11. Tag: 6. April 2009 „ Sonnenfahrt durchs Wunderland“

77 Kilometer, flach und leichte Hügel, von Yuantou durch den Kegelkarst nach Yangshuo

In meinem winzigen, fensterlosen Zimmer kann ich nicht erkennen, was wir für Wetter haben und so kleide ich mich nach unserer Prognoseregel, es wird so, wie es gestern war. Recht frisch ist es dann draußen, aber es gibt ein paar blaue, wolkenfreie Flecken am Himmel. Frühstück gibt es gleich um die Ecke, „Youtiao“ und „Doujiang“, frittierte Teigstränge und Sojamilch, das reicht dann für die ersten Kilometer, die es auf der Hauptstraße entlanggeht, aber der Verkehr ist nicht so stressig, denn es gibt ja die Autobahn, die fast parallel führt.

Wunderschön ist die Landschaft, gestern hatten wir ja einen ersten abendlichen Blick auf den Kegelkarst werfen dürfen und nun geht es mitten durch, durch diese Landschaft aus Karsttürmen, die vielleicht hundert bis zweihundert Meter hoch und mit dichtem grünen Gestrüpp bewachsen sind. In unserer Fahrtrichtung geht es nun einige Tage durch dieses Gebiet und jeder Hügel hat eine andere Form und erinnert an einen liegenden Hund, an einen stehenden Menschen, ein sich küssendes Pärchen oder an irgend etwas anderes. Dazwischen liegen Reisfelder und auch hier sind die Bauern unterwegs auf den Feldern und Wasserbüffel ziehen gemächlich mit Pflug oder Egge Rehe für Rehe über die kleinen Felder.

Wir kommen zügig voran, denn auch nachdem wir auf die etwas kleinere Straße abgebogen sind, bleibt der Asphalt gut und der Verkehr gering, dafür wird es ein wenig hügeliger. Auch werden die Ortschaften wieder größer und in den kleinen Städtchen tobt das Leben. An den Kreuzungen ist oft ein Gewühl von hunderten Menschen, Straßenhändlern, hupenden Bussen, die auch noch auf ein paar weitere Passagiere warten, ratternde Lastenmotorräder und drei bepackten Radfahrern.

Heino und Hubert lieben die kleinen Geschäfte mit einem großen Angebot an Keksen, Trockenfrüchten, Nüssen und anderem Süßkrams, ich bin aber nicht so begeistert von dem Vielen süßen Zeugs und freue mich schon auf den nächsten Ort, wo wir Mittag essen wollen.

Auf der Karte entdecke ich dann auch gleich ein Hundegericht und das probieren Heino und ich natürlich und es ist einfach lecker.

Bis Yangshuo sind es nur noch wenige Kilometer und die Karstformationen sind hier am schönsten, noch höher und noch bizarrer ragen hier die Karstkegel aus der der grünen Landschaft. Wir strampeln einen letzten kleinen Hügel hoch und rollen dann in die Stadt ein, dem Ruhetag entgegen.

An das kleine Backpackerstädtchen mit fünf kleinen Hotels und genauso vielen Touri-Restaurants erinnert heute nicht mehr viel. Wenn man in die Weststraße einbiegt, schaut man auf ein Meer von Touristen, vor allem Chinesen und hin und wieder ein paar Ausländer dazwischen. Eine Gruppe von vielleicht 20 Franzosen trottet missmutig dem Reiseleiter hinterher, der mit einem Fähnchen vorne wegläuft und ich bin wieder einmal froh, dass ich mir solchen Herdentourismus nicht antun muss. Doch die Vorzüge einer solchen Insel lassen wir nicht an uns vorbei ziehen und so setzen wir uns zuerst in ein gemütliches Kaffee und genießen das Getränk und den Blick auf die vorbei ziehende Masse.

Im Hotel gibt es dann erst einmal jede Menge Arbeit, denn ich habe jede Menge Wäsche zu waschen und auch zu schreiben.

Danach geht es auf einen Spaziergang durch das belebte Städtchen, wir bekommen einen neuen Schalthebel für Hubert, den wir morgen montieren wollen, die Tickets für die Bootfahrt können wir noch nicht kaufen, da wieder einmal unklar ist ob und wie wir die Räder an Bord bekommen.

Auf der Weststraße kann man alles kaufen, was man braucht oder auch nicht, Souvenirs jeder Art, Modeschmuck, Namensstempel, T-Shirts, auch unsere kopierten „China by Bike“ Shirts sind immer noch zu finden.

Vor dem Hotel gibt es eine lange Zeile mit Grillrestaurants und wir grillen uns kreuz und quer durch den Gemüsegarten und durchs Fleischbuffet. Rinderspieße, Fisch, Spatzen, Aubergine, Lotuswurzel, Kürbis und anderes stehen auf dem Programm und danach kann ich mich nur noch in mein Bett bewegen. Obgleich das Hotel sehr schön ist, haben wir aber nicht bedacht, dass draußen die Fressmeile ist und so ist es natürlich bis Mitternacht sehr laut, aber mich stört das heute überhaupt nicht.

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