64. Tag: 29. Mai 2009 „Über den Yangtze“

113 Kilometer von Suzhou nach Yangyin auf guten großen und kleinen Straßen, Überfahrt über den Yangtze

Eine Woche habe ich geschludert und nun soll ich diesen Tag nachschreiben, jeden Tag haben wir neue Erlebnis und Eindrücke und dann ist es richtig schwer, sich an einen Tag zu erinnern. Wenn ich dann jedoch erst einmal wieder einen Anhaltspunkt oder ein Bild habe, dann tauchen sofort wieder Detais auf und das gilt nicht nur für diesen Tag, sondern auch für die große Athen-Beijing Tour im letzten Jahr oder für die vielen Touren mit China by Bike. Ich bin oft erstaunt, wenn ich in einem Ort ankomme, dass ich mich an kleinste Details erinnere und auch ohne Probleme die Restaurants wieder finde, in denen wir bestens gegessen haben.

Morgens überlegen wir noch einmal, ob wir das große Frühstück im Hotel machen, entschließen uns dann aber, es nicht zu tun, für den fetten Brunch hier braucht man mindestens eine Stunde Zeit und danach ist man so voll, dass man nicht mehr Rad fahren kann.

Aus Suzhou heraus versuche ich eine kleine Nebenstraße zu finden, die auf meiner Karte verzeichnet ist, aber das gelingt nicht so richtig, es scheint, alle Pisten sind hier sechsspurig ausgebaut, was auch nicht wundert, denn die Ecke hier am Taihu See zwischen Wuxi und Shanghai am Kaiserkanal ist eine der wichtigsten Industriegebiet des Landes.

Irgendwann haben wir dann wenigstens für 20 Kilometer Glück und fahren übers Land, hier hört dann der schmale Weg fast ganz auf und wir fahren nur einen winzigen Pfad entlang. Der führt aber glücklicherweise zu einer Brücke und dann geht es recht schnell wieder zurück auf eine Hauptstraße.

Am späten Nachmittag nähern wir uns dann dem Yangtze Fluss und es geht durch eine Reihe moderner Städtchen, die auf den Karten aber noch als Dörfer eingezeichnet sind. Überall entstehen Fabriken und moderne Wohnsiedlungen und manchmal frage ich mich, ob es wirklich so viele Chinesen gibt, die diesen immensen Bauboom rechtfertigen. Auf der Hügelkette am Yangtze wird dann eine riesige Tempelanlage errichtet, wahrscheinlich gibt es hier wieder irgendeine Geschichte zu irgendeinem Kaiser und jetzt wird solch eine Geschichte in Beton gegossen. Angeblich soll es im Süden bei Nanjing auch einmal eine Art Große Mauer gegeben haben, viel Wissenschaftler streiten sich über das Wann und Wo und über das Ob. Doch hier zieht sich dann der Nachbau dieser Mauer einige Kilometer über die Hügelkette und verleiht der schwachen historischen Quelle eine Basis.

In Yangyin erreichen wir dann den Fluss, der ist jedoch vor lauter Industrieanlagen und Werften am Ufer kaum auszumachen. Die große Brücke ist leider eine Autobahn und so machen wir uns auf die Suche nach der Fähre, die sich 5 Kilometer weiter stromaufwärts befindet. Mit vielleicht 30 Autos und Lkw teilen wir uns den Platz und machen uns auf die 20 minütige Seereise auf die andere Seite des hier vielleicht drei Kilometer breiten Flusses. In der Flussmitte herrscht Hochbetrieb und dutzende von großen Schiffen mit Schüttgut oder Containern sind unterwegs.

Auf der anderen Seite gibt es eine kleine Siedlung und eine Straße mit einfachen Hotels, wir nehmen uns eine kleine saubere Pension und das Restaurant ist auch nicht übel und der Fisch geht problemlos von der großen Mittelgräte, Fischgenuss ohne Verdruss, ein seltenes Vergnügen in China.

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