9. Tag: Samstag, der 5. Februar 2011

73 km von Sam Son nach Yen Cat, 448 hm bei angenehmen 25 Grad und Sonne, erst am Meer entlang und dann hinauf zum Ho Chi Minh Pfad

Die Nacht war angenehm ruhig, erst um halb sieben beginnen die Lautsprtecher wieder zu plärren, Sinn haben diese Geräte keinen, denn alles ist dermaßen übersteuert, so dass die Musik nicht zu identifizieren und Sprache wohl auch für die Vietnamesen nicht zu verstehen ist. Der einzige Sinn ist wohl, das Volk zeitig aus dem Bett zu holen.

Am Strand bekommen wir Instantnudelsuppe und Kaffee und dann geht es auf einer winzigen Straße am Meer entlang. Auf dem Wasser sind einige Fischerboote unterwegs, aber die meisten Boote bleiben während der Feiertage im Hafen ein paar Kilometer hinter Sam Son. Die Strecke ist wunderschön, faktisch ein einziges langes Straßendorf und entsprechend rege ist das Leben. An jeder winzigen Ecke gibt es einen kleinen Markt mit Fisch und Gemüse und jetzt zu den Feiertagen noch ein paar Buden mit Luftballons oder kleine Stände an denen man beim Würfelspiel den Inhalt der roten Geldgeschenkbriefe verzocken kann, was vor allem auch die größeren Kinder und Jugendlichen tun. Der Rest der Dorfjugend ist wie in den letzten tagen hauptsächlich am Cruisen und donnert neugierig an uns mehrfach vorbei und alle rufen laut „Hello“ und „Whats your name“ und entschwinden, ohne die Antwort abzuwarten.

Thomas und ich kommen auf ein neues Wortspiel, wenn es die Situation ergibt, dann antworte ich: „Ich heiße Tomtom“ (bedeutet „Shrimps“) und Thomas fügt an: „Same, same.“

Heute müssen wir die A1 zum Glück nur überqueren uns stürzen uns dann auf schmalste Feldwege, wir versuchen noch eine Abkürzung und landen dann mehrfach fast im Wohnzimmer irgendeiner kleinen Hütte in den Resifeldern. Diese sind hier schon alle bestellt, wir sind also nicht mehr ganz in der gleichen Klimazone wie Hanoi und es wachsen auch überall Palmen am Wegesrand. Der Weg durch die winzigen Dörfer ist Spaß, seit den Amerikanern ( die hier nicht waren), dürften hier keine Ausländer vorbei gekommen sein und wir stellen uns vor, wie vielleicht im nächsten und in zwei Jahren, meinem GPS Track folgend, immer wieder Radler hier durchs Gelände kreuzen. Auf jeden fall werden wir mächtig bestaunt und nicht nur die Kinder laufen aus den Hütten zusammen. Die letzten hundert Meter bis zur Asphaltpiste geht es dann wirklich nur noch auf dem schmalen Damm eines Reisfeldes entlang und wir müssen die Räder über einen Wassergraben heben, aber so kommen wir in den Genuss eines Vietnams das man weder mit einer Pauschal- oder Studienreise noch als Backpacker sehen kann und das ist auch der Grund, warum meine 5 Mitstreiter hier radeln wollen.

Zum Mittag erreichen wir dann wieder ein größere gute Straße und ein größeres Dorf, aber die beiden „Restaurants“ haben wegen des Tet- Festes immer noch geschlossen. Auch der begriff Restaurant ist nicht richtig, denn es handelt sich um kleine Gaststuben in denen normalerweiser Reis mit ein wenig Fleisch und Gemüse verkauft wird. Auch sämtliche „Pho“ Nudelbuden haben noch zu. Im zweiten Lokal aber, entscheidet man sich dann, uns zum Essen einzuladen und schnell wird Reis, Fisch, kaltes Fleisch und Rührei aufgefahren. nach dem Tet-Fest ist es nicht egal, wen man zuerst empfängt oder als gast in seinem Business begrüßt, davon hängt das glück eines ganzen Jahres ab und ein deutsche Radlergruppe ist wohl ziemlich glücksverheißend. Wir lassen aber dann ein moralisches Geldgeschenk da und zahlen auch unsere Getränke und freuen uns über die Bekanntschaft der Wirtsfamilie. Wie schon auf der Athen-Beijing Reise ist Heino, mit seinen 72 Jahren der begehrteste Junggeselle und bekommt eine Overte von der 56 jährigen Inhaberin.

Die letzten 20 Kilometer geht es in die Berge und wir haben zwei mittlere Anstiege zu bestehen, bevor wir in Yen Cat einrollen. Hier erreichen wir dann auch den Ho Chi Minh Pfad, die legendäre Nachschubstraße des Vietcong während des Krieges. Heute ist es jedoch kein Pfad mehr, sondern eine gut ausgebaute Straße mit wenig Verkehr und diesem Weg werden wir bis in den Süden treu bleiben.

Auch in der Kleinstadt Yen Cat ist es noch still und ruhig und 80 Prozent der Läden verriegelt und verrammelt und auch die beiden Herbergen. Wir fangen schon langsam an, uns mit dem Gedanken anzufreunden noch 6o km weiter zu schwarten, worauf nach 75 Kilometern eigentlich niemand Lust hat, aber ich gehe noch einmal auf Erkundungsfahrt und ein Jugendlicher mit Moped bringt mich dann zum dritten und letzten Guesthouse im winzigen Städtchen und hier haben wir Glück. Begrüßt mit einem raubkopierten Schluck „Johnny Walker“ dürfen wir unsere einfache Zimmer beziehen, aber es gibt eine heiße Dusche um den Staub des Tages vom Körper und aus den Klamotten zu spülen. Zwei Stunden später radeln wir noch einmal ins Zentrum auf der Suche nach einer abendlichen Mahlzeit, es sieht wieder schlecht aus, nur ein Laden hat offen. Die Inhaberin stürzt aber heraus und fragt, ob wir Russisch sprechen. Armin strahlt im Glück, er hat 5 Jahre in der Sowjetunion studiert, und wir bekommen wiederum eine einfache, aber reichliche Mahlzeit aus Reis, Schweinefleisch und Eiern und ein paar Tomaten und so ist der Tag gerettet. Laut meiner Freundin (am Telefon) müssen wir nur noch über den morgigen tag kommen, dann laufen die Dinge im schönen Vietnamland wieder ihren gewohnt sozialistisch-marktwirtschaftlichen Gang, wir sehen also hoffnungsvoll der näheren Zukunft entgegen.

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