184. Tag in Hanoi/Vietnam – Samstag, der 30.10.2010

Schlammschlacht und Buckelpiste im Nirgendwo

80 Kilometer von Hoi an über My Son nach Dong Phu, 459 hm bei leichtem Regen bis Mittag

War das eine erholsame Nacht in einem etwas weicheren Bett, als ich es inzwischen gewöhnt bin, mal wieder eine schöne Abwechslung, deshalb gehe ich den Tag auch etwas geruhsamer an. Mit einem richtig dicken Frühstück, zwei große Kaffee, Rührei und Käsesandwich. Danach gehe ich auf eine kleine Stadterkundung. Die alten Gebäude in Hoi An gehören zum Weltkulturerbe, am Anfang bin ich etwas enttäuscht, zwar gibt es einige nette Gebäude im Kolonialstil, aber schon richtig tiptop saniert und eine Boutique reiht sich an den nächsten „Handycraft“ Shop. Als Pauschaltourist kann man hier richtig gut Geld lassen. Dann komme ich zum Fluss, dort sieht es dann ganz romantisch aus und alles ist auch schön wieder zurecht gemacht, aber die Wasserflecken kommen schon wieder durch und das gibt dem ganzen ein wenig Atmosphäre. Hoi An, eine schöne Stadt zum Schlendern.

Als ich mich aufs Rad schwinge, fängt es an zu regnen, gut, dass ich gestern Abend noch gefahren bin und die 30 km im Dunkeln hinter mich gebracht habe. Langsam komme ich auch in meinen Regentrott, meditatives Fahren und es gibt nur noch die Straße und das Tröpfeln des Regens. Auch mein Knie schmerzt nicht mehr, dafür das linke Fußgelenk, typische Erscheinung, wegen der konstanten Knieentlastung, also muss ich mich noch ein oder zwei Tage im Ignorieren üben.

Gegen Mittag bin ich in My Son, wieder Weltkulturerbe, diesmal fast indische Tempelanlagen, von denen niemand weiß, woher sie eigentlich kommen. Ich versuche mich nach der weiteren Straße zu erkundigen, das erweist sich aber als schwierig und meine Zeit könnte knapp werden. Deshalb verzichte ich auf die Besichtigung bei Nieselregen und fahre nach einer dicken Reismahlzeit weiter. Die Nebenstraße ist die Hölle, es beginnt mit knöcheltiefem Schlamm und Modder, kann nur besser werden, denke ich. Wird es aber nicht, es kommt jetzt eine Art Kopfsteinpflaster aus großen runden Flusssteinen. Bergan geht es noch, aber den Berg runter ist es schlimm und es rüttelt mich ordentlich durch, so was bin ich noch nie gefahren! 12 km in zwei Stunden, gut, dass ich auf die Besichtigung verzichtet habe. Erstaunlicherweise habe ich gute Laune, auch die Aussichten könnten grandios sein, ist aber auch so nicht so schlecht, wegen der Nebelschwaden und dem mystischen hauch, der über der ganzen Szene liegt. Dann wird die Piste ein wenig besser, nur noch tiefe Pfützen und dazwischen leichter Matsch. nach 17 km erreiche ich den nächsten Ort und wieder Asphalt. Die von mir ausgesuchte Straße und „Abkürzung“ existiert nicht und wenn, dann in noch miserablerer Qualität über eine Bergkette und so weiche ich vom Plan ab. Wie war das noch mal mit der kürzesten Verbindung zwischen zwei Punkten, logisch, eine Gerade. Und was ist die längste Verbindung zwischen zwei Punkten- die Abkürzung!

Heute habe ich nur freundliche Leute getroffen, überall wird gewunken oder gelacht und die Kinder laufen mir nach. Es macht Spaß zu radeln und vielleicht ist die Mentalität der Südvietnamesen wirklich angenehmer als im pragmatischen Norden.

Auf einer kleinen Asphaltstraße geht es durch ein flaches Tal, es herrscht reger Mopedverkehr, ab und zu bekomme ich Begleitung, eine Lehrerin schwatzt mit mir und einige Jugendliche versuchen sich in Konversation. dann macht die Straße einen Knick und es geht straff den berg hoch mit 12 bis 14 %, was ich aus Vietnam gar nicht kenne und der Anstieg zieht sich in die Länge, erst nach 250 hm ist Schluss. Oben dichter Nebel, der aber auf der anderen Seite wieder aufreißt. Unten liegt dann auch schon Dong Phu, ein miserables kleines Städtchen mit absolut nix Charakteristischem. Nach einer Runde durch das eher große Dorf finde ich ein Guesthouse, die Zimmer überraschend ok, bis auf die Rattenköttel in den Ecken, aber die Dusche ist warm und die Betten fast richtig sauber, Preis: 100.000 VND, ca.3,50 €. Essen finde ich mit Mühe in der „Einkaufsstraße“, die Familie des Lokals sitze gerade beisammen und ich bekomme etwas davon ab. Viel Reis mit Fleisch und wieder nur Wasserspinat. Wie auch immer, ich werde satt und es schmeckt auch, aber was zum Teufel macht ihr Vietnamesen mit dem tollen Gemüse auf dem Markt?

Der heutige Tag wird auf keinen Fall ins Programm der Tour aufgenommen, die Holperpiste ist einfach zu mörderisch und führt ja auch nicht dahin, wo wir hin wollen. Ich hoffe im Februar finde ich dann einen besseren Weg und keine neue „Abkürzung“.

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