6. Tag: 1.April 2009 „Auf Irrwegen“

Von Guangzhou nach Jinli, 94 Kilometer durchs flache Land

Es wird wohl eine Tour mit Frühaufstehern, schon um halb Acht steigen wir aufs Rad und fahren erst einmal zum Frühstück, noch einmal leckere Seafood Wontons, dann geht es eine halbe Stunde später richtig los.

Aus der Stadt heraus ist der verkehr nicht ganz so dicht, doch der Weg nach Foshan ist nicht einfach zu finden, zumal wir nicht auf der Hauptstraße entlang fahren wollen. Sobiegen wir irgendwann ab und die Straßen werden immer kleiner und die Häuser auch und es gibt Felder dazwischen und irgendwann hört der Weg ganz auf. Wir fahren ein Stück zurück und biegen wieder ab, durch eine kleine Siedlung mit winzigen Gässchen, links und rechts geht es dann wieder links, fast durchs Wohnzimmer der Leute, aber wir erreichen dann wieder die Haupststraße. Schnellen Trittes kommen wir dann nach Foshan und Fragen uns zum Ahnentempel durch, doch auch der ist eine Enttäuschung, denn auch hier wird renoviert und vom Ahnenkult der Konfuzianer ist kaum etwas zu sehen, dafür gibt es zahlreiche Hallen zur Geschichte des Kong Fu, denn Wang Fei Hong, Chinas beliebtester Kong Fu Held ist in der Stadt geboren worden.

Rund um den Ahnentempel hat man die gesamt Altstadt abgerissen, wahrscheinlich um Platz für moderne Hochhäuser zu schaffen und schon bald wird der Tempel wohl eine kleine Oase inmitten der Glasbetonbauten sein.

Nach der Besichtigung wechseln wir Huberts vorderen Bremszug, der hatte beim Transport im Flieger böse gelitten und war fast durchgerubbelt.

Hinter Foshan dann der nächste Versuch mit kleinen Straßen, auch hier stehen wir irgendwann auf der Dammkrone vor einem Ausläufer des Perlflusses, aber nur ein paar Hundert Meter weiter gibt es eine Fähre und schon sind wir auf der anderen Seite.

Hier geht es dann weiter auf der Dammkrone, aber irgendwann verläuft der Kanal dem wir folgen in die falsche Richtung, doch wir finden eine kleine Straße, die uns wieder auf Kurs bringt.

Auf der Suche nach der nächsten Abkürzung fahren wir dann eine schöne Runde durch kleine Dörfer und landen nach 15 Kilometern fast am Ausgangspunkt, auf der Schnellstraße hätten wir nur 5 km fahren müssen. Nach einigem Fragen finden wir dann die nächste Fähre und tuckern zum anderen Ufer. Inzwischen ist es halb sechs und wir merken die fast hundert Kilometer in den Beinen, außerdem ist es etwas kühl geworden und da auf der anderen Uferseite gleich das kleine schmutzige Städtchen Jinli liegt, steigen wir im ersten Hotel ab. Heute sind die Zimmer groß und einfach, aber die Dusche ist phantastisch heiß. Etwas müde schleppen wir uns zum Abendbrot, denn aufs Hotelrestaurant, ein riesiger einsamer Saal, ist nicht sehr einladend, zumal mich auf der Treppe vor dem Eingang ein mittelgroßes Nagetier neugierig ansieht und dann die Flucht ergreift.

In der Stadt finden wir dann ein sauberes Lokal und vernichten auf den langen Tag große Mengen an Milchtee und Kokosmilch. Danach haben wir kaum noch Hunger und schaffen gerade einmal ein Bier zu dritt. Fahrradfahren kann schon schön anstrengend sein, aber ein paar hundert Meter die Straße nach oben wartet schon ein hartes Bett.

Dies ist eine Eigenart in China und zwar eine sehr gute, die Betten in den Hotels haben durchgehend eine harte Matratze, oft sogar eine super harte Matratze, aber wer sich daran gewöhnt hat, kann hier besser schlafen als auf einem weichen Bettchen.

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