8. Tag: Beinahe Entführung am „Tigermund“

Zeitiger Transfer zu den Terrassenfeldern, Fotosession, kleiner Anstieg und 54 km rauschende Abfahrt zurück nach Yuanyang bei bis zu 30 Grad und leichten Wolken

Sehr zeitig starten wir in den Tag. Schon 6 Uhr verladen wir die Räder auf einen LKW und besteigen zwei „Brotkasten“ Minnibusse. Dann geht es in steilen Serpentinen hinauf in die Berge. Auf der Straße werden Menschen und Räder gut durchgeschüttelt und nach knapp zwei Stunden erreichen ein Bus und die Räder den Ort „Tigermund“ und die Terrassenfelder. Der zweite Bus ist nicht da, obwohl der ganz vorne gefahren ist; telefonisch ist der Fahrer auch nicht erreichbar. Wir reparieren erst wieder einmal den täglichen Plattfuß und dann kann ich endlich den anderen Fahrer erreichen, der schon 15 Kilometer weiter ist und ordere ihn wieder zurück. Entführung vereitelt und etwas später trudelt der trottelige Fahrer dann auch ein. Die sieben Leute im Bus berichten, wie sie versucht haben, dem Fahrer klar zu machen, dass irgend etwas nicht stimmt, doch der sei stur weiter gefahren und war schon wieder im nächsten Tal ganz unten. Christ war schon am überlegen, in der nächsten Kurve abzuspringen und anderen trugen sich mit dem Gedanken den Fahrer zu würgen, da dieser auch das klingelnde Telefon ignorierte.

Später als angedacht sind wir dann vollständig am Ziel, vor uns liegt ein weites, tiefes Tal mit unendlichen Reisterrassen. Die Sonne ist schon eine Weile vor uns über die Berge gekommen und saugt nun den Dunst aus dem Tal, jede Minute wird die Sicht besser und der Ausblick grandioser. Die Aussichtsplattform wurde im letzten Jahr gründlich renoviert und vergrößert, dafür trennt jetzt ein dicker Zaun die Touristen von den Yi-Straßenhändlern, die Postkarten und Selbstgestricktes verklingeln wollen. Dafür entrichtet man jetzt 30 Yuan Eintritt.

Die unteren Terrassen sind noch im Bau und Frauen in bunten Trachten schleppen schwere Kiepen mit Steinen und Baumaterial nach unten und freuen sich über verschenkte Kekse und Obst.

Nach einer halben Stunde haben wir uns hier satt gesehen und schwingen uns auf die Räder. Vor der großen Abfahrt geht es noch einmal 300 Höhenmeter nach oben, immer wieder unterbrochen von Fotostopps an Reisterrassen. Dann endlich geht es nach unten, aber auch hier tauchen an jeder Ecke Fotomotive auf uns so zieht sich der Zug der Radfahrer langsam und träge dahin.

Auf halber Höhe machen wir Rast und stürmen einen kleinen Nudelladen, dann rollt jeder für sich selbst weiter. Ich bleibe hinten, da ich Flickzeug und Werkzeug habe, aber wir kommen heute ohne weitere Pannen ins Tal. Zurück in Yuanyang versuche ich noch ein wenig Geld aufzutreiben, aber keiner der wenigen Automaten in der Stadt gibt mir etwas.

Nach einem kleinen Schäferstündchen geht es dann wieder zum Abendessen, wir versuchen das Nachbarlokal, aber nachdem dort alle Versuche scheitern, die Beleuchtung in Ordnung zu bringen, landen wir dann doch wieder im gestrigen Lokal, natürlich zur großen Freude der Inhaberin. Und es ist noch leckerer als am Vortag!

Abends versuch ich dann noch ein paar Zeilen zu schreiben, werde aber immer wieder durchs Telefon gestört und als ich dieses dann endlich ausschalte überfällt mich bleierne Müdigkeit.

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