66.Tag: 31. Mai 2009 „Bonsais und Elektrofahrräder“

Ruhetag in Yangzhou mit Besichtigung des Daming Tempels, des Schmalen Westsees und des Bonsaigartens

Früher war China wirklich das Land der Fahrräder, ich erinnere mich noch gut an meine erste Radtour vor 17 Jahren, als in manchen Städten richtige Fahrradstaus entstanden und es weder vorwärts noch rückwärts ging, eventuell war dann einmal ein Auto zwischen den schweren schwarzen Rädern verkeilt. Dann nahm die Zahl der Autos rasant zu und die der Räder langsam ab, dann explodierten die Autozahlen in China und die Fahrräder blieben, aber eben nicht mehr so viele, wie in den 80er und frühen 90er Jahren.

Heute kommen die Zweiräder zurück, Elektroräder und Elektroroller sind in, allein im letzten Jahr haben die Chinesen davon 20.000.000 gekauft und die Hälfte dieser 20 Millionen Räder scheinen hier in Yangzhou herumzufahren. Tolle Modelle gibt es vom pragmatisch einfachen Modell, über das rote sportliche oder das gelbe spritzige und das rosa kitschige, bis hin zu den schnellen Rollern und es scheint so dass diese Räder wieder anfangen die Autos zu verdrängen; leitet China hier einen neuen Welttrend und die ökologische Kehrtwende ein? Schön wäre es ja!

Wir verzichten heut wieder einmal aufs Rad und fahren mit dem Taxi zum Daming Tempel etwas außerhalb. Der Tempel wurde zu Ehren eines berühmten Mönches der Ming Dynastie gebaut, der den japanischen Buddhismus stark beeinflusste. Allerdings brauchte der Mönch sechs Anläufe, um der Einladung der japanischen Buddhisten zu folgen, immer wieder scheiterte die Reise an zu schwerer See und einmal wurde sein Schiff sogar bis nach Hainan im Süden des Landes abgetrieben. Von den alten Gemäuern ist in den Wirren der Kriege und Revolutionen nichts übrig geblieben, aber von der Pagode hat man einen schönen Blick über die Stadt und den Schmalen Westsee. Dieser schließt sich südlich an den Garten des Tempels an, mit einer riesigen und sehr schön und neu gestalteten Parkanlage an, die Gelegenheit für stundenlange Spaziergänge gibt.

Angelegt wurde der See und der alte Teil des Parkes für den Qianlong Kaiser der Qing Dynastie, dieser soll die Inspektionen im Süden des Landes immer gerne in Yangzhou unterbrochen haben, um zu angeln, die Fische hätten immer gut gebissen oder von beflissenen Dienern an den Haken gehängt worden, wird gemunkelt.

Im Park gibt es einen wunderschönen Bonsaigarten und ein Bonsaimuseum ist im entstehen und mit Barbara habe ich noch jemanden dabei, der sich für die Zwergbäume interessiert.

Danach suchen wir im Zentrum ewig nach einem netten Kaffeehaus und finden dann auch eines, dort kann man für 25 Yuan bestellen bis zum umfallen, aber nach drei Kugeln Eis und zwei Kaffee Wiener Art ist Schluss. Danach steht noch ein wenig Shopping auf dem Programm, Hubert ist auf der Suche nach der idealen Kamera und wird auch fündig, dann bleibt uns nur noch ein gutes Abendessen, um den Ruhetag zu vollenden; das finden wir dann auch in einem Jiaotze Laden und ich bin froh, dass Hubert und Barbara meine Leidenschaft für die gefüllten Teigtaschen teilen.

Ab morgen stehen uns dann einige Etappen durchs flache Land bevor, es wird weder historisch noch landschaftlich zu interessant sein, aber bis Peking ist es noch weit und wir müssen erst einmal ein paar Kilometer gewinnen, um der Hauptstadt ein wenig näher zu kommen.

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