42. Tag: Sonntag, der 9. September 2012

Der schwule Mönch vom Südbergkloster

Ruhetag in Wutaishan, Besichtigung zweier Klöster bei sonnigen 25 Grad

Martina und Wolfgang waren mit ihrem Hotelzimmer im „Roten Oktober“ nicht zufrieden, so dass wir am Morgen in ein Nachbarhotel umziehen. Die Preise im Ort und der Service, der dahinter stehen sind einfach unverschämt. „Roter Oktober“ hatte ich das Hotel im letzten Jahr getauft, weil alles auf Massenabfertigung hinaus lief, da waren aber die Zimmer noch einigermaßen in Ordnung, in diesem Jahr musste man die Handtücher reklamieren, der Fußboden war keimig und das Hotel hat in dem einen Jahr unter dem chinesischen Wochenendreisenden ordentlich gelitten. Die Dame an der Rezeption hat keinerlei Verständnis für die Beschwerden. Gestern Abend war es einfach zu spät und zu kalt, um noch etwas ändern zu können. Nebenan sieht es dagegen etwas besser aus und schon um 10 Uhr ist der Wechsel geglückt und wir können auf unseren Spaziergang gehen. Gleich über dem Tal erhebt sich das Kloster in den Südbergen. Das ist ein Tempelkomplex aus der Yuan Dynastie, der über sieben Stufen ausgebaut wurde. Der relativ lange Aufstieg hat den Vorteil, dass kaum Chinesen den Weg hinauf finden wollen, die sind schließlich zur Erholung hier. So haben wir unsere Ruhe, als wir durch das alte Gemäuer streichen. Beim näheren Hinsehen ist natürlich auch kaum etwas noch aus dem 14 Jahrhundert erhalten, es wurde in den folgenden Dynastien kräftig an und umgebaut, der unterste Komplex gar ist gerade einmal 100 Jahre alt und stammt aus der Republikzeit, doch dies tut der Schönheit der Anlage keinen Abbruch, zeigt aber, wie man in China gerne mit der Geschichte umgeht. Das Kloster ist wieder einmal der Guanyin gewidmet und es finden sich einige sehr schöne Figuren hier, einmal in Marmor gehauen und auch der Buddha in der Haupthalle trägt Gesichtszüge, wie sie in der frühen Qingdynastie üblich waren. In einem Nebenhof empfängt uns ein freundlicher Mönch, der einfach alles wissen will, woher wir kommen und was wir machen, was wir verdienen. Schnell ist er dann sogar bei der Schuhgröße und bestaunt meine „Teva“-Streifen an den Füßen, auch scheint ihn die Behaarung meiner Arme zu interessieren, jedenfalls zupft er sehr interessiert daran herum, als wir dann gehen wollen bekommen wir noch einen Apfel geschenkt und der Mönch kann sich nicht erwehren, blitzschnell noch einmal mein T-Shirt anzulupfen, um zu sehen, ob das auf der Brust auch ein solcher Wildwuchs wie an den Armen ist. Lachend suche ich dann das Weite, bevor er mir noch seine Pritsche im Kloster zum Kuscheln anbieten kann. Vielleicht sollte ich lieber mal ein Nonnenkloster ansehen.

Von den obersten beiden Ebenen hat man eine grandiose Aussicht über das ganze Tal und die angenehm grüne Bergwelt rundherum. Unten in der Talsohle wächst rasant die touristische Struktur, hier in Wutaishan war ich schon vor 15 Jahren, da bestand der Ort nur aus ein paar wenigen schäbigen Familienherbergen und ein paar Restaurants. Allerdings kann ich mich noch daran erinnern, dass auch damals schon alles recht teuer war.

Unten wieder angekommen trinken wir ein Bier und steigen in den Shuttlebus in den oberen teil des Ortes, dort befinden sich weitere Klöster. Einstmals gab es hier 150 Klöster weit in den Bergen verstreut, heute sind noch oder wieder 47 aktiv. Vor allem am Wochenende werden hunderttausend Touristen aus Datong und Taiyuan herangefahren, vor allem Chinesen, die ihre Religiosität, zumindest für ein Wochenende, wiederentdecken wollen und davon lebt die ganze Region.

Da das Shuxiang Kloster direkt an der Straße liegt, ist der Andrang entsprechend gut. Guten Absatz bringen die Räucherstäbchen, die von den Pilgern und Pseudopilgern in rauhen Mengen in dem riesigen Brennofen angezündet werden. Im Vorhof des Kloster ist es vor Qualm kaum auszuhalten und mir fällt dazu spontan der Titel für ein Kurzgeschichte oder ein Gedicht im chinesischen Stil ein: „Wie die Rauchschwaden die Götter aus dem Himmel vertrieben“.

Hier im Kloster macht es eher Spaß, dem Treiben der Chinesen zuzusehen, andächtige Ruhe kann man hier eher nicht finden. Am Nachmittag geht es dann im Shuttlebus wieder zurück und es bleibt noch Zeit für ein Schläfchen, bevor wir uns zum Abendessen aufmachen.

Es ist nicht schwierig hier ein Restaurant zu finden, es gibt sie in ganzen Straßenzügen, schwierig ist es nur ein gutes zu finden. Gestern Abend in der zweiten Reihe war das Essen nur mäßig gut, also probieren wir es heute in der ersten Reihe. Der Feuertopf ist nicht ganz übel, aber im Vergleich zu anderen Gegenden wesentlich teuerer und es gab nur Plastikgeschirr, lediglich mit leichtem Aufwand war es möglich ein „gläsernes“ Glas fürs Bier zu bekommen.

 

2 Reaktionen zu “42. Tag: Sonntag, der 9. September 2012”

  1. Edith

    SUUUPER …… die Bilder sind wieder da ! THANKS !!!

  2. tom

    U are welcome! Me happy too :)

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