185. Tag in Hanoi/Vietnam – Sonntag, der 31.10.2010

Regentag im Regenwald

nur 68 Kilometer von Dong Phu nach Kham Duc, 834 hm bei Scheißwetter bis Mittag

Am Morgen hatte ich noch gute Laune, aber da hat es auch nicht schon wieder geregnet, aber es war immer noch alles grau in grau. Ohne Frühstück fahre ich los, ich will erst einmal noch 15 km weiter ins nächste Städtchen.

Um Dong Phu gibt es eine herrliche Reisfeldlandschaft. Überall in den Feldern liegen riesige felsen, manche wir Obelix Hinkelsteine, andere sehen aus wie die Hinterlassenschaften einer Eiszeit, aber ich glaube nicht, dass sich ein eizeitlicher Gletscher bis in diese südlichen Hemissphären verirrt hat.

Ich habe ganz vergessen zu erwähnen, dass ich mit der Überwindung des Wolkenpasses nun den Norden hinter mir gelassen habe. Und es scheint zu stimmen, dass die Leute hier im Süden freundlicher sind. Meine Frühstücksnudeln haben mir seit langem wieder einmal geschmeckt und die ältere Dame versuchte die ganze Zeit mit mir eine nette Konversation mit mir. Ich bekomme heraus, dass sie auch drei Kinder hat und eins davon in Amerika lebt und das sie auch schon mal in Amerika war, aber letzteres scheint mir eher ungewiss.

Nach dem Frühstück fängt es kräftig an zu regnen und es geht in die Berge. Ich bin sauer, weil ich versucht habe, heute Morgen den Filter meiner Kamera zu putzen, aber irgenwie wird die Oberfläche nur noch schlieriger. Die Bilder von heute wirken deswegen noch depressiver, als das Wetter machen kann.

Mit den Bergen beginnt auch mein Fuß wieder zu schmerzen und es wird ziemlich frisch. Eigentlich fahre ich gern Berge, aber hier geht es ständig hoch und runter, die Anstiege knallen dann immer gleich mit 10 Prozent hoch. Egal ob mit oder ohne Jacke schwitzt man und runterwärts ist es zu kalt, auch egal, ob mit oder ohne Jacke. nach 30 Kilometern dieser Hügelei sinkt meine Laune und auch mein Knie meldet sich wieder. Rundherum könnte die Landschaft wieder einmal grandios sein, aber manchmal kann man nicht weiter als 500 Meter sehen und dann lösen sich Baumumrisse aus dem Nebel. Einige Male fahre ich durch richtig dichten regenwald, auch wenn der Begriff heute eine völlig neue Bedeutung bekommt.

Ab und zu muss ich an die Reisegruppe meines Chefs denken, die in diesem Jahr auch fast komplett im Regen gefahren ist, aber ich habe mir das hier selbst eingebrockt, wer in der regenzeit fährt, der sollte auch mit Regen rechnen.

Auf halber Höhe geht mir die Energie aus, doch es kommt zum Glück eine kleines Restaurant, also eine Wellblechbude mit Platiktischen und Stühlen. Die gebratenen Nudeln sind lausig, aber es lässt sich danach wieder besser fahren, obwohl die Straße schlechter wird. Im Tal gibt es drei Staudammbaustellen, an denen kräftig gewerkelt wird. Und von den schweren Trucks, die mir heute auf den Sonntag wenigstens erspart bleiben, ist die Straße recht zerfahren und löcherig.

Gegen 14 Uhr erreiche ich dann endlich den Ho Chi Minh Pfad, eine gut ausgebaute Straße, so wie ich sie aus dem Norden schon kenne, das lässt für die nächsten Tage hoffen. Bis Kham Duc bleibt es noch bergig und es schüttet noch einmal richtig, deshalb beschließe ich auch, im Ort meine heutige Etappe abzubrechen. Die warme Dusche bringt mich wieder in eine gemütlichere Stimmung und nach einer Stunde Schlaf könnte ich fast schon wieder aufs Rad steigen. Leider funktioniert anfangs das Internet nicht, aber plötzlich macht es „Plopp“ und die Verbindung ist da, da kann ich den Abend wenigstens noch mit etwas Bildschirmarbeit verbringen.

Abendessen gibt es um die Ecke, glücklicherweise wieder reis und keine Nudeln und den Rest des Abends werde ich noch am Bildschirm verbringen. Die Bilder heute sind lausig, wegen meiner schlechten Stimmung und dem verschmierten Filter, aber letzteres habe ich wieder hinbekommen, so dass ich morgen hoffentlich wieder gut motiviert fotografieren kann.

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