Dreizehnter Tag: Für die einen ist es ein Fresko, für die anderen der längste Tankha der Welt

67 Kilometer von Datong über Xining bis zum Ta’er Kloster, 520 Höhenmeter bei trübem Wetter, Besichtigung des Museums für tibetische Medizin in Xining, 8 bis 10 Grad, abends Regen

Es hat die ganze Nacht durchgeregnet, aber am Morgen tröpfelt es nur ein wenig. Um morgens aus dem Bett zu kommen hilft nur eins, einen heiße Dusche und ein Kaffee und dann schnell aufs Rad, was aber mit feuchten Schuhen auch nicht sehr angenehm ist.

Datong hat noch einen Tempel zu bieten, Laoyesi, der recht beeindruckend am gleichnamigen Berg über der Stadt thront, aber bei dem trüben Wetter ist von dort keine Aussicht zu erwarten, also verlassen wir die Industriestadt schnell in Richtung Xining. An der Straße, die jetzt ziemlich stark befahren ist liegt jede Menge Industrie und ein riesiges Kohlekraftwerk macht den grauen Tag noch grauer.

Einen Ort weiter finden wir ein kleines Restaurasnt mit dampfenden Baotzekörben dafor. Auch Tghomas ist glücklich, denn es gibt von den gefüllten und gedämpften Teigtaschen auch eine vegetarische Sorte. Danach erreichen wir schnell die Stadgrenze von Xining und finden auch ohne Probleme das Tibetische Medizinmuseum. In einem Industrieviertel mit dutzenden chinesisch-tibetischer Firmen, die Medikament aus Kräutern herstellen liegt der pompöse Bau. 60 Yuan Eintritt ist ebenso pompös und am Eingang gleich der Gesundheitscheck, von allen Gästen wird die Temperatur gemessen, ob das ein Bonus des Museums ist oder Angst vor der Schweinegrippe, das bleibt offen.

Im ersten Stock findet sich eine schöne Ausstellung zu tibetischer Medizin, mit feudal anmutenden geräten und guten Illustrationen und da die Medizin von Mönchen ausgeübt wurde auch schon jede Menge Lehrtankhas, zu Kräutern und Wurzel, Krankheiten und ihren Ursachen und Behandlungsmethoden, alles recht interessant, aber noch nicht den Eintritt wert.

Doch im oberen Stockwerk befindet sich dann das Prunkstück des Museums, ein 618 Meter langer Tankha zur tibetischen Geschichte und Kultur. Wie durch ein Labyrinth wandelt man an den 2,5 Meter hohen Wandrollbild entlang. Am Anfang geht es malerisch von der Entstehung der Tibeter durch die tibetische Mysthik bis zum Einzug des Buddhismus. Sämtliche buddhistische Heilige, Wanderprediger, große tibetische Mönche sind abgebildet. Danach folgt eine reiche Sammlung an Buddhas und Boddhisatvas in diversen Reinkarnationen und auch die Dalai Lamas dürfen nicht fehlen (mit Ausnahme des derzeitigen natürlich). Hunderte von Dämonen zeugen vom schamanischen Einfluss auf den tibetischen Buddhismus. Den letzten Abschnitt bilden Mandalas und Darstellungen zum buddhistischen Weltbild. Fast zwei Stunden brauche ich für einen schnellen Rundgang am gesamten Wandbild vorbei und werde drei mal angezählt wegen verbotenen Fotografierens, obwohl ich vorsichtig nach der Lokation der Überwachungskamers ausgeschaut hatte; doch ich denke ein paar schöne Bilder sind mir gelungen. Ich bin beeindruckt von dem Kunstwerk, an dem mehrere hundert Maler mitgemalt haben. Vom ersten Entwurf bis zur ersten Ausstellung haben die Künstler 27 Jahre gebraucht und mehr als 10 Jahre reine Malzeit. Das Ergebnis ist wohl nicht mehr bezahlbar, aber leider wenig bekannt und nicht einmal durch Google zu finden.

Durch Xining fahren wir dann gerade durch, denn wir wollen noch zum größten buddhistischen Kloster hier in der Region. Dafür geht es dann 25 Kilometer aus der Stadt heraus und ein paar Hügel hinauf und dann liegt die Tempelanlage vor uns. Doch dafür wollen wir uns morgen Zeit nehmen, zumal es beginnt zu regen.

Gegenüber dem Tempel befindet sich ein Hotel in tibetischen Stil, mit nett eingerichteten Zimmern. Die Decken sind mit farbenfrohen Stoffen abgehängt und es gibt Podestbetten mit einem flachen Tischchen.

Nach 10 Minuten wird das warmne Wasser richtig heiß und im Badezimmer gibt es eine Badewanne, welch ein Luxus nach einem Tag, an dem die Kälte tief in die Knochen dringt.

Eine Reaktion zu “Dreizehnter Tag: Für die einen ist es ein Fresko, für die anderen der längste Tankha der Welt”

  1. Elvira

    Kalkar neben Mandalas, dem chinesischen Papageno, Straßenidylle, ausrangiertes Model, Waschbeckenheiliger und Hotelinterieur mit Lackkommödchen – eine sehr gelungener Mixtur zum Gugge.
    Jetzt krieg ich doch glatt noch Lust auf ne heiße Badewanne!

Einen Kommentar schreiben