24. Tag: Sonntag, der 20. Februar 2011

Wo der Kaffee wächst

78 km von Ea Drang nach Buon Ma Thuot, wieder hügelig bis zum Umfallen und 35 Grad heiß, aber frischer Wind aus allen Richtungen, 717 Höhenmeter

Auf dem Markt gibt es frische Baguette mit Ei und Salat und Soße, davon drei Stück sind eine gute Basis für einen harten Tag und es geht auch gleich wieder gut los, erst einmal geht es fast 8 km pausenlos leicht nach oben, die berge wollen und wollen kein Ende nehmen. Meine karte weist die höchste Erhebung mit 709 Metern aus, aber die Straße windet sich schon bis auf knapp 800 Meter hoch, ein topographisches Wunder.

Wieder ist der Verkehr recht übel und die Straße schwankt zwischen gut und mittelmäßig löchrig, aber der Verkehr ist vor allem am Morgen unbarmherzig. Wieder gibt es auf der Straße die vielen Unfallzeichnungen und ich trage auch wieder meinen Helm. Besonders brutal wird es, wenn im Gegenverkehr zwei Brummis oder Busse Überholmanöver starten, die Mopeds auf der Gegenspur werden laut hupend weggeblasen und verkrümeln sich auf den Seitenstreifen, anfangs haben wir das auch getan, aber manchmal ist der Absatz 10 cm hoch und da kann man nicht einfach runterghüpfen. Deshalb die neue Taktik. Schon wenn der Bus im Gegenverkehr zum Überholen ansetzt, ziehe ich in die Mitte meiner Spur und der Brummi bricht dann den Überholvorgang ab und gibt die Spur wieder frei. Zumindest fast immer, gestern stand ich dann am Berge einem Kleinbus gegenüber, der Bus stand dann auch und der Fahrer war so verdattert, das er gleich noch den Motor abwürgte, aber manchmal, vor allem bei den ganz großen Trucks ist es wirklich besser, den Kampf nicht zu wagen, sonst enden wir wirklich noch als Kreidezeichnung auf dem Asphalt.

Den vietnamesichen Kaffee habe ich ja schon mehrfach hoch gelobt und wir machen auch drei oder vier nette Kaffeepausen am Tag. man bekommt ja immer nur eine kleine Tasse voll, so viel wie ein Espresso, aber mit süßer Kondensmilch. Hier im Süden dann mit Eiswürfeln als Kaltgetränk. Es hat eine unglaubliches Aroma mit Noten von Vanille und Zimt und kakao und die Brühe ist fast dickflüssig und braucht manchmal 10 Minuten, um durch die Filter zu tropfen.

Gestern und vorgestern gab es schon die ersten kleine Kaffeeplantagen, aber heute, in der Region um Buon Ma Thuot gibt es schier unendliche Plantagen, einige davon stehen in voller Blüte und man kann einen Duft fast wie jasmin bis auf die Straße wahrnehmen. Die Plantagen wurden in den 80er Jahren auch unter Mithilfe der DDR angelegt und liefern seit den 90er Jahren volle Erträge. Exportiert werden die gängeigen Sorten wie Arabica, die aromatischen Sorten bleiben auf dem einheimischen Markt. Warum davon so gut wie nix bis nach Europa vorgedrungen ist, ist kaum nachzuvollziehen, aber ich denke, auch das wird sich in 10 Jahren geändert haben. machen wir uns auif eine vietnamesische Kaffeerevolution gefasst – und diese wird lecker!

Nachdem wir 50 km wieder unendlich lange Hügel hinter uns gebracht und fleißig Höhenmeter gesammelt haben, geht es fast 10 Kilometer vom Rückenwind noch angetrieben eine lange leichte Abfahrt hinunter zum Zielort. Wir finden gleich ein Hotel, das uns einigermaßen zusagt und brechen nach einer Stunde Pause in die Stadt auf.

Das Zentrum ist nicht groß, aber recht belebt, wir machen ein spätes Mittag mit Viet Nem, einer besonderen Art von Frühlingsrollen, am Tisch wird selbst gedreht, Bestandteile sind gegrilltes Fleisch, knusprige Teigstäbe, Gurken und viele Kräuter, die in Reispapier gewickelt werden, dazu kommt ein sauer-scharfer Dip.

Wir snacken uns weiter durch die Stadt mit fritierten bananen und einer Art Samosa, die mit Nudeln, Schweinehack und einem halben Wachtelei gefüllt sind, eine Straße weiter gibt es fritierte Bananen. Um die Ecke dann genießen wir an einer winzigen Bude wieder Kaffee und so brauchen wir kein Abendessen, außer einem Bier.

Zurück im Hotel lösen wir uns dann am Computer ab, das Netz ist recht schnell und ich kann auch den gestrigen tag noch nachschreiben. Draußen vor dem fenster windet es ordentlich, wie schon den ganzen Tag und es sind keine Sterne am Himmel zu sehen, vielleicht wird es morgen etwas kühler, auch wenn wir wieder nur einem kurzen Tag haben, nur 60 Kilometer, aber es wird weiter ordentlich bergig bleiben.

2 Reaktionen zu “24. Tag: Sonntag, der 20. Februar 2011”

  1. Edith

    DER KAFFEE hat`s ja echt in sich !!!
    Dank „DEINER LIEFERUNG“ weiß ich ja jetzt, wie er schmeckt …. sehr, sehr gut und irre stark !!!
    Bei 35° muss der Wind ja wie ein Fön sein ….. hitzemässig meine ich !!!
    Noch viel Spass ….. und gute Motivation
    lg

  2. yeuem

    Filter_Kaffee ist Zeit_Kaffee — kann auc schon mal 20 Minuten laufen
    ABER hast noch keine Katzen-Kaffee angeboten bekommen ???

    Viel zu sehen gibt s nicht in der Gegend, da muss man sich auch schon vorher genau was aussuchen. Die Action auf der „Autobahn“ , naja , aufpassen und das Risiko gut abschätzen, aber immer gefährlich. Im Norden auf der neuen QL 1A bei Bac Ninh gibts wohl einen Randstreifen der frei ist für Fahrräder und nebenan …
    http://www.panoramio.com/photo/46377782
    Auf der A 18 hab mal ähnliches gesehen mit Betonpfeiler-Abgrenzung, in Teilstrecken. Brummis und Busse nehmen wohl immer den Mittelstreifen.

    Schnelles Internet ??? HRM — wie schnell denn — DSL2000 oder 6000. TV via Internet gibts doch auch schon in VN, aber da kommt man wohl mit 6000 nicht hin denke ich.

    Topogr. Wunder, naja, vor 8 Jahren wollte mir eine Buchhändlerin in Ha Noi topogr. Karten 1:50ooo anbieten, für ganz Viet Nam und nur 180 USD – ärgere mich heut noch warum in so wenig mitgenommen habe.

    Nem – im Süden die Sommerrolle in kalter Form – lecker
    http://www.wdr.de/mediathek/html/regional/2010/09/17/servicezeit-essen-trinken-fruehlingsrollen.xml

    dann gehts wohl nun weiter Richtung Dalat, wo es Erdbeeren gibt …

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