12. Tag: Dienstag der 8. Februar 2011

Erste Bergerfahrungen

106 km von Vu Quang nach Quy Dat, erst auf dem HCM Pfad, dann auf kleiner Straße mit netten heftigen Anstiegen zum Schluss, 890 hm bei bis zu 30 Grad, natürlich sonnig

Heute schaffen wir es eine halbe Stunde eher unseren kleinen Retortenort zu verlassen, Nudeln und heißes Wasser für Kaffee bekommen wir im gleichen Lokal wie gestern Abend. Nach einem Kilometer biegen wir wieder auf den HCM Pfad und es gab wirklich nichts außer Neubauten und ein paar alten Hütten in der Stadt, die noch nicht einmal auf meiner GPS Karte eingezeichnet war. Auf dem HCM Highway können wir gleich am Anfang wieder gut Kilometer schaffen, es geht flach mit kleinen Hügeln mehr als zügig voran. Zwar gibt es rundherum wieder viel Landwirtschaft zu sehen, aber wenn man auf der großen Straße fährt, dann ist man einfach nicht mehr so mittendrin im vietnamesischen Landleben. Erst als wir parallel zur Eisenbahn fahren wird es wieder interessanter, die Schmalspurbahn verbindet auch den Norden und den Süden des Landes und die Fahrt mit der Bahn soll auch ein kleines Erlebnis sein.

Heute haben auch die Schulen wieder mit dem Unterricht begonnen und so begegnen wir unzähligen Schülern auf der Straße. Der erste große Schwung gegen Mittag, wenn sich alle auf den Heimweg machen.

Mittags gibt es kein Restaurant, aber wir finden einen kleinen Kiosk, den wir plündern, wir schröpfen den gesamten Vorrat an Wasser, Eistee und Red Bull und vernichten drei Packen trockene Kekse. Dann reicht die Kraft für die kleine Straße und auch für einen ersten kleinen Anstieg.

Erst in Dong Le bekommen wir eine warme Reismahlzeit. Vorher ging es hügelig durch ein wunderschönes recht einsames Tal. Hier wird dann auch wieder vorwiegend Mais angebaut und auch die „steinernen“ Häuser weichen nach und nach Holzhütten. Hier war auch lange keine Langnase mehr, umso größer ist die Aufmerksamkeit, die wir bei den Kids und den Erwachsenen genießen. Alte Leute sieht man sehr wenig und die wenigen, die wir treffen landen alle auf unseren Fotos. Die Bereitschaft, sich ablichten zu lassen ist unheimlich groß, die Jugendlichen und Kids wollen gerne fröhliche Faxenfotos, durch die alten Leute geht ein Ruck, der krumme Rücken strafft sich und ein ernstes Gesicht wird aufgesetzt.

Überhaupt hat Vietnam eine sehr junge Bevölkerung, ich wusste mal die Zahl, wie viel Prozent der Bevölkerung unter 25 Jahre alt ist, ich glaube es waren 60 oder 70 Prozent, da wir aber seit einer Woche ohne Internet sind, kann ich das nicht noch mal recherchieren.

Auf den letzten Kilometern geht es dann drei Mal kräftige Berglein hinauf und wir schaffen bis zum Abend fast 900 Höhenmeter und entsprechend müde und geschafft ist meine kleine Mannschaft, lediglich unser 73jähriger Heino strampelt alles emotionslos mit der gleichen Geschwindigkeit hinweg und sieht nach einem langen Tag noch frisch aus. Vielleicht beantwortet das die Frage meiner Mutter, wie lange ich denn den Job noch machen kann.

In Quy Dat gibt es ein einziges Hotel, eigentlich eine Kombination mit einem Restaurant, aber letzteres arbeitet im Moment nicht. Etwas mürrisch zeigt uns die Chefin die Zimmer und händigt die Schlüssel aus und obwohl der Laden nicht im allerbesten Zustand ist, gibt es keinen Rabatt auf den geforderten Preis von 200.000 Dong, das sind ungefähr 8 Euro. Klingt nicht zu teuer für ein Zimmer mit Bad, aber dafür gibt es keine frische Bettwäsche und die sanitären Anlagen funktionieren gerade einmal hinreichend. Heute gibt es in der Nachbarschaft ein Open Air Event und die Musik dröhnt laut und übersteuert, der Soundcheck dauert eine Stunde, in der immer der gleiche Titel dudelt.

Mit Ach und Krach finden wir das einzige Essenslokal im Ort und bekommen wieder eine fleischlastige Kost plus Rührei und Wasserspinatsuppe. Das zähe Hühnchen ist doppelt so teuer wie das Rindfleisch und das ist ein landesweites Phänomen, Huhn ist hier mit das teuerste Fleisch, wesentlich teurer als Rind, Hund, Ente oder Schwein.

Als wir zurückkommen wird dann Volksmusik, Popmusik und Oper aufgeführt, vor einem dutzend gelangweilter Jugendlicher auf ihren Mopeds. Glücklicherweise ist das Spektakel pünktlich um 21 Uhr zu Ende und es kehrt Ruhe im Ort ein. Nur noch die Mücken summen und ich fluche auf meinen Berater im Globetrotterladen in Berlin, der mir das bewährte „Anti-Brumm“ als zu gesundheitsschädigend ausredete, das empfohlenen „DEET“ lockt aber die Biester eher an und entsprechend unruhig ist meine Nacht.

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