183. Tag in Hanoi/Vietnam – Freitag, der 29.10.2010

Wolken am Wolkenpass

148 km mit Gegenwind bei trüben 23 Grad, 832 stattliche Höhenmeter von Hue nach Hoi An.

Gegen 7 Uhr spuckt mich der Bus 10 km vor Hue aus, es ist trüb, grau und nieselt, kein Wetter um gut motiviert zu starten. Ich suche mir erst einmal einen Unterschlupf und ziehe mich radelfertig an, darüber die Regenjacke und dann geht es los nach Hue.

Der Kilometerstein zeigt 1050 km bis Ho Chi Minh Stadt, ich werde ab jetzt nur noch Saigon schreiben, denn die Vietnamesen hier sagen auch Saigon, dafür habe ich 11 Tage Zeit, also machbar, wenn auch etwas hektisch.

Hue, die alte Kaiserstadt mit ihrer Zitadelle, dem Kaiserpalast und den Gräbern der Nguyen Dynastie kenne ich schon, deshalb bleibe ich dort nur auf ein Frühstück. Danach hat es aufgehört zu regnen, aber immer mal wieder taucht eine dunkle Wolkenbank auf, aber ich komme trocken unten drunter durch. Auf der A 1, der Hauptroute die ich heute nehmen muss, erstaunlich wenig Verkehr, vielleicht ist die Strecke noch irgendwo wegen des verheerenden Hochwassers, bei dem mehrere hundert Vietnamesen ums Leben kamen, noch gesperrt. Für die Opfer haben wir in der Klasse auch gespendet, unser „Strafschwein“, in das bei Zuspätkommen, Handyklingeln etc. eingezahlt werden musste ging gesamt an die Sammlung, es hätte ansonsten auch für eine fette Fete gereicht.

Wegen des leichten Gegenwindes flutscht es auch nicht so richtig und bei dem grauen Wetter will ich auch nicht so richtig in Stimmung kommen, zumal es ohne Jacke recht frisch und mit Jacke zu warm ist. Bis Lang Co gibt es zwei kleine Hügel, die etwas Abwechslung bringen. Lang Co ist der ödeste Strand, den ich bisher im Land gesehen habe, einmal gibt es bei dem Wetter kaum Leute und niemandem am Wasser, aber auch ansonsten hat der Ort nix zu bieten, obwohl der Sand fein und gelb ist, dafür liegt jetzt in der Offseason überall Dreck herum. Hinter Lang Co liegt der Wolkenpass, meine Karte sagt 500 Höhenmeter, ein Reiseleiter einer „Radgruppe“, die gerade mit dem Bus kommt erzählt etwas von 1400 hm. Etwas geschockt studiere ich noch einmal die Karte, es kann nicht sein -Reiseleitermärchen! Glaube niemals dem, was ein Reiseleiter erzählt oder in seinem Blog schreibt!

Mit 5 bis 7 % geht es gemütlich nach oben, die Aussicht ist recht ordentlich, bei schönem Wetter grandios, hoffen wir, dass es im Februar besser ist! Für die knapp 480 Höhenmeter brauche ich eine Stunde, die Straße führt ohne Autoverkehr in schönen Serpentinen nach oben, der Verkehr der A1 wird unten durch den Tunnel geführt. Oben freue ich mich schon auf eine Rast, doch ich bin der einzige verfügbare Tourist auf dem Platz, also stürzen sich alle Händler auf mich. 1. Want to have hot Coffee? Ich bin Radfahrer und komme schwitzend an, ihr Händlernasen! 2. We have really good Coffee! Und, immer noch schwitzender Radler! 3. Need a map? Wäre ich hier, wenn ich keine hätte? 4. Buy anything for happy! Ihr seid mir schöne Buddhisten, schon mal was vom Loslösen von materiellen Werten gehört! 5. You have to pay parking fee! Muss ich nicht, denn ich bin schon wieder weg, buy nothing and feel happy, tam biet (und tschüss)!

Die 500 Höhenmeter runter sind Spaß, ebenfalls wieder mit grandiosen potentiellen Aussichten und unten liegt Danang eine größere Stadt. Ich wähle die Uferpromenade, oder das, was es mal werden soll. Ein Hotel nach dem anderen, eigentlich könnte ich ja schon Schluss machen, bin etwas zermürbt durch den Gegenwind, habe 100 km geschafft und mein Knie tut weh (Sattel zu niedrig eingestellt). Ich sehe mir zwei Hotels an, am Eingang der Hinweis auf das reiche Massageangebot, es gibt viele Masseusen, nett und luftig bekleidet, im Massieren tendenziell nicht so gut. Und da ich ja gerade sowieso bis zum Umfallen verliebt bin, steige ich sicherheitshalber wieder aufs Rad und kämpfe noch ein wenig gegen den Wind.

Dann wird es schon dunkel, mein Gott um 17 Uhr, also doch in den nächsten Hotel-Massage-Puff? Die Straße macht einen Knick und dann noch einen und nun bläst der Wind von hinten. Na das lasse ich mir nicht entgehen, links rauscht das Meer und unter mir schnurrt der Asphalt, kaum Verkehr, so rollt es sich doch viel besser, auch wenn es dunkel ist. Gegen 19 Uhr bin ich in Hoi An, die Stadt gehört zum Weltkulturerbe, wegen der historischen Architektur, aber die sehe ich mir morgen an, vorher brauche ich etwas zu essen und zwar etwas was nicht nudelig ist. Aber Hoi An ist ja ein Touristenstädtchen und so mangelt es nicht an Gastronomie. Ein vegetarisches Curry, Reis und Frühlingsrollen und ein Bier machen mich glücklich und 100 Meter weiter gibt es für 14 USD ein Hotelzimmer, das mehr als in Ordnung ist, incl. Internet. So liebe Freunde, jetzt bin ich mehr als müde und morgen liegt wieder ein langer Tag vor mir, Gute Nacht!

2 Reaktionen zu “183. Tag in Hanoi/Vietnam – Freitag, der 29.10.2010”

  1. Edith Kandorfer

    Hab am Donnerstag im NDR eine Dokumentation über VIETNAM IN EINEM ZUG und zwar von Hanoi nach Ho-Chi-Minh-Stadt gesehen ….. wunderschön, teilweile kennt man die Strecke von deinen Foto`s !!!
    Sagen dir die MORITZBURGER was …… ????? Kombination ehemalige DDR und Vietnam ….. sind als Jugendliche in der DDR ausgebildet worden, die hat man auf der Zugfahrt begleitet (treffen sich alljährlich in Hanoi) ?!?!?
    Dann, GUT TRITT ….. und schönes Wetter !
    lg Edith

  2. Ute

    Ein interessanter Bericht, dankeschön. Muss man erstmal sacken lassen. Die Seite ist generell spannend. Ich werde ihn abonnieren!

    Danke!

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