14. Tag: Samstag, der 27.11.2010

Sonnenschein und Sonnenhut

36 km von Hsipaw nach Kyaukme, hügelig mit 610 hm, sonnig bei 28 bis 30 Grad

Der Abschied von Mr. Charles Guesthouse ist herzlich wie jedes Mal, und ebenfalls wie jedes Mal das obligatorische Foto, welches ich dann beim nächsten Besuch wieder mitbringe. Zuerst radeln wir noch einmal zum Gemüsemarkt am Fluss. Hier geht es am Morgen noch reger zu und die Fisch- und Gemüseverkäufer haben alle Hände voll zu tun, um ihre Waren an den Burmesen zu bringen. In den schmalen staubigen Straßen tuckern die alten LKW voll beladen, Waren werden kistenweise auf und wieder abgeladen. Am Rande der Stadt liegt der winzige Bahnhof, der Morgenzug ist noch eine Stunde entfernt und so weiden Ziegen und Wasserbüffel ungestört auf dem Gelände.


Der Verkehr auf Burmas Straßen hat zugenommen, noch ist es nicht stressig, aber doch kommen immer öfter schwere Trucks vorbeigerattert, auf dem Weg nach China oder von dorther. Überhaupt hat sich einiges verändert, vor fünf Jahren gab es abends nur zwei Stunden Strom, um 21 Uhr wurde ausgeschaltet und dann ratterten die Generatoren auf der Straße noch eine Stunde. In den kommenden Jahren gab es dann regelmäßig Stromausfälle, aber davon haben wir in diesem Jahr noch keinen erlebt. Auch immer mehr Mopeds fahren auf den Straßen und nicht nur die feudalen Modelle, sondern auch moderne schnittige Modelle aus China. In Hsipaw gibt es seit einem Jahr ein Internetcafe, die Geschwindigkeit ist zwar grauenerregend langsam, vor allem am Abend und nur am Nachmittag gelang es mir eine vernünftige Verbindung zu bekommen, meine Seite zu aktualisieren, brauchte ich freilich gar nicht erst zu versuchen.
Auch wird immer offener über Politik geredet, die Wahlen haben Hoffnung gemacht, obwohl die Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi nicht antreten durfte. Vielleicht auch gut so, sagt unser Guide, es ist immer von der „Lady“ die Rede. Die Leute setzen große Hoffnungen in die Tochter der des großen Führers Aung San, der in den 60er Jahren das Land in die Unabhängigkeit geführt hat. Sie darf wieder auftreten, aber nicht über Politik reden, trotzdem fährt sie von Provinz zu Provinz und ruft zu Ruhe und Besonnenheit auf. Das braucht das Land, sagen die Leute, damit die Armee die neue Regierung arbeiten lässt und nicht wieder alle Reformen zurück dreht. Aufbruchstimmung im Burma, aber keine überstürzten Handlungen, eben der „Weg der Mitte“, den der Buddha schon vor 2500 Jahren aufzuzeigen versuchte.
Unsere Straße führt heute recht hügelig durch leuchtendes Gelb, wieder viele Sesamfelder und die „Deutsche Blume“, der Schlitzblättrige Sonnenhut. Der Tag heute ist sehr beschaulich, wir besichtigen noch einen Tempel an der Straße, der innen mit Spiegelmosaik belegt ist. Erst seit ein paar Jahrzehnten ist der Trend aufgekommen, alle Stupa im Lande mit Blattgold zu belegen, früher waren diese weiß und von innen eben verspiegelt.

Am Nachmittag erreichen wir die nächste Stadt, Kyaukme, auch hier brodelnder Handel, die Kolonialwarenläden meist in indischer Hand, auf den Märkten am Obst, Gemüse oder Fleisch die Burmesen. In den Seitenstraßen befinden sich kleine betriebe, Autos werden repariert, Bastmatten oder Korbwaren geflochten und es gibt auch eine Zigarrenfabrik, die die im Lande beliebten kleinen „Cheruh“. Die Nachmittagssonne ist wunderbar um die mit Tanaka bemalten Gesichter zu fotografieren und ich muss leider viele Fotos wieder aussortieren, da nicht jedes schöne oder interessante Gesicht ins Blog kommen kann.
Abends gehen wir zum Chinesen, leider ist die Auswahl nicht ganz so riesig, wie in China, aber wir bekommen zu einer tollen Suppe, Schweinfleisch und Hühnchen und Gemüse. Das eigentlich burmesische Essen sind vorgekochte Currys und auch immer dazu eine dünne Suppe, wenig scharf, aber sehr aromatisch. Da aber die meisten Burmesen zu Hause essen, ist die Auswahl an Restaurants eher bescheiden. Auch das Angebot in den Restaurants ist niemals sehr groß, das liegt aber wohl auch an den begrenzten finanziellen Möglichkeiten der Burmesen, eine Mahlzeit hier ist fast doppelt so teuer wie im benachbarten China und in mandalay oder in Yangon sieht es da wesentlich besser aus.

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