5. Tag: Königliche Königsetappe

96 Kilometer von Menglun nach Mengla, drei stattliche Pässe und ein paar kleine Anstieg, 1800 Höhenmeter bei angenehmen 15 bis 28 Grad

Der Nebel hängt am Morgen so dicht, dass man nicht weiß, ob es regnet. Natürlich haben wir am Abend vergessen noch einmal einen Blick Gabis Fahrrad zu werfen, ich versuche noch einmal das Schaltwerk zu justieren, aber ohne großen Erfolg. Also tausche ich mit ihr einfach das Rad.

Noch zwei drei Kilometern geht es durch den Botanischen garten und im Dunst des Morgennebels vorbei an den schönen verschiedenen Palmen, dann sind wir wieder auf der Straße zurück. Hier geht es die ersten Kilometer durch riesige Bananenhaine, Bananenstauden soweit das Auge reicht. Die Stauden mit den Früchten werden in blaue Plastiksäcke noch am Baum eingewickelt. Das dient nicht der Verpackung, sondern als Schutz vor der Sonne, die Bananen sollen nicht reifen, sondern lange Grün bleiben und weiter wachsen. Nach einer Weile folgen dann ein paar kleine Orte mit brodelndem Morgenleben und dann macht die Straße einen Schlenker nach rechts in Richtung Berge. Auf einer kleinen Brücke machen wir noch eine kurze Rast und werfen noch zwei frische Ananas ein, dann geht es in den ersten langen Anstieg. Mehr als 500 Höhenmeter schraubt sich die Straße in mal weiteren, mal engeren Kurven nach oben. Wir haben Glück und der Nebel reist auf und es öffnet sich eine grandiose Sicht über das Tal, in dem unten noch die Wolkensuppe schwabbert. Nach etwas mehr als einer Stunde erreichen wir dann die erste Spitze, zum Glück war es noch nicht so heiß und so sehen wir ohne Panik den nächsten Gipfeln entgegen.

Erst einmal geht es gute 10 Kilometer rauschend abwärts runter ins Tal. Dort gibt es ein schönes Dai-Dorf, aber auch hier hat die Tourismusindustrie schon wieder einen Minoritätenzoo errichtet. Uns soll es recht sein, denn zuvor gab es hier kein Restaurant, aber jetzt gibt es hier drei schöne Läden in einer Reihe. Der Hauptansturm aus den Bussen ist auch schon durch und so können wir unseren Hunger recht schnell stillen und verspachteln einige große Portionen, kein Wunder nach dem mageren Frühstück und dem Anstieg.

Wohlgefüllt geht es dann glücklicherweise noch nicht wieder bergan, sondern noch ein paar Kilometer geradeaus. Dann wird die Straße noch ruhiger und es geht in den zweiten Pass, diesmal sogar etwas mehr als 500 Höhenmeter. Aber der Weg ist gut asphaltiert und es geht immer im dichten Halbdschungel nach oben, so ist es also nicht zu heiß. Auch hier erreichen wir nach einer satten Stunde Kletterei den Gipfel und langsam zeigen sich dann doch leichte Ermüdungserscheinungen.

Die Abfahrt ist mit 8 Kilometern nicht all zu lang, obwohl die Sonne schon tief steht, nehmen wir uns die Zeit für eine Runde durch ein kleines Dai-Dorf ohne touristischen Hintergrund. Hier grunzen fröhlich die Schweine aus ihren Buchten, Hunde bellen und jeder ist mit etwas beschäftigt. An einem Haus werkeln fleißig die Zimmerleute und auf der anderen Seite bündelt eine Frau Sesamstrünke zum Trocknen. Überall in den Verstrebungen der ersten Etage hängt Wäsche zum Trocknen, als ob das Dorf heute kollektiven Waschtag gehabt hätte.

Der dritte Pass ist nur ein kleiner mit gerade einmal dreihundert Höhenmetern, trotzdem bemerkt man die Höhenmeter, die wir schon in den Beinen haben. Doch der Berg ist auch nicht steil und so sind wir schneller oben, als gedacht. Noch ein kleines Päuschen und dann rollen wir die letzten 15 Kilometer abwärts, direkt bis zum Hotel und ohne einen weiteren Zwischenanstieg. Bevor es unter die Dusche geht trinken wir ein kaltes Bier auf den Durst einen langen Tages und dann folgt eine halbe Stunde dickes heißes Wasser. Leider funktioniert bei den Mädels die Dusche nicht und so müssen wir noch etwas umorganisieren, damit alle gewaschen zum Essen kommen.

Nach halb Acht ziehen wir dann zum Abendessen und dann och eine Runde über den Markt, es war lecker wie immer und auf dem Markt reges Leben. Wo am Tag Gemüse und Lebensmittel verkauft werden tobt jetzt das Nachtleben. Es gibt dutzende Grill- und Nudelstände, aus einer Karaoke-Bar dringt schauriger Lärm, man kann Autoskooter fahren und auf einer Rollschuhbahn drehen Jugendliche ihre Kreise, einige sogar sehr professionell.

Obwohl ich todmüde bin, lasse ich mir noch eine Stunde eine Massage verabreichen und es wird noch ganz interessant, denn die Masseuse ist eine Minoritätenfrau der Hani, auch eines kleinen Bergvolkes, hat noch nie einen Ausländer massiert und wir fragen uns bis Mitternacht Löcher in den Bauch, dann klappen mir einfach die Augen zu.

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