17. Tag: 11. April 2009 „Berge, Brücken, Wasser“

80 Kilometer auf ordentlicher Straße, aber zunehmend schlechter werdenden Wetter und immerhin 998 Höhenmetern

Die Rückfahrt verläuft ohne Reibungsverluste, wir kommen gerade aus dem Hotel, als auch der Bus kommt und heute ist es nicht voll und es geht friedlich und Gedränge nach Longsheng zurück. Unterwegs gibt es für heute die ersten Regengüsse.

In Longsheng entfliehen wir einem solchen erst einmal und frühstücken in einem netten Kaffee. Hubert und Heino verzehren das Süßzeugs und ich habe mir ein paar Baotze von gegenüber besorgt. Ein großer Kaffee rundet alles ab.

Ohne Regen geht es aus der Stadt hinaus und wir kommen gut voran. Über den Wäldern und Dörfern an der Straße hängen dichte Nebelschwaden und geben der ganzen Landschaft einen mystischen Eindruck. Alles geheimnisvoll in den verschiedensten Grautönen, auch ein schöner Hintergrund für Horrorfilme.

Wir haben drei Mal Glück und kommen immer bei einsetzendem Regen an einem kleinen Laden vorbei. Hier sammeln sich auch die Lokals, an Arbeit denkt bei dem Wetter niemand und so stehen alle schwatzen um einen oder mehrer Tische herum, an denen Karten gespielt wird.

Mittag besichtigen bei Niselregen den riesigen Trommelturm in Sanjiang. Wir haben ein neues Gebiet erreicht, hier wird das Bild von der Dong Minderheit dominiert. Aber nicht in dem Moment, als wir hier sind, denn bei dem schlechten Wetter sind wir die einzigen Touristen am Ort.

Mittag gibt es auf der anderen Seite des Flusses in einer kleinen Garküche und während unsere Sachen gerade so trocken werden, braut sich draußen Schlimmeres zusammen.

Ein paar Minuten nach unserem Aufbruch fängt es dann auch an stark zu regnen und später zu schütten und zu gewittern, aber der Regen ist angenehm und nicht kalt, ich habe mich in meine Goretex Klamotten eingemummelt und genieße den monotonen Klang der Regentropfen. In den Reisfeldern erzeugen die schweren Tropfen große Blasen und trotz des Gewitters sind einige Bauern auf den Feldern und traben in knietiefen Matsch mit der Egge dem Ochsen hinterher. Wenn man im Reisfeld eh nass wird, kommt es wohl auf ein bisschen Wasser von oben nicht mehr an.

Die kleinen Felder im Tal werden von zahlreichen Wasserrädern bewässert, im technischen Sinne sind es eher Schöpfräder, durch und durch aus Bambus konstruiert, drehen sie unermüdlich langsame Kreise und bringen noch mehr Wasser auf die Felder.

Gegen halb fünf erreichen wir die „Wind und Regenbrücke“ in Shenyang. Diese Art Holzbrücken ist eine Spezialität der Dong-Minderheit und über 900 davon soll es im Umland geben. Die größte und schönste stünde allerdings hier in Shenyang, direkt vor uns.

Wir entwässern uns aber erst einmal in einen der kleinen Herbergen, die die Familien hier in ihren traditionellen Holzhäusern eröffnet haben. Die warme Dusche tut gut und alle Kapazitäten zum Aufhängen der nassen Sachen ausgenutzt.

Heino und ich spazieren noch ein wenig durchs Dorf, Heino fachsimpelt ein wenig über den eigenwilligen und sehr schönen Baustil der Dong und wir entgehen nur mit Mühe den Versuchen der alten Damen auf den Brücken, uns den lokalen Kitsch zu verkaufen.

Abends wird die Brücke noch einmal in Scheinwerferlicht getaucht, obgleich vielleicht nur ein Dutzend Touristen im Ort abgestiegen sind.

Zum Abendbrot gibt es eine Flasche Rotwein und auch hier ist um 9 Uhr allgemeiner Schluss, das haus wird verschlossen und die wenigen Gäste verziehen sich über die knarrenden Dielen auf ihre Zimmer.

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