73. Tag: 7. Juni 2009 „Müde durch Shandong“

104 faule Kilometer mit kleinen und mittleren Hügeln von Tai’an nach Yiyuan, 661 Höhenmeter

Wir verzichten aufs fade Hotelfrühstück und brechen wieder halb sieben auf, es ist angenehm in der morgendlichen Frische zu fahren und die Straßen sind noch recht leer. An einem Park bewundern wir die örtlichen Rentnergruppen beim Taiqi Training. Rüstige Rentner schwingen im Takt klassischer chinesischer Musik die Schwertatrappe und halten sich so recht fit. Man sieht kaum noch junge Leute bei diesen morgendlichen Übungen.

Hinter Tai’an radeln wir ein paar Kilometer durch eine Baustelle, das hat den Vorteil, dass es wenig Verkehr auf der Straße gibt. Dann geht es auf einer schönen kleinen Straße hauptsächlich durch kleine Dörfer und viele Felder. Beben dem Getreide gibt es viel Gemüse und Mais und ziemlich oft eine schöne Baumgruppe oder einen Pappelhain. Kein Wunder, dass vor hundert Jahren unsere deutschen Vorfahren fasziniert von diesem Landstrich waren, ähnelt die Landschaft doch hier mancher heimischen Gegend. Und so wimmelte es damals hier vor Missionaren, die versuchten aus guten Konfuzianern gute Christen zu machen, der Versuch misslang und die Japaner haben uns dann wieder rausgeschmissen. Geblieben sind ein paar deutsche Biersorten, eine Eisenbahnlinie von Qingdao nach Jinan und ganz selten eine kleine Kirche.

Irgendwie kommen wir heute nicht recht schnell vorwärts, Hubert hat nicht so die rechte Radellust und Barbara und ich haben Muskelkater von der gestrigen Bergbesteigung. Nicht das der Kater besser wird, ich habe das eher gegenteilige Gefühl.

Mittag machen wir auf einem kleinen Landgasthof und wir beschließen dann heute einmal eine sehr lange Mittagspause, da es hinter dem Hof einen wunderschönen Garten mit kleinen Stühlchen und schattigem Pavillon gibt, unter dem ein angenehmes Lüftchen für Kühlung sorgt. Barbara und Hubert nutzen die Zeit für ein Schläfchen, ich komme endlich dazu, ein mein Blog zu schreiben. Nachdem die größte Hitze vorbei ist, wollen wir weiter und dann sehen, wie weit wir heute noch kommen.

Gegen halb vier trinken wir dann einen weiteren Kaffee und radeln weiter, noch knappe 30 Kilometer liegen vor uns und die sind landschaftlich sehr schön. Es geht ein paar lange Hügel hoch und runter und hinter den Handtuchfeldern liegt ein Stausee, danach wird die Landschaft wieder städtischer und wir radeln in Yiyuan ein, finden ein sehr schönes drei Sterne Hotel für 25 Euro und beschließen natürlich, dort zu bleiben.

Das dortige Seafood Restaurant ist vorzüglich, auch wenn wir nur ein Gericht mit Shrimps haben, aber erstmals gibt es auch wieder Eselsfleisch und das ist immer sehr lecker. Auf unseren eher müden Radeltag trinken wir eine Flasche Weißwein zum Essen und dann nutze ich das schnelle Internet, um die heute geschriebenen Seiten online zu stellen.

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