Montag, 4. August 2008, von Yuxian nach Qingshui, 133 Kilometer, 1297 Höhenmeter: „In die Sicherheitszone“

Nicht all zu spät starten wir, denn heute liegen noch einmal viele Kilometer vor uns und die Graphik zeigt ein wildes Höhenmeterdiagramm mit nicht weniger als fünf kräftigen Anstiegen. Gleich am Morgen ist es schon wieder warm und sonnig, so dass es ein schweißtreibender Tag zu werden scheint. Doch bevor die Kletterei beginnt, geht es noch durch die Ebene leicht bergab. Die Straße ist breit und gut asphaltiert und wir versuchen dann noch eine Abkürzung, die uns allerdings zwei Kilometer mehr und zwei Plattfüße einbringt, dann sind wir wieder auf der Hauptstraße zurück.
Der erste Anstieg ist sehr soft und flach, aber wir schrauben uns doch schon einmal 300 Höhenmeter hoch und auf der anderen Seite geht es eine gut asphaltierte Abfahrt ins Tal wieder hinunter und der zweite Pass erweist sich als genauso zahm. Inzwischen geht es auf Mittag zu und die Gegend sieht nicht nach einladender Gastlichkeit aus, es gibt neben der Hauptstraße nur kleinste Dörfer in denen es nicht einmal einen winzigen Laden gibt, geschweige denn ein Restaurant. Erst unten im Tal an der Kreuzung gibt es ein einziges Restaurant, das laut Aussage der Chefin auch Nudeln hat. Nachdem ich die Bestellung für die ganze Gruppe aufgegeben habe, läuft der Koch in einen Nebenraum und holt 25 Pakete Fangbianmian, Instantnudeln und verschwindet damit in der Küche. So hatten wir uns das Mittagessen nicht vorgestellt, aber eine Alternative dazu gibt es nicht. In der Küche gibt es zwar noch gekochten Reis, aber der reicht nicht für 30 Portionen und noch einmal welchen zu kochen, würde jetzt zu lange dauern.
Nach dem Essen geht es dann den dritten Pass hinauf, der auch noch nicht sehr steil ist, erst Nummer vier hat es in sich. Fast 500 Meter geht es nach oben und vor allem am Ende ist es so steil, dass auch ich in der kleinsten Übersetzung nach oben strampeln muss. Wer hätte es gedacht, dass hier die Pässe steiler sind als im Tienshan Gebirge. Aber nach jeder Menge Schweiß geht es dann oben in die letzte Kehre und auf der anderen Seite genauso steil wieder hinunter.

Unten warten dann schon die ersten Abfahrer, denn es geht hier erst einmal nicht weiter. Eine erste Polizeistation und Straßensperre sind eine weitere Hürde, die wir auf dem Weg nach Beijing zu nehmen haben.
Die Polizisten sind sehr nett und freundlich, schwer bewaffnet und lassen sich trotzdem auch fotografieren. Alle Pässe werden eingesammelt und fotokopiert und einige Blicke ins Gepäck geworfen. Dass ich immer noch mein großes Messer am Gürtel habe, interessiert niemanden und nach einer halben Stunde haben wir die Kontrolle hinter uns gelassen und strampeln in engen Kurven dem Pass entgegen.
Bis hierher ist auch unser Bus, der keine Genehmigung für Beijing während der Olympischen Spiele gut mitgekommen, aber für morgen erwarten wir, dass er irgendwann nicht mehr weiter darf, aber das versuchen wir noch so weit wie möglich hinauszuzögern.
Dann endlich ist der letzte Pass erreicht und oben prangt in großen Schriftzeichen: „Beijing heißt Sie herzlich willkommen!“ und wir haben die Verwaltungsgrenze von Peking erreicht. Zusätzlich zum geschafften Pass ein weiterer Grund zum Jubeln und Fotos machen, bevor wir wieder 600 Meter in engen und Schlaufen in einer wilden Fahrt ins Tal sausen. Unten liegt dann auch der kleine Ort, in dem sich die Ferienanlage befindet, wo wir heute übernachten.
Doch davor liegt noch einmal ein Checkpoint, den wir allerdings ohne aufwändige Kontrolle passieren können.
Wir teilen uns auf die kleine Bungalows auf und es ist wieder einmal wie beim Lotto, einige haben warmes Wasser und die anderen nicht. Dafür ist der Koch begabt und zaubert eines der besten Essen auf der Tour, absolute Spitze ist der Hase in einer Biersauce.

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