48. Tag: 13. Mai 2009 „Huangshan-Berg der Maler und Dichter“

Tagesausflug auf den Huangshan, zu Fuß und mit touristischen Hilfsmitteln, also ohne Rad

Der Huangshan gilt als einer der schönsten Berge Chinas und ist ein daoistischer Berg, also sollte uns dort oben eine skurrile Landschaft erwarten. Wenn man in Deutschland ein Chinarestaurant besucht, dann gibt es neben den Bildern von Guilin oft auch Bilder vom Huangshan, steile Berggipfel, die aus einem Wolkenmeer herausragen und an deren Gipfel sich akrobatisch Kiefern klammern mit schirmartig ausgebreiteten Ästen. Wir sind gespannt und auf dem Weg zum Frühstück dürfen wir schon einmal einen fernen Blick auf die Granitfelsen werfen.

Die Räder haben Ruhetag und wir ziehen gegen 10 Uhr los, mit dem Taxi geht es dann noch einmal 400 Höhenmeter nach oben zum Ticketcounter. Da wir einen Ruhetag haben wollen wir natürlich auch nicht auf die Gipfel laufen, sondern nehmen die Seilbahn. Mit der „Wolkental Tempelbahn“ geht es steil nach oben und schon während der Fahrt ist die Sicht mehr als Spektakulär. Das Huang Shan Massiv besteht aus verschiedenen Graniten und die sind hier gewaltig übereinander getürmt, steile Wände und Türme, massive Blöcke und einzelne Spitzen. Oben angekommen weht ein frisches Lüftchen und wir machen uns auf den Rundweg. An jeder Ecke gibt es Aussichtspunkte mit blumenreichen Namen, gegenüber ein weiteres Felsmassiv mit nadelspitzen Granitpfeilern, aus einem Nebental quellen tief unter uns Wolken und es ist wirklich noch schöner als auf den chinesischen Landschaftsgemälden.

An den steilen Wänden haben sich Latschenkiefern festgekrallt und bizarre Stämme und Äste entwickelt und man fragt sich, wie diese Bäume sich an dem Felsen halten können. Jede Ecke bringt neue Aussichten über die raue Felslandschaft und natürlich genießen nicht nur wir drei Langnasen das Naturspektakel, sondern es herrscht reger chinesischer Fotobetrieb an den Aussichtspunkten. Wir mischen uns fröhlich unters Volk und ziehen weiter von Aussichtspunkt zu Aussichtspunkt. Recht liegt das Nordmeer, wo frühmorgens aus der dichtern Wolkendecke die Gipfel des Huangshan herausragen sollen, aber eben nur manchmal. Der Wetterbericht für morgen sagt jedenfalls schlechtes Wetter und schlechte Sicht voraus und so beschließen wir, die Gipfelrunde zu vollenden und auf der Anderen Seite des Berges wieder herunter zu fahren. Wir werden auf 8 Kilometer und gute drei Stunden orientiert, aber wir sind ja nicht so schlaff, wie viele Chinesen, die aller drei Stufen eine rat machen müssen, Omas und neureiche Kader werden in Bambussesseln den Berg hinauf getragen, aller anderen japsen mehr oder weniger nach jedem Anstieg.

Der Touristenverkehr ist hier noch reger, die Weitsichten nicht ganz so spektakulär, dafür die Gesteinformationen noch bizarrer, auf einem Berg scheint ein Buddha zu ruhen, ein anderer sieht aus wie ein Kamelrücken. Dazwischen führt der Weg auf engen Treppen durch schmale Schluchten und auf der anderen Seite noch steiler wieder hinauf. Schon nach knapsen zwei Stunden durchqueren wir ein Steintor und vor uns liegt die Seilbahnstation nach unten. Die Abfahrt führt vorbei an über Jahrmillionen glatt gehobelten Wänden und bringt uns wieder ins Tal zurück. Hier gibt es dann einen Bus und den lassen wir direkt vor dem Hotel halten. Beim Abendessen merken wir dann, dass es obgleich der Bahn und Busfahrten auch nicht nur ein Ruhetag war, das viele Treppensteigen belastet doch ganz andere Muskelgruppen als das Radfahren und so sind wir auch schön müde und eventuell wartet morgen dann ein kleiner Muskelkater auf uns.

Eine Reaktion zu “48. Tag: 13. Mai 2009 „Huangshan-Berg der Maler und Dichter“”

  1. Heiner Stobitzer

    Lieber Thomas,
    der Bericht über Euren Tagesausflug zum Huangshan hat mich besonders beeindruckt, Deine Schreibe ist fast poetisch und lässt die ganze Begeisterung spüren, die Du empfindest. Und erst die Bilder (in altbekannter
    Qualität!) … Um diesen Tag beneide ich Dich, nicht aber um die vielen Höhenmeter Eurer Tour. Aber man ist halt nicht mehr der Jüngste!
    Weiterhin alles Gute und noch viele Spaß und viele tollen Eindrücke. Liebe Grüße
    Heiner

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