90. Tag: Donnerstag, der 14. Juli 2011

Der stille Chinamann

93 Kilometer von Almazui nach Nischne Udinsk, angenehmes Radeln am Morgen, dann Hitze, Berge und Baustelle, 541 heiße Höhenmeter bei bis 32 Grad, nachmittags Schlaforgie

Pünktlich 6 Uhr sind wir aus den Zimmern im Stundenhotel, die Betten waren recht ordentlich, die Dusche auch am Morgen heiß und so hoffen wir auf einen guten Start. der verzögert sich ein wenig, da es in der Stolowaja ewig dauert, bis der Instant Kaffe aufgegossen und das Essen in der Mikrowelle warm gemacht wurde, aber 7.30 Uhr ist immer noch zeitig genug.

Die ersten 10 Kilometer kommen wir in der Morgenkühle gut voran, dann beginnt wieder die Totalbaustelle. Wieder ist alles weggerissen und die Trucks und wir holpern 9 Kilometer über übelste Staubpiste. Als dann die Berge beginnen haben wir Glück, die Straße ist schon geteert, aber die Arbeiten an der Piste sind noch nicht beendet. So müssen die Autos weiter durch den Dreck, aber wir können die Räder über die Barriere aus Dreck und Sand hieven und haben die neue Straße für uns alleine. Das ist auch gut so, denn es geht ordentlich nach oben bis auf 555 meter Höhe. Das ist der bisher höchste Punkt der Tour, doch auch das wird sich in den nächsten Tagen noch ändern.

Lange Strecken geht es direkt an der Transsib Strecke entlang, dort ist der Zugverkehr auch recht dicht, fast alle 5 bis 10 Minuten rausche ein Zug in irgendeine Richtung durch, zwei Zugmaschinen und bis zu 60 Waggons, mit Öl, mit Containern oder heute auch mal mit Kampfpanzern.

Die Piste hat zeit gekostet und oben beginnt es dann wieder richtig heiß zu werden und wir erreichen wohl heute wieder die 30 Grad Marke. oben stehen ein paar Straßenhändler und verkaufen Kräuter und Pinienkerne. Daneben brummt ein Samowar und es gibt Kaffee. Wir genehmigen uns eine Tasse und dann beginnt der heiße Abschnitt des Tages. Die Berge und die Hitze bleiben uns erhalten und auch die Baustellen. zwar gibt es nicht mehr die Totalbaustellen, aber es wird überall gestückelt. So wechseln Klebeasphalt mit guten Stücken und löchriger sowjetischer Straße. Jackie stöhnt unter der Hitze und Barbara an den Bergen. Auch unser „Freunde“, die bremsen sind wieder da, aber mit der Chemokeule lassen sie sich wenigsten für zwei Stunden niederhalten. Ich finde das Wetter gar nicht sooo heiß zum fahren, denn es weht ein leichtes Lüftchen von vorn und so lange man auf dem rad sitzt und strampelt geht es, unangenehm wird es nur beim Anhalten. Bis zu den vietnamesischen Temperaturverhältnissen, die aus dem letzten Jahr kenne, fehlen immerhin noch knappe 10 Grad.

Der zeitige Aufbruch hat sich gelohnt und gegen 14 Uhr taucht Nischne Udinsk auf. das Hotel ist ok und so beschließen wir endgültig den Ruhetag für morgen. Das Bezahlen mit Karte wird zum Abenteuer für alle Beteiligte. Die kommandierende Matrone am Empfang, die mit allen Gästen nur im Befehlston spricht, ist wenigstens bemüht. nach einem Anruf erscheint ein Mann von der Bank nebenan und erklärt, wie das Zahlgerät funktioniert. Auch das Wifi funktioniert, allerdings steht kein Internet dahinter, vermutlich läuft nur der Empfänger und der Computer dahinter ist nicht eingeschaltet, damit ist aber der weibliche „Generalissimus“ überfordert und so werden wir ohne Anbindung zur Welt bis Irkutsk bleiben.

Die Stolowaja im zweiten Stock hat noch eine Überraschung zu bieten: Kartoffelpuffer, also mein absolutes Lieblingsessen und danach ist viel Zeit zum Schlafen.

Am Abend machen wir noch einen Bummel durch die stadt und versuchen ein Lokal fürs Abendessen zu finden. Die Gehwege und Straßen sind ungepflegt und es dominiert der Verfall. Irgend etwas Schönes sucht man vergeblich in der Stadt, dabei plätschert ein sauberes Flüsschen fast durchs Zentrum, aber an der ehemaligen kurzen Promenade nur leere Flaschen und Müll. Bei der Suche nach dem einzigen Lokal lernen wir die gesamte Stadt kennen und finden es dann um drei Ecken. „Venezia“ heißt es und die Speisekarte ist mehr als kryptisch, mein Gott was sind das für Namen für die Gerichte. Ich frage die Kellnerin und die gibt die einzig logische Antwort, das sei Chinesisch! In der Küche sei sogar ein richtiger Chinese…..und schwups bin ich auch schon auf dem Weg in die Küche. Im hintersten Raum finde ich dann auch einen kleinen Chinesen beim Knoblauch schälen, der ist mehr als erstaunt jemanden zu treffen, der seine Sprache kann. Die Bestellung ist dann ein Kinderspiel und der kleine Chinamann mehr als glücklich chinesisch chinesisch kochen zu dürfen, ganz ohne Mayonaise! Das Abendessen ist dann ein Genuss, Sichuan Hühnchen und scharfes Schweinefleisch und Aubergine und Baumpilze mit Ei und einen Pekinger Gurkensalat, alles mehr als lecker. Unschön ist nur, dass sich die träge Bedienung einen Serviceaufschlag von 400 Rubeln auf die Rechnung schreibt, dass sei für das Gedeck im Lokal. Doch der gute Geschmack stimmt uns gütig und so machen wir nur ein paar Witze drüber und schlendern zurück ins Hotel.

In den Zimmern ist es leider sehr warm und durch das Fenster strömen die beißenden Insekten nur so herein, aber trotz dews Mittagsschlafes schlafe ich doch recht schnell ein und träume von mehr chinesischen Gerichten.

3 Reaktionen zu “90. Tag: Donnerstag, der 14. Juli 2011”

  1. Edith

    Damit wir alle was davon haben ………. kannst du uns bitte sagen, WIE dieser Pekinger Gurkensalat gemacht wird !?!?!? Er war dermassen gut … ich weiß nur, sehr viel Knoblauch …… aber weiter ??????
    Biiiiiiitttttteeeeeee … du kannst das sicher auch !!!

  2. tom

    kein problem!拍黄瓜, Pai Huang Gua heißt der Salat! Am besten gehen Schlangengurken, die müssen mit dem Hackmesser mit der flachen Seite etwas geklopft werden, dann in Stücke schneiden, viel Knoblauch dazu, im Norden nehmen sie einen weißen Essig, im Süden einen dunklen Essig und auch noch viel Chili, das ist eigentlich schon alles, der Chinese würde noch Glutamat draufstreuen, Salz tut es auch, an Kräutern passt frühlingszwiebel und koriander, der eigentliche trick ist das mit dem „weichklopfen“ der gurke!

  3. Edith

    Aha ….. weichklopfen !!!
    Auf Glutamat wäre ich nie gekommen, deshalb …!!! Na dann probier ich`s halt mal …..
    Dankeschön !

Einen Kommentar schreiben