26. Tag: Donnerstag, der 20. Oktober 2011

Zurück ins Land der Hui

104 Kilometer von Xiahe nach Linxia, nur 100 hm hoch, dafür 936 hm runter, halbsonnige 5 bis 17 Grad

Heute verlassen wir nun leider die tibetisch geprägten Regionen der Provinz Gansu und kommen zurück ins Land der Hui Minorität. Dorthin führt uns dann ein langer, nicht all zu steiler Ritt nach unten durch ein mal mehr oder weniger weites Tal. Und gerade weil das Wetter nicht zu schön ist und die Nebel sich aus den Niederungen nur langsam auflösen, sind die Sichten auf die rundum liegenden Berge noch schöner. Zwar gibt es keine Schnee bedeckten Gipfel mehr, aber die im Nebel liegenden Felsen und Gipfel sind auch rech imposant. Auf den ersten 20 Kilometern liegen dann noch zwei tibetische Klöster und ab und zu sieht man noch einen Stupa oder in den Dörfern über den Häusern eine tibetische Fahne wehen, dann kommt ein über die Staße gebauter Torbogen und die Autonomische Tibetische Region liegt hinter uns.

Ein wenig später öffnte sich dann das Tal und eine weite fruchtbare Ebene liegt vor uns, mit vielen kleinen Dörfern. Die bauern holen gerade die Maiskolben von den feldern. Das geschieht hier nicht,  wenn die Pflanzen noch grün und die Kolben saftig sind, sondern die Bauern nutzen die trockenen Tage im Oktober, die gelben Kolben noch am Stengel vortrocknen zu lassen. Dann werden sie erst geerntet und kommen zum weiteren trockenen auf die Dächer oder auf die Tenne. Auch werden sie in dicken Trauben an Bäume gehängt, wenn der Platz nicht ausreicht oder an einer Häuserwand gestapelt.

Überall aus dem Dunst ragen heute Minarette der Moscheen. „Qing Zhen“ heißt der Islam auf Chinesisch, „Grüne Wahrheit“ bedeutet es und ensprechend sind viele der spitz aufragenden Türmchen auch in Grün gehalten. Oder aber in Gold und prächtig und protzig wie ein Tempeldach.

Auf den Märkten findet man deshalb natürlich auch keine augehängten Schweinehälften mehr, sondern lange Reihen von abgehäuteten Schafen, die hier abhängen und zum Verkauf angeboten werden. Ebenso in den Restaurants findet man natürlich hauptsächlich Rind und Hammel auf der Karte und die Moslems ziehen ebenso eine Portion Nudeln einer Schale Reis vor.

Schon am frühen Nachmittag fahren wir in Linxia ein und so bleibt zeit für einen langen Spaziergang durchs Zentrumn der Stadt und einen Bummel über den belebten Markt. Hier werden wir dann von der Straße weggefangen, von der 13 jährigenTochter eines Antiqitätenhändlers. Was erst wie eine Verkausshow begann, endete aber dann in einer Einladung zum Tee trinken. Aus dem kleinen Verkaufsraum werden wir nach hinten ins Wohnhaus geführt. Dort ist es groß hell und modern und in den Schränken sind antike Kunstwerke ausgestellt. Ohne Angst wird die Vase aus der Song Dynastie aus dem Regal geholt und einmal herum gereicht, mit etwas zitternden händen bin ich schnell bemüht das 1000 Jahre alte wunderschöne Keramikgefäß wieder dem Besitzer in die Hand zu drücken, weniger Scheu habe ich bei dem Spiegel aus noch älteren Zeiten, eine blank polierte Messingplatte ohne Glas. Wir schlürfen unseren „Ba Bao Cha“ einen Tee, der ausnahmsweise in China auch Zucker enthält, sowie verschiedenen getrocknete Früchte und bei Touristen immer gut ankommt, nicht nur wegen des geschmacks, sondern wegen der optisch schönen Präsentation in einer kleinen Deckeltasse in der oben dann eine getrocknete Frucht namens „Drachenauge“ schwimmt.

„Die zur Familie der Seifenbaumgewächse (Sapindaceae) gehörende Longan sind enge Verwandte der Litschi und gedeihen auf bis zu 20 m hohen, immergrünen Bäumen mit sehr dichten Kronen. Die 30 – 50 cm langen Blütenstände erscheinen auf den jungen Trieben und tragen kleine, gelbliche bis bräunliche Blüten. Auch die Frucht ist der Litschi sehr ähnlich, jedoch etwas kleiner und mit glatterer Oberfläche. Die Schale ist sehr brüchig, sie lässt sich meist einfach aufknacken. Das Fruchtfleisch ist elfenbeinfarben, weiß oder rosa und Samenkern hin dunkler gefärbt.“

Zum Abschluss werden wir noch im ganzen Haus herum geführt und bewundern die moderne Einbauküche, wo die Frau des Hauses gerade den Nudelteig fürs Abendessen knetet. Im Hof stehen überall gut gepflegte Bonsais und die Granatäpfel am schon wintertrockenen baum sorgen für zusätzliche Akzente.

Zum Abendessen gehen wir heute einfach nur über die Straße, dort befindet sich ein kleiner Nachtmarkt mit zahlreichen Grillständen. Da die Grillstände auch von Moselms betrieben werden gibt es dort natürlich keinen Alkohol, das Bier wird dafür drei Stände weiter verkauft und man kann es natürlich auch am Moslemstand trinken, zu den scharf mit Chili abgewürzten Fleischspießchen ist das einfach notwendig. Das Ganze ist sehr lecker, nur die Vegetarier haben etwas zu leiden, denn für die bleibt nur wieder eine Nudelsuppe und gegrilltes Brot.

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