Schimmer, wie das Foto einzuordnen sei.

Wenn man gerade aus dem spätwinterlichen Deutschland  gekommen ist, ballert die Sonne doch recht ordentlich und so suchen wir dann etwas Schatten in einer Teestube im Park gegenüber der alten Festung. Die Speisekarte in Usbekistan ist auch noch gewöhnungsbedürftige, denn hier steht vor allem viel Fleisch drauf. Am liebsten mögen die Usbeken ihren Hammel oder ihr Rindviehgegrillt, als Schaschlik, oder einfach als Fleischberg auf dem Teller oder in einer Suppe mit Kartoffeln und Karotten. Dazu findet man dann einen Tomaten-Gurkensalat und zu allem gibt es frisches Fladenbrot, das hier Liepioschka heißt . Recht lecker sind dazu sind auch eine Art Quark oder Kefir, aber Hauptbestandteil der Speisen bleibt das viele fette Fleisch und ich hoffe nur, dass das mein Magen vier Wochen lang mitmacht.

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