36. Tag in Hanoi

Kindertag und Konsumerziehung

Gleich nach dem Frühstück schwingen wir uns wieder aufs rad und fahren in den gleichen Park wie gestern. Hier ist das Kinderfest der holländisch-vietnamesischen Firma schon voll im Gange. Auf der Zufahrt stauen sich hunderte von Mopeds und wieder einmal zeigt sich, dass das Fahrrad nicht nur in Berlin das beste verkehrsmittel ist, sondern auch hier in Hanoi, denn wir binden unser gefährt einfach draußen an den Zaun, ohne Warten, ohne Stau und ohne Gebvühr uns stürzen uns in die Menschenmenge. Am Anfang weicht Peter keinen Zentimeter von meiner Seite, so dicht ist das Gedränge.

Neben der Show mit Tanz und Gesang gibt es jede Menge Werbestände und kleine Fläschchen mit Milch und Joghurtgetränk werden kostenlos verteilt. Und auch hier gibt es die „Haie“ und „Absahner“, die sich gleich stapelweise die Eintrittskarten haben geben lassen und nun von Stand zu Stand ziehen und mitnehmen, was mitzunehmen geht und dann zufrieden mit einer großen Einkaufstasche wieder abziehen. Dabei schmeckt das Zeug eher abschreckend, denn mit richtiger Milch hat das kaum etwas zu tun. Ordentlich mit Zucker und „Zusatznutzen“ versetzt, wie alle möglichen und umöglichen Vitamine und Mineralien suggeriert die Plärre nun Gesundheit, Kraft und Freude. Aber das kenne wir ja aus unsreren Supermärkten auch.

Ich habe gerade noch einmal den Zuckergehalt geprüft, mehr als in Cola oder Fanta, die Produkte haben ungefähr einen 35 % höheren Kaloriengehalt als diese Getränke, im Vergleich dazu bietet also Mc Donalds wirklich Gesunheitsessen an.

Die Spielstände für die Kinder sind dann auch entsprechend konsumorientiert aufgebaut, am Anfang darf Gras gebündelt und mit einer Schubkarre zu einer Pappkuh gefahren werden, für den Gewinner gibt es dann noch einen weiteren Pack Yoghurtgetränk, dann wird das Grünzeug an die Pappkuh verfüttert, natürlich auch wieder um die Wette und zum Schluss wird die Pappatrappe gemolken. Nein, da kommt dann kein süßer Yoghurt aus dem Euter, sondern Wasser, welches dann umgehend wieder in die Kuh gefüllt wird. Von einer richtigen Kuh ist weit und breit nix zu sehen und ich möchte wetten, dass die meisten Kinder aus Hanoi denken, die Milch kommt auch so wunderbar pappsüß aus der Kuh.

Dann geht es ab zum Konsumtraining. Kleine Vietnamesenkinder werden mit Einkaufskörben ausgestattet und laufen durch den kleinen „Supermarkt“ in denen es natürlich nur Regale mit den entsprechenden Milchprodukten unserer Firma gibt, gewonnen hat, wer am schnellsten am meisten eingesackt hat-wunderbares Konsumtraining zum Kindertag. Glücklicherweise ist Peter nicht zu begeistert und gegen Mittag können wir wieder nach Hause und ernähren uns milchfrei mit gebratenem Reis und Gemüse.

Am Nachmittag fahren wir noch einmal ins Institut, ich ziehe noch ein paar Kopien, dann treffen langsam auch schon meine Schüler ein und wir fahren zehn Mopeds durch die Stadt zu einem Feuertopfrestaurant. Das macht schon Spaß, so in der Gruppe durchs Gedränge zu blasen, vielleicht sollte ich mir wenigstens ab und zu ein paar PS borgen für eine kleine Spritztour in den Sonnenuntergang. Peter mag den Feuertopf, denn es gibt wieder hinreichend Seafood und er pickt sich die dicksten Garnelen aus der Suppe in der Mitte des Tisches. Es wird dann wieder einmal viel zu viel aufgefahren und am Ende können sich meine Schüler und ich kaum noch bewegen. Interessant ist, wie wenig Alkohol getrunken wird, für unseren Tisch mit 15 Personen reichen 6 Flaschen Bier und der Nachbartisch, eine große Familienfeier kommt mit einer kleine Flasche (0,5 l) Wodka aus, in China wäre da mindestens die dreifache Menge auf den Tisch gekommen. Aber bei dem Mopedverkehr ist es auch ganz beruhigend zu wissen, dass die Leute hier tendenziell eher nüchtern fahren.

Auch bei unserem Einzug ins Karaokelokal bleibt es dann alkoholfrei, es gibt Chips, Wasser und Eistee und dann wird gesungen, was das Zeug hält und ich muss sagen, nicht einmal schlecht. Alle (außer mir) schlagen sich recht wascker und zwei oder drei von meinen Leuten könnten es mühelos ins DSDS Finale schaffen oder am Grand Prix teilnehmen.

Gegen 21.30 Uhr ist dann gemeinschaftlich Schluss und Peter und ich werden noch nach Hause gefahren. Peter hatte seinen Spass, denn vor allem meine Mädels, alle zwischen 19 und 23 Jahren haben sich sofort in Peter verliebt uns sich fast um ihn gestritten und wenn ich die Bilder sehe, ist der Süße ja richtig zu beneiden.

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