97. Tag in Hanoi- Sonntag, der 1. August 2010

Ausflug nach Ninh Binh III – Auf dem Highway zurück

Die Nacht war angenehm kühl unter der Klimaanlage, doch am nächsten Morgen ist auch um 7 Uhr schon wieder heiß und ein klarer blauer Himmel verspricht noch einmal Temperaturen knapp unter 40 Grad. Und ich will noch durch den Karst, um einen schönen Weg fürs nächste Jahr zu erkunden und das wird etwas Zeit kosten.

Ninh Binh ist nicht sehr groß und so wird es nach 200 Metern in der Nebenstraße schon interessant, viele kleine Häuser mit schönen Gärten und langsam nähert man sich den Karstkegeln. Durch die schlängelt sich dann ein kleiner Weg hindurch und das leben hier scheint mehr als idyllisch. malerische kleine Häuschen mit viel Grün und einem Teich vor der Haustür, aber natürlich gibt es keine Klimaanlage und ähnliche Dinge, die das leben leicht und angenehm machen. Hier bestimmt harte Arbeit den Alltag, auf dem Reisfeld gibt es immer etwas zu tun, Wasserspinat muss geerntet werden und die Hühner und Enten müssen versorgt werden. Die ausländischen Touristen blasen dann einmal ganz schnell auf dem geliehenen Moped vorbei und schießen von weitem Fotos von der eindrucksvollen Landschaft. dabei lohnt es sich einmal links oder rechts abzubiegen und ein paar hundert Meter den kleinen Pfaden bis zum Ende zu folgen, man hat dann mitunter noch spektakulärere Aus- und Einsichten. Mitten durch die so genannte „Trockene Ha Long Bucht“ wurde eine Straße gezimmert und die zerstört natürlich viel von dem Charme der Landschaft und hier sprießen jetzt auch Restaurants und große Parkplätze aus dem Boden. Der Hoa Lu Tempel war einstmals ein verschlafener Ort, aber hier ist jetzt ein Heer von Arbeitern und Handwerkern am Werk und es wird eine kulturhistorische Stätte mit massiver Touristenkapazität geschaffen, riesige Parkplätze für Busse, breite Zufahrtspisten und Torbögen und Gebäude im versuchten alten Stil, an Stellen, wo es in den letzten 1000 Jahren nur Reisfelder oder Tümpel mit Wasserspinat gab. Die kleinen Pfade durch verschlafene Dörfer werden also in Zukunft immer schwerer zu finden sein und die Kids werden sich ihr Taschengeld mit Bettelei und Souvenirs aufpäppeln, als mit Freunden durch die Gewässer zu waten und kleine Fische zu harpunieren oder zu elektroschocken.

So einigermaßen habe ich dann meinen Weg fürs nächste Jahr gefunden und suche mir noch einen netten kleinen Weg am Fluss entlang zur Hauptstraße. Auf der A 1 rollt dann auch der dicke Verkehr, aber die Straße ist groß und breit und so kann ich Geschwindigkeit machen und das ist auch gut so, denn die Sonne brennt schon wieder mächtig am Himmel und bei knapp 30 km/h ist der Fahrtwind dann doch recht angenehm.

Der Vorteil der Hauptpiste ist, dass ich dann auch ein Restaurant finde und etwas Reis und Huhn essen kann, dazu trinke ich unglaubliche Mengen an Eistee. ich habe Glück und ein paar Wolken ziehen auf, zwar bleibt die Hitze, aber die Sonne brennt nicht mehr so auf dem Pelz. Die A 1 wird dann sogar zur Autobahn, eigentlich hatte ich auf die Nebenroute gewollt, aber es rollt sich hier zu schön, also bleibe ich auf der Rennstrecke bis ich in die ersten Vorstädte komme.

Auch nach dem Mittag komme ich weiter gut vorwärts und mein Elan hält auch bis 20 Kilometer vor Hanoi an, dann ist der Körper wieder ausgelaugt und ich muss auf die kurze Strecke noch zwei mal Pause machen und bin heilfroh, als ich dann in meine kleine Gasse einbiege, die Klimaanlage einschalten und mich unter die kalte Dusche stellen kann. Wie viel Hitze ich heute wieder getankt habe, das merke ich erst, als ich versuche zu schlafen und trotz der Klimaanlage der Schweiß weiter und weiter tropft.

So langsam geht dann auch ein anstrengendes aber auch sehr schönes und interessantes Wochenende zu Ende. Hart war es bei der Hitze auf dem Rad, aber der Körper erholt sich schnell wieder und neben schönen Erinnerungen und ein paar Fotos bleibt erst einmal ein leichter Sonnenbrand am Nacken.

3 Reaktionen zu “97. Tag in Hanoi- Sonntag, der 1. August 2010”

  1. Edith Kandorfer

    Jetzt muss ich doch einmal fragen ….. WARUM tragen die Vietnamesen fast durchwegs das Tuch vor dem Gesicht !?!?!? Noch immer wegen der – bei uns nicht mehr präsenten Schweinegrippe – oder wegen des Staubes, oder warum ?!?!?
    Das muss bei dieser Hitze ja kaum mehr zu ertragen sein ….. okay, die sind diese feuchte Hitze ja gewöhnt !
    lg Edith

  2. tom

    White is beauty – wer dunkel ist, muss auf dem Feld arbeiten, da nehmen viele dann ein paar mehr Schweißtropfen in Kauf und natürlich vor allem die Frauen…..dazu kommt, wenn man sich nicht heftig bewegt, also gerade radelt oder Ziegelsteine schleppt, dann ist es in langer luftiger Kleidung auch nicht viel wärmer als im T-Shirt und die beduinen in Nordafrika am Rande der Sahara verpacken sich ja auch recht ordentlich, weil das vor der Sonne und damit vor der Hitze schützen soll, aber auf dem Rad hilft nur eins: Speed is what we need!

  3. Hajo und Ilse Marie

    Wir wußten ja schon immer das Du ein wenig verrückt bist! Kann etwas nachfühlen wie das bei 35°C ist, hatte die auch bei meiner Tour von Halle
    nach Berlin, aber wohl bei weitem nicht so eine Luftfeuchtigkeit. Habe am zweiten Tag mal mitgezählt was ich so getrunken habe. Es müssen etwa
    7 Liter zusammen gekommen sein. Trotzdem eine schöne Tour. Wenn Du mal hier eine Tour machen willst, der Saaleradweg ist toll.
    So schöne Bilder wie bei Dir bekommt man da nicht, man ist eher allein und in den Nestern die man durchfährt ist selten ein Mensch zu sehen. Da ist in den asiatischen Staaten schon viel mehr los. Leute einfach so zu fotografieren geht schon gar nicht. Freuen uns auf Deine nächsten Bilder und Texte. h.g. Hajo & Ilse Marie!

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