8. Tag: Donnerstag, der 4. Februar 2011

Staub und Verkehr bis ans Meer

99 km von Ninh Binh über Tan Hoa nach Sam Son, 270 hm auf teilweise staubiger Straße, viel Verkehr auf der A1, bei sehr warmen 26 Grad uns Sonne, leichter Gegenwind

Gegen 9 Uhr verlassen wir Ninh Binh, gestärkt mit Pfannkuchen und Spiegelei. Gleich in Ninh Binh biegen wir auf die kleinere Straße ab, die ich als angenehm ruhig kenne, doch nach dem Tet Fest tobt auch hier der Bär und es gibt ordentlichen Mopedverkehr. Dazu kommt, dass die Straße neu gemacht wird und so gibt es lange Stücken mit viel Staub. Einen ersten Stop machen wir an einem großen Soldatenfriedhof. Wenn es im modernen Vietnam oft so erscheint, dass der Vietnamkrieg aus den Gedanken verbannt wurde, stehen hier auf den Gräbern überall frische Blumen und es flattern hunderte kleiner Fähnchen. Von den Soldaten war kaum einer älter als 22 Jahre alt. Bedauerlich, dass unsere westliche Welt kaum Lehren aus dem Vietnamdebakel gezogen hat, heute geht es aber nicht mehr gegen die Gefahr des Kommunismus, sondern gegen die noch diffusere Bedrohung durch den Terrorismus.

Schon nach einer halben Stunde pellen wir uns aus unseren warmen Sachen, denn die Sonne scheint warm und es ist T-Shirtwetter in Nordvietnam. Noch liegen die Reisfelder links und rechts der Straße brach, aber überall werden die neuen Setzlinge herangezogen, entweder auf kleinen Feldern oder direkt am Straßenrand. Dort hat man eine Erdschicht von vielleicht 3 Zentimeter aufgetragen, die immer feucht gehalten wird. In diesem Schlamm sprießt dann die Reissaat. In ein paar Tagen dürfte dann das große Stecken beginnen, am Ende des Tages, direkt am Meer sind sogar schon Reisfelder bestellt.

In Phat Diem gibt es eine große Kathedrale. Eigentlich gibt es hier in jedem Dorf eine katholische Kirche, aber die Kathedrale in Phat Diem ist besonders, denn sie wurde im Stil eines Tempels errichtet. Auf dem Platz vor der Kirche geht es zu wie auf einem Volksfest, aber ins Gebäude kommen wir nicht hinein.

Endlich wird auch die Straße besser und schlängelt sich durch die Felder und vom Meer weht eine warme Briese herüber. Wir haben inzwischen großen Hunger, aber immer noch sind alle Läden geschlossen und wir müssen uns in Geduld üben und von den eigenen Speckröllchen zehren. Über einen kleinen Fluss staut sich der Verkehr an einer Pontonbrücke. An jeder Seite der Brücke sind zwei Vietnamesen ständig damit beschäftigt, die Fahrzeuge auf die Brücke zu lotsen und die zerfahrenen Holzbalken zur Auffahrt neu auszurichten.

Gegen 14 Uhr erreichen wir wieder die A1, die Hauptverbindungsstraße von Hanoi nach Saigon durchs ganze Land. Hier finden wir dann auch eine Nudelstube, Obst und eine Packung ungenießbarer Kekse. Der verkehr auf der Straße ist der Horror, Andreas wird Zeuge, wie ein Moped gnadenlos von einem Bus gerammt und von der Straße geschleudert wird, den beiden Fahrern schein jedoch nichts passiert zu sein, den sie stehen auf, schütteln sich den Staub aus den Kleidern und fahren weiter. Wir sind jedoch froh nach nur 13 Kilometern wieder von der Horrorstrecke herunter zu kommen. Es gibt tatsächlich Radler, die die Strecke von Hanoi nach Saigon nur auf dieser Straße fahren und dann in ihren Blogs dieses Land faktisch zerreißen.

Kurz vor unserem Ziel halten wir noch auf einen Kaffee, es handelt sich wohl bei dem Lokal auch um ein „Bumsdings“, denn die „Wirtin“ ist stark geschminkt, es donnert laute softe Popmusik aus den Boxen und in dem schmuddeligen Raum hängen große Fotos hübscher Mädchen. Ohne dass die Wirtin moniert reduzieren wir die überzogene Rechnung um ein Drittel und erreichen wenig später Sam Son und das Meer.

Die Strandavenue besteht aus mehr oder weniger herunter gekommenen Hotels, es ist natürlich jetzt kaum was los hier am Strand. Lediglich ein paar Gruppen Jugendlicher vergnügt sich beim Herumtoben und Spaziergängen. Vor einem halben Jahr dagegen war der Strand fast überlaufen.

Wir finden ein kleines Hotel, dass warme Dusche und hinreichend saubere Betten hat, fast gegenüber gibt es ein kleines Seafood-Lokal in dem wir die einzigen Gäste sind. Wir speisen fürstlich mit Garnelen, Muscheln und Tintenfisch und genießen den lauen Abend.

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