131 Tag: Mittwoch der 24. August 2011

Reich der Mitte – Kulturschock

15 chaotische Kilometer über die Grenze nach Erlian, Kulturschock in der aufgeputzten chinesischen Kleinstadt mit modernen Häusern, etwas Grün dazwischen und quirligem Händlerleben, grandioses chinesisches Abendessen

Heute Morgen heißt es noch einmal Abschied zu nehmen von unserem mongolischen Begleitteam und wir sind alle ein wenig traurig. Außerdem müssen wir in den Bus steigen, denn die Grenze darf idiotischerweise nur mit einem Fahrzeug überwunden werden. Wenig später lernen wir, dass diese Regelung nur dazu dient, einer ganzen Region zu Lohn und Brot zu verhelfen, es ist eine riesige ABM Maßnahme. Schon vor der grenze stauen sich Stoßstange an Stoßstange Jeeps russischer Bauart, gnadenlos mit Leuten voll gestopft und warten, dass an der Grenze etwas passiert. Die Jeepfahrer haben eine Genehmigung, nach Erlian auf der anderen Seite zu fahren und verdienen gut daran, die Passagiere in beide Richtunge zu kutschieren. Vor dem Grenzvorposten sammeln sich dann an die 100 Jeeps, eine Hand voll Busse und 50 LKW und alle wollen nach China. Aller 20 Minuten wird das Tor geöffnet und es dürfen 3 LKW, ein Bus und 10 Jeeps passieren, dann passiert wieder 20 Minuten nichts. Je näher man an den Grenzposten wird, umso größer wird das Gedränge. An der mongolischen Grenzanlage müssen alle aussteigen, theoretisch soll alles Gepäck mitgenommen werden, aber wir lassen die Räder und die schweren Koffer im Bus und stürzen uns ins Gedränge. Zwar ist eine Grenzangestellte bemüht, die Reihen zu bündeln und zu sortieren, aber das misslingt und es wird gedrängelt, was das Zeug hält. Um heute noch auf die andere Seite zu kommen, versuchen wir „dicht“ zu machen und keinen mehr vorbei drängeln zu lassen, das gelingt auch ganz gut, bis es fast zu Hangreiflichkeiten kommt. Ein fetter Mongole versucht es besonders dreist von allen Seiten und ich muss mein bösestes Gesicht aufsetzen und die Ellenbogen einsetzen, um ihn nicht vorbeizulassen. Der ist so sauer, dass er dann meine Taschen mit Tritten malätriert. Die herbeigeeilte Beamtin entreißt ihm seinen Pass und der Mann beginnt die Dame zu schubsen und zu stoßen und mit roher Gewalt seinen Pass zurück zu bekommen, aber die Gerechtigkeit siegt und der Mann muss ohne Pass wieder abdrehen. Für die Aktion mit dem Grenzposten wäre er auf einem deutschen Grenzposten erst einmal arrestiert worden. Dann geht alles weitere bei den Mongolen reibungslos und endlich nach vier Stunden haben wir die Mongolei verlassen und stehen im Niemandsland.

Dort herrscht dann Krieg. Krieg auf der Straße, die sich auf eine Spur verengt und nun wird klar, warum die alten Russjeeps so verbeult und Stoßstange an Stoßstange stehen. Jede noch so kleine Lücke ist um kämpft und es wird gnadenlos in die Warteschlange gestoßen, das die bremslichter splittern. Hier müssen wir wieder fast zwei Stunden warten und haben unseren Spaß beim beobachten der Straßenschlacht. Einmal gehen zwei mongolische Fahrer dann sogar mit einer Eisenstange aufeinander los.

Doch dann sind wir irgendwann durch das Tor und damit auf chinesischem Boden und alles ändert sich. Im Grenzposten viele Warteschlangen in einem modernen Gebäude und es geht gut sortiert und freundlich ins reich der Mitte.

Wir treffen auf der anderen Seite Xiao Pang, unseren neuen Fahrer mit einem Kleinbus und laden die Räder auf die Straße und das Gepäck ins Fahrzeug und rollen die letzten drei Kilometer bis zum Zentrum ins Hotel.

Welcher Unterschied! Die Hauptstraße vierspurig und asphaltiert. Am Straßenrand Gras und Bäume und Blumen, moderne Häuser und Laden an Laden. Auf den Straßen Taxis, Radfahrer und Elekto-Radfahrer, es ist ein wenig, als ob wir einen anderen Planeten betreten haben.

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